
„Wir vermitteln Versicherungen. Unsere Kunden verbinden sich online und bekommen so im Schnitt 50 Prozent Rückzahlungen auf ihre Beiträge.“ So wirbt die Internetplattform Friendsurance, auf der Verbraucher Haftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutz-Versicherungen abschließen können. test.de erklärt das Konzept.
Für kleine Schäden zahlen Freunde
Die Idee von Friendsurance: Kunden schließen über die Plattform eine Versicherung ab und bilden mit Freunden, die ebenfalls über Friendsurance versichert sind, ein kleines Netzwerk. Innerhalb dieses Netzes unterstützen sie sich gegenseitig finanziell, wenn kleinere Schäden anfallen. Die Versicherungspolice nehmen die Versicherten nur in Anspruch, wenn größere Schäden auftreten. Das soll den Versicherungen Geld sparen und dafür sorgen, dass die Versicherten am Jahresende Teile ihrer Versicherungsbeiträge zurückbekommen. Ein Beispiel: Eine Haftpflichtversicherung der Interrisk kostet auf der Plattform 75 Euro. Mit 10 Freunden, die ebenfalls eine Haftpflichtversicherung über die Plattform abschließen, kostet der gleiche Tarif der Interrisk 36 Euro. Der Versicherte bekommt 39 Euro zurück, wenn niemand aus dem Freundesnetzwerk innerhalb eines Jahres die Versicherung in Anspruch nimmt.
Freunde benötigen gleichartige Versicherungen
Wer über Friendsurance eine Versicherung abschließt, zahlt zunächst den vollen Betrag, den die Police für ein Jahr kostet. Um ein Sicherheitsnetz mit Freunden bilden zu können, müssen die Freunde gleichartige Versicherungen abschließen, also ebenfalls eine Haftpflicht-, Hausrat oder eine Rechtsschutzversicherung. Es muss allerdings nicht der exakt gleiche Tarif sein. Ein einmal mit Freunden geschlossener „Beistandspakt“ für kleinere Schäden kann monatlich gekündigt werden.
Voreingestellte Suche nicht immer optimal
Wer bei Friendsurance mitmachen will, muss sich kostenlos auf www.friendsurance.de registrieren und dann mit Hilfe eines Tarifrechners einen passenden Vertrag auswählen. Die Voreinstellungen des Tarifrechners sind allerdings tückisch: Folgt man den Voreinstellungen, fehlen dem dann angebotenen Versicherungsschutz wichtige Leistungen. So ist zum Beispiel bei automatisch angebotenen Haftpflichtversicherungen das Hüten fremder Hunde und Pferde nicht versichert und der Haftpflichtschutz gilt nur europaweit – und nicht in der ganzen Welt.
Tipp: Als Friendsurance-Kunde sollten Sie genau schauen, welcher Schutz für sie wichtig ist und aktiv die richtigen Einstellungen wählen. Was eine Haftpflichtversicherung unbedingt bieten sollte, haben wir für Sie im Finanztest-Grundschutz zusammengestellt.
Tarifrechner zeigt zunächst nur begrenztes Angebot
Wer den Haken entfernt bei „Nur Tarife mit Rückzahlungs-Option anzeigen“, erkennt, dass er Tarife bei anderen Anbietern zu einem vergleichbar günstigen Preis bekommt. Er braucht dafür keine Freunde.
Der Tarifrechner von Friendsurance spuckt auf Anfrage zunächst nur eine Auswahl an Tarifen aus. Das sind Tarife, die mit der sogenannten Freund-Option zu haben sind, bei der sich Versicherte also die Risiken kleiner Schäden mit Freunden teilen können. Es sind Tarife der Gesellschaften Ammerländische Versicherung, Haftpflichtkasse Darmstadt, Bayrische Beamtenversicherung, Interrisk, Deutscher Mieterbund Rechtsschutz und KS/Auxilia Rechtsschutz. Friendsurance hat allerdings noch mehr Policen im Angebot. Sichtbar wird das erst, wenn Kunden den automatisch gesetzten Haken entfernen bei „Nur Tarife mit Rückzahlungs-Option anzeigen“. Interessant: Diese Tarife, die man nur ohne das „Freundemodell“ buchen kann, sind teilweise günstiger als die speziellen Freund-Angebote mit ihrem Freunde- und Rabattsystem.
Die „Du-kannst-nur-gewinnen-Versicherung“
Wer sich dennoch für den Abschluss einer Versicherung mit Freund-Option entscheidet, muss vor dem Absenden seines Antrages die AGB und Datenschutzbestimmungen akzeptieren. Damit verbunden ist automatisch der Abschluss der „Du-kannst-nur-gewinnen-Versicherung“. Sie kostet 2 Euro bei Hausratversicherungen und 4 Euro bei Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherungen. Diese Extra-Versicherung schützt Friendsurance-Teilnehmer vor den finanziellen Risiken des Rabattsystems. Ohne diesen Schutz könnte es passieren, dass Versicherte übers Jahr mehr für die Unterstützung der Freunde ausgeben, als sie am Ende des Jahres über den Rabatt sparen den es gibt, wenn man die Versicherung nicht in Anspruch nimmt. Mit der obligatorischen Extraversicherung wird sichergestellt, dass Kunden höchstens den ursprünglichen Versicherungsbeitrag zahlen müssen.
Absicherung unter Freunden
Ein Sicherheitsnetz kann je nach Versicherung aus maximal 5, 10 oder 16 Freunden bestehen. Bei Abschluss eines Vertrags verpflichtet sich jeder Friendsurance-Teilnehmer, seine Freunde im Schadensfall finanziell zu unterstützen. In Haftpflichtnetzen müssen sich die Freunde mit einem Betrag von maximal 30 Euro an den Kleinschäden der anderen beteiligen. In Hausrat- und Rechtsschutznetzen müssen sie pro Schadensfall bis zu 50 Euro beisteuern. Ein Beispiel: Ein Friendsurance-Teilnehmer bildet ein Hausrat-Sicherheitsnetz mit 16 Freunden. Bei ihm wird eingebrochen und Fernseher, Laptop und DVD-Player werden gestohlen. Der Schaden beläuft sich auf 700 Euro. Der Versicherte meldet den Schaden Friendsurance. Friendsurance nimmt dann – ohne zu prüfen, ob alles der Wahrheit entspricht – jeweils 43,75 Euro von der erwarteten Beitragsrückzahlung jedes einzelnen Freundes und leitet das Geld an den Geschädigten weiter. Je nach Anzahl der Freunde ergibt sich innerhalb eines Sicherheitsnetzes ein Absicherungsbetrag, der zwischen 30 und 800 Euro liegt. Erst wenn ein Schaden diesen – je nach Freundesnetz individuellen – Betrag übersteigt, springt die Versicherung des Geschädigten ein.
Schwachpunkte im Kleingedruckten
Im Kleingedruckten von Friendsurance hat test.de Schwachstellen entdeckt: So war zum Beispiel nicht ausdrücklich festgelegt, dass die finanzielle Unterstützung innerhalb eines Sicherheitsnetzes tatsächlich Pflicht ist. Für einen Geschädigten mit zahlungsfaulen Freunden hätte das bedeutet, dass er auf Schäden von bis zu 800 Euro allein hätte sitzen bleiben können. Auf Nachfragen von test.de hat Friendsurance die Regelungen am 23. Januar 2012 geändert.