
Daniel Coenen © Stiftung Warentest
Videos mit acht Millionen Bildpunkten (8 Megapixel) sollen UHD-Fernsehern eine Existenzberechtigung geben. Daniel Coenen, Videoproducer bei test.de, arbeitet seit einigen Monaten mit einer 4k-fähigen Systemkamera. Im Gespräch mit test-Redakteur Peter Knaak erklärt er, wieso er schon mit 4k arbeitet, obwohl die Wiedergabe fast immer in Full-HD-Auflösung erfolgt.
Bereits jetzt gute hochauflösende Geräte auf dem Markt
Bei Fernsehern ist der Umstieg auf Full HD mit rund zwei Millionen Pixeln noch nicht ganz abgeschlossen, da sollen wir schon mit acht Millionen Bildpunkten filmen. Zu früh?
Bei der Wiedergabe über Fernseher und Beamer sind wir tatsächlich sehr früh dran. Deshalb haben meine fertigen Videos noch immer Full HD mit rund zwei Millionen Bildpunkten. Filmen in 4k UHD klappt aber jetzt schon ganz gut. Selbst im erschwinglichen Preisrahmen bis 2 000 Euro gibt es mittlerweile einige gute, entsprechend hochauflösende Camcorder und Kameras. Aktuelle Videoschnittsoftware und Computer packen das auch.
In unserer Untersuchung erreichen Digitalkameras nicht das Niveau eines (teuren) Camcorders. Können Sie das nachvollziehen?
Digitalkameras sind vom Handling her ohne weiteres Zubehör meist nicht optimal auf unbeschwertes Videofilmen ausgerichtet. Zum Filmen in Innenräumen oder bei wenig Licht sind die mitgelieferten, lichtschwachen Zoomobjektive oft nicht besonders gut geeignet. Aber: Mit einem lichtstarken Objektiv, etwa dem 12–35/f2.8, oder einer nochmals lichtstärkeren Festbrennweite zeichnet die von mir genutzte Panasonic Lumix DMC-GH4 auch bei schlechten Lichtverhältnissen sehr ordentliche Videos auf. Die beim Filmen im Vergleich zu den meisten Videokameras unzuverlässige Autofokus-Nachführung fällt bei meiner Arbeitsweise nicht ins Gewicht: Ich stelle sowieso immer manuell scharf, um jederzeit die Kontrolle zu behalten. Und auch die etwas lahmeren Reaktionen der Kamera im 4k-Videomodus sind nicht schlimm, wenn man geplant und überlegt filmt.
Aufnahmen können nachträglich stabilisiert werden
Das klingt, als würden Sie aus der Not eine Tugend machen. Warum filmen Sie nicht einfach in Full HD?
Man kann unbeschwerter filmen und nachträglich viel mehr mit dem Material machen. Nur deshalb drehe ich in 4K-Auflösung. Ein Vorteil ist das nachträgliche Stabilisieren der Aufnahmen. Ohne Qualitätsverlust kann ich bei 4k an Bildausschnitte „heranspringen“, virtuell zoomen oder bei einer ruhigen Weitwinkel-Einstellung über einen Ausschnitt schwenken. Solche Bearbeitungen sind im Schnittprogramm eine Sache von Sekunden, verschlechterten aber bei Full HD die Auflösung sichtbar. So spart mir die 4k-Kamera manchmal das Mitschleppen eines Stativs, denn ich kann nachträglich stabilisieren und schwenken. Oft erübrigt sich auch die Mitnahme einer zweiten Kamera, da ich dann beim Schnitt an den Interviewpartner „heranspringen“ kann. Mit anderen Worten: Ich kann beim Schnitt etwas aus dem ursprünglichen Videobild herausvergrößern, ohne dass sich die Qualität verschlechtert und es pixelig wird.
Filmen in 4k, Ausgabe in Full HD, was in etwa 2k entspricht: Geht da nicht viel Qualität oder zumindest viel von der Detailfülle verloren?
Die Sicht allein auf die Pixelzahl verstellt den Blick auf das Wesentliche: 2k reicht selbst für die große Kinoleinwand aus. Selbst in Berlin ist derzeit noch längst nicht jeder Kinosaal mit einem 4K-Projektor ausgestattet. Dennoch laufen Filme auf riesigen Leinwänden und das Publikum ist glücklich. Hier gibt es in der Praxis keinen Nachteil von 2k gegenüber 4k. Gerade zuhause sitzt wohl niemand so nah vor der Mattscheibe, dass alle Details sichtbar sind. Der Abstand wird wohl eher so weit gewählt, dass das ganze Bild im zentralen Blickfeld ist. Soviel zur Detailfülle. Neben den Vorteilen beim Videoschnitt sehe ich Qualitätsvorteile. Beim Herunterskalieren von 4k auf Full-HD verschwinden Bildartefakte wie Moiré, so dass nach meiner Erfahrung ein herunterskaliertes Video fast immer deutlich besser aussieht als die Aufnahmen von reinen Full-HD-Kameras. Auch ein bei 4k sichtbares Bildrauschen relativiert sich dann.
Der Export in 4k-Auflösung dauert lange
Der Videoschnitt ist bei 4k aber schon ein Prüfstein für die Technik, oder?
Rechner mit einem Quadcore-Prozessor und ordentlich Arbeitsspeicher bewältigen 4k gut und sind längst keine Exoten mehr. Ich nutze einen etwas besseren Computer mit sechs Prozessorkernen und 16 GB Arbeitsspeicher – damit arbeitet es sich schon sehr angenehm. Habe ich in Full HD gefilmt und exportiere in Full HD, dauert der Export ins fertige Videoformat bei einem Zwei-Minuten-Video ungefähr zwei Minuten. Hat das Ausgangsmaterial acht Millionen Bildpunkte (4k), dauert der Export in Full HD weniger als drei Minuten, also kaum länger. Dieser Zeitunterschied wiegt nicht schwer. Den spüre ich erst beim Export in UHD (8 Millionen Bildpunkte). Da werkelt mein Rechner fast zehn Minuten am Export eines 2-Minuten-Videos. Ein Grund mehr für die Ausgabe in Full HD.
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@kabuman: Der neue Camcorder ist die hochwertige Bridge-Kamera oder gleich eine Systemkamera, die den Vorteil von wechselbaren Objektiven bietet. Viele Objektive haben heute einen fast geräuschlosen Autofokus, und es gibt sehr lichtstarke Festbrennweiten für schlechte Lichtverhältnisse oder zur Reduktion der Schärfentiefe. Für Micro Four Thirds und für Sony E gibt es auch eine Reihe von Objektiven mit motorisiertem Zoom.
Es erscheinen schon länger nicht mehr so viele neue Modelle, derzeit können wir keinen Test ankündigen, auch wenn der Vergleich gerade zu den "neuen Camcordern" interessant sein könnte. Grundsätzlich können wir nur die Tests des jeweils kommenden Heftes ankündigen, da wir unsere Tests vor Einmischungen der Anbieter schützen müssen. (Bu)
Sehr interessantes Interview, trotz des Alters. Allerdings sieht 4k gerendertes Material auf meinem HD-Monitor deutlich schärfer aus, als das gleiche Materal in HD Auflösung exportiert. Eine Erklärung habe ich keine dafür.
Aufgrund dieser Erkenntnis render ich in beiden Auflösungen. In HD eben nur für Handy und Tablet.
Aufgenommen mit der Sony FDR-AX100E und geschnitten mit Adobe Premiere Elements (4K Projekt (RED Cinema)). Abgespielt mit dem VLC Player auf dem PC und Android.
Frage an Stiftung Warentest: Müssen wir wegen der Markmacht der ActionCams und der filmenden DigiCams auf zukünftige Tests von Camcordern verzichten? Lieben Dank.
Schade, dass wir da missverstanden wurden. Im letzten Abschnitt schreiben wir "Der Bildausschnitt schrumpft etwas, die Qualität bleibt hoch." insofern reden wir nicht von nutzlosem Ballast. Wir empfehlen Ihnen, den Punkt 4 "Interview mit Daniel Coenen" zu lesen. (SG)
Die Beurteilung der differenzierten Testergebnisse endet auf einer Note konservativer Hochnäsigkeit, die das Potenzial dieser "Datenmasse" kurzsichtig als nutzlosen Ballast beurteilt. Dass man in das Geschehen nun mit qualitativem Informationsgewinn hineinzoomen kann, um mehr Details zu entdecken und schärfere Bildschirmfotos in ansehnlicher Größe aus Einzelbildern herausholen kann, wird leider beiseite gelassen. In fünf Jahren ist diese Technik Standard - es ergeht dem "wozu-brauchen-wir das-überhaupt-jetzt"-Totschlagargument für diese Investition, wie dem von den "sinnlosen Megapixeln" in der reinen Fototechnik, wo noch 2006 die Familienfotos in Briefmarkengröße für E-Mails an Freunde völlig ausreichten und größere Formate übertriebenen Luxus darstellten, eingerechnet der Megabytes an Speicherbedarf, worüber wir heute schmunzeln. Das heute Aufgezeichnete soll auch noch in 10 Jahren erfreuen / Potenzial (3D, etc) haben; darum zeichnen wir mit 4K schon heute das Gestern für Morgen auf.