Vier von fünf Mineralwässern werden in Flaschen aus dem biegsamen Kunststoff PET angeboten – als Einweg- oder Mehrwegvariante, mit und ohne Pfand. test klärt auf, welche Verpackung von Mineralwasser am umweltfreundlichsten ist und warum es gerade die ökologisch besseren Flaschen im Alltag am schwersten haben.
Im Schnitt 137 Liter Mineralwasser pro Jahr
Kein Getränk kaufen die Deutschen häufiger als natürliches Mineralwasser: Rund 137 Liter trägt jeder jedes Jahr nachhause. An zweiter Stelle folgen Erfrischungsgetränke wie Cola, dann Bier, Milch und etwas abgeschlagen Fruchtsäfte. All das wird fast nur in Flaschen angeboten. Die bestehen meist aus dem leichten und biegsamen Kunststoff PET, Polyethylenterephthalat. Getränke in PET-Flaschen kaufen Bundesbürger fast doppelt so oft wie schwere, steife Glasflaschen.
Vier von fünf sind PET-Flaschen
Bei Mineralwasser ist der Unterschied noch deutlicher: Hier kommen gar vier von fünf Wässern in PET-Flaschen daher, darunter Mehr- und Einweg, mit und ohne Pfand. Das Problem: Viele Menschen können Einweg und Mehrweg nicht unterscheiden (siehe „Pfandlogos und Flaschen“). Und da es für Einweg ebenfalls Pfand gibt, wird es auch als umweltfreundliche Verpackung wahrgenommen. Ist das wirklich so?
Glas wird 50-mal wiederbefüllt
Wer ökologisch verantwortungsvoll Mineralwasser kaufen will, sollte am besten zur Mehrweg-Pfandflasche greifen. Ob sie aus Kunststoff oder Glas besteht, ist dabei zweitrangig. Das Wichtigste nämlich ist, dass die Flasche mehrfach befüllt wird: die aus Glas bis zu 50-mal, die aus PET bis zu 25-mal. Das mehrfache Befüllen beim Mehrwegsystem spart Rohstoffe, mindert Abfälle und erzeugt weniger Treibhausgase. Schöner Nebeneffekt: Das Reinigen und Wiederbefüllen ist arbeitsintensiver. Und das wiederum sichert Arbeitsplätze.
Was für Mehrweg spricht
„Getränke in Mehrwegflaschen sind am umweltfreundlichsten“, belegt auch eine Studie des Umweltbundesamtes. PET und Glas liegen sogar gleichauf, wenn sie von regionalen Anbietern kommen. Sobald lange Transporte im Spiel sind, verschlechtert sich die Ökobilanz von Glas-Mehrweg. Das hat mit dem Gewicht des Glases zu tun. Der Marktanteil von Glas-Mehrweg liegt bei 16 Prozent, der von PET-Mehrweg bei 15.
Tipp: Ökologisch korrekt sind auch Getränkekartons, Polyethylen-Schlauchbeutel sowie Folien-Standbodenbeutel. Verpackungsmaterial sparen Sie ein, wenn Sie große Flaschen und Packungen wählen.
Einweg frisst mehr Material
Weniger umweltfreundlich sind Einwegflaschen aus PET oder Glas, so das Umweltbundesamt. Das trifft auch auf Dosen aus Blech oder Aluminium zu. Der Verein Deutsche Umwelthilfe kommt in einer umfangreichen Analyse zu einem ähnlichen Ergebnis. Beim Einwegsystem wird die Flasche eben nur einmal benutzt, nach der Rückgabe dann geschreddert und recycelt. Einanderer Schwachpunkt liegt in der Ressourcenverschwendung, so die Umweltschützer. So werden für die Abfüllung von 1 000 Liter Wasser in 1-Liter-PET- Einwegflaschen rund 35 Kilogramm Materialien benötigt, in 1-Liter-PET-Mehrwegflaschen weniger als 10 Kilogramm.
Noch ein Problem
Auch beim Kohlenstoffdioxidproblem ist die Lage laut Verein Deutsche Umwelthilfe eindeutig: Eine Mehrwegflasche (1,5 Liter, PET) spart, hochgerechnet auf 1 000 Liter, im Vergleich zur entsprechenden Einwegflasche rund 40 Prozent Kohlenstoffdioxid (CO2).
Die Geschichte des Einwegpfands
Die Pfandpflicht für Einwegverpackungen ist noch relativ jung. Sie trat erst im Jahr 2003 in Kraft und gilt seit 2006 auch für Mineralwasser. Ironie der Geschichte: Die damalige rot-grüne Regierung führte die Pfandpflicht für Einweg ein, da der Anteil an Mehrwegpackungen kontinuierlich abnahm und unter 72 Prozent gefallen war. Die Verpackungsverordnung sieht für diesen Fall vor, „ökologisch vorteilhafte“ Getränkeverpackungen zu schützen.
Siegeszug der Einweg-Billigwässer
Doch die Realität sieht heute anders aus: Bei Mineralwässern dominieren Einwegflaschen den Markt mit fast 70 Prozent. Der Siegeszug der Einwegflaschen lässt sich vor allem mit der Marktmacht der Discounter erklären (siehe „Discounter gegen Marken“). Sie bieten Mineralwasser nur in Einwegflaschen an. Immer mehr Verbraucher kaufen bei Aldi und Co. die 1,5-Liter-Mineralwasser-Flaschen für nur 19 Cent. Dabei waren es wirtschaftliche Gründe, die Ende der 70er Jahre das Mehrwegsystem in Fahrt brachten. Die „Perlenflasche“ ermöglichte es damals regionalen Brunnenbetreibern, ihr Wasser bundesweit zu vertreiben.
Warten auf die große Aufschrift
Heute wartet die Branche auf die neue Kennzeichnungsverordnung: Sie sieht vor, dass die Wörter „Mehrweg“ und „ Einweg“ groß auf den Etiketten stehen. Dann sieht vielleicht auch der Bürger besser durch.
Tipp: Mehr zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit finden Sie im test Spezial „Grüner leben“.
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Sie schreiben "Eine Mehrwegflasche spart, hochgerechnet auf 1000 Liter, im Vergleich zur entsprechenden Einwegflasche rund 40% Prozent Kohlenstoffdioxid." Was will uns der Redakteur mit "hochgerechnet auf 1000 Liter" wohl sagen? Käme "hochgerechnet auf 2000 Liter" etwas anderes heraus? Nein? Dann ist "hochgerechnet auf 2000 Liter" wohl völlig sinnfrei.
Gruß
akapuma
Leider geht der Artikel nicht auf die Gesundheits- und Umweltgefahren ein, die durch den Antimongehalt in der PET-Flasche verursacht werden. Das giftige Antimon ist ein Bestandteil des Katalysators, der für die Herstellung dieses Kunststoffes benötigt wird, und das Antimon löst sich im PET-verpackten Getränk (insb. Cola, Fruchtsäfte etc.), siehe http://www.laborpraxis.vogel.de/analytik/spektroskopie-und-photometrie/icp/articles/309808/.
Das sollte man schon wissen, wenn man zu der vermeintlich vorteilhaften PET-Flasche greift.
Kommentar vom Autor gelöscht.