Bis ein Kind von seiner chronischen Verstopfung befreit ist, kann einige Zeit vergehen. eine wirksame Therapie baut auf drei Säulen. test.de erklärt die Therapie.
Erste Therapie-Säule: Angestautes ausscheiden
Häufig braucht das Kind einige Tage lang Medikamente zum Entleeren der angestauten Stuhlmassen. Verschiedene sind für Kinder geeignet. Dabei gilt: Orale Mittel zum Schlucken sind meist besser als rektale Mittel, aber bei Säuglingen noch nicht anwendbar.
- Orale Mittel zum Auflösen in Wasser. Sie werden in Flüssigkeit aufgelöst und getrunken. Im Darm angekommen, binden sie dort Wasser und machen den Stuhl auf diese Weise weicher. Für Kinder gibt es ein spezielles, allerdings rezeptpflichtiges Präparat, namens Movicol Junior, das Macrogol und Mineralstoffe enthält. Offiziell ist es erst für Kinder ab 5 Jahre zugelassen. Leitlinien empfehlen die Anwendung auch bei jüngeren, dies sollte der Arzt im Einzelfall entscheiden. Die Dosis beträgt 1 bis 1,5 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag.
- Andere orale Mittel. Rezeptfreie Präparate wie Dulcolax oder Stadalax enthalten den Wirkstoff Bisacodyl. Er reizt die Darmwand, die mit verstärkter Bewegung reagiert. Der Speisebrei wird dadurch schneller transportiert, die Reste zügiger ausgeschieden. Die Wirkung setzt nach etwa zehn Stunden ein und kann von schmerzhaften Krämpfen begleitet sein – ein Nachteil. Kinder unter zwei Jahren dürfen kein Bisocodyl bekommen. Ab diesem Alter beträgt die Dosis 5 mg pro Tag.
- Rektale Mittel. Diese rezeptfreien Mittel wirken direkt im Enddarm und dürfen auch schon bei Säuglingen zum Einsatz kommen. Sie eignen sich besonders dann, wenn eine akute Verstopfung vorliegt. Es gibt verschiedene Mittel: Zäpfchen mit dem Wirkstoff Glyzerol machen unter anderem den Stuhl gleitfähig (Präparate: Babylax, Glycilax). Zäpfchen mit Mineralien setzen langsam Kohlendioxid frei und regen so die Darmtätigkeit an (Präparate: Lecicarbon S für Säuglinge, Lecicarbon K für Kinder ab einem Körpergewicht von 10 kg). Miniklistiere, also quasi kleine Tuben, mit anderen Mineralien binden Wasser und weichen auf diese Weise verhärteten Stuhl auf (Präparat zum Beispiel Microlax).
Zweite Therapie-Säule: Stuhl weich halten
Nachdem der angestaute Stuhl entleert ist, brauchen Kinder mit chronischer Verstopfung meist weiter Medikamente in niedrigerer Dosierung, oft sogar über Monate. Die Arzneimittel können schrittweise verringert werden, wenn das Kind mindestens jeden zweiten Tag normalen Stuhlgang hat. Auch zur Erhaltungstherapie ist das bereits erwähnte rezeptpflichtige Präparat Movicol Junior die beste Wahl. Es ist aber nur eine etwa halb so hohe Dosis erforderlich wie vorher zum Entleeren der angestauten Stuhlmassen – und das Präparat zur Erhaltungstherapie ist bereits ab zwei Jahre zugelassen. Alternativ kann bei Kindern jeden Alters der Wirkstoff Lactulose zum Einsatz kommen. Dieser künstliche Zucker erhöht die Wassermange im Darm, macht also den Stuhl weicher. Das Mittel kann bei Kindern als Sirup oder Pulver gegeben werden (Präparat zum Beispiel Bifiteral), die Dosis beträgt 0,5 bis 1 ml pro Kilogramm Körpergewicht und Tag. Nachteil: Es kann Blähungen verursachen.
Dritte Therapie-Säule: Stuhlgang trainieren
Die Wirkung der Medikamente lässt sich wirkungsvoll unterstützen: durch konsequentes Toilettentraining, das gleich zu Anfang der Arzneimitteltherapie beginnt. Es beugt auch dem Wiederkehren der Verstopfung vor. Das Kind sollte sich regelmäßig nach jeder Hauptmahlzeit für etwa fünf Minuten auf die Toilette oder das Töpfchen setzen. Dieser Zeitpunkt begünstigt den Gang der Geschäfte, denn die Nahrungsaufnahme regt die Darmtätigkeit an. Zusätzlich ist natürlich auch jeder Stuhldrang Grund für den Gang zum stillen Örtchen – schnellstmöglich. Wichtig bei kleinen Kindern ein geeigneter Toilettensitz und die Möglichkeit, die Füße abzustützen. . Das erleichtert das aktive Pressen. Zudem sollten Eltern für eine möglichst entspannte Atmosphäre sorgen, ihr Kind viel loben und ihm die Darmfunktion erklären („Jeden Tag fällt bei der Verdauung Abfall an, der entleert werden muss“). Vielleicht versteht das Kind durch Erklärungen und Ausprobieren irgendwann auch, dass das Drücken höchstens vorübergehend weh tut – und dass das Zusammenkneifen der Pobacken („Dann fährt der Fahrstuhl ins Obergeschoss“) das Problem nur aufschiebt.
-
- Gerade bei Kindern ist das richtige Medikament und die optimale Dosierung wichtig. Wir sagen, welche rezeptfreien Arzneimittel helfen und welche auch schaden können.
-
- Seit März 2020 müssen Eltern, deren Kinder in Kita oder Schule kommen, nachweisen, dass diese gegen Masern geimpft sind. Infos zur Impflicht, zu Masernimpfung und Masern.
-
- Varicella-Zoster-Viren können zwei Krankheiten auslösen: Windpocken und Gürtelrose. Gegen beides gibt es Impfungen. Lesen Sie, wie die Stiftung Warentest sie einschätzt.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Der Artikel gibt für meinen Geschmack zu viele medikamentöse Ansätze an. Wichtiger ist es, auf eine insgesamt gesunde, ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse und Obst ("5 am Tag"), ausreichend Flüssigkeit und viel Bewegung zu achten. Mein Sohn hatte heute mit knapp 6 Jahren das erste Mal in seinem Leben eine leichte Verstopfung - nachdem er gestern etwas reichlich Kinderschokolade gegessen hatte. Sonst isst er SEHR wenig Süßes, vielleicht einmal die Woche ein Stück Schoko oder ein paar Gummibärchen. Heute Abend gibt es Sauerkraut!! ;o) Allen kleinen Mäusen wünsche ich gute Besserung!