Smartphonenutzer leben gefährlich. Gemeinsam mit dem Startup KASKO bietet Versicherer Barmenia eine Smombie-Versicherung mit dem offiziellen Namen „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ an. Geworben wird mit „typischen Smartphone-Spieler-Verletzungen“. test.de hat die Police unter die Lupe genommen.
Unfallversicherung ursprünglich für die Pokémonjagd
Der Versicherer Barmenia hat gemeinsam mit der Firma KASKO die „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ auf den Markt gebracht. Geworben wird unter anderem mit der Unfallgefahr beim Spielen auf dem Smartphone. Versichert sind Unfälle weltweit und rund um die Uhr. Erleidet der Versicherungsnehmer durch einen Unfall eine dauerhafte Beeinträchtigung, zahlt der Versicherer je nach Verletzung einen einmaligen Betrag. Für die Zahlung spielt es meist keine Rolle, ob der Unfall selbst verschuldet ist oder nicht. Er darf jedoch nicht absichtlich herbeigeführt werden. Außerdem enthält der Schutz eine Leistung im Todesfall und die Erstattung für Such-, Bergungs- oder Rettungseinsätze. Soweit unterscheidet sich die sogenannte „Trainer-Unfallversicherung“ nicht von anderen Tarifen der Unfallversicherung.
Schutz gilt für ein Jahr und ist erschwinglich
„Wir sehen die Unfallversicherung Trainer-Schutz klar als Einstiegsprodukt“, sagt Frank Lamsfuß, Vertriebsvorstand der Barmenia Versicherungen. Daher ende der Schutz auch automatisch nach einem Jahr. Für die 12 Monate kostet sie einmalig 35 Euro. „Nicht so viel“ mag der eine oder andere Smartphonebesitzer denken.
Unfallschutz für Smombies
- Die Smombie-Versicherung.
- Offiziellheißt die Police „Unfallversicherung Trainerschutz“. Versicherer Barmenia, der sie gemeinsam mit dem Startup Kasko anbietet, spricht von einem Einsteigertarif. Er kostet 35 Euro für zwölf Monate und endet automatisch. Die Police gilt weltweit. Nach einem Unfall, durch den eine Person vollinvalide wird, zahlt der Versicherer einmalig bis zu 30 000 Euro. Er wirbt mit höheren Leistungen für „typische Smartphone-Spieler-Verletzungen“. Was das genau für welche sind, bleibt offen. Vielleicht ist das Stolpern über eine Bordsteinkante während des Tippens solch ein Smombie-Unfall?
Tarif bietet keinen umfassenden Schutz
Nach einem schweren Unfall können auf den Betroffenen neben den gesundheitlichen auch schwere finanzielle Folgen zukommen. Möglicherweise ist der Vollzeitjob nicht mehr zu schaffen oder der Betroffene muss die Wohnung behindertengerecht umbauen. Für solche Fälle ist eine Unfallversicherung nützlich. Mit dem Geld aus der Police können Versicherte die nötigen Ausgaben stemmen. Die „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ leistet bei Invalidität aber maximal 30 000 Euro. Diese Summe ist schnell verbraucht. Bei Vollinvalidität sollte dem Versicherten mindestens eine Leistung von 500 000 Euro zustehen. Die sogenannte Gliedertaxe regelt außerdem, wie viel Geld der Versicherte erhält, wenn nur ein Körperteil dauerhaft geschädigt ist. Das mag makaber anmuten, ist aber in jeder Unfallversicherung so geregelt. Beispiel: Ist nach einem Unfall der Ringfinger vollständig funktionsunfähig oder muss er gar amputiert werden, sieht die Police eine Leistung von 10 Prozent vor. Das wären dann nur 3 000 Euro.
Spieler brauchen den Extraschutz nicht
Fazit: Ein Extraschutz für Smartphonenutzer ist nicht nötig. Wer schon eine private Unfallversicherung hat, braucht keine zusätzliche Police. Und wer noch keine Unfallversicherung hat und eine haben möchte, sollte gleich einen umfassenden Schutz wählen. Passiert dann wirklich ein Unfall mit dauerhafter Gesundheitsschädigung, kann die Auszahlung der Versicherung finanzielle Folgen abfedern. Dabei ist zu bedenken: Mehr leistet die Police nicht. Wer sein Einkommen absichern will, liegt aber selbst bei der besten Unfallversicherung falsch. Denn nur etwa 1,8 Prozent aller Schwerbehinderungen in Deutschland sind durch einen Unfall entstanden. Weitaus mehr Menschen steigen krankheitsbedingt aus dem Berufsleben aus. In diesem Fall hilft eine Berufsunfähigkeitsversicherung (Vergleich Berufsunfähigkeitsversicherung).
Tipp: Alle Testergebnisse und hilfreiche Informationen zur Unfallversicherung bietet unser Test Unfallversicherung.
Welche Versicherungen sonst noch zahlen
Wer beim unachtsamen Spiel anderen einen Schaden zufügt, ist durch die Private Haftpflichtversicherung abgedeckt. Sie leistet, wenn der Versicherungsnehmer Schadenersatz zahlen muss und verteidigt ihn gegen unberechtigte Forderungen. Sie zahlt zum Beispiel, wenn ein Fußgänger durch Unaufmerksamkeit einen schweren Unfall verursacht. Eine private Haftpflichtversicherung ist daher für jeden ein Muss, egal ob Pokémon-Fan oder nicht. Ähnlich ist es mit der sogar gesetzlich vorgeschriebenen Kfz-Haftpflicht. Auch sie zahlt, wenn ein Autofahrer Schäden verursacht. Doch selbst mit dem besten Schutz gilt natürlich: Verkehrsteilnehmer sollten aufmerksam sein. Mit dem Blick aufs Handy ist es damit vorbei.
Tipp: Weitere Informationen zum Thema Unfallversicherung finden Sie in unseren FAQ Unfallversicherung.
Finanztest-Kommentar
Die Versicherungssumme ist zu niedrig, um nach einem bleibenden Schaden gut abgesichert zu sein. Der Versicherer weist zwar in der „Gliedertaxe“ höhere Werte zum Beispiel für Schäden an Augen, Gehör, Geschmackssinn, Hand oder Fingern aus als üblich – doch die Beträge bleiben durch die niedrige Versicherungssumme gering. Für Verlust oder dauerhafte Funktionsunfähigkeit etwa eines Ringfingers gib es 10 Prozent der Versicherungssumme – einmalig also 3 000 Euro. Wer Unfallschutz möchte, sollte eine Police mit ausreichender Summe abschließen.
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