
Videochat zu zweit. Die 5-jährige Zoė (rechts oben) chattet mit ihrer Uroma Ruth. Die 99-Jährige ist begeistert von den technischen Möglichkeiten – anfangs waren Videochats für sie noch „Zauberei“. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser, Screenshot: Skype (M)
Dank Skype & Co. bleiben Menschen trotz Corona in Kontakt mit Familie und Freunden. Die Stiftung Warentest hat zwölf Videochat-Programme getestet – die meisten Tools für die Videokonferenz sind kostenlos nutzbar. Im Test liegen zwei Microsoft-Produkte vorne. Schade: Fast alle Chatprogramme haben Defizite beim Datenschutz.
Testergebnisse für 12 Videochat-Programme
Liste der 12 getesteten Produkte
In Corona-Zeiten in Kontakt bleiben
Nur 28 Kilometer trennen Zoė Adams aus Berlin von ihrer Uroma Ruth, die bei Potsdam wohnt. Treffen können sich die beiden derzeit aber nicht. Um in Corona-Zeiten das Risiko einer Erkrankung von Ruth zu minimieren, muss Zoė ihr fernbleiben. Begegnen können sie sich trotzdem – mit Hilfe des Videochat-Programms Skype, das beide auf dem heimischen Computer nutzen.
Microsoft Teams im Test knapp vor Skype
Mit Skype verwenden Ruth und Zoė ein Programm, das im Test von zwölf Videochat-Tools zu den fünf guten gehört. Den Testsieg holt Microsoft Teams. Im Prüfzeitraum war es noch kostenpflichtig, inzwischen ist es in einer abgespeckten Version gratis erhältlich, allerdings nur für bestimmte Personengruppen.* Acht weitere Tools für Webmeetings gibt es ebenfalls kostenlos – Nutzer können sie also risikofrei ausprobieren und bei Bedarf wechseln. Nur die geprüften Produkte von Slack, GoToMeeting und Mikogo kosten weiterhin Geld. Slack bietet zwar eine Gratis-Variante an, diese ermöglicht aber keine Gruppen-Videochats. Die Anschaffung der kostenpflichtigen Programme aus dem Test lohnt sich kaum: Alle drei liegen in der Tabelle recht weit hinten.
*Ergänzt am 15. Mai 2020
Unser Rat
Sieger im Test von Videochat-Programmen ist Microsoft Teams. Das Programm war im Testzeitraum noch kostenpflichtig, inzwischen gibt es auch eine Gratis-Variante – diese steht allerdings nur bestimmten Personengruppen zur Verfügung.* Fast genauso gut schneidet die Gratis-Software Microsoft Skype ab. Das ebenfalls gute und kostenlose Jitsi ist das einzige der zwölf geprüften Programme, das eine vollständige Nutzung sämtlicher Funktionen ohne Registrierung ermöglicht – ein Plus in puncto Datensparsamkeit. Schade: Elf von zwölf Programmen mussten wir im Test wegen Datenschutz-Defiziten abwerten.
*Ergänzt am 15. Mai 2020
Videochat-Programme leicht zu installieren
Bei der Ersteinrichtung erreichen alle Programme die Note gut oder sehr gut. Meist läuft es so: Einfach per Suchmaschine die Anbieter-Website finden und aufrufen, die Software auf den eigenen Rechner laden, ein Nutzerkonto anlegen und dem Installations-Assistenten folgen. Der ganze Prozess ist oft nach fünf Minuten abgeschlossen. Wer die Programme auch auf dem Smartphone oder dem Tablet nutzen will, holt sich die jeweilige App aus Googles Play Store oder Apples App Store.
Bild und Ton im Chat meist sehr gut
Der Internetanschluss, über den Uroma Ruth surft, schafft rasante 62 Megabit pro Sekunde. Doch schon ab einer Datenrate von etwa 2 Megabit pro Sekunde können Nutzer Videochats oft mit sehr guter Bild- und Tonqualität genießen. Bei optimaler Verbindung stießen die Experten der Stiftung Warentest kaum auf Probleme mit Bild oder Ton. Eine der wenigen Ausnahmen war Blizz: Dem Programm gelang es nur begrenzt, Umgebungsgeräusche auszublenden – eine klappernde Tastatur oder die im Hintergrund rumpelnde Waschmaschine können also beim Chatten zum Störfaktor werden.
Bei schwacher Verbindung leidet zuerst das Bild
Bei langsameren Internetverbindungen – etwa in manchen ländlichen Gegenden oder bei akuten Störungen – ist der Ton oft noch passabel, während das Video beispielsweise ruckelt, matschig wird oder ganz abbricht.
Wer einen eher langsamen Anschluss hat, setzt am besten auf Jitsi: Dieses Programm kommt mit schwachen Verbindungen besser zurecht als die Konkurrenten. Zoom ist bei Schneckentempo hingegen die ungünstigste Wahl.
Tipps: Wenn die Verbindung hakt
Falls während eines Videochats technische Probleme auftreten, hilft es in vielen Fällen, die Kamera abzuschalten. Prüfen Sie zudem, ob die Verbindung besser wird, wenn Sie den Rechner per Lan-Kabel an den Router anschließen, statt das WLan zu nutzen. Und: Auf Seiten wie speedtest.net oder breitbandmessung.de können Sie ermitteln, wie schnell Ihre Internet-Verbindung tatsächlich ist.
In Videokonferenzen mit ganz vielen chatten

Gruppen-Videochat. Hier chatten Zoė und ihre Mutter Karen (rechts oben) gleichzeitig mit Freunden aus Australien (unten) und Zoės Papa Ryan. Er ist Baumpfleger und kann bei der Arbeit per Handy-App am Videochat teilnehmen. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser, Screenshot Skype (M)
Die Funktionsvielfalt der geprüften Webmeeting-Programme ist groß: Nutzer können zwischen Videochat, Audiochat und Textchat wählen – alle drei Varianten funktionieren sowohl zu zweit als auch in Gruppen. Bis auf Blizz erlauben alle Tools im Test mindestens zehn Teilnehmer. Während eines Video- oder Audiochats können Nutzer einzelnen oder auch allen Teilnehmern Textnachrichten schicken.
Während des Chats den Bildschirm teilen

Screensharing. Zoės Mutter Karen (rechts unten) ist Grafikerin bei der Stiftung Warentest. Wenn sie ihren Bildschirm teilt, kann sie Kollegen im Home Office zeigen, woran sie gerade arbeitet – hier ist es ein Layout-Entwurf für den Test der Videochat-Programme. © Screenshot: Teams (M)
Zu den besonders populären Funktionen der Programme zählt auch das Teilen: Damit kann Zoė ihrer Uroma zum Beispiel innerhalb des Chat-Tools Dateien schicken – etwa Selfies oder ein Lied, das sie gesungen und aufgenommen hat. Oder Zoė teilt während des Gesprächs ihren Bildschirm, um ihrer Uroma zu zeigen, was für ein Bild sie gerade am Computer malt. Zoės Mutter Karen, die als Grafikerin bei der Stiftung Warentest arbeitet, nutzt diese Screensharing-Funktion oft, um Kollegen aus dem Home Office zeigen zu können, woran sie gerade arbeitet.
Viele solcher Funktionen finden sich auch bei mobilen Messenger-Apps wie Whatsapp oder dem Facebook-Messenger. Wir haben uns im Test aber auf Software konzentriert, die in erster Linie für Videochats auf Computern gedacht ist. Apples Dienst Facetime haben wir nicht in den Test einbezogen, weil er nicht systemübergreifend verfügbar ist.
Videochat-Programme mit vielen Zusatzfunktionen
Einige Programme bieten deutlich mehr als nur Chat-Funktionen: Bei Bitrix, Slack und Teams etwa kommt Cloud-Speicherplatz hinzu. Außer Discord und Mikogo erlauben alle geprüften Tools zudem die Integration externer Kalender: Nutzer können etwa ihren Outlook- oder Google-Kalender einbinden. Bis auf Discord, Mikogo und Slack stellen auch alle Programme im Test eigene Kalender bereit.
Die Microsoft-Programme Skype und Teams leisten Hilfestellung für Menschen mit Sinneseinschränkungen: Skype kann gesprochene Sätze in Text umwandeln – äußerst praktisch für Hörgeschädigte. Teams hilft zusätzlich auch Sehgeschädigten, indem es Text in Sprache übersetzt.
Acht Videochat-Programme auch per Festnetz erreichbar*
Wenn Uroma Ruth mit Zoė reden will, kann sie natürlich auch ganz klassisch per Festnetz oder Mobilfunk anrufen. Eine Dreier-Konferenz mit Zoė und ihrer anderen Urenkelin Nele wäre auf diesem Weg aber nicht unbedingt möglich. Mit den geprüften Videochat-Tools ist das hingegen kein Problem.
Bei Blizz, Cisco, Jitsi, GotoMeeting, Mikogo, Zoom, Teams und Skype funktioniert das sogar, falls Ruth mal keinen Internetzugang hat. Dazu starten Zoė und Nele zunächst einen Chat am PC – bei den meisten Programmen kann sich die Uroma dann telefonisch einwählen, da der Chatraum über eine Telefonnummer erreichbar ist. Bei Skype hingegen würden Zoė und Nele die Uroma aus dem Videochat heraus anklingeln. Allerdings wären die beiden dabei für die Uroma nicht zu sehen. Die 99-jährige Ruth bevorzugt deshalb die Variante via PC und Internet. Sie hat sich längst an die Möglichkeiten des Online-Videochats gewöhnt, die für sie anfangs noch „Zauberei“ waren.
*Korrigiert am 13. Mai 2020
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@Gironese: Das ist eine Einstellung, die von der Version und der Laufzeitumgebung der Software abhängt. Zumindest bei der Desktop-Anwendung sollte es eigentlich gehen. Siehe zum Beispiel auch:
www.techrepublic.com/article/how-to-blur-your-background-in-a-zoom-call/
(DB)
Kommentar vom Autor gelöscht.
Sehr guter Artikel mit guten Information. Da gerade Corona so verbreitet ist, hat unsere Firma auch zum Online Meetings gewechselt. Wir nutzen bei uns das Programm citomeeting.de, da es aus Deutschland kommt.
Leider wird im Test "Jitsi" und nicht "Jitsi Meet" als Begriff verwendet - dabei ist das Programm "Jitsi" ein quelloffener Messenger, der seit 2017 keine Aktualisierung mehr erfahren hat bzw. ein Sammelbegriff (Quellen: https://github.com/jitsi/jitsi/releases/latest bzw. https://jitsi.org/user-faq ).
Richtigerweise sollte deshalb die Bezeichnung "Jitsi Meet" verwendet werden. Konferenzen über Jitsi Meet können ganz einfach im Browser oder per eigener App aufgerufen werden kann. Es ist viel einfacher und übersichtlicher als der (veraltete) Messenger "Jitsi".
(Anmerkung: Als Messenger statt dessen besser einen aktuellen und anbieterunabhängigen, freien Messenger verwenden.)
Ergänzend könnten bei künftigen Vergleichen auch noch die ebenfalls freien und quelloffenen Systeme "BigBlueButton (BBB)" und "Nextcloud Talk" mit aufgenommen werden. Für beide gibt es öffentlich nutzbare Instanzen bzw. können sogar im "Eigenhosting" selbst betrieben werden.
@bodyboard75: Mikogo ist kein Videochat-Programm. Sehen wir auch so. Oben im Inhaltsverzeichnis finden Sie unsere Darstellung des Sonderfalls Mikogo.
Auch mit Cisco, TeamViewer und Zoom können Webinare durchgeführt werden. Und bei Teams und Skype können entsprechende Funktionen ebenfalls eingebunden werden. (Bu)