
Für hochwertige Räder kann eine spezielle Fahrradpolice lohnen. Neben Diebstahl ist oft Vandalismus versichert.
Nur eine Nacht vergaß der 16-jährige Jacob R. sein Fahrrad am Berliner U-Bahnhof Bundesplatz – zu lang. Am nächsten Morgen war das Schloss geknackt und das 500-Euro-Rad gestohlen.
In Deutschland wurden 2016 mehr als 330 000 Fahrraddiebstähle angezeigt. Selten erfolgreich: Die Aufklärungsquote liegt im Schnitt bei nicht einmal 10 Prozent.
Dass die Polizei sein Rad aufspürt, damit rechnete auch Jacob trotz einer Anzeige nicht. „Ich habe mich fürchterlich aufgeregt, das Rad war erst anderthalb Jahre alt“, sagt seine Mutter Betina C. „Jacob fand das alles halb so wild, wir wären ja versichert.“
In 200 000 Fällen zahlten Versicherer 2016 eine Entschädigung und ersparten Betroffenen so finanziellen Schaden.
Zwei Wege zum Versicherungsschutz
Die Deutschen investieren gerne in Räder, zunehmend auch in teure E-Bikes. Umso wichtiger wird guter Versicherungsschutz. Den gibt es auf zwei Arten: Wer eine Hausratversicherung hat, kann sein Rad darin auch gegen Diebstahl außerhalb der eigenen vier Wände absichern. Radbesitzer, die nicht hausratversichert sind oder umfangreichere Leistungen möchten, fahren besser mit speziellen Fahrradversicherungen.
Zurzeit bieten 25 Tarife speziellen Schutz, im Test vor sieben Jahren waren es nur 7. Die Spezialpolicen schließen Radfans zum Beispiel online oder beim Fahrradhändler ab. Finanztest hat untersucht, welcher Tarif sich für welches Rad lohnt – für 500-Euro-Räder wie Citybikes und mittelpreisige Räder ab 1 500 Euro wie Rennräder. Erstmals dabei: Tarife für E-Bikes zum Neupreis von 2 500 Euro und 4 000 Euro (Testergebnisse).
Unterschiede bei Preis und Leistung
Unser Fazit: Je wertvoller Rad oder E-Bike, umso eher lohnen sich Spezialversicherungen. Sie bieten – anders als Hausratversicherungen – nicht nur Ersatz nach Diebstahl, sondern etwa auch nach Unfällen. Trotzdem müssen sie nicht teurer sein als der Zusatzbeitrag der Hausratversicherung. Je nach Wohnort des Versicherten sind sie sogar günstiger. Gute Angebote für 500-Euro-Räder gibt es zum Beispiel ab 46 Euro für ein Jahr.
Die untersuchten Tarife müssen in der Regel für jedes Fahrrad einzeln abgeschlossen werden. Versichert ist der „einfache Diebstahl“. „Einfach“ ist der Diebstahl, wenn der Dieb das draußen angeschlossene Rad mitnimmt oder Einzelteile wie den Sattel abmontiert. Die Policen bieten auch Schutz bei Einbruchdiebstahl, wenn Langfinger das Rad aus Wohnung, Haus oder aufgebrochenem Keller klauen.
Zehn von elf Anbietern zahlen auch, wenn das Rad geraubt wird, also der Dieb dem Besitzer das Rad aus der Hand reißt und flüchtet. Einzige Ausnahme: Die drei Tarife von Wertgarantie decken Raub nicht ab.
Bei 21 Policen ist Vandalismus inbegriffen, sie greifen, wenn Dritte das Rad mutwillig zerstören. Fast genauso oft sind Unfall- und Sturzschäden Teil des Schutzes. Bei 14 Tarifen sind Elektronik- und Feuchtigkeitsschäden abgedeckt, das betrifft vor allem die Akkus von E-Bikes. Der Versicherer kann vorschreiben, welcher Händler repariert.
Lohnenswert auch für Reisende: 19 Tarife garantieren ihren Fahrradschutz weltweit und für mindestens sechs Wochen im Jahr.
Unkompliziert zum neuen Rad
Ist das Rad geklaut, entschädigen Versicherer mit Geld oder einem neuen Fahrrad. Die Höhe hängt vom Tarif ab. Beim Wiederbeschaffungswert bekommen Bestohlene oft den Kaufpreis des Rads erstattet. Manche Versicherer fordern auch Selbstbeteiligung oder bieten nur eine Zeitwerterstattung: Dann gibt es lediglich so viel, wie das gebrauchte Fahrrad zum Zeitpunkt des Diebstahls wert war.
Voraussetzung für die Entschädigung ist immer: Das Rad war wie vorgeschrieben gesichert. Draußen müssen Räder in der Regel mit einem Schloss an einem ortsfesten Gegenstand, etwa einer Laterne, angeschlossen werden. Vier Anbieter schreiben vor, von welcher Marke das Fahrradschloss sein muss.
Das geklaute Rad von Jacob R. ersetzte der Versicherer Wertgarantie ohne Probleme. „Das lief komplett über den Händler. Wir brauchten nur Anzeige und Kaufbeleg vorzulegen“, so Betina C. Noch am selben Tag durfte sich Jacob ein neues Fahrrad aussuchen. „Die Versicherung hat sich für uns echt gelohnt“, sagt seine Mutter. „Nur der erzieherische Effekt für meinen Sohn, künftig mehr auf sein Rad zu achten, war im Versicherungsbeitrag nicht drin.“
Tipp: Ab 26. Juli 2017 veröffentlichen wir einen aktuellen Test von Fahrradschlössern. Bis dahin erhalten Sie unter derselben URL noch unsere Untersuchung aus test 5/2015.