Viel Eiweiß, wenig Kohlenhydrate Schlecht fürs Herz

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Wer seinen Speiseplan nach dem Prinzip „viel Eiweiß, wenig Kohlenhydrate“ – bekannt als Low Carb – ausrichtet, riskiert einen Herz­infarkt oder Schlag­anfall. Ein Forscher­team hat mehr als 40 000 schwe­dische Frauen nach ihren Essgewohn­heiten befragt und ihren gesundheitlichen Zustand über 15 Jahre hinweg verfolgt. Das Ergebnis: Die Gefahr für Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen steigt an, je mehr Eiweiß und je weniger Kohlenhydrate gegessen werden. Die Befragten, die wenig Kohlenhydrate aßen, ernährten sich ausgewogener, als viele Diäten es vorsehen. Nach einigen Low-Carb-Konzepten sind weniger als 15 Prozent der täglichen Energiemenge aus Kohlenhydraten aufzunehmen. Die Deutsche Gesell­schaft für Ernährung hingegen empfiehlt mehr als 50 Prozent.

Passend zum Trend bieten Bäckereien Eiweiß­brot an. Ein Unternehmen bewarb es mit „Schlank im Schlaf“. Das Ober­landes­gericht Schleswig-Holstein hat das jetzt untersagt. Es entstehe der Eindruck, das Brot selbst mache schlank.

[Update 9. August 2012]

Die Studie des interna­tionalen Forscher­teams wurde im British Medical Journal im Juni 2012 veröffent­licht. Sie sagt nichts über konkrete Low-Carb-Diäten aus, sondern über die Risiken einer – über einen längeren Zeitraum – kohlenhydratarmen und eiweiß­reichen Ernährung. Sie beruht zwar mit über 40 000 Frauen auf einer großen Daten­basis, hat aber eine gravierende Schwäche, wie auch in den User-Kommentaren angemerkt: Die Frauen wurden nur einmal, zu Beginn der Studie 1991, zu ihrer Ernährung befragt. Offen bleibt, wie sie sich in den folgenden 15 Jahren ernährt haben. Damit bleibt auch offen, welche anderen Faktoren eventuell an der Entwick­lung von Herz-Kreis­lauf-Erkrankungen mitgewirkt haben können.

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michelvoss am 13.08.2012 um 10:40 Uhr
Diskussion der Studie im BMJ verfolgen

Sehr interessante Argumente & Gegenargumente, mit Bewertungsmöglichkeit, alles auf Englisch ( kostenlose, aber etwas holperige Online-Übersetzung: z.B. Google Übersetzer ):
Diskussion der Studie im British Medical Journal:
http://www.bmj.com/content/344/bmj.e4026?tab=responses

NicolaiWorm am 28.07.2012 um 14:03 Uhr
Miserable Forschung - prominent protegiert

Diese Meldung ist irreführend! Es wurde weder eine Low-Carb-Diät getestet noch kann diese Studie irgend eine Aussage über die Anwendung von Low-Carb-Diäten machen. Vielmehr stellt sich die Frage, warum so eine methodisch schlechte Studie veröffentlicht werden kann und warum Redaktionen sie auch noch völlig unkritisch referieren.

Man betrachte nur die Ernährungserhebung. Die Food-Frequency Methode ist chronisch unzuverlässig. Weiterhin wurde die Ernährungserhebung nur einmal in den Jahren 1991/92 durchgeführt. Dies würde bedeuten, dass damals, zum Höhepunkt der „Low-Fat Welle“, in Schweden eine erkleckliche Menge an Low-Carb Anhängerinnen lebte und dass diese Frauen diese Ernährungsweise über 16 Jahre aufrecht erhielten! Wer sich mit Diäten beschäftigt, weiß wie unwahrscheinlich das ist! Dies wäre aber die Grundvoraussetzung um die Ergebnisse der Studie ernst zu nehmen.
Übrigens: Atkins, Paleo, LOGI & Co sind nicht protein- sondern primär fettbetonte Diätformen!

mischma2000 am 26.07.2012 um 19:21 Uhr
Nachtrag

http://www.ernaehrgesund.de/html/news_lowcarbcvd.html

mischma2000 am 26.07.2012 um 18:52 Uhr
Irreführend!

Hier handelt es sich nicht um eine Studie, sondern um eine Pressemeldung. Es gibt keinerlei Quellenangaben: Wann wurde die Studie durchgeführt? An welchem Institut? Wer bildete dieses Forschungsteam? Wer hat die Befragung finanziert? Wer hat sie in Auftrag gegeben? Welche Vorerkrankungen und Lebensumstände haben/hatten diese Frauen? Wie groß war die Kontrollgruppe? War es eine Blindstudie oder Doppelblindstudie? Wie wurde die Fehlerquote minimiert? Und so weiter... Als das wird nirgends erwähnt, wahrscheinlich aus guten Grund ;-) Weil nämlich das Ergebnis gar nicht mehr so "toll" für Stifung Warentest und den DGE ausfallen würde.
Wer Interesse an Forschungsergebnissen hat, sollte tatsächlich die Studie selbst lesen, nicht was sich die Journallie über die Studie zu berichten bequemt.