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Eine Extraportion Vitamine kann schaden, wenn sie aus Kapseln oder Tabletten kommt. Eine Stichprobe der Stiftung Warentest in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern, Supermärkten und beim Internethändler Amazon zeigt: Viele der 35 exemplarisch gekauften Mittel liefern laut Packungsaufdruck deutlich – zum Teil drastisch – mehr Vitamine pro Tagesdosis als für Nahrungsergänzungsmittel empfohlen. test.de sagt, welche Produkte betroffen sind – und wer überhaupt Vitaminpräparate braucht.
Vitaminpräparate sind beliebt
Sie sind lebenswichtig, keine Frage. Sie tragen das Wort Leben, lateinisch Vita, ja schon im Namen. Vitamine erfüllen im Körper die unterschiedlichsten Funktionen und sind von Natur aus in diversen Nahrungsmitteln enthalten – längst nicht nur in Obst und Gemüse, sondern auch in Vollkornprodukten, Fleisch und Fisch. Trotzdem fürchten viele Menschen, dass das Essen allein für eine gute Versorgung nicht reicht. Etwa 30 Prozent der Deutschen schlucken Vitaminpräparate und andere Nahrungsergänzungsmittel, ergab 2016 eine Umfrage der Verbraucherzentralen. In bestimmten Lebenssituationen und bei verschiedenen Krankheiten sind die Präparate hilfreich oder gar medizinisch geboten. Aber wie bei fast allem gibt es ein Zuviel des Guten. Bei mehreren der Vitamine kann eine Überdosis Nebenwirkungen haben oder krank machen.
Empfohlene Höchstmengen oft deutlich überschritten
Viele frei verkaufte Vitaminpräparate sind laut Deklaration höher dosiert, als das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt. Das zeigt ein Markt-Check der Stiftung Warentest in Apotheken, Drogerien, Reformhäusern, Supermärkten und bei Amazon. Von 35 Mitteln, die wir im Juli 2017 exemplarisch einkauften, überschreiten 26 die Empfehlungen des BfR für die maximale Tagesdosis in Nahrungsergänzungsmitteln. 10 liegen sogar drastisch darüber. Besonders hoch dosiert sind Präparate, die wir im Internet erstanden. Bei zweien etwa liefern die Kapseln mehr als das 17-Fache der BfR-Empfehlung an Vitamin E. Teils noch größere Mengen enthalten fünf Arzneien, die wir in Drogerien und Reformhäusern kauften. Für sie gelten die sicheren Höchstwerte des BfR zwar nicht, aber sie stehen im Regal ganz legal neben Nahrungsergänzungsmitteln und können leicht mit ihnen verwechselt werden. Für die Stichprobe verglich die Stiftung Warentest die angegebenen Tagesdosen auf den Packungen der Produkte mit den von BfR und Überwachungsbehörden empfohlenen Höchstmengen.
Nahrungsergänzungsmittel sind wenig kontrolliert
Der Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln ist insgesamt viel weniger reguliert als der mit Arzneimitteln, auch wenn sie sich äußerlich sehr ähneln. Zudem begrenzt bisher hierzulande kein Gesetz die Vitamindosis in Nahrungsergänzungsmitteln. Das sei dringend erforderlich, meinen die Verbraucherzentralen. Denn Vitamine gelangen nicht nur per Pille in den Körper, sondern auch übers Essen; zumal diverse Lebensmittel damit angereichert sind.
Viele Schutzwirkungen nicht bestätigt
Der Markt der Vitaminpräparate ist riesig. Nutzer versprechen sich davon Gesundheit – bis hin zum Schutz vor schweren Krankheiten wie Herzinfarkt oder Krebs. Durch Studien erhärten lassen sich viele solcher Hoffnungen, die zum Beispiel im Internet kursieren, bislang nicht. Teils zeigen Untersuchungen sogar, dass die künstliche Zufuhr wohl eher schadet als nützt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung und ärztliche Fachgesellschaften empfehlen Vitaminpräparate nur bestimmten Bevölkerungsgruppen. In manchen Fällen können Vitaminpräparate individuell nötig sein – sie sollten aber am besten nur nach ärztlicher Abklärung, nicht in Eigenregie eingenommen werden.
Das bietet der test-Artikel
Tabelle. Sie zeigt wichtige Kennzahlen für alle 35 von uns gekauften Vitaminpräparate: darunter Name, Preis, Tagesdosis laut Packungsaufschrift und die Angabe, in welchem Umfang die deklarierte Vitaminmenge pro Tagesdosis die vom BfR empfohlene Höchstmenge in Nahrungsergänzungsmitteln überschreitet.
Hintergrundwissen. Wir erklären, was Sie über den Markt der Vitaminpräparate wissen müssen und welche rechtlichen Vorgaben es für Nahrungsergänzungsmittel gibt.
Steckbriefe aller Vitamine. Wir erläutern für alle Vitamine - A, C, D, E, K sowie B-Vitamine – wie sie wirken, wofür der Körper sie benötigt, welche Lebensmittel reich an ihnen sind. Außerdem lesen Sie, wer wirklich eine Zufuhr aus Vitaminpräparaten braucht und welche Folgen eine Überdosierung haben kann.
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test? fehlanzeige!
Ich war auf der Suche nach Empfehlungen, welche Präparate empfehlenswert sind. Leider besteht der Artikel nur aus allgemeinen Aussagen, die jeder, der sich im Thema befindet, schon kennt. 50 Cent, die ich mir lieber gespart hätte.
Selbst für 50 Cent ist dieses Test-Geschwafel eine Frechheit und Geldabzocke!
Für mich ist Stiftung Warentest abgehakt! Ein richtiger Luschenverein!
@helenhiegi: Unter dem Suchbegriff „Juice Plus“ finden Sie auf unserer Internetseite einen Schnelltest aus dem Jahr 2009. Außerdem finden Sie Hinweise, speziell zu Gemüse- und Obstextrakten von Juice Plus, auf der Website der Verbraucherzentralen unter:
www.klartext-nahrungsergaenzung.de/faq/projekt-klartext-nem/gemuese-und-obstextrakte-von-juice-plus-23563
Bitte wenden Sie sich wegen Ihres individuellen Bedarfs an Vitaminen und Mineralstoffen auch direkt an Ihren betreuenden Gynäkologen. (cr/bp)
Ich hätte hier gerne etwas über Juce Plus erfahren. Da diese Pillen gerade extrem über Facebook und Insta gram vertrieben werden. Ich wurde auch angeschrieben und da ich gerade Schwanger bin, hörten sich die Versprechungen dieser Produkte sehr gut an. Ich finde aber immer widersprüchlichere Artikel über die viel zu hoch dosierten Nahrungsergänzungsmittel. Ich befürchte fast, meinen Zwillingen zu schaden.
Ich versprach mir von diesem Artikel eine Aufklärung, da Juce Plus schon seit ca. 28 Jahren vertrieben wird. Echt schade.
LG H. H.