
Die Berliner Band „Minor Effect“ reist häufig zu Konzerten. Weil Transportschäden teuer werden können, ist eine Versicherung sinnvoll.
Viele Musiker investieren ein Vermögen in ihr Hobby. Schon eine gute Geige für ein Kind kostet über tausend Euro. Versicherungen bieten Rundumschutz.
Magisch, geheimnisvoll, energetisch, das ist der Sound der Berliner Band Minor Effect. „Dark melodic metal“ nennt Sängerin Julia Krispin den Stil. Die Musik rockt, die Band ist viel unterwegs. Auftritte im Radio, Konzerte in Brandenburg, Bayern, sogar im brasilianischen Fernsehen hatten Krispin und Gitarrist Giordano Bruno einen kurzen Gig. Bruno kommt von dort.
So spannend solche Reisen sind, so strapaziös können sie sein, auch für Instrumente und Technik. Vor jedem Konzert alles einpacken, ins Auto laden, danach aufbauen. Da kann immer etwas passieren. Und es geht nicht um Kleinigkeiten: Einige tausend Euro sind zusammen, wenn die Ausrüstung im Wagen verstaut ist. Ein Totalschaden wäre eine Katastrophe. Die jungen Leute brauchen eine Versicherung.
Gitarre für 30 Euro im Jahr versichert
Eine Ausrüstung im Wert von 20 000 Euro kann eine Band ab rund 500 Euro pro Jahr versichern. Für eine einzelne Gitarre reichen schon 30 Euro. Das zeigen die Preisbeispiele in der Tabelle.
Noch günstiger können Angebote von Versicherungsmaklern sein. Im Internet bieten unzählige Makler Verträge, hinter denen Versicherer stehen. Oft haben die Makler eigene Bedingungen ausgehandelt, ihre Angebote weichen geringfügig vom Standard ab – meist zum Vorteil des Kunden, da der Makler einen Zusatznutzen bieten will.
Bei mehr als 600 Maklern konnten wir nicht alle Angebote in die Untersuchung aufnehmen, wohl aber den Standard einiger Versicherer, an dem sie sich messen lassen müssen. Bei vielen Versicherern stoßen Musiker dort allerdings auf taube Ohren: Wir haben 68 Versicherer nach Angeboten gefragt, nur vier legten welche vor. Einige erklärten, die Instrumentenversicherung sei ein Nischenprodukt, andere bieten nur Stammkunden einen Vertrag an.
Marktführer ist die Mannheimer Versicherung mit ihrer Marke Sinfonima.
Gruppenvertrag statt Einzelpolice
Statt einen Einzelvertrag zu nehmen, können viele Kunden sich auch einem Gruppenvertrag anschließen. Dachverbände wie der Bundesverband deutscher Liebhaberorchester bieten Rahmenverträge an. Darüber kann zum Beispiel das Streichorchester der Kirchengemeinde alle Instrumente seiner Musiker versichern.
Die Versicherung gilt dann für jedes Instrument, auch wenn es nicht in der Police genannt wird. Was neu hinzukommt, ist automatisch versichert. In der Regel meldet das Orchester dem Versicherer einmal jährlich eine Inventarliste.
Solche Gruppenverträge bieten außerdem viele Vereine, Verbände oder Musikschulen an. Amateurorchester oder Laienensembles können sich so versichern.
Es lohnt sich, zunächst nach einem Gruppenvertrag oder einem Makler in der Nähe zu suchen und beim eigenen Versicherer nachzufragen. Ihre Angebote kann jeder mit denen in der vergleichen.
Transportschäden am häufigsten

„Dark melodic metal“ nennen die jungen Musiker ihren Stil. Typisch ist der getragene Sound von Julia Krispins Geige.
Sinnvoll ist eine Versicherung vor allem für teure Instrumente. Mancher Hobbymusiker greift für sein Instrument tief in die Tasche. Musizieren auch die Kinder, investiert manche Familie mehr als 10 000 Euro. Schon wenn Eltern für ihr Kind eine gute Geige kaufen, kann es um 2 000 oder 3 000 Euro gehen – die Sohn oder Tochter auf dem Rad zur Musikschule balancieren.
Wenn etwas passiert, dann meist unterwegs. Transportschäden sind das Hauptproblem, Diebstahl spielt nur die zweite Geige. Da stolpert ein Kind am Bordstein, stürzt mit dem Rad oder fällt im Bus, weil der Fahrer plötzlich stark bremsen muss. Der Geigenkasten kracht auf den Boden, die Geige poltert heraus.
Gerade Kinder lassen ihr Instrument auch gelegentlich liegen. Wer im Bus einen Kumpel trifft, hat oft jede Menge zu erzählen, viel zu schnell ist man an der Haltestelle, schafft es gerade noch aus der Tür – und die Gitarre bleibt drinnen.
Das Besondere: Der Versicherer zahlt. Im Branchenjargon heißt das vollmundig „Allgefahrendeckung“. Sie umfasst Beschädigungen, Diebstahl, Abhandenkommen und eben auch Liegenlassen. Wenn der Musikschüler gedankenverloren seine Gitarre im Zug vergisst, ist das nicht grob fahrlässig, sondern eine Unachtsamkeit – ein menschlicher Fehler, der im Alltag nun mal passiert.
Bratsche im Zug vergessen
Das Oberlandesgericht Karlsruhe gab einem Kunden recht, der seine Bratsche im Zugabteil vergessen hatte. Zwar attestierte ihm das Gericht „ein bemerkenswertes Maß an Zerstreutheit“, entschied aber, dass Liegenlassen in der Bahn nicht selten sei. Der Versicherer musste zahlen (Az. 4 U 274/93).
Anders hätte das Urteil bei grober Fahrlässigkeit ausfallen können. Doch davon sei nur auszugehen, wenn jemand sich komplett unvernünftig verhalte, erklärte das Gericht. Grob fahrlässig könnte es zum Beispiel sein, wenn jemand sein Instrument im Zugabteil lässt und sich stundenlang ein paar Waggons weiter ins Bordbistro setzt.
Selbst bei grober Fahrlässigkeit muss die Versicherung meist wenigstens einen Anteil zahlen, je nachdem wie fahrlässig der Kunde war.
Nur wenige Ausschlüsse
Mit der Allgefahrendeckung bieten Musikinstrumentenversicherungen einen weitgehenden Schutz. Er gilt sogar, wenn der Kunde kurzfristig sein Instrument einem Bekannten ausleiht.
Ausgenommen sind nur die Risiken, die extra im Vertrag stehen. Es sind eher Selbstverständlichkeiten wie Vorsatz, Verschleiß, Krieg und Atomkatastrophen. Auch leichte Schrammen sind mitunter ausgeschlossen. Nur wenige Ausschlüsse sind in der Praxis wirklich bedeutsam:
Probenraum. Alle Angebote in der Tabelle versichern Instrumente im Probenraum, in der Regel wird eine Sicherungsbeschreibung verlangt. Andere Policen schließen unbewohnte Häuser aus – und da befinden sich Probenräume aber typischerweise. Auch wenn ein Cello über Nacht im Konzertsaal bleibt, ist es dann nicht versichert.
Witterung und Temperatur. Liegt eine Geige stundenlang in einem Auto in der prallen Sonne, kann der Lack abplatzen. Das ist meist nicht versichert.
Nachtklausel. Bleibt ein Instrument von 22 bis 6 Uhr im Auto, das im Freien oder in einem unbewachten Parkhaus steht, ist es oft nicht versichert. Ein Schlagzeuger, der nachts heimkommt und an der Straße parkt, muss also das Auto leerräumen, auch wenn der Lärm die Nachbarn weckt. In einigen Policen läuft die Klausel erst ab Mitternacht, andere verzichten darauf – teilweise gegen Aufpreis. Die Mannheimer erlaubt, das Auto 30 Minuten allein zu lassen.
Tagsüber greift die Versicherung. Trotzdem sollten Musiker das Instrument nicht tagelang im Auto lassen und stets darauf achten, dass es von außen nicht sichtbar ist. Sonst könnte der Versicherer ihnen grobe Fahrlässigkeit vorwerfen. Für Musiker auf Reisen ist der Geltungsbereich wichtig. Einige Verträge gelten nur in Deutschland. Andere beziehen die Nachbarstaaten ein, wieder andere die Europäische Union oder ganz Europa. Besser ist weltweiter Schutz.
Geht ein Instrument bei einem Autounfall kaputt, zahlt die Instrumentenversicherung. Das Landgericht Coburg gab einer Frau recht, die einen Unfall baute, bei dem das Cello ihrer Schwiegermutter zu Bruch ging. Die Versicherung musste 3 300 Euro erstatten (Az. 32 S 39/08).
Schutz für Zubehör
Die Versicherung erstreckt sich auf Musikinstrumente und Zubehör, das im Versicherungsschein steht, etwa Bögen, Hüllen, Koffer. Rockbands können auch Elektronik wie Lautsprecher und Verstärker versichern. Einige Anbieter nehmen diese Geräte in eine separate Elektronikversicherung auf.
Der Jahresbeitrag richtet sich nach Wert und Art des Instruments. Meist können Kunden wählen, ob sie den Neuwert oder den Zeitwert versichern. Bei „Neuwert“ gibt es bei Totalschaden so viel, wie ein neues Instrument gleicher Art und Qualität kostet. Diese Variante ist in der Regel sinnvoll, wird aber für elektronisches Zubehör nicht immer angeboten. Dagegen können wertvolle Streichinstrumente, in der Regel ab 10 000 Euro, über die Jahre an Wert gewinnen. Für sie ist eine Zeitwertversicherung ratsam.
Reparaturen an Musikinstrumenten sind oft recht teuer. Wenn etwas passiert, darf in der Regel der Kunde wählen, welche Werkstatt sein Instrument repariert. Gerade bei Streichinstrumenten kann sich durch die Arbeit der Klang verändern – doch selbst der Sound ist versichert: Bei Instrumenten ab 10 000 Euro zahlen viele Versicherer einen Wertausgleich.
Für die Band Minor Effect empfiehlt sich ein Vertrag, der Instrumente, Zubehör und Elektronik umfasst. Dann kann die Band beruhigt zum nächsten Auftritt reisen.
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@tobytimber:
Vielen Dank für den Hinweis. Im Artikel geht es nicht nur um Streichinstrumente.
Die häufigsten Schäden sind Transportschäden.
Witterungsschäden sind oft ausgeschlossen. Musikinstrumentenversicherungen sind sehr individuell. Wem eine Absicherung gegen Schäden durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit wichtig ist, der sollte sich gezielt bei Versicherungen oder Vesicherungsmaklern danach erkundigen. (TK)
Viel wichtiger als Sonneneinstrahlung im Auto ( eigentlich klar dass man seine Geige da nicht liegen lässt) finde ich Schäden durch zu niedrige Luftfeuchtigkeit, besonders im Winter und meist in klimatisierten Konzertsälen. Kontrabässe oder Celli sind hier sehr gefährdet. Diese Schäden machen im Winter 50% meiner Arbeit aus ( Geigenbauwerkstatt). Dies wird aber nicht von jeder Versicherung gezahlt. Infos hierzu fehlen im Test leider.
@ Till_Wollheim: Gute Geige für Kinder und Anfänger sind durchaus für 1000€ zu haben, dass Nigel Kennedy da vielleicht andere Vorstellungen hat, ist klar, aber eine gute Geige muss nicht 50.000€ kosten.
Das klingt so, als ob eine gute Geige vielleicht 1500 oder 3000 € kostet. Das ist dann eine ausreichende Geige. Eine gute Geige kostet über 50'000 € und eine sehr gute weit mehr als ein Haus!! Bis hin zu 15 Millionen!! Till