Verrückte Idee von Nintendo Papp­figuren für die Spiele­konsole Switch

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Verrückte Idee von Nintendo - Papp­figuren für die Spiele­konsole Switch

© Stiftung Warentest

Nintendo liefert ungewöhnliches Zubehör für seine Spiele­konsole Switch. Zwei Baukästen voller Pappe, Schnüre und Gummi­bändern sollen Zocker von Video­spielen zum Basteln anregen – das Nintendo Labo Multi-Set und das Robo-Set für rund 64 und 72 Euro. Wer die vorgestanzten Papp­teile zusammensetzt, erhält zum Beispiel ein Minikla­vier oder eine Angel. Die Spiele­konsole Switch erweckt sie zum Leben. Unsere Schülerpraktikantin Claudia hat mehr als 200 Teile in 9 Stunden verbaut und weiß, ob die Bastelei den ultimativen Spielspaß bringt oder ein Fall für den Papierkorb ist.

Lösen, knicken, stecken – alles ohne Kleber und Schere

Fans von virtuellen Video­spielen dürfte der Inhalt der Nintendo-Labo-Baukästen erst einmal in Erstaunen versetzen. Zahlreiche Papp­bögen mit vorgestanzten Teilen zum Heraus­drücken, Klebe­streifen mit Reflektoren, Ösen, Schnüre und Gummis – analoger geht Spielen kaum. Vorsichtig hat unsere 14-jährige Praktikantin Claudia die vorgestanzten Teile aus den Bögen gelöst, sorgfältig geknickt und zusammen­gesteckt. Kleber und Schere sind nicht nötig, alles ist durch­dacht.

Inter­aktive Video­anleitung hilft beim Aufbau

„Die Teile lassen sich gut unterscheiden, ich bin nicht wirk­lich ins Schwitzen gekommen. Manchmal musste ich aufpassen, dass die Papp­teile nicht an der falschen Stelle knicken“, sagt Claudia. Hilf­reich ist die inter­aktive Video­anleitung auf der Spiele­konsole Switch. Sie zeigt alles räumlich, die Modelle lassen sich in den unterschiedlichen Fertigungs­stufen zoomen und drehen. Über eine Chipkarte, die der Nutzer in die Switch steckt, lädt die Konsole die „Labo“-Spiele. Beim Multi-Set lassen sich fünf Papp­figuren basteln: ein kleines Auto, eine Angel, ein Häuschen, ein Motor­radlenker und ein kleines Klavier mit 13 Tasten.

Nintendo Labo im Video

Infrarot-Kamera über­mittelt Befehle an die Switch

In die fertigen Papp­figuren lassen sich dann teils die Spiele­konsole und die beiden Fernbedienungen (Controller) der Switch integrieren. An den beweglichen Teilen der Papp­spielereien sind zum Teil reflektierende Klebe­streifen angebracht, so dass die Infrarot-Kamera eines Control­lers ihre Bewegungen wahr­nehmen und in Spielbefehle umsetzen kann. Zusätzlich registrieren Beschleunigungs­sensoren Bewegungen. Über ein Menü auf dem Display der Konsole lassen sich die einzelnen Figuren auswählen und die dazu­gehörigen Spiele starten. Und das können die fünf Papp­figuren des Multi-Sets:

Auto: Pappflitzer bewegt sich über Vibration

Verrückte Idee von Nintendo - Papp­figuren für die Spiele­konsole Switch

Das Pappauto sieht eher aus wie ein Käfer und fährt nur auf glattem Unter­grund. © Stiftung Warentest

Am fern­gesteuerten Pappauto werden beide Controller befestigt, sie vibrieren und bewegen das Auto so auf glattem Unter­grund fort. Über Richtungs­regler auf der Konsole lässt es sich halb­wegs steuern, allerdings fährt das Auto nicht gerade­aus, sondern triftet oft seitlich ab. Spieler müssen sehr versiert und wieselflink mit der Konsole umgehen, um das Auto auch nur ansatz­weise in den Griff zu bekommen. „Parcours­fahren ist schwierig. Nintendo hat Pappe für ein zweites Auto dazugelegt, so dass zwei Spieler gegen­einander antreten können – dafür braucht man aber zwei weitere Controller oder noch besser eine weitere Switch“, erklärt unsere Praktikantin Claudia. Der Pappflitzer fuhr nur auf glatten Oberflächen und blieb schon an kleinen Kanten hängen. Claudias Fazit: „Das Auto ist nur kurz interes­sant, es fährt einfach nicht präzise genug.“ Ihre Aufbauzeit: 10 Minuten.

Angel: Fische landen in der Aquarium-App

Verrückte Idee von Nintendo - Papp­figuren für die Spiele­konsole Switch

Mit der Angel lassen sich virtuelle Fische fangen. © Stiftung Warentest

Die Pappangel mit Kurbel macht etwas her, Papp­teile erzeugen sogar ein Kurbel­geräusch. Die Switch simuliert das Meer, sie steckt in einer Halterung aus Pappe, mit der auch die Angel­schnur verbunden ist, die scheinbar nahtlos ins Display übergeht. Je tiefer der Angler die Schnur ins Meer sinken lässt, desto schwieriger ist es, einen Fisch zu fangen und heraus­zuziehen. Alle erbeuteten Exemplare landen in einer Aquarium-App. Claudias Eindruck: „Ganz witzig, damit habe ich mich etwas länger beschäftigt. Nach einer Weile gibt es aber nichts Neues zu entdecken.“ Ihre Aufbauzeit: 90 Minuten.

Haus: hier wohnt ein gefräßiges Tier

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Im Haus wohnt ein Tierchen, das wie ein Tamagotchi Hunger hat. © Stiftung Warentest

Etwas mehr als eine Stunde frickelte unsere Praktikantin am Papp­haus. Die Nintendo-Konsole lässt sich in die Frontseite einstecken, der Controller mit der Infrarot-Kamera steckt im Schorn­stein. Auf dem Display erscheint ein kleines Tier, das im Häuschen wohnt und sich wie ein Tamagotchi füttern lässt. Es gibt drei Schlüssel, die sich am Haus einstecken lassen und die Räume verändern. In jedem Raum wird ein anderes Spiel angeboten, Nutzer können dem Tier zum Beispiel in der Mikrowelle etwas kochen oder mit ihm auf der Kegelbahn Pins umlegen. Claudias Kommentar: „Eher etwas für jüngere Spieler im Kinder­garten- oder Grund­schul­alter.“ Ihre Aufbauzeit: 75 Minuten.

Motor­radlenker: Spaß auf schrägen Pisten

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Mit dem Pappelenker legen sich die Spieler in die Kurve. © Stiftung Warentest

Der Motor­radlenker aus Pappe ist etwas für ältere Spieler. Damit können Nutzer auf der Switch Motor­radrennen fahren. In den beiden Griffen befinden sich die Controller zum Beschleunigen und Lenken. Neigt der Spieler seinen Körper zur Seite, legt sich auch der virtuelle Motor­radfahrer im Video­spiel in die Kurve. Claudias Anmerkung: „Mit dem Motorrad wird einem nicht so schnell lang­weilig. Die engen, schrägen und unter­wasser­gesetzten Straßen sind abwechs­lungs­reich und man kann sich auch eigene Stre­cken bauen.“ Ihre Aufbauzeit: 65 Minuten.

Klavier: Katzenjammer statt Mozart

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Ein Klavier mit 13 Tasten und verschiedenen Sounds. © Stiftung Warentest

Das kleine Klavier hat nur 13 Tasten an deren Enden Reflektor­streifen kleben. Der Controller nimmt über die Kamera wahr, welche Tasten sich bewegen und liefert über die Switch die Töne dazu. Auf dem Display ist ein kleiner Chor aus virtuellen Figuren zu sehen, über Papp­knöpfe lässt sich die Tonlage der Stimmen ändern und Hall erzeugen. Auch Katzengejammer ist im Angebot. Eher etwas für „Häns­chen klein“ als für Mozart. Claudias Resümee: „Ich hatte mir mehr versprochen, das Klavier ist eher Spielspaß für Klein­kinder. Die Reflektoren lösten sich auch schnell wieder, die Tasten halten nicht so viel aus.“ Ihre Aufbauzeit: 2 Stunden 20 Minuten.

Roboter: Strippen ziehen und mit den Füßen stampfen

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Unsere Praktikantin Claudia testet das fertig gestellte Robo-Set. © Stiftung Warentest

Wir haben auch den zweiten Baukasten ausprobiert. Beim Robo-Set bastelte unsere Praktikantin einen Pappruck­sack, in dem sich vier Gewichte aus Pappe befinden. Seile, die der Spieler per Hand und Fuß zieht, bewegen die Gewichte. Auch hier registriert die Infrarot-Kamera, welches Gewicht in Aktion ist und gibt Befehle an einen virtuellen Roboter auf der Switch-Konsole weiter. Stampft der Nutzer mit dem Fuß auf den Boden oder holt zum Faust­hieben aus, zerlegt der Roboter auf dieselbe Art Gebäude, Ufos oder Autos. Der Roboter fliegt auch oder verwandelt sich sobald der Nutzer in die Hocke geht in ein Auto. Wir empfehlen die Switch mit dem Fernseher zu verbinden, auf dem großen Monitor bereitet das Robo-Spiel mehr Freude. Claudias Feedback: „Nicht schlecht, aber wie bei den anderen Labo-Spielen hielt die Begeisterung nicht lange an. Es gibt nicht viel Abwechs­lung, mit der Zeit wird es lang­weilig.“ Ihre Aufbauzeit: 2 Stunden 50 Minuten.

Fazit: Eher für Bastler als für Spieler

Der Bastelspaß ist groß, der Spielspaß gering – zumindest für Jugend­liche und Erwachsene. Nintendos Labo-Spiele sind eher für jüngere Kinder geeignet, das Basteln ist für sie jedoch zu anspruchs­voll. Die Pappen­heimer werden schnell lang­weilig. Hut ab allerdings vor den kreativen Nintendo-Ideen, junge Spieleentwickler können die Labo-Baukästen sicher inspirieren.

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