Acht statt zwei Millionen Bildpunkte – das holt feinste Strukturen ins Bild. Schön anzusehen, aber nicht eben billig und nicht immer von Vorteil. test geht dem Mythos auf den Grund, wonach mehr Pixel immer besser sind, und beantwortet Fragen wie: Was verändert sich durch die hohe Pixelzahl beim Videoschnitt? Ist ein Camcorder oder eine entsprechend leistungsfähige Digitalkamera die bessere Wahl?
8 Millionen Bildpunkte können nicht irren
Vor Weihnachten schwillt die Flut der Prospekte an. Schlagzeilen wie „Revolutionäre Auflösung“ und „High Definiton neu definiert“ preisen Fernseher, Kameras und Camcorder an. Aufgehübscht mit den Kürzeln „4k“ und „UHD“ vermitteln sie die Botschaft: Acht Millionen Bildpunkte sind besser als die bisher üblichen zwei Millionen Bildpunkte (Pixel) bei Full HD. Hollywood-Blockbuster laufen auf großen Kinoleinwänden ebenfalls in 4k. Das soll nun auch zuhause Einzug halten.
Filme in 4k-Auflösung sind Mangelware
Was die Werbung verschweigt: Filme in 4k-Auflösung sind Mangelware. Das Fernsehprogramm passt mit seinen bestenfalls zwei Millionen Bildpunkten nur zu den üblichen Full-HD-Geräten. UHD-TV ist ferne Zukunft. Das wissen die Hersteller von UHD-Fernsehern – und raten: Filmen Sie selbst, drehen Sie Ihre Videos rattenscharf.
Selbsthilfe: Filmen in 4k
Dem Rat zur Selbsthilfe folgend, drehten wir in einem Sondertest 4k-Videos mit dem jüngsten Camcorder-Testsieger, dem Sony FDR-AX100E. Ihm zur Seite stellten wir zwei herausragende Fotoapparate. Die Systemkamera Panasonic Lumix DMC-GH4H mit wechselbarem Zoomobjektiv und die hochwertige Kompaktkamera Panasonic Lumix DMC-FZ1000 mit fest eingebautem Zoomobjektiv (Test Kameras: Besser denn je, test 12/2014). Wie gut filmen die drei exemplarisch ausgesuchten Kandidaten? Wie detailreich und gut sind die 4k-Videos? Unterm Strich ist 4k vor allem für gut betuchte Amateure interessant.
Tipp: Der Produktfinder Camcorder liefert Testergebnisse, Preise und Fotos für insgesamt 22 Camcorder – dazu Kauftipps und Infos. Der Produktfinder Digitalkameras liefert Kameras für jeden Geschmack: klein und einfach, hochwertig und edel oder ausbaufähig mit Wechselobjektiven. Die Datenbank bringt Tests, Preise, Produktfotos und Ausstattungsdetails für 416 Kameras.
4k-Videos: Die Revolution bleibt aus
Die versprochene Revolution findet nicht statt. 4k-Videos zeigen viele Bildpunkte, doch der Vorteil gegenüber Full HD ist verblüffend gering. Bei den Digitalkameras nerven zudem ein lahmer Autofokus sowie träge Reaktionen bei bewegten Motiven und Schwenks. Die Kamera braucht zum Beispiel nach einem Schwenk einen Moment, das satte Grün eines Fußballfelds in Grashalme aufzulösen. Bei Full HD reagieren sie spürbar flotter. Der Sony-Camcorder liefert sehr gute 4k-Videos, die beiden Digitalkameras sind hierbei nur knapp eine Note schlechter. Respekt. All die feinen Details zeigen UHD-Fernseher – aber nur aus nächster Nähe. Bei einem 139-Zentimeter-Modell (55 Zoll) wirkt UHD bis etwa ein Meter. Wer das ganze Bild ohne Kopfbewegung sehen will, muss den Abstand auf 160 Zentimeter vergrößern. Da reichen aber auch zwei Millionen Pixel.
Pixelreserve: Fürs Nachbearbeiten
Das hochaufgelöste Material kann Zusatzkosten verursachen, etwa für Videoschnitt. Programme importieren das Rohmaterial und arbeiten an einer Kopie mit geringer Auflösung. Dieses Verfahren heißt Proxy-Schnitt. Es beschleunigt Arbeitsschritte wie verwackelte Szenen beruhigen oder Effekte einfügen. Das klappt sogar auf einem nicht mehr ganz taufrischen Computer. Erst zum Schluss wendet das Videoschnittprogramm alle Arbeitsschritte auf das hochaufgelöste Rohmaterial an und erzeugt so den Film. Bei Full-HD-Auflösung erfordert das auf einem preiswerten Computer etwa eine Minute Rechenzeit pro Filmminute. Die UHD-Pixelmassen kosten mehr Rechenzeit, der Zeitbedarf vervielfacht sich. Wir nutzten aber einen Rechner mit 6 Prozessorkernen und 16 Gigabyte Arbeitsspeicher für 4 000 Euro. Der erzeugte 4k-Videos in gewohnter Zeit.
Klasse statt Masse
Wer das in hoher Auflösung aufgenommene Video später „nur“ in Full HD sehen will, kann verwackelte Aufnahmen prima nachträglich am Computer beruhigen. Der Bildausschnitt schrumpft etwas, die Qualität bleibt hoch. Nicht zuletzt filmen Aufnahmegeräte für 4k auch in Full HD. Dann nehmen sie nur zwei statt acht Millionen Pixel auf und liefern dennoch eine sehr hohe Videoqualität – Klasse statt Masse.
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@kabuman: Der neue Camcorder ist die hochwertige Bridge-Kamera oder gleich eine Systemkamera, die den Vorteil von wechselbaren Objektiven bietet. Viele Objektive haben heute einen fast geräuschlosen Autofokus, und es gibt sehr lichtstarke Festbrennweiten für schlechte Lichtverhältnisse oder zur Reduktion der Schärfentiefe. Für Micro Four Thirds und für Sony E gibt es auch eine Reihe von Objektiven mit motorisiertem Zoom.
Es erscheinen schon länger nicht mehr so viele neue Modelle, derzeit können wir keinen Test ankündigen, auch wenn der Vergleich gerade zu den "neuen Camcordern" interessant sein könnte. Grundsätzlich können wir nur die Tests des jeweils kommenden Heftes ankündigen, da wir unsere Tests vor Einmischungen der Anbieter schützen müssen. (Bu)
Sehr interessantes Interview, trotz des Alters. Allerdings sieht 4k gerendertes Material auf meinem HD-Monitor deutlich schärfer aus, als das gleiche Materal in HD Auflösung exportiert. Eine Erklärung habe ich keine dafür.
Aufgrund dieser Erkenntnis render ich in beiden Auflösungen. In HD eben nur für Handy und Tablet.
Aufgenommen mit der Sony FDR-AX100E und geschnitten mit Adobe Premiere Elements (4K Projekt (RED Cinema)). Abgespielt mit dem VLC Player auf dem PC und Android.
Frage an Stiftung Warentest: Müssen wir wegen der Markmacht der ActionCams und der filmenden DigiCams auf zukünftige Tests von Camcordern verzichten? Lieben Dank.
Schade, dass wir da missverstanden wurden. Im letzten Abschnitt schreiben wir "Der Bildausschnitt schrumpft etwas, die Qualität bleibt hoch." insofern reden wir nicht von nutzlosem Ballast. Wir empfehlen Ihnen, den Punkt 4 "Interview mit Daniel Coenen" zu lesen. (SG)
Die Beurteilung der differenzierten Testergebnisse endet auf einer Note konservativer Hochnäsigkeit, die das Potenzial dieser "Datenmasse" kurzsichtig als nutzlosen Ballast beurteilt. Dass man in das Geschehen nun mit qualitativem Informationsgewinn hineinzoomen kann, um mehr Details zu entdecken und schärfere Bildschirmfotos in ansehnlicher Größe aus Einzelbildern herausholen kann, wird leider beiseite gelassen. In fünf Jahren ist diese Technik Standard - es ergeht dem "wozu-brauchen-wir das-überhaupt-jetzt"-Totschlagargument für diese Investition, wie dem von den "sinnlosen Megapixeln" in der reinen Fototechnik, wo noch 2006 die Familienfotos in Briefmarkengröße für E-Mails an Freunde völlig ausreichten und größere Formate übertriebenen Luxus darstellten, eingerechnet der Megabytes an Speicherbedarf, worüber wir heute schmunzeln. Das heute Aufgezeichnete soll auch noch in 10 Jahren erfreuen / Potenzial (3D, etc) haben; darum zeichnen wir mit 4K schon heute das Gestern für Morgen auf.