
Wer Sex hat und im fruchtbaren Alter ist, aber aktuell keine Kinder bekommen möchte, braucht eine sichere Verhütungsmethode. Die Auswahl ist groß: Pille, Minipille, Spirale, Hormonstäbchen, Verhütungspflaster oder -ring? Oder doch lieber eine natürlich Verhütung ohne Hormone und Kondome an den fruchtbaren Tagen? test.de gibt einen Überblick über die wichtigsten Verhütungsmethoden und sagt, wie sie funktionieren und wie sicher sie sind.
Nicht jede Methode ist für jeden gleich gut geeignet
Ob in der Jugend mit ersten sexuellen Erfahrungen, in der Sturm-und-Drang-Zeit mit wechselnden Partnern oder als Familie mit abgeschlossener Familienplanung – wie gut eine Verhütungsmethode geeignet ist, hängt stark von der Lebenssituation und dem Alter ab. Auch Vorerkrankungen können eine Rolle bei der Wahl des richtigen Mittels spielen. Folgende Fragen können bei der Entscheidung für eine Verhütungsmethode helfen:
- Wie groß ist der Anspruch an die Verhütungssicherheit?
- Wie groß ist die Bereitschaft, durch Nebenwirkungen ein gesundheitliches Risiko einzugehen?
- Wie intensiv möchte man sich mit Verhütungsmethoden auseinandersetzen und wie gut kennt man seinen eigenen Körper?
- Ist der Partner bereit, die Verhütung verlässlich zu übernehmen?
- Wie geregelt oder wechselhaft ist das Alltagsleben?
- Ist eine kontinuierliche Verhütung sinnvoll oder kommt es nur selten zu Geschlechtsverkehr?
- Ist auch ein Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten nötig?
Wie sicher eine Methode ist
Wie zuverlässig eine Methode davor schützt, schwanger zu werden, zeigt der Pearl-Index. Er ist nach dem Biologen Raymond Pearl benannt und stellt eine Art „Versagerquote“ dar: Je kleiner die Zahl, desto sicherer. Lautet der Pearl-Index einer Methode zum Beispiel 2, heißt das: Zwei von hundert Frauen, die ein Jahr damit verhüten, werden schwanger. Liegt er bei 0,1, ist es nur eine von 1 000. In der Literatur weichen die Pearl-Index-Angaben für die einzelnen Methoden allerdings je nach Erhebung voneinander ab. Manche Angaben nennen die theoretische Sicherheit, sie setzen also voraus, dass die Methode ohne jeden Fehler durchgeführt wurde. Andere berücksichtigen Anwendungsfehler im Alltag. Die bei den einzelnen Methoden im Folgenden genannten Zahlenwerte umfassen die ganze Spanne der Angaben. Mit ihnen lässt sich die Verhütungssicherheit daher nur in etwa eingrenzen.
Pille

Kombipillen enthalten die Hormone Östrogen und Gestagen. Sie hemmen den Eisprung und sorgen dafür, dass Spermien den Schleim am Gebärmutterhals nicht durchdringen und ein befruchtetes Ei sich nicht einnistet. Bei Mehrphasen-Präparaten mit unterschiedlicher Dosierung müssen Frauen die Reihenfolge genau einhalten. Die Pille erhöht unter anderem das Thrombose-Risiko, vor allem neuere Präparate. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest bewerten Pillen mit bewährten Gestagenen wie Levonorgestrel, Norethisteron und Norgestimat als zur Verhütung geeignet.
Pearl-Index: 0,1 bis 0,9 bei korrekter Anwendung. Die Pille ist nur sicher, wenn sie verlässlich eingenommen wird. Gefährdet ist der Schutz etwa, wenn Frauen eine vergessene Pille nicht innerhalb von zwölf Stunden einnehmen.
Für wen: Gesunde Frauen, die nicht stark rauchen, kein hohes Übergewicht und keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. Außerdem sollten die Frauen keine Probleme mit geregelten Einnahmezeiten haben.
Minipille

Sie enthält nur niedrig dosiertes Gestagen. Die Präparate wirken überwiegend, indem sie Samenzellen am Eindringen in die Gebärmutter hindern. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest bewerten Minipillen mit Levonorgestrel als zur Verhütung geeignet.
Pearl-Index: 0,5 bis 3. Die Minipille erfordert ganz besondere Disziplin: Beim Wirkstoff Levonorgestrel ist der Schutz gefährdet, wenn die Frau ihn mehr als drei Stunden zu spät nimmt, bei Desogestrel gilt das ab zwölf Stunden.
Für wen: Frauen, die keine Östrogene vertragen, und sich an die genauen Einnahmezeiten halten können. Teilweise auch für Frauen mit Migräne. Außerdem wird die Minipille für Mütter empfohlen, die stillen, denn sie beeinflusst die Milchbildung nicht.
Kondom

Über den steifen Penis gezogen, fängt es das Sperma auf und verhindert direkten Kontakt mit der Scheide. So schützt es auch vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten wie Syphilis oder Hepatitis B. Öl- und fetthaltige Gleitmittel, spitze Fingernägel und Schmuck können das Gummi angreifen.
Pearl-Index: 2 bis 12. Nur sicher, wenn es richtig angewendet wird. Es empfiehlt sich, vor dem ersten Mal zu üben.
Für wen: Alle mit neuen oder wechselnden Partnern, die sich auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützen wollen. Das Kondom kommt auch infrage, wenn Frauen keine Hormone einnehmen oder zusätzlich verhüten möchten, etwa bei vergessener Pille.
Spirale

Der Frauenarzt setzt sie in die Gebärmutter ein, wo sie bis zu fünf Jahre bleibt, aber regelmäßig ärztlich kontrolliert werden muss. Hormonspiralen setzen gleichmäßig kleinste Mengen Gestagen frei. Kupferspiralen hingegen geben Kupfer-Ionen ab. Beide Varianten verhindern etwa durch Schleimhautveränderung die Befruchtung oder das Einnisten der Eizelle. Nebenwirkungen wie eine veränderte Regelblutung sind möglich. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest bewerten sowohl Hormon- als auch Kupferspiralen als zur Verhütung geeignet.
Pearl-Index: 0,2 bis 0,4 für Hormonspiralen. 0,1 bis 1 für Kupferspiralen.
Für wen: Alle, die Östrogene nicht vertragen oder langfristig verhüten möchten. Spiralen werden vor allem Frauen empfohlen, die schon ein Kind geboren haben. Denn es besteht ein erhöhtes Risiko für eine Beckenentzündung, die wiederum Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit der Frau haben kann.
Verhütungsring

Kunststoffring, den die Frau in die Scheide einführt, wo er 21 Tage bleibt. Dort setzt er gleichmäßig Östrogen und Gestagen frei und wirkt wie die Pille. 7 Tage bleibt er draußen, die Frau hat dann ihre Periode. Herausrutschen, Scheidenentzündungen und Nebenwirkungen wie bei der Pille sind möglich. Ähnlich wirkt das Hormonpflaster, das über die Haut Hormone abgibt. Es wird drei Wochen getragen, jede Woche erneuert. Es gibt Hinweise darauf, dass das Thromboserisiko sowohl beim Ring als auch beim Pflaster höher ist als bei Antibabypillen (siehe Meldung Das Thromboserisiko gering halten). Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest bewerten Vaginalringe zur Empfängnisverhütung mit dem Gestagen Etonogestrel und das Verhütungspflaster als wenig geeignet.
Pearl-Index: 0,6 bis 1 (Verhütungsring), 0,7 bis 0,9 (Hormonpflaster).
Für wen: Frauen, die nicht täglich an die Einnahme der Pille denken wollen oder bei denen ein unregelmäßiger Lebensrhythmus die pünktliche Einnahme schwierig macht. Verhütungsring und -pflaster kommen auch infrage, wenn die Pille vielleicht wegen häufiger Magen-Darm-Leiden nicht zuverlässig wirkt.
Dreimonatsspritze

Reines Gestagen-Mittel, das alle drei Monate beispielsweise in den Gesäßmuskel gespritzt wird. Dort bildet es ein Depot, aus dem der Körper das Hormon mindestens drei Monate lang kontinuierlich herauslöst. Ähnlich wirkt das Hormonimplantat, ein in den Oberarm eingepflanztes Stäbchen. Es gibt kontinuierlich Gestagen ab und bleibt bis zu drei Jahre unter der Haut. Nebenwirkungen durch Gestagene sind möglich. Die Arzneimittelexperten der Stiftung Warentest empfehlen die Dreimonatsspritze wegen unerwünschter Wirkungen nicht als Standardarzneimittel zur Empfängnisverhütung. Sie bewerten es nur als geeignet zur Empfängnisverhütung für die wenigen Frauen, die keine andere Verhütungsmethode vertragen oder sie nicht regelgerecht anwenden können. Das Implantat bewerten sie als wenig geeignet.
Pearl-Index: 0,2 bis 1,4 (Spritze), 0 bis 0,1 (Implantat).
Für wen: Frauen, die keine Östrogene vertragen, häufig Magen-Darm-Erkrankungen haben oder für die regelmäßige Einnahmezeiten schwierig sind.
Diaphragma

Membran aus Latex oder Silikon mit verdicktem Rand. Frauen führen es vor dem Sex tief in die Scheide ein. Dort fungiert es als Gebärmutter-Barriere für die Spermien. Die Zuverlässigkeit hängt von der Erfahrung der Frau ab, teils auch von einer exakten Anpassung bei einer Fachkraft.
Pearl-Index: 1 bis 20. Etwas sicherer mit Spermien abtötender Creme.
Für wen: Frauen, die hormonfrei und nur bei Bedarf verhüten möchten.
Natürliche Verhütung

Die aufwendigste, aber sicherste natürliche Verhütung ist die sympto-thermale Methode der Arbeitsgruppe NFP: Die Frau muss dafür Körperzeichen wie Temperatur ‧und Zervixschleim genau beobachten: Morgens misst sie ihre Körpertemperatur vor dem Aufstehen. Sie steigt kurz vor oder nach dem Eisprung leicht an. Zusätzlich beobachtet sie ihren Zervixschleim, der im Gebärmutterhals gebildet wird und an der Scheidenöffnung spürbar ist. Menge und Beschaffenheit des Schleims verändern sich im Zyklusverlauf. Temperatur- und Schleimveränderungen zeigen das Ende der fruchtbaren Phase an. Erlernen lässt sich alles mithilfe von Literatur und NFP-Beratern, die bundesweit Schulungen anbieten.
Pearl Index: 0,4 bis 2,3. Die Methode erfordert Zuverlässigkeit, Wissen und Erfahrung. Dagegen gilt die Kalendermethode ohne Körperbeobachtung als sehr unsicher. Hierbei wird versucht, die fruchtbare Zeit auf Basis der vergangenen Zyklen rechnerisch zu ermitteln. Doch selbst ein regelmäßiger Zyklus unterliegt immer wieder Schwankungen.
Für wen: Frauen, die nicht hormonell verhüten möchten, und bereit sind, ihren Körper aufmerksam zu beobachten.
Zyklus-Apps: Nur drei Apps sind gut
Hilfreich bei der Verhütung können zusätzlich auch Zyklus-Apps fürs Smartphone sein. Im Test von 23 Zyklus-Apps (test 12/2017) fanden wir jedoch nur drei gute Zyklus-Apps.
Mehr Informationen
Diese Auswahl dient nur als erster Überblick. Frauen sollten ihren Gynäkologen zurate ziehen. Auf familienplanung.de/verhuetung steht mehr zu den Vor- und Nachteilen dieser und weiterer Methoden. Die ausführlichen Bewertungen der medikamentösen Verhütungsmittel, die unsere Arzneimittelexperten veröffentlicht haben, können Interessierte in unserer Medikamentendatenbank nachlesen.