
Der Online-Versicherungsmakler Clark wirbt auf einem Plakat für Durchblick bei Versicherungen.
Mit Versicherungsmakler-Apps sollen Kunden ihren Versicherungsschutz bedarfsgerecht anpassen – einfach und bequem. Clark ist so eine App. Ex-Clark-Kunde André Engele war jetzt entsetzt, als seine persönlichen Versicherungsdaten einem anderen Kunden angezeigt wurden. Die Maklervollmacht für Clark hat er widerrufen, alle Daten gelöscht und die App deinstalliert. Laut Clark „kann es in wenigen Einzelfällen zu Fehlern kommen.“
App schnell installiert

„Das Angebot fand ich zeitgemäß“, sagt der 36-jährige André Engele aus Baden-Württemberg. „Ich arbeite selbst in der IT-Branche. Die Idee, meine Versicherungen in eine App hochzuladen und eine persönliche Beratung zu bekommen, hat mich angesprochen.“ Clark ist ein digitaler Versicherungsmakler und verspricht, Versicherungen digital zu betreuen. Die notwendige App war schnell installiert.
Versicherungsmakler-Apps im Test enttäuschend
Die Stiftung Warentest hat Versicherungsmakler-Apps Ende 2019 getestet. Mit den Apps soll die bedarfsgerechte Anpassung des eigenen Versicherungsschutzes einfach und bequem gelingen, persönliche Beratung inklusive. Im Test Versicherungsmakler-App haben wir sechs Angebote bewertet, hinter denen ein Versicherungsmakler steht: Clark, Knip, treefin, Verivox Versicherungsmanager, wefox sowie das Check24 Versicherungscenter in der Check-24-App. Testfazit: Die digitalen Makler sind kaum empfehlenswert. Das Gesamturteil sehr gut oder gut konnten wir für keines der Angebote vergeben. Nur zwei schafften ein befriedigend, die Clark-App erhielt insgesamt ein ausreichend. In der Beratungsleistung schnitt sie mangelhaft ab.
App sagt: Gut versichert
Um das Angebot von Clark nutzen zu können, muss ein Nutzer seine persönlichen Daten eingeben und via Smartphone eine Maklervollmacht unterschreiben. Engele hat die Daten seiner acht bestehenden Versicherungen eingeben. Die Verträge hat Clark teilweise von den Versicherungsgesellschaften angefordert und hochgeladen. Manche Verträge konnte Engele selbst per Upload in die App laden. Nach etwa zwei Wochen hatte Engele den Überblick: „Ein Kreisdiagramm zeigte an: Ich bin gut versichert“.
“Warum wollen Sie uns loswerden?“
Kurz darauf rief Engeles Signal-Iduna-Vertreter an: „Warum wollen Sie uns loswerden?“ Vor einigen Jahren hatte Engele beim Versicherer Signal-Iduna mehrere Versicherungen abgeschlossen. Was ihm nicht klar war: Der Wechsel zum Onlinemakler Clark führte dazu, dass nun Clark für die Betreuung zuständig war – und nicht mehr Signal-Iduna.
Vertreter und Makler bekommen Geld vom Versicherer
Für Kunden ist meist nicht einfach zu erkennen, wie die „Betreuung“ von Versicherungspolicen durch die Versicherungsmakler im Detail funktioniert: Für den Verkauf einer Versicherung aber auch für die weitergehende Betreuung des Vertrages bekommen Versicherungsvertreter und -makler – ob analog oder online – Geld vom Versicherungsunternehmen. Diese Vergütung heißt Provision oder Courtage. Ein Kunde erfährt in der Regel nicht, wie viel Geld fließt. Mehr Infos darüber, wie der Verkauf von Versicherungen funktioniert, lesen Sie im Special Versicherungsberatung.
Tragweite einer Maklervollmacht

Information über das Clark-Maklermandat auf dem Smartphone.
Bevor Engele das Maklermandat für Clark unterschrieb, hatte er das zweiseitige PDF-Dokument auf dem Smartphone gelesen. Darin ist unter Punkt 1 ausgeführt:
„Der Makler vertritt den Kunden uneingeschränkt aktiv und passiv gegenüber den Versicherern. Dies umfasst: alle notwendigen Willenserklärungen abzugeben und entgegenzunehmen, die Versicherungsverträge des Kunden (folgend „Verträge“ genannt) betreffen, neue Verträge abzuschließen, bestehende Verträge zu ändern, bestehende Verträge zu kündigen. Der Makler macht von dieser Vollmacht nur Gebrauch, wenn er dies mit dem Kunden vorher abgestimmt hat. Der Kunde bleibt zu jedem Zeitpunkt der Versicherungsnehmer und Schuldner der Beiträge.“
Umzug zu Clark beendet bisherige Betreuung
Wie test.de aus Leserzuschriften weiß, ist die Tragweite und Bedeutung einer Maklervollmacht nicht allen klar. Wer mit seinen Versicherungen zu einem Onlinemakler umzieht, beendet damit das Betreuungsverhältnis mit dem bisherigen Versicherungsvertreter oder -makler. Wichtig: Auf den Bestand der Versicherungsverträge hat das keinen Einfluss. Doch Engele wollte die Betreuung durch die Signal Iduna gar nicht beenden: „Ich bin dort mit meinen Versicherungen gut aufgehoben“.
Vollmacht widerrufen
Um sich von Clark zu lösen, widerrief Engele die Maklervollmacht per Telefon. In vielen Maklervollmachten ist allerdings eine schriftliche Kündigung mit eigenhändiger Unterschrift vorgeschrieben.
Fremder Clark Kunde sieht Versicherungsdaten
Als Engele seine Verträge aus der App löschen wollte, funktionierte das soweit gut. Nur bei der Rentenversicherung, die er über die Sparkasse abgeschlossen hatte, klappte das nicht. Dann erhielt er von einem fremden Clark-Kunden einen Anruf, dass die Police in dessen Account liege. „Der fremde Clark-Kunde hatte meine persönlichen Daten und mich über Google schnell gefunden.“ So etwas darf natürlich nicht passieren. Clark hat sich für die versehentliche Offenlegung der persönlichen Daten bei Engele entschuldigt. Auf Nachfrage von test.de teilte Clark mit: „Der konkrete Fall ist auf einen menschlichen Fehler zurückzuführen. Wir optimieren kontinuierlich unsere Prozesse, um Fehler zu minimieren.“
App deinstalliert
Von der Idee, Versicherungen digital betreuen zu lassen, hat Engele sich inzwischen verabschiedet. „Ich habe alles gelöscht und die App deinstalliert.“