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Unser Test zeigt: Aktuelle Angebote bieten geringe garantierte Renten. Altkunden haben es besser.
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Alle Testergebnisse für Klassische private Rentenversicherung 12/2019Mit viel Werbeaufwand verkaufen die Versicherungsfirmen seit rund sieben Jahren Rentenversicherungsverträge, die weniger Garantien als früher üblich bieten, dafür aber höhere Chancen auf Überschüsse. Ihre garantierte Kapitalabfindung ist nicht höher als die Summe der eingezahlten Beiträge. „Neue Klassik“ nennen Versicherer diese Verträge, von denen der Branchenverband GDV 4,6 Millionen erfasst hat, 14 Prozent mehr als im Vorjahr. Doch ob die sich für Kunden „zu 100 Prozent“ lohnen, wie es in der Allianz-Werbung heißt, steht erst bei Rentenbeginn fest – also in vielen Jahren, wenn Kunden erfahren, wie hoch ihre Rente tatsächlich sein wird.
Dagegen verabschieden sich viele Versicherer von Tarifen der „alter Klassik“. Sie bieten einen garantierten maximalen Rechnungszins und eine Kapitalzahlung, die nicht auf die Beitragssumme beschränkt ist. Laut GDV haben die Unternehmen davon insgesamt noch 10,3 Millionen Verträge in ihren Beständen, 4 Prozent weniger als im Vorjahr.
Es gibt nur noch wenige aktuelle Angebote dieser Art, und die Garantierenten für Neukunden sind so niedrig wie nie. Um die Garantien zu gewährleisten, können die Versicherer nur in Anlagen mit sehr geringem Risiko wie festverzinsliche Anleihen investieren. Diese werfen wegen der niedrigen Zinsen kaum noch etwas ab.
Unser Rat
Entscheidung. Eine private Rentenversicherung garantiert Ihnen bei Vertragsschluss eine lebenslange Mindestrente. Aufgrund des niedrigen Garantiezinses von 0,9 Prozent und der hohen Kosten müssen Sie aber sehr alt werden, bis die Summe der garantierten Monatsrenten die Summe der eingezahlten Beiträge übersteigt. Überschüsse, die Ihre Rente steigern, sind ungewiss. Bei beiden von uns getesteten Varianten (So haben wir getestet) lohnt sich ein Neuabschluss kaum. Er kommt allenfalls für Selbstständige infrage, die eine lebenslange Basisvorsorge suchen.
Auswahl. Mit Gut haben wir drei Angebote bewertet: Europa, Interrisk und HanseMerkur. Die höchste Rente garantiert die Europa. Sie gehören zu den Tarifen, bei denen die garantierte Kapitalzahlung über den Einzahlungen liegen kann.
Alternativen. Ab dem 50. Lebensjahr können Sie als Angestellter auch freiwillig in die gesetzliche Rente einzahlen. Lücken können Sie staatlich gefördert mit einer Riester-Rente und – bei kräftiger Unterstützung Ihrer Firma – mit einer Betriebsrente schließen. Mit Sparplänen sind Sie flexibler und haben Chancen auf höhere Renditen. Als Selbstständiger können Sie freiwillige Beiträge für eine gesetzliche Rente zahlen (Vergleich Private Rentenversicherung).
Neuabschluss lohnt kaum
Lohnen sich die Verträge überhaupt noch? Ist es besser, zugunsten höherer Chancen auf Garantien zu verzichten? Um diese Fragen zu klären, haben wir 22 aktuelle Angebote untersucht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Viele Versicherer tun sich schwer mit dem Anlageerfolg im Niedrigzinsumfeld, oft sind auch die Kosten hoch. Die garantierten Renten waren jeweils gering. Bei beiden Varianten lohnt sich ein Neuabschluss kaum.
Nur auf die garantierte Rente können sich Vorsorgesparer verlassen, wenn sie planen, wie sie im Alter ihre monatlichen Ausgaben decken. Für unsere 37-jährige Modellkundin, die 30 Jahre lang jährlich 1 200 Euro Beitrag einzahlt, lohnt es sich nicht, in der Hoffnung auf höhere Überschüsse auf Garantien zu verzichten. Die besten Angebote mit weniger Garantie haben wir mit Befriedigend bewertet.
Ein Gut haben wir für drei Angebote mit Kapitalabfindung über der eingezahlten Beitragssumme vergeben („alte Klassik“). Darunter war die Europa, die mit 124 Euro die höchste garantierte Monatsrente für unsere Modellkundin bietet (Tabelle Private Rentenversicherung). Bei der „neuen Klassik“ macht das die Continentale mit 110 Euro.
Altkunden, die ihren Vertrag schon vor vielen Jahren abgeschlossen haben, haben es im Vergleich dazu gut. Wer einen guten Altvertrag hat, sollte ihn behalten. In den besten Zeiten garantierten die Versicherer 4 Prozent Rechnungszins. Derzeit dürfen Versicherer für Neuverträge in der Spar- und in der Rentenphase nur einen garantierten Rechnungszins von maximal 0,9 Prozent anbieten.
Nur die garantierte Rente ist sicher

Werbeplakat für einen Rentenvertrag mit wenig Garantie in Berlin. Versicherer setzen verstärkt auf solche Produkte. Ob sich ein Vertrag lohnt, ist keinesfalls sicher. © Stiftung Warentest / Ralph Kaiser
Den Rechnungszins sagen die Versicherer nicht für den gesamten Beitrag der Kunden zu. Davon ziehen sie zunächst einen Teil für Abschluss- und Verwaltungskosten, die Sicherung der Garantie sowie für Zusatzleistungen ab, etwa für einen Hinterbliebenenschutz. Nur für den Rest, den Sparbeitrag, gilt der garantierte Rechnungszins.
Je geringer die Kosten sind, die ein Versicherer berechnet, desto mehr bleibt zum Anlegen übrig. Je erfolgreicher er dabei ist, desto höhere Überschüsse erwirtschaftet er und desto höher ist dann die Gesamtrente. Ihre Höhe ist ungewiss.
Die garantierte Rente steht dagegen schon bei Vertragsschluss fest. Zu diesem Zeitpunkt kann ein Versicherer in der Regel auch garantieren, mehr als die eingezahlten Beiträge auszuzahlen, falls Kunden das Kapital auf einmal statt als Rente wollen. Doch nicht alle Versicherer schaffen das.
In unserem Modellfall zahlt der Kunde 30 Jahre lang insgesamt 36 000 Euro ein. Volkswohl Bund, R+V und Alte Leipziger garantieren aber eine geringere Kapitalabfindung (Tabelle Private Rentenversicherung).
Bei Tarifen der „neuen Klassik“ mit geringeren Garantien haben Kunden als Kapitalabfindung maximal ihre Beitragssumme sicher, in unserem Modell also die 36 000 Euro. Die bei Vertragsbeginn garantierte Mindestrente kann geringer ausfallen als die garantierte Rente der „alten Klassik“, selbst wenn das Guthaben bei Rentenbeginn höher ist.
Dafür werben die Versicherer mit einer höheren Überschussbeteiligung. Diese wollen sie mit einer etwas risikoreicheren Anlage der Kundengelder erreichen. Das Risiko können sie eingehen, weil sie weniger Geld für die Absicherung von Garantien aufwenden müssen.
Erst mit 100 Jahren garantiert im Plus
Wenn es keine Überschüsse gibt, sondern nur die garantierte Rente ab dem 67. Lebensjahr fließt, muss unsere Modellkundin sehr alt werden, bis sie ihre eingezahlten Beiträge wieder erhält. Beim Tarif RCB der Continentale, der zur „neuen Klassik“ zählt, müssen die Rentner gut 94 Jahre alt werden. Kunden, die Wert auf höhere Garantierenten legen und einen Vertrag nach Art der „alten Klassik“ bei der Europa haben, müssen immerhin ihren 91. Geburtstag feiern.
Eine Vorsorge für Methusalem hat die Targo Lebensversicherung: Unsere Modellkundin muss hier 100 Jahre alt werden, um garantiert ins Plus zu kommen. Das hat nicht nur mit den niedrigen Zinsen, sondern eine Menge mit den Kosten zu tun. Versicherer, die vom Beitrag viel für Kosten abknapsen, knausern bei der Rente – egal ob „neue Klassik“ oder „alte“.
Von allen 22 getesteten Angeboten war der Tarif der Europa am kostengünstigsten. Falls sich der Vertrag mit 2,5 Prozent verzinsen würde, käme unsere Modellkundin, die 36 000 Euro eingezahlt hat, nach 30 Jahren auf ein Kapital von 54 000 Euro. Das entspricht Kosten von 4,9 Prozent, die von jedem Beitrag abgezogen werden. Doch Vorsicht: Zahlen Kunden ihre Beiträge nicht jährlich, wie in unserem Test, sondern monatlich, dann kassiert die Europa mehr: 9,5 Prozent.
Die garantierte Rente beträgt dann nur noch 118 Euro statt 124 Euro. Jährliche Zahlung wie in unserem Modell ist also günstiger. Bei der PB Lebensversicherung („neue Klassik“) erhält der Kunde zu Rentenbeginn 16 Prozent weniger, weil dies für Kosten draufgeht.
Auch bei den getesteten Angeboten der „alten Klassik“ fallen Anbieter mit hohen Kosten auf. Die Universa nimmt 11,8 Prozent, die Interrisk 12,4 Prozent bei ihrem teuren Tarif (D) ALR1. Eine gute Anlagestrategie kann dies kaum wettmachen.
Anlageerfolg ist gesunken
Ob mehr oder weniger Garantie – eine gute Überschussbeteiligung ist stets das wesentliche Plus. Entscheidend dafür ist, wie gut der Versicherer mit dem Geld des Kunden wirtschaftet und wie er ihn am Gewinn beteiligt. Die Überschüsse hängen stark vom Erfolg des Versicherers am Kapitalmarkt ab.
Anbieter, die sich von der „alten Klassik“ verabschiedet haben oder ganz vom Markt verschwunden sind, schaffen es oft nicht einmal mehr, mit ihrem Anlageerfolg die Rechnungszinsen ihrer Verträge zu erwirtschaften.
Wir haben für die vergangenen drei Jahre untersucht, wie gut der jeweilige Versicherer für seine Kunden Geld angelegt hat und bewertet, wie viel er den Kunden gutgeschrieben hat. Diesen Anlageerfolg haben wir bei der „alten Klassik“ mit 40 Prozent in unser Qualitätsurteil einbezogen, bei der „neuen“ mit 45 Prozent. Denn der Anlageerfolg spielt bei den neuen Produkten eine größere Rolle für die Gesamtrente.
Für die „neuen“ Tarife mit einer Beitragsgarantie vergaben wir beim Anlageerfolg einmal die Note Sehr gut: an die Allianz. Befriedigend und ausreichend sind je ein Tarif. Die anderen sind nur mangelhaft. Das macht Kunden wenig Hoffnung auf gewaltige Überschussbeteiligungen. Um so wichtiger ist also die garantierte Rente.
Bei den „alten“ Tarifen haben wir ein Sehr gut beim Anlageerfolg an die Europa, die Bayerische und die Interrisk vergeben. Zwei Angebote bekamen ein Gut: HanseMerkur und Stuttgarter. Im Vergleich zu unseren früheren Tests ist der Anlageerfolg gesunken.
Neue Variante ist nicht besser
Bei der Europa würden 2,5 Prozent Verzinsung 158 Euro Gesamtrente bringen. In diesem Fall hätte ein Sparer zu seinem 86. Geburtstag die gezahlten Beiträge wieder. Das Angebot der „alten Klassik“ mit der höchsten Garantierente – von der Europa – ist also auch in diesem Überschussszenario günstiger als das der „neuen Klassik“ mit der höchsten Garantierente von der Continentale. Denn hier muss der Kunde drei Jahre länger leben, bis er seine Beiträge wieder heraus hat.
Auch bei der „alten Klassik“ sind die Garantierenten für Neukunden in den vergangenen Jahren stetig gesunken, weil der Garantiezins gesenkt wurde. So bekam die Modellkundin in unserem Test im Jahr 2011 je nach Anbieter Garantierenten zwischen 188 Euro und 165 Euro. Im Test 2014 lagen die garantierten Monatsrenten zwischen 166 Euro und 141 Euro.
Altkunden wie Ulrike Sindlinger und Mathias Hässner sind also besser dran. Sindlinger hat 2006 einen Vertrag bei der DEVK abgeschlossen. Der damalige Garantiezins von 2,75 Prozent ist während der gesamten Vertragslaufzeit sicher. Dagegen ist in Sindlingers jüngster Standmitteilung von 2019 der ausgewiesene Überschussanteil der Gesamtrente im Vergleich zum Wert 2011 um 53 Prozent gesunken.
Das zeigt: Vorsorgesparer sollten nur mit der Garantie planen, denn Überschüsse können sinken oder sogar ganz wegfallen.
So viel Rente gibt es garantiert
In unserem Modell zahlt eine Kundin 30 Jahre lang jährlich 1 200 Euro Beitrag. Dafür erhält sie im besten Fall 124 Euro garantierte Monatsrente.

© Stiftung Warentest / René Reichelt
Gut gefahren mit der Garantie
So wie bei Mathias Hässner. Er hat 1996 bei der Westfälischen Provinzial einen Vertrag unterschrieben – mit 4 Prozent Garantiezins. Zu den in den vergangenen Jahren bereits fest zugeteilten Zinsüberschüssen kommen jetzt allerdings keine mehr hinzu. Sie fließen an Kunden mit niedrigerem Garantiezins. „Doch mit einer garantierten Verzinsung von 4 Prozent bin ich zufrieden“, sagt Hässner.
Neukunden bieten DEVK und Westfälische Provinzial gar keine klassischen Rentenverträge mit Garantiezins mehr an. Selbst die Allianz hat sich zurückgezogen. Als sie 2013 mit der „neuen Klassik“ auf den Markt kam, gab sich Allianz-Chef Markus Faulhaber in einem Interview noch sicher, sein Haus könne „auch in einem andauernden Niedrigzinsumfeld jahrzehntelang bestehen. Deshalb bieten wir unser Vorsorgekonzept ‚Klassik‘ mit Garantiezins auch weiterhin an“. Das ist nun nicht mehr so.
Den Versicherern machen die niedrigen Zinsen zu schaffen, den Verbraucherzentralen, dem Bundesfinanzministerium und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht sind zudem die hohen Kosten ein Dorn im Auge.
Das Finanzministerium hat deshalb einen Gesetzentwurf auf den Weg gebracht, um die Provisionen der Vermittler zu deckeln. Ob der Provisionsdeckel allerdings kommt, ist derzeit ungewiss.
Gute Altverträge sollten Kunden behalten. In den besten Zeiten garantierten die Versicherer 4 Prozent Zins auf den Sparbeitrag.
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@yomov: Dieser Tarif ist nicht dabei. Wenn Sie oben den grauen Kasten "getestete Produkte" aufklappen (das ist vor der Bezahlschranke möglich), sehen Sie eine Liste der Tarife, die in der Untersuchung berücksichtigt wurden. (PH)
Guten Tag, wurde die Allianz Direktversicherung KomfortDynamik getestet? Würde ich gerne wissen, bevor ich den Artikel kaufe. Vielen Dank.
@gabiwinzer:
Bei dem Angebot von mypension handelt es sich um eine aufgeschobene, fondsgebundene Rentenversicherung mit einem in der Zukunft liegenden Rentenbeginn und nicht um einen ETF-Fondssparplan einer Bank / Fondsgesellschaft. Der Fondssparplan wird also mit einem Versicherungsmantel verkauft.
Fondspolicen eignen sich für Sparer, denen wichtig ist, ihr angespartes Vermögen später unvermindert in eine monatliche Rente umwandeln zu können, die ein Leben lang fließt. Für viele Sparer sind Fondssparpläne deutlich besser geeignet. Sie sind meist flexibler und günstiger als Versicherungen. Sparer können jederzeit an ihr Geld und die Sparraten (kostenlos) aussetzen oder verändern.
Wir haben die fondsgebundene Rentenversicherung von mypension bisher noch nicht getestet. Unser letzter Test zu den fondsgebundenen Rentenversicherungen hatten wir in 2016 veröffentlicht. Dort finden Sie Hinweise auf vor- und Nachteile dieser Anlageform. Bitte lesen Sie unseren Artikel dazu: www.test.de/Fondsgebundene-Rentenversicherung-Guenstige-Tarife-mit-guten-Fonds-5093725-0/ (maa)
Hallo Rententeam,
ich stolperte über mypension.de -- ist das eine seriöse Alternative zu einem ETF-Sparplan?
@superkalifragilistik: Ideal hat sich leider nicht an unserem Test "Private Rentenversicherung" beteiligt. Deswegen konnten wir das Produkt nicht bewerten. (dda)