Altersvorsorge mit Fonds – das sollten Sie wissen
Wie funktioniert so eine fondsgebundene Rentenversicherung eigentlich? Und für wen eignen sich eher Fondssparpläne? Hier erklären die Finanztest-Experten Basics und Feinheiten fondsgebundener Altersvorsorge-Produkte.
Das Wichtigste in Kürze
Sicherheit. Bei den meisten fondsgebundenen Rentenversicherungen sind die eingezahlten Beiträge, anders als bei klassischen privaten Rentenversicherungen, nicht garantiert. Das heißt, der Sparer trägt das Anlagerisiko selbst. Die Versicherung garantiert nur, dass aus dem angesparten Vermögen eine lebenslange Rente gezahlt wird.
Fonds. Bei fondsgebundenen Rentenversicherungen wählt der Sparer die Fonds selbst aus, in die seine Beiträge fließen. Dabei sollte er auf günstige ETF setzen, auch wenn der Vertreter eventuell teurere aktiv gemanagte Fonds vorschlägt.
Kosten. Das Problem der meisten fondsgebundenen Rentenversicherungen sind die zu hohen Kosten der Versicherung. Diese schmälern die Renditechancen der Angebote erheblich. Es gibt jedoch einzelne gute und günstige Angebote.
Steuern. Fondsgebundene Rentenversicherungen haben steuerliche Vorteile. Während der Ansparphase müssen Erträge der Fonds nicht versteuert werden. Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch die Auszahlung im Alter steuerlich günstig. Die Steuervorteile sind jedoch kein Grund für den Abschluss.
Alternative. Für die meisten Sparer ist ein ETF-Sparplan besser geeignet als eine fondsgebundene Rentenversicherung. Sparpläne sind deutlich günstiger und flexibler.
Fondsgebundene Rentenversicherung
Altersvorsorge mit Fondspolicen
Keine Garantie. Fondsgebundene Rentenversicherungen, auch Fondspolicen genannt, sind Produkte zur Altersvorsorge, bei denen der Sparer selbst über die Geldanlage mit Fonds entscheidet. Anders als bei klassischen privaten Rentenversicherungen, gibt es keine Garantie auf die eingezahlten Beiträge. Die Fondsanteile können am Ende also weniger wert sein als die Beiträge, die der Sparer eingezahlt hat.
Chance auf höhere Rendite. Sparern muss klar sein, dass sie bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung das Anlagerisiko selbst tragen. Wer dieses Risiko eingehen möchte, kann aber mit guten und günstigen Fonds bis zur Rente ordentliche Renditen einfahren, was mit klassischen privaten Rentenversicherungen aufgrund der niedrigen Zinsen kaum noch möglich ist.
Kosten sind das Problem. Häufig sind die Kosten der Versicherung deutlich zu hoch und die Renditechancen damit stark eingeschränkt. Das kann den Sparer im Laufe der Zeit um zehntausende Euro bringen. Ein Grund, warum in unseren Tests nur sehr wenige Angebote gut abschneiden.
Versicherungsleistung
Kombi. Da die Versicherung keine Absicherung der Geldanlage vornimmt, ist die fondsgebundene Rentenversicherung im Grunde eine Kombination aus einem Fondssparplan und einer lebenslangen Rente. Die Versicherer versprechen, das Fondsvermögen, das sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, im Alter in eine lebenslange Rente umwandeln. Planbar ist diese allerdings nicht.
Umrechnung. Zum einen kann der Sparer schwer abschätzen, wie sich seine Fonds in den Jahren bis zur Rente entwickeln. Zum anderen legen die Versicherer die Umrechnung auch erst dann konkret fest, wenn der Kunde die Rente beantragt. Vorher geben sie nur Mindest-Rentenfaktoren an, die nicht unterschritten werden können. Der Rentenfaktor gibt an, wie viel Rente pro 10 000 Euro Fondsvermögen der Kunde bekommt.
Rentenfaktoren meist zu niedrig. Die Mindest-Rentenfaktoren bei Vertragsabschluss sind häufig so niedrig, dass der Rentner deutlich über 100 Jahre alt werden müsste, um sein Geld in Form von Rentenzahlungen wiederzubekommen. Der Sparer muss also hoffen, dass die Rentenfaktoren beim Renteneintritt höher sind, als die Mindestleistung.
Durchhalten ist Pflicht
Sparer sollten die Beiträge, die sie in eine fondsgebundene Rentenversicherung zahlen wollen, nicht zu hoch ansetzen. Je höher die für die gesamte Laufzeit geplanten Beiträge, umso höher sind die Abschlusskosten. Muss der Sparer dann im Laufe der Zeit die Beiträge herabsetzen, weil er sie sich nicht mehr leisten kann, hat er zu hohe Abschlusskosten gezahlt, was die Rentenversicherung unattraktiv macht. Muss er den Vertrag ganz kündigen, verfallen zudem häufig die Steuervorteile (siehe unten). Vor allem für Berufsanfänger, die ihren Gehaltsverlauf noch schlecht abschätzen können, ist ein deutlich flexiblerer Fondssparplan daher die bessere Option.
Die richtigen Fonds wählen
Der Erfolg einer fondsgebundenen Rentenversicherung hängt entscheidend von den gewählten Fonds ab. Als Renditebringer empfehlen wir ETF auf den Index MSCI World mit rund 1 600 Aktien aus der ganzen Welt. Wir haben für alle Angebote mit ETF in unserem Test entsprechende Fonds ausgewählt und zeigen sie in den Tabellen (Testergebnisse Fondspolicen und Fonds). Die meisten Versicherer bieten bei ihren neuen Verträgen ETF als Fonds an. Bei älteren Verträgen ist das leider nicht immer der Fall. Bei ihnen müssen Sparer regelmäßig überprüfen, ob die gewählten Fonds noch gut laufen. Laufen sie schlecht, schichten sie ihr Geld um in einen top bewerteten Fonds aus unserer Fondsdatenbank.
Beimischung von Rentenfonds zur Sicherheit
Rechtzeitig umschichten. Bei einer Spardauer von 30 Jahren können Sparer anfangs 100 Prozent in Aktien-ETF sparen. Wer 30 Jahre spart, braucht in den ersten 15 Jahren gar nichts zu machen. Liefen die Aktienmärkte jedoch sehr gut und Sparer wollen einen Teil ihrer erfolgreichen Anlage absichern, können sie ihn von Aktienfonds in einen sicheren Renten-ETF mit Staatsanleihen in Euro umschichten. Rentenfonds bringen deutlich weniger Rendite, allerdings schwanken ihre Kurse auch weniger als die von Aktien.
Risiko begrenzen. Sparer mit kürzeren Laufzeiten oder geringerer Risikoneigung können auch von Anfang an eine Mischung aus Aktien- und Renten-ETF besparen. Dabei sollten sie darauf achten, eine einmal festgelegte Mischung beizubehalten. In der ausgewogenen Variante ist das eine 50:50-Aufteilung. Das ist das Prinzip des Pantoffel-Portfolios, des Anlagekonzepts von Finanztest. Viele Anbieter ermöglichen auch ein automatisches „Rebalancing“. Damit wird regelmäßig die reale Aufteilung auf die Wunschaufteilung zurückgebracht. Aktienfonds werden dabei tendenziell nachgekauft, wenn ihre Kurse gefallen sind und verkauft, wenn ihre Kurse gestiegen sind.
Auszahlung von fondsgebundenen Rentenversicherungen
Die lebenslange Rente ist nicht die einzige Möglichkeit, sich das angesparte Vermögen auszahlen zu lassen. Sparer können sich auch einfach das angesparte Kapital auf einen Schlag auszahlen lassen. Manche Anbieter ermöglichen es auch, sich seine Fonds auf ein eigenes Depot übertragen zu lassen. Welche Option die beste ist, hängt von den Präferenzen des Sparers ab.
Eine lebenslange Rente hat den Vorteil, dass das Geld nie „ausgeht“. Jeden Monat fließt etwas Geld, egal wie alt der Rentner wird. Es kann jedoch sein, dass die Renten sehr niedrig ausfallen und es sehr lange dauert, bis der Rentner im Plus ist.
Mit der Kapitalauszahlung ist der Rentner flexibler. Er kann größere Anschaffungen oder Umbauten bezahlen und kann mal mehr, mal weniger Geld verbrauchen.
Steuern bei der fondsgebundenen Rentenversicherung
Anbieter betonen gerne die Steuervorteile, die eine fondsgebundene Rentenversicherung bietet. Tatsächlich fallen während der Ansparphase keine Steuern auf die Erträge der Fonds an. Vorteilhaft ist die steuerliche Behandlung auch bei der Auszahlung.
Wählt der Kunde die Kapitalauszahlung, muss sie nur die Hälfte der Erträge zum persönlichen Steuersatz versteuern. Voraussetzung ist, dass er mindestens 62 Jahre alt ist und der Vertrag mindestens zwölf Jahre lief.
Steuerlich noch günstiger kommen diejenigen weg, die eine monatliche Rentenzahlung wählen. Von der Rente wird nur der sogenannte Ertragsanteil versteuert. Dieser sinkt mit dem Eintrittsalter. Ein 67-Jähriger zum Beispiel muss nur 17 Prozent seiner Rente versteuern. Außerdem: Verstirbt der Versicherte während der Ansparphase, zahlen die Hinterbliebenen keine Steuern auf den ausgezahlten Fondswert.
Fondssparplan – für viele die bessere Alternative
Eine fondsgebundene Rentenversicherung ist natürlich nicht die einzige Option mit Fonds für das Alter zu sparen. Für die meisten Sparer sind Fondssparpläne besser geeignet.
Die Vorteile
- Kosten: Fondssparpläne sind deutlich günstiger als Versicherungen. Abschlusskosten fallen keine an und damit fließen von Anfang an die kompletten Beiträge in die Fonds. Die Kosten für die Ausführung der Sparpläne sind bei Online-Banken sehr niedrig und beeinflussen die Rendite nur wenig.
- Flexibilität: Bei Fondssparplänen können Sparer jederzeit ohne negative Auswirkungen Beiträge herab- oder heraufsetzen, die Einzahlungen ganz stoppen oder sich das Kapital auszahlen lassen.
- Auswahl: Bei Fondssparplänen hat der Sparer eine größere Auswahl an Fonds, die er besparen kann und nicht nur die eingeschränkte Auswahl einer fondsgebundenen Rentenversicherung.
Die Nachteile
- Rente: Wer auf eine lebenslange Rente abzielt, kann auch im Alter das Geld aus einem Fondssparplan in eine Rentenversicherung einzahlen, was jedoch neue Kosten verursacht. Mit einer Fondspolice geht das in einem Produkt. Der Kunde kann über Jahrzehnte in Fonds für seine Altersvorsorge sparen und sich dann das Vermögen ohne Steuerabzüge und neue Kosten in eine monatliche Rente umrechnen lassen. Es ist jedoch nicht absehbar, ob die Rente dann vergleichsweise hoch ist. Und: wer vor Vertragsende aus der Rentenversicherung aussteigen muss, hat meist ein schlechtes Geschäft gemacht.
- Aufwand: Ein Nachteil von Fondssparplänen ist zudem, dass sie ein klein wenig Arbeit machen. Sie müssen ein Depot eröffnen, ab und zu überprüfen, ob die Kosten für die Sparpläne und das Depot noch in Ordnung sind, ob die Vermögensaufteilung noch stimmt – und die Fondserträge bei der Steuererklärung angeben. Das ist alles nicht besonders aufwendig, aber fällt bei fondsgebundenen Rentenversicherungen weg.
Tipp: Wie Sie Ihr Vermögen im Alter optimal zur Rentenergänzung nutzen, zeigt unser Test Sofortrente oder ETF-Auszahlplan.
Fondssparpläne aus steuerlicher Sicht
Bei Fondssparplänen müssen Anleger während der Ansparphase Steuern auf die Erträge der Fonds zahlen. Allerdings erst dann, wenn der jährliche Sparerpauschbetrag von 801 Euro überschritten ist. Steuern auf Kursgewinne werden fällig, wenn der Sparer Aktienfonds verkauft, auch um sie in sichere Rentenfonds umzuschichten. Diese Steuern während der Ansparphase fallen bei der Rentenversicherung weg.
Fondspolice und Fondssparplan im Vergleich
Vergleicht man Modellrechnungen der Ablaufleistungen einer Fondspolice und eines Fondssparplans mit den gleichen Fonds, zeigt sich kein eindeutiges Bild. Je nachdem, mit welchen Kosten, Renditen, Freibeträgen und Steuersätzen im Alter man rechnet, liegt mal die Fondspolice und mal der Fondssparplan ein paar Prozent vorne.
Nicht auf Steuervorteile allein setzen
Allerdings: Werden die Voraussetzungen für die günstige Versteuerung nicht erreicht, etwa weil der Vertrag gekündigt wird, schneidet die Fondspolice schlechter ab. Zudem kann sich die Steuergesetzgebung in den Jahrzehnten bis zur Rente ändern. Wegen der Steuervorteile alleine sollte also niemand eine fondsgebundene Rentenversicherung abschließen.
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