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Systemkameras liefern heute auch erstklassige Videos. Ist der Camcorder jetzt überflüssig? test zeigt die Stärken und Schwächen beider Geräte.
Wer macht die besten Videos: der handliche, aufs Filmen optimierte Camcorder oder die Systemkamera mit ihrer fotografischen Raffinesse? Ihr Bildchip ist groß genug, um Schärfe und Unschärfe gezielt einzusetzen. Die Objektive sind wechselbar. Gute Systemkameras liefern Videos in hoher Auflösung, oft sogar in sendefähiger Qualität. Wir haben zwei Kameras gegen einen Camcorder antreten lassen: die Spiegelreflexkamera Sony alpha 580 mit der besten Videonote unter den Systemkameras (siehe Produktfinder Digitalkameras) und die Panasonic Lumix GH2, eine Systemkamera ohne Spiegel. Camcorder ist der Sony HDR-CX700, der aktuelle Testsieger (siehe Produktfinder Camcorder).
Szene 1: Schärfe und Unschärfe

Mit Camcorder: (links) Model und Hintergrund sind scharf. Kaum Spielraum für filmische Effekte.
Mit Systemkamera: (rechts) Model im Fokus, Hintergrund verschwimmt. Wie im Kinofilm. © mauritius images / Getty images (M)
Ein Porträt wirkt besonders stimmungsvoll, wenn der Hintergrund verschwimmt. Die Person im Vordergrund steht im Fokus. Das können die Systemkameras besser als der Camcorder. Ihr Bildchip ist größer, die Schärfe lässt sich besser dosieren. Mit dem passenden Objektiv bei offener Blende bis auf wenige Zentimeter genau. Der Camcorder zieht größere Bereiche scharf. Nicht nur die Person im Vordergrund, auch die Menschen dahinter sind scharf im Bild. Das bringt Unruhe und schwächt die Bildwirkung. Das Spiel mit Schärfe und Unschärfe ist als Kinoeffekt bekannt. Profis setzen den Effekt zur Bildgestaltung ein.
Szene 2: Zoomen
Eine Zoomfahrt zieht den Zuschauer ins Bild. Vorausgesetzt, sie läuft ruhig und das Bild bleibt scharf. Das kann der Camcorder besser. Er stabilisiert das Bild zweifach: mechanisch und elektronisch. Sein Motor zoomt gleichmäßig und ruhig. Die Brennweite ändert sich sanft, der Autofokus zieht die Schärfe nach. Bei den Systemkameras funktioniert das Zoomen nur von Hand, durch Drehen am Objektivring. Die Panasonic GH2 führt zumindest die Schärfe automatisch mit. Bei der Sony alpha 580 muss der Videofilmer von Hand nachregeln. Der Autofokus arbeitet nicht kontinuierlich. Pluspunkt für die GH2: Panasonic bietet jetzt auch zwei Motorzooms. Die Varios PZ 14–42 mm und PZ 45–175 mm sind auf Video optimiert, die Objektive der meisten anderen Systemkameras nicht. Mögliche Folge sind Störgeräusche durch Autofokus und Zoom. Der Punkt fürs Zoomen geht an den Camcorder.
Szene 3: Schwenken
Ein Schwenk bringt Bewegung und öffnet neue Perspektiven. Vorausgesetzt er läuft flüssig und die Belichtung stimmt. Hier stoßen Camcorder und Systemkameras an ihre Grenzen. Vor allem der Schwenk vom Dunklen ins Helle (oder umgekehrt) fordert die Geräte. Sie müssen die Helligkeit nachregeln: schnell und doch sanft, ohne Unterbelichtung, Überstrahlung oder Sprünge. Das macht der Camcorder am besten. Der Sony CX700 belichtet den Übergang wie von Zauberhand. Die Panasonic GH2 führt die Blende gleichmäßiger nach als die Spiegelreflexkamera von Sony. Der Panasonic GH2 hilft ihre kontinuierliche Messung direkt auf dem Bildchip.
Fazit: Camcorder für Action
Systemkameras liefern gute Videos, solange sie auf einem Stativ stehen. Ihre Stärke ist die Schärfentiefe. Die Aufnahmedauer pro Szene beträgt knapp 30 Minuten, dann muss die Aufnahme neu gestartet werden. Systemkameras bieten viele Möglichkeiten für Videokünstler und ein großes Objektivprogramm. Spiegelreflexkameras sind ideal für Videoaufnahmen mit fester Brennweite: Ihr großer Bildchip bringt viel Spielraum für Schärfe und Unschärfe. Systemkameras ohne Spiegel sind besser für bewegte Motive, sie fokussieren schneller.
Camcorder sind die Wahl für Actionfilmer, sogar für Aufnahmen aus der Hand. Ein Stativ hilft auch hier. Es bringt Ruhe, ist für lange Zoomfahrten unerlässlich.
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