Versicherungen auf Reiseportalen Schneller Klick – oft zweite Wahl

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Versicherungen auf Reiseportalen - Schneller Klick – oft zweite Wahl

© Getty Images / Moment / levente bodo

Zum Urlaub gleich ein Versicherungs­paket mitgebucht? Unser Test zeigt: Abseits vom Portal gehts besser.

Versicherungen auf Reiseportalen Alle Testergebnisse für Ver­sicherungen auf Reiseportalen 12/2019 freischalten

Endlich Urlaub! Zwei Wochen Strand mit der ganzen Familie. Gebucht wird übers Internet, das Meer scheint schon zum Greifen nah. Die Buchung ist fast abge­schlossen. Dann fordert das Reiseportal plötzlich noch eine wichtige Entscheidung: Wollen Sie Ihren Urlaub versichern? Und wenn ja, wie?

Im Angebot haben HolidayCheck, Urlaubs­guru und Co verschiedene Versicherungs­pakete. Der Schutz klingt sinn­voll, und einige Portale warnen sogar massiv davor, was Urlaubern blüht, wenn sie ihn abwählen.

Wir haben diese Versicherungen auf zehn umsatz­starken Portalen im Internet unter die Lupe genommen und die Qualität der Auslands­kranken- und Reise­rücktritts­versicherungen untersucht.

Positiv ist, dass die meisten Versicherungen tatsäch­lich guten Schutz bieten. Negativ ist, dass in den Paketen auch einiges mitverkauft wird, was Reisende gar nicht brauchen. Zudem müssen Urlauber mit hohen Selbst­beteiligungen rechnen, also im Schadens­fall selbst zuzahlen.

Wir empfehlen daher, direkt beim Versicherer abzu­schließen. Wenn Reisende dort nur die Policen kaufen, die sie wirk­lich brauchen, bekommen sie guten Schutz ohne Selbst­beteiligung und können sogar sparen. Wie das geht, zeigt unser Versicherungs­vorschlag (Urlaubspaket von Finanztest). Für zwei wichtige Policen zahlen Familien hier nur rund 78 Euro und Singles rund 62 Euro.

Unser Rat

Abge­sichert. Wenn Sie ins Ausland reisen, schließen Sie eine Auslands­kranken­versicherung ab. Alle anderen Reise­versicherungen sind weniger wichtig.

Bequem. Wenn Sie extra Aufwand scheuen, können Sie Versicherungen auf den Portalen zur Reise mitklicken. Sie bekommen mindestens den Schutz, den Sie brauchen. Doch Sie kaufen oft unnötige Versicherungen mit und zahlen im Schadens­fall eine Selbst­beteiligung.

Clever. Wenn Sie optimal versichert sein wollen, schließen Sie direkt beim Versicherer nur das ab, was Sie brauchen. Sie bekommen gute und güns­tige Tarife ohne Selbst­beteiligung.

Schutz, auf den es ankommt

Grund­baustein der meisten getesteten Pakete ist eine Reiserücktrittsversicherung. Auf sie müssen Reiseportale vor der Buchung sogar hinweisen. Dabei ist sie eigentlich zweitrangig. Wer keine abschließt, riskiert maximal den Reise­preis als Schaden. Das ist bitter, aber nicht existenz­bedrohend.

Viel wichtiger ist eine Auslandskrankenversicherung. Sie ist als zweiter Baustein in den meisten Paketen enthalten und bei jeder Auslands­reise unerläss­lich.

Vor allem wenn ein Rück­trans­port notwendig wird, rettet sie Urlauber unter Umständen vor dem finanziellen Ruin. Wer beispiels­weise beim Rollerfahren in Bangkok schwer stürzt und zurück nach Deutsch­land geflogen werden muss, bleibt ohne Auslands­kranken­versicherung schnell auf einem Schaden von mehreren Zehn­tausend Euro sitzen. Die gesetzliche Krankenkasse zahlt dafür nicht.

Andere Policen über­flüssig

Die meisten Pakete enthalten noch weitere Versicherungen, zum Beispiel Reisehaft­pflicht-, Reiseunfall- oder Reisege­päck­versicherungen. Diese empfehlen wir nicht, da sie keinen wirk­lichen Nutzen bringen. Wenn beispiels­weise Koffer verloren gehen, haften unter anderem Fluggesell­schaft oder Reise­ver­anstalter. Eine Reisege­päck­versicherung käme wohl gar nicht in die Verlegenheit, den Schaden regulieren zu müssen.

Daher haben wir ausschließ­lich den Schutz der Auslands­kranken- und Reise­rücktritts­versicherungen (samt Reise­abbruch) untersucht. Weitere Versicherungen im Paket haben wir bei der Beur­teilung nicht berück­sichtigt. Die Qualität der Portale selbst haben wir ebenfalls nicht bewertet.

Portal ist nicht Versicherer

Jedes der zehn getesteten Portale arbeitet exklusiv mit einem von vier Versicherern zusammen. Schließen Urlauber beispiels­weise Policen auf dem Portal Urlaubspiraten.de ab, versichern sie sich bei der Ergo. Vielen ist das nicht bewusst.

Das Portal ist lediglich Vermittler der Versicherungen und bekommt für den Abschluss in der Regel eine Provision. Sowohl für die Portale als auch für die Versicherer ist das ein lukratives Geschäft. Denn die Pakete werden oft zur Reise mitgeklickt.

Verträge prüfen und kündigen

Wichtig beim Abschluss der Versicherungen ist es, auf die Lauf­zeiten der Verträge zu achten. Je nach Anbieter gelten sie für einzelne Reisen oder fürs ganze Jahr.

Einen Jahres­vertrag sollten Urlauber recht­zeitig kündigen, sonst verlängert er sich auto­matisch um ein weiteres Jahr. Wenn dann unerwartet eine Rechnung ins Haus flattert, ist der Ärger groß. Vor allem, weil einige Versicherungs­pakete im zweiten Jahr deutlich teurer werden. Reisenden bleibt nur, die Zähne zusammen­zubeißen, die Rechnung zu zahlen und zum nächsten Jahr zu kündigen.

Viele Pakete schützen gut

Wer eine Versicherung abschließt, will vor allem eines: sicheren Schutz. Und das bieten tatsäch­lich alle getesteten Versicherungen.

Meistens ist der Versicherungs­schutz gut und bei den Auslands­kranken­versicherungen gibt es teil­weise sogar sehr guten Schutz der HanseMerkur.

Ausnahme sind die Versicherungen auf dem Portal Ab-in-den-Urlaub.de: Die Auslands­kranken­versicherung von Versicherer BD24 ist lediglich ausreichend, die Reise­rücktritts­versicherung befriedigend.

Unver­ständlich und teuer

Empfehlen können wir den Abschluss auch auf den anderen Portalen trotzdem nur bedingt. Denn Kunden kaufen dort nicht nur über­flüssige Versicherungen mit, sondern haben noch zwei weitere große Nachteile:

Selbst­beteiligung. Keine der untersuchten Reise­rücktritts­versicherungen kommt ganz ohne Selbst­beteiligung aus. Fast immer sind es 20 Prozent der Storno­gebühren. Urlauber müssten also bei einer 1 500 Euro teuren Reise 240 Euro selbst zahlen, wenn die Stornierung 80 Prozent des Reise­preises kostet (Storno­gebühren = 80 Prozent von 1 500 Euro = 1 200 Euro). Viel Geld, mit dem bei Versicherungs­abschluss niemand rechnet.

Es ist schwer heraus­zufinden, dass die Tarife über­haupt eine Selbst­beteiligung enthalten. Meist steht es nur als Detail im Klein­gedruckten.

Verständlich­keit. Generell haben es Reisende nicht leicht, an ausreichend Informationen über die Versicherungen zu kommen. Das hat sich seit unserem letzten Test im Jahr 2017 sogar noch verschlechtert. Zum Beispiel wird mit bestimmten Tarif­namen geworben. Wenn der Schutz dann angeklickt wird und sich das Produkt­informations­blatt öffnet, heißt der Tarif plötzlich ganz anders.

Trotz Urlaubs­vorfreude sollten Reisende daher wach­sam sein und wenigs­tens die wichtigsten W-Fragen beant­worten können: Wer ist der Versicherer? Wie lange läuft der Vertrag? Welche Versicherungen sind enthalten und wie hoch ist die Selbst­beteiligung?

Außerdem empfehlen wir, das Produkt­informations­blatt und die Versicherungs­bedingungen herunter­zuladen. Damit können Reisende später genau nach­weisen, was sie zu welchen Bedingungen gekauft haben.

Besser versichern

Auch wenn der Abschluss auf den Reiseportalen bequem scheint: Der Aufwand, direkt beim Versicherer abzu­schließen, ist minimal größer. Auch das geht nämlich in wenigen Minuten online.

Bei regel­mäßigen Auslands­reisen lohnt auf jeden Fall eine Auslands­kranken­versicherung als Jahres­vertrag. Bei der Reise­rücktritts­versicherung kann jeder von Reise zu Reise einzeln entscheiden.

Übrigens: Unter Druck setzen lassen muss sich niemand. Reisende können die Versicherungen noch entspannt nach der Buchung abschließen. Die Reise­rücktritts­versicherung kann meist bis 30 Tage vor Reise­beginn und die Auslands­kranken­versicherung sogar noch bequem am Tag vor der Abreise abge­schlossen werden.

Die Warnmeldungen der Portale können Urlauber also getrost ignorieren. Und wer sich doch mal verklickt, kann den Vertrag inner­halb von 14 Tagen widerrufen.

Tipp: Weitere Tests zum Thema Reise­schutz finden Sie auf unserer Themenseite Reisekranken-, Reiserücktritts- und Gepäckversicherung.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 04.06.2020 um 15:13 Uhr
    Vorsicht

    @alle: Wir empfehlen, Reiseversicherungen immer direkt beim Versicherungsunternehmen abzuschließen. (TK)

  • mirk1979 am 04.06.2020 um 13:58 Uhr
    Vorsicht bei HanseMerkur

    HanseMerkur - Vorsicht Abzocke!!! Wenn man eine Versicherung für eine Reise abschließt, wird die kommenden Jahre weiter abgebucht. Ich habe die Reiseversicherung für eine Iran-Reise benötigt - natürlich einmalig - wie die meisten wohl. Unbewusst (im Kleingedruckten) landet man aber in einer jährlichen Abofalle!!! Niemals wieder!!!!

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 26.05.2020 um 08:38 Uhr
    Stornierung der Reiserücktrittsversicherung

    @reiner_1: Bei Jahresversicherungen versichert man nicht die Summe aller Reisen. Die gesamte Versicherungssumme gilt für jede einzelne Reise. Beträgt die Versicherungssumme also z.B. 2000 Euro, dann darf jede einzelne Reise in dem Versicherungsjahr 2000 Euro kosten, die Versicherungssumme „lebt“ also jedes Mal wieder neu „auf“. Ob Ihr Versicherer sich auf eine Reduzierung der Versicherungssumme wegen dieses Irrtums einlässt, müssen Sie bei Ihrer Versicherung erfragen und wäre reine Kulanz. (TK)

  • reiner_1 am 21.05.2020 um 14:45 Uhr
    Stornierung der Reiserücktrittsversicherung möglic

    Hallo,
    wir haben eine Jahresreiserücktritt bei der Würzburger (Basispaket) abgeschossen.
    Diese soll zwei Urlaubsreisen abdecken. Da wir nun einen Urlaub in Italien stornierten und somit nur noch eine Urlaubsreise abgedeckt werden muss, kann nun die Versicherung auf eine kleinere Versicherungssumme (= 1 Urlaub) verändert werden?
    Danke

  • reiner_1 am 21.05.2020 um 14:35 Uhr

    Kommentar vom Autor gelöscht.