
Sensibel. Viele WhatsApp-Nutzer fürchten Datenweitergabe an Facebook. © mauritius images / Alamy / Illia Uriadnikov
WhatsApp-Nutzer sollen neue Datenschutzregeln akzeptieren. Ein nach Nutzerprotesten verkündeter Aufschub gilt nur bis 15. Mai. Was die geplanten Änderungen bedeuten – und welche Alternativen es gibt.
Die neuen Regeln: aufgeschoben, nicht aufgehoben
WhatsApp hatte seine Nutzerinnen und Nutzer aufgefordert, bis Anfang Februar neuen Datenschutzregeln zuzustimmen. Nachdem Nutzer und Datenschützer das Vorhaben kritisiert hatten, verschob WhatsApp die Umsetzung der neuen Regeln auf den 15. Mai. Wer nicht zustimmt, kann den zu Facebook gehörenden Messenger dann nicht mehr nutzen. Wir haben die geplanten Änderungen geprüft und Fachleute um Einschätzung gebeten.
WhatsApp hält sich vieles offen
Die umstrittene neue Erklärung ist lang und für Laien kaum verständlich, WhatsApp räumt sich weitgehende Rechte ein. Weiterhin arbeitet WhatsApp mit Drittanbietern zusammen und behält sich vor, mit anderen Facebook-Unternehmen Informationen zu unterschiedlichen Zwecken zu teilen, um Dienste zu individualisieren und zu vermarkten.
Fließen mehr Nutzerdaten an Facebook?
Die Hamburger Datenschutzbehörde vermutet aufgrund der Formulierungen sogar weitgehendere Datentransfers als bisher: „Offenbar wird mit den geplanten Änderungen beabsichtigt, dass WhatsApp-Nutzerdaten an die Konzernmutter Facebook übermittelt werden können, auch zu Werbezwecken“, sagt Sprecher Martin Schemm. Die Stiftung Warentest sieht das ähnlich. Die Änderungen machen die Datenschutzerklärung an vielen Stellen schwammiger, etwa mit Formulierungen wie „zum Beispiel“. Zudem informiert WhatsApp nicht verständlich und abschließend über Nutzerrechte und macht die Kontaktaufnahme mühsam.
Schwierige Entscheidung für WhatsApp-Nutzer
Diese Mängel stellen viele Nutzer vor eine schwierige Entscheidung. Immerhin ist WhatsApp Marktführer bei Messenger-Diensten. Viele Nutzer haben viele Kontakte dort. Bekannte, Freunde und Familien zu alternativen Diensten zu überreden, kann mühsam sein. Viele mögen auf Informationen bei WhatsApp nicht verzichten – beispielsweise, wenn das eigene Kind in die Kita geht und die Eltern der übrigen Kinder sich in einer Gruppe bei WhatsApp austauschen. Dennoch gibt es Möglichkeiten, seine Daten besser zu schützen.
Was Nutzer tun können
In den Smartphone-Einstellungen können Nutzer WhatsApp der Zugriff auf Standort oder Adressbuch entziehen. So werden Daten künftig nicht mehr übermittelt. „Sie können zudem mehrere Messenger nutzen, damit WhatsApp nicht alle Ihre Daten bekommt“, rät Hauke Mormann von der Verbraucherzentrale NRW.
Vorteil für Apple-Nutzer
Praktisch für Apple-Nutzer: Mit der vorinstallierten und daher verbreiteten „Nachrichten“-App lassen sich nicht nur SMS empfangen und versenden, sondern auch Apples Messengerdienst „iMessage“ nutzen.
Tipp. Prüfen Sie unter Einstellungen, „Nachrichten“, ob „iMessage“ aktiviert ist. Falls nicht, tippen Sie es an. Ist „iMessage“ aktiviert, werden Nachrichten an andere Apple-Nutzer automatisch als kostenlose iMessages versandt - erkennbar an der Farbe des Schrifthintergrunds: blau statt grün wie bei SMS.
Alternativen für Android-Nutzer
Wer ein Android-Smartphone nutzt, kann auf alternative Messenger umsteigen. Das gilt auch für Apple-Nutzer, die Kontakt halten möchten zu Bekannten, Freunden und Familienmitgliedern mit Android-Smartphone.
Tipp. Weit oben in den Downloadcharts von Android und iOS stehen derzeit Signal und Threema. „Beide sind für ein technisch hohes Datenschutzniveau bekannt“, sagt Verbraucherschützer Mormann. Während sich der Schweizerische Anbieter Threema sogar ganz ohne Angabe persönlicher Daten nutzen lässt, müssen Nutzer von Signal immerhin ihre Telefonnummer preisgeben. „Signal sitzt außerdem in den USA, wo Behörden leichten Zugang zu Nutzerdaten haben“, gibt Mormann noch zu bedenken.
-
- WhatsApp, Signal, Telegram & Co sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Unser Messenger-Vergleich zeigt, welche der 16 Chat-Dienste im Test besonders sicher sind.
-
- Der Bundesgerichtshof hat das soziale Netzwerk Facebook in seine Schranken verwiesen: Es darf in Deutschland vorerst nicht weiter uneingeschränkt Nutzerdaten...
-
- WhatsApp, Instagram und Facebook Messenger sollen miteinander verknüpft werden – geht es nach Facebook-Gründer Mark Zuckerberg. Das Bundeskartellamt will die Fusion...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Kommentarliste
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
... aber SIGNAL wirbt u.s. damit, dass Edward Snowden SIGNAL täglich selber benutzt. Ich sehe darin einen Widerspruch zur Aussage von Herrn Mormann oder zur Eigenwerbung von SIGNAL.ORG, wo behauptet wird, "Weder wir noch irgendjemand sonst können deine Nachrichten lesen oder deinen Telefonaten zuhören. Vertraulichkeit ist kein optionaler Modus — sie ist ausnahmslos in alle Funktionen von Signal integriert. Für jede Nachricht, jeden Anruf, jederzeit." Wem würde Stiftung Warentest nun trauen: Herrn Mormann oder SIGNAL.ORG ?
Mit freundlichen Grüßen captain_sharky
Vielen Dank für den Artikel. Es wäre übrigens schön, wenn die Verlinkung der test-Artikel neutraler, dh auch zu anderen Diensten als fb und WhatsApp, eingestellt wäre. Für eine Bevorzugung dieser Dienste besteht kein Grund.
Viele Grüße E. Bell
Manche meiner Bekannten haben auch Schwierigkeiten von WhatApp wegzukommen, weil WhatsApp nach meinen Recherchen in Deutschland den Datenexport entfernen musste (Blackberry Patente). Alte Chats und Bilder sind einigen Menschen sehr wichtig.
Habe ich etwas übersehen?
Ist das überhaupt legal?