
Im Internet kursiert das Gerücht, Barcodes auf Lebensmittelverpackungen seien gefährlich. Sie sollen Lebensmittel mit „negativer Energie“ aufladen, so die Angst. Doch das ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar. test.de mit Hintergründen zur Barcode-Verschwörung.
Striche sollen wie eine Antenne wirken
In Internetforen kursiert das Gerücht, Barcodes auf Lebensmittelverpackungen seien gefährlich: Die schwarzen, senkrechten Striche sollen wie eine Antenne wirken. Diese Antenne lade das Produkt mit negativer Energie auf – und dies schade der Gesundheit. Besonders schlimm sei die Strahlung an der Kasse: Wird das Produkt über den Laserscanner gezogen, soll sich die negative Energie angeblich noch verstärken.
Wissenschaftler geben Entwarnung
Doch die Angst vor dem Strichcode ist unbegründet. „Barcodes bestehen – wie andere Aufdrucke auf Produkten auch – aus Druckerfarbe. Wie Strichcodes beziehungsweise deren Farbe Strahlung aus der Umgebung aufnehmen und an Produkte weitergeben sollen, ist wissenschaftlich nicht nachvollziehbar“, stellt Anja Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz klar.
Verschwörungstheoretiker schüren Angst
Verschwörungstheoretiker diskutieren im Netz die Gefahren des Barcodes und schüren Angst. Auf dem Portal „Sheng-Fui“ schreibt ein Nutzer, man solle sich „bewusst sein, dass der Vorgang des Einscannens eine negative Energiematrix auf die Waren überträgt, welche wir dann durch den Verdauungsprozess in uns aufnehmen“. Außerdem würde die Ware nach dem Einscannen an der Kasse wesentlich schneller verderben. Ein Blogger warnt auf dem Portal „Carta.info“: „Beim Aldi an der Kasse stehen ist um einiges gefährlicher als ein Tauchgang im Abklingbecken eines russischen Atomkraftwerks.“
[Update 24. September]: Satireseite
Herzlichen Dank an die Leser von test.de. Sie haben recht: Der Blog-Beitrag auf „Carta.info“ ist Ironie. Dem sind wir bei unserer Recherche auf den Leim gegangen. Der zitierte Nutzerkommentar auf dem Satireportal „Sheng-Fui“ ist aber vom Verfasser offenbar ernst gemeint. Dass es Menschen gibt, die sich durch den Barcode verunsichert fühlen, hatte auch Biohersteller Rabenhorst bereits gegenüber test.de bestätigt (siehe unten). [Ende Update]
Ein Querstrich durch den Barcode soll „entstören“
Manch einem mag das lächerlich erscheinen. Aber mit den Barcode-Ängsten lässt sich Geld verdienen. So werden im Internet „Strichcode-Entstörstifte“ für etwa 17 Euro angeboten. Ein energetisch aufgeladener Chip im Stift soll angeblich dafür sorgen, dass ein Querstrich durch den Barcode die „toxische Belastung“ eliminiert, so das Versprechen.
Rotbäckchen mit Querstrich im Barcode

Die Verunsicherung der Verbraucher ist offenbar sehr stark. Sogar der Biohersteller Rabenhorst, der den Rotbäckchen-Saft verkauft, hat auf seinen Barcodes eine spezielle waagerechte Linie, um verängstigten Kunden entgegen zu kommen. In den Foren wird behauptet, eine solche Linie neutralisiere die negative Energie. „Wir sehen das liberal. Wenn es Menschen gibt, die sich durch den Barcode gestört fühlen, dann machen wir das“, erklärt Geschäftsleiter Klaus-Jürgen Philipp. Seit dem Frühjahr 2011 hat der Hersteller seinen Etikettendruck auf die Querlinie umgestellt. Ein Naturkost-Großhändler hatte Rabenhorst auf einer Biomesse darauf hingewiesen, dass es immer mehr Kunden gäbe, die eine sogenannte „Entstörung des Barcodes“ wünschen würden.
Verschwörungs-Gegner machen Stimmung
Auch der österreichische Biohersteller „Sonnentor“ hat bisher eine solche feine Linie über den Barcode gezogen. Dann jedoch berichtete die österreichische Zeitung „Der Standard“ über die Barcode-Verschwörung und Kunden beschwerten sich massiv in Form von Leserkommentaren. Das hatte Folgen: Seit Ende Juni druckt Sonnentor wieder den normalen Strichcode auf seine Produkte.
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- „Die Verpackung gaukelt mehr Inhalt vor, als drin ist. Sie hängt an einem Haken im Regal. Die Wurst ist nur im unteren Teil“, ärgert sich test-Leserin Christine...
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- „Die vegetarischen und veganen Produkte sind qualitativ gut, die Verpackung ärgert mich aber immer stärker“, schreibt uns test-Leser Dietmar Ruttert aus Dülmen.
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- „Die Packung hätte Platz für das Doppelte. Für jemanden wie mich, der sich gern Bio und vollwertig ernährt, passt das nicht“, schreibt uns test-Leserin Sonja Spitzer
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Wikipedia: "Sechshundertsechsundsechzig (666) ist eine biblische Zahl, die in der heute geläufigen Bedeutung erstmals in der Offenbarung des Johannes vorkommt"
Die Vorhersage in Offenbarung 13,16f besagt, dass ein Antichrist "macht, dass sie allesamt, die Kleinen und Grossen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens." Nämlich 666.
Ja, im Barcode ist die Zahl 666 versteckt. Und das ist sicherlich nicht gerade positiv. Allerdings haben wir heute viele negative Einflüsse.
Ich habe keine Angst vor Barcodes. Glaube aber, dass auch die Barcodes ein notwendiger Schritt für die Erfüllung dieser biblischen Vorhersage sind. Ebenso wie die sich anbahnende Abschaffung von Bargeld.Niemand lasse sich Angst einjagen! Aber wachsam bleiben! Die Bibel behält recht!
Ja geht's eigentlich noch? Was bitte hat so ein Artikel bei der Stiftung Warentest verloren? Selbst wenn die Quelle keine Satire gewesen wäre, ist eine Meldung wie diese in einem sachlich orientierten Testmagazin völlig fehl am Platz.
Oder haben Sie jetzt etwa die Zielgruppe der hysterisch-paranoiden Esoterik-Spinner für sich entdeckt? Vergessen Sie's! Diese Leute ignorieren jedes vernünftige Argument, da können Sie nicht punkten.
Verschonen Sie also bitte uns vernunftbegabte Leser mit einem Test von Hüten aus Alufolie gegen Gedankenbeeinflussung.
Man soll ja immer mehrere zuverlässige Quellen vergleichen. Was schreiben denn die anderen führenden Verschwörungstheoretiker vom Postillion, der Titanic, dem Simplicissimus, Canard enchainé und MAD dazu?
Neben der, bereits genannten, Tatsache das die Schreiber auf die Satireseite Sheng Fui hereingefallen sind, stößt mir doch eine Überschrift wie "Verschwörungsgegner machen Stimmung" sehr auf.
Meines Wissens gilt - noch - die Regel das eine Behauptung erstmal durch Fakten zu untermauern ist bevor von einer Tatsache zu sprechen wäre.
Der Blödsinn mit Energiefeldern - welchen eigentlich magnetisch, kinetisch, elektrisch? - die durch Zeichen auf Papier ausgestrahlt werden hat 0, in Worten Null, Untermauerung durch irgeneine Studie, Experiment oder dergleichen, das/die wissenschaftlichen Kritierien genügen würden.
Da machen also nicht Leute "Stimmung" sondern beziehen benennen die Faktenlage.
Barcodes - schön und gut. Ich wundere mich aber schon länger darüber, dass die unglaubliche Gefahr, die von QR-Codes ausgeht, nicht thematisiert wird. Die strahlen uns den ganzen Tag an und keiner warnt?! Außer mir: http://buggisch.wordpress.com/2013/04/03/der-boese-barcode-und-die-bioenergie/ ;-)