
Manche Haken bei Check24 & Co kann der Kunde nicht auf Anhieb erkennen.
Vergleichsportale im Internet sind für die meisten Verbraucher die erste Adresse bei der Suche nach einem neuen Gas- oder Stromtarif. Denn nur sie listen aktuelle Preise und Konditionen. Empfehlenswert sind solche Portale aber nur für Kunden, die jährlich den Anbieter wechseln. Die Stiftung Warentest hat 16 Vergleichsportale untersucht, darunter die Marktführer Verivox und Check24 – eines sticht im Test heraus.
Vergleichsportale verstehen, den besten Tarif finden
Stromanbieterwechsel kann 250 Euro bringen. Es sieht einfach aus: Die Kundin tippt nur Postleitzahl und Jahresverbrauch in die Suchmaske und schon liefern ihr Vergleichsportale wie Check24 oder Verivox günstige Strom- oder Gastarife. Durch den Wechsel ihres Stromversorgers kann zum Beispiel eine Drei-Personen-Familie aus Leipzig locker mehr als 250 Euro sparen. Heizt sie auch mit Gas und wohnt auf 100 Quadratmetern, kann ein Gasanbieterwechsel zusätzliche 300 Euro bringen. Die Höhe der Ersparnis ist individuell und hängt vom bisherigen Preis, Verbrauch und Wohnort ab.
Preise ändern sich täglich. Doch um eine so hohe Ersparnis wie unserer Leipziger Haushalt zu erzielen, sind Kunden auf Vergleichsportale angewiesen, auch Vergleichsrechner genannt. Nur hier können sie sich einen Marktüberblick verschaffen. Denn die Preise sind regional verschieden und ändern sich zum Teil täglich. Fest steht: Nur wer die Arbeitsweise der Vergleichsportale versteht, kann für sich den besten Tarif rausholen.
Unser Rat
Geeignet für... Sie sollten Vergleichsportale nur verwenden, wenn Sie vorhaben, jährlich den Strom- oder Gasversorger zu wechseln, um von hohen Boni zu profitieren. Wollen Sie sich nicht regelmäßig selbst kümmern, beauftragen Sie einen Wechseldienst. Er optimiert jährlich Ihren Vertrag. Wie Sie mit solchen Wechseldiensten viel Geld sparen, zeigt unser Test Stromanbieter wechseln.
Tarifsuche. Wie Sie die Vergleichsportale am besten nutzen, lesen Sie im Artikel In fünf Schritten zum Vertrag. Kein Rechner erfüllt alle unsere Untersuchungskriterien. Nutzen Sie deswegen zwei oder drei Rechner und vergleichen Sie die Ergebnisse. Starten können Sie zum Beispiel mit Check24, das Vergleichsportal erfüllt die meisten Kriterien. Welche anderen Rechner noch nützlich sind, zeigt unsere Tabelle.
Zahlbetrag. Die Rechner sortieren ihre Ergebnislisten nach dem Preis, abzüglich aller Boni. Doch die Boni senken nicht den monatlichen Abschlag der Kunden, manche werden erst später bei der Jahresabrechnung gutgeschrieben. Den voraussichtlichen Abschlag pro Monat weist nur Stromvergleich.de deutlich in der Ergebnisliste aus.
Der Trick mit den Boni
Erst billig. Mit voreingestellten Filtern sorgen die Rechner dafür, dass Tarife ganz oben im Preisranking stehen, die vor allem im ersten Vertragsjahr günstig sind. Denn die Rangfolge ergibt sich aus dem Preis minus aller Boni. Unser Leipziger Musterhaushalt bekäme zum Beispiel drei Boni, wenn er zu Vattenfall wechselt: Im Tarif Easy 12 Strom gab es im Dezember Winterprämie, Neukunden- und Sofortbonus, zusammen immerhin 311 Euro bei einem Jahresverbrauch von 3 500 Kilowattstunden.
Dann teuer. Im zweiten Jahr wäre der Stromtarif allein durch den Wegfall dieser Boni rund 40 Prozent teurer – und das ohne reguläre Preiserhöhung. Wir empfehlen Vergleichsrechner deswegen nur denjenigen, die verlässlich jedes Jahr wechseln, bevor die Bonustarife automatisch teuer werden. Alle anderen sind mit Wechseldiensten besser bedient. Sie übernehmen es, jährlich den passenden Tarif zu finden und für den Kunden abzuschließen.
Zahlende Anbieter bevorzugt
Vergleichsportale finanzieren sich über Vermittlungsprovisionen. Firmen, mit denen sie keinen Provisionsvertrag haben, verstecken sie geschickt durch bestimmte Filtervoreinstellungen. Wer lediglich Postleitzahl und Verbrauch in die Suchmaske eines Portals eingibt, sieht daher nur einen Ausschnitt des Marktes.
7 Vergleichsrechner in der Tabelle
Wir wollten wissen: Welche Vergleichsrechner sind für Kunden, die jährlich wechseln, gut geeignet? Um das herauszufinden, haben wir 16 Vergleichsrechner untersucht, die wir durch eine Internetrecherche gefunden haben (So sind wir vorgegangen).
Näher geprüft haben wir schließlich sieben Rechner (siehe Tabelle), darunter die Marktführer Check24 und Verivox. Auf ihr Konto gehen laut Bundeskartellamt mehr als 95 Prozent der Vermittlungen auf diesem Vertriebsweg.
Neun Rechner haben wir ausgeklammert. Preisvergleich.de bleibt außen vor, weil ungünstige Filter voreingestellt sind, die etwa dazu führen, dass auf den ersten Plätzen Angebote mit Vertragslaufzeiten von bis zu 24 Monaten stehen. Acht weitere Rechner lieferten die gleichen Voreinstellungen und Ergebnisse wie Check24.
Kritik an den Marktführern
„Null-Platzierung“. Check24 erfüllt die meisten unserer Untersuchungskriterien. Zwei Kritikpunkte gibt es allerdings: Über den Suchergebnissen steht die sogenannte „Null-Platzierung“. Das sind vom Rechner empfohlene oder beworbene Tarife, die meist teurer sind als der Erstplatzierte. Oft haben sie Kommentare wie „bester Service“ oder „hohe Empfehlungsquote“. Wer nicht genau hinschaut läuft Gefahr, so einen Tarif für den günstigsten zu halten. Neben Check24 hat nur Verivox ebenfalls „Null-Platzierungen“.
Keine Sortierung nach dem Jahrespreis. Ein weiterer Kritikpunkt: Check24 weist in seiner Ergebnisliste nicht den Jahrespreis, sondern den durchschnittlichen Preis pro Monat aus. Was wie der monatliche Abschlag klingt, ist tatsächlich ein Durchschnittspreis, von dem bereits alle Boni abgezogen sind. Würde unser Leipziger Drei-Personen-Haushalt den Vattenfall-Tarif abschließen, wäre sein monatlicher Abschlag 35 Euro höher als der monatliche Durchschnittspreis, nach dem Check24 die Ergebnisliste sortiert. Erst ein Klick auf ein kleines Infofenster zeigt das. Verivox geht genauso verwirrend vor.
Sind Tarife ohne Bonus die Lösung?
Wäre es da nicht einfacher, gleich Tarife ohne Boni abzuschließen und auf beständige Preise zu hoffen? Schließlich kann man in allen Rechnern nach solchen Tarifen suchen. Meist muss nur der Filter „ohne Bonus“ angeklickt oder „Bonus einberechnen“ wegklicken. Eine Befragung unserer Leser aus dem Jahr 2017 zeigte jedoch: Solche Tarife sind nicht unbedingt preisstabiler. Viele mussten auch bei Tarifen ohne Bonus wegen starker Preiserhöhungen im zweiten Vertragsjahr wechseln.
Zertifiziertes Portal soll kommen
Tarifsuche und -auswahl sollen bald einfacher werden, weil Deutschland die europäische Strombinnenmarktrichtline umsetzen muss. Sie schreibt ein kostenfreies Vergleichsinstrument vor, zertifiziert von einer unabhängigen Behörde. Diese müsste auch Kriterien festlegen, wie eine verbraucherfreundliche Suche aussieht. Eigentlich hätte Deutschland schon längst handeln müssen. Die Frist zur Umsetzung lief Ende 2020 aus.
Nutzerkommentare, die vor dem 18. Januar 2021 gepostet wurden, beziehen sich auf eine frühere Untersuchung.