Vitamin D stärkt die Knochen. Wer gesund ist und sich regelmäßig an der frischen Luft aufhält, um Sonnenlicht zu tanken, muss sich um einen Mangel meist keine Sorgen machen. Trotzdem schlucken viele Erwachsene Vitamin-D-Präparate, um etwa Osteoporose vorzubeugen. Eine neue Arbeit zeigt: Diese zusätzliche Dosis hat keine wesentliche positive Wirkung auf die Knochendichte.
Keine generell vorbeugende Wirkung
Die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten ist zur Vorbeugung gegen Osteoporose bei gesunden, aktiven Erwachsenen unnötig – sie hat kaum Einfluss auf die Knochendichte. Das geht aus einer Übersichtsarbeit hervor, die jetzt in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet veröffentlicht wurde. Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, die häufig ältere Menschen betrifft. Bei 7 von 100 Frauen kommt die Krankheit aber auch schon nach den Wechseljahren im Alter von etwa 55 vor. Dabei nimmt die Knochendichte rasch ab und der Aufbau des Knochens verändert sich. Dadurch erhöht sich auch das Risiko von Knochenbrüchen. Ob dieses durch präventiv genommene Präparate sinkt, geht aus der Studie nicht hervor, da die Autoren nur die Auswirkungen auf die Knochendichte untersucht haben.
Knochendichte erhöht sich nicht wesentlich
In das Ergebnis flossen die Daten von 23 Studien mit mehr als 4000 Teilnehmern ein (Durchschnittsalter: 59 Jahre). Demnach erhöht sich die Knochendichte aktiver, gesunder Erwachsener nicht wesentlich, wenn sie über mehrere Jahre täglich Vitamin D zu sich nehmen. Bei der Mehrzahl der betrachteten Studien (bei 13 von 23) wurde Vitamin D in einer Dosis von 800 IE eingenommen. Die Internationale Einheit ist eine von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte Maßeinheit, die sich an der Wirkung und nicht an der Menge eines Arzneistoffes orientiert. 800 Internationale Einheiten entsprechen 20 Mikrogramm Vitamin D, diese Menge gilt als ausreichend, um den täglichen Bedarf zu decken.
Täglich 30 Minuten Sonnenlicht
Vitamin D spielt eine zentrale Rolle beim Knochenaufbau. Gesunde müssen sich um eine ausreichende Versorgung in der Regel keine Sorgen machen, denn schon ein Spaziergang kann etwa 80 Prozent des Tagesbedarfs an Vitamin D decken. Mithilfe der UV-Strahlen des Sonnenlichts kann der Körper selbst Vitamin D bilden. So reicht es in den sonnenreichen Monaten, etwa von April bis Oktober, mindestens Gesicht und Hände täglich bis zu 30 Minuten unbedeckt dem Sonnenlicht auszusetzen. Wichtig dabei: Ein Sonnenbrand ist unbedingt zu vermeiden. Wer Zeit in der Sonne verbringt, sollte ein Sonnenschutzmittel auftragen, selbst wenn der Körper dann weniger Vitamin D bildet. Wer regelmäßig Vitamin D tankt, sorgt gleich für den Winter mit vor.* Dann zehrt der Körper von den Reserven, die in Skelettmuskulatur und Fettgewebe gespeichert sind. Auch die Ernährung wirkt sich geringfügig auf die Vitamin-D-Versorgung aus. So können Lebensmittel wie Leber, Eier oder fetter Fisch – wie etwa Lachs oder Hering – hierzu einen kleinen Teil beitragen.
Sinnvoll für über 65-Jährige, Kranke und Babys
Zusätzliche Vitamin-D-Präparate empfehlen sich für Menschen etwa ab 65, da im Alter die Fähigkeit abnimmt, selbst Vitamin D zu bilden und viele dann auch weniger aktiv sind. Auch wer sich krankheitsbedingt nur selten draußen aufhält, kann nach Rücksprache mit einem Arzt auf die künstliche Vitamin-D-Variante in Pillenform zurückgreifen. Unter diesen Voraussetzungen stuft die Stiftung Warentest Vitamin-D-Präparate als geeignet für die Vorbeugung und Behandlung von Osteoporose ein. Für Babys im ersten Lebensjahr empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin Vitamin-D-Tabletten mit 10 bis 12 Mikrogramm Vitamin D3 täglich, da Kleinkinder nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzt werden sollten.
Auch auf Kalzium-Versorgung achten
Die Hauptwirkung von Vitamin D bei der Förderung der Knochengesundheit besteht darin, die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm in den Körper zu fördern. Da Kalzium ein wesentlicher Bestandteil der Knochen ist, ist es wichtig sich mit beiden Stoffen ausreichend zu versorgen. Ärzte empfehlen mindestens 1 000 bis 1 500 Milligramm Kalzium pro Tag. Enthalten ist der Stoff etwa in Milch, Quark oder Käse. Mithilfe des Kalzium-Rechners des Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen lässt sich grob berechnen, wie viel Kalzium noch zur Tagesdosis fehlt, um anschließend mit den empfohlenen Lebensmitteln aufzustocken. Wer die halbstündige Dosis Sonnenlicht pro Tag einmal nicht erreicht oder zu der Risikogruppe für Vitamin-D-Mangel zählt, kann zu Präparaten mit mindestens 20 Mikrogramm greifen. Auf diese Weise kann jeder seinen Bedarf individuell abschätzen, sich mit Kalzium und Vitamin D ausreichend versorgen und muss keine überflüssigen Pillen schlucken.
* Passage am 20.06.2014 geändert
Tipp: Antworten auf weitere Fragen zu Vitamin D finden Sie in unseren FAQ Vitamin D.
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Kommentarliste
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@Michael Ranftelhuber: Wir sehen keinen Widerspruch in beiden Artikeln. Bezüglich der vorbeugenden Wirkung bei Osteoporose gibt es eine neue Studienlage, die wir erläutern. Dennoch sind Vitamin D-Präparate nach wie vor für ältere und kranke Menschen sowie Babys sinnvoll. (BP)
Sehr geehrte Damen und Herren der Stiftung Warentest,
am 13.01.2012 veröffentlichten Sie folgenden plakativen Beitrag:
Vitamin-D: Deutsche brauchen mehr Vitamin D
Wie kann es sein dass Sie ohne auf die vorherige gegenteilige Meinung einzugehen nun das Gegenteil schreiben? Eventuell ein Wechsel in der Redaktion?
Ich bitte um seriösere Berichterstattung. Bitte erläutern Sie welche Position Sie nun vertreten (und natürlich welche Gründe Sie dafür letztendlich haben).
Beste Grüße
Die Studie ist methodisch falsch, deshalb ist das Ergebnis auch Müll. Entscheidend ist der Spiegel im Blut: mindestens 50 ng/ml. Hat man den nicht, muß man Tabletten nehmen. 800 I. E./d sind lächerlich wenig, davon einen positiven Effekt zu erwarten ist ein Witz. Außerdem braucht man Vitamin K2, damit das Kalzium auch im Knochen landet, davon haben die meisten Leute aber auch zu wenig. Die meisten Ärzte sind mit dem Thema heillos überfordert. Daher wundert mich die Studie nicht. Auch wenn Lancet eine rennomierte Fachzeitschrift ist, muß man die Artikel kritisch prüfen, Peer Review führt vor allem dazu, daß abweichende Meinungen keine Chance haben. Außerdem braucht man für Knochenaufbau auch Belastung der Knochen, der Körper baut ab, was nicht benötigt wird.
Eine Messung vor mehreren Jahrzehnten, deren Schlussfolgerung falsch war oder ein Abgleich mit den Blutwerten von heute noch in der Sonne lebenden Menschen?
Massai haben einen durchschnittlichen 25OHD-Blutwert von um die 50 µg/l, Rettungsschwimmer in Kalifornien Blutgehalte an 25OHD von um 60 µg/l.
Wenn die Haut bei einem Sonnenbad unter blauem Himmel im Sommer bei 80 Prozent unbedeckter Haut ohne Sonnencreme während 10 bis 20 Minuten zwischen 10 000 und 20 000 I.E. Vitamin D bildet, was soll dann mit einer Aufnahme von 800 I.E. im Winter erreicht werden, nachdem die oft nicht einmal gefüllten Körperspeicher ab November leer sind? Wer kann noch als gesund gelten, wenn ihn ab Dezember grippale Infekte, Norovirus- oder Rotavirus-Erkrankungen plagen?
Warum sind MS-Schübe, Schlafapnoe, Epilepsieanfälle im Winter häufiger? Warum sind die Diagnosen dieser Gesundheitsabweichungen häufiger je weiter entfernt vom Äquator die Menschen leben?
Kommentar vom Autor gelöscht.