
Amazon zählt zu den teuersten Unternehmen der Welt. Die Aktionäre des Internethändlers profitierten von riesigen Kursgewinnen – eine Dividende gab es für sie noch nie. © Getty Images / Moment Editorial
Mit speziellen ETF können sich Anleger an dividendenstarken Aktien beteiligen – als willkommene Ergänzung für ein Fondsdepot.
Dividenden, also die regelmäßigen Ausschüttungen an Aktionäre, sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Aktienkultur. In diesem Jahr werden allein die 160 Unternehmen aus den deutschen Indizes Dax, MDax und SDax voraussichtlich mehr als 50 Milliarden Euro ausschütten.
Mit speziellen Fonds können Anleger gezielt auf dividendenstarke Aktien setzen. Wir sagen, wie das geht und für wen diese Fonds zu empfehlen sind.
Unser Rat
Beimischung. Dividendenfonds eignen sich wegen der speziellen Länder- und Branchenmischung nicht als Basisanlage, sind aber als Beimischung interessant. Ein Anteil von 10 bis 20 Prozent in Ihrem Aktienfondsdepot ist akzeptabel.
Zusatzeinkommen. Wenn Sie aus Ihrem Fondsvermögen regelmäßige Zusatzeinnahmen ziehen wollen, bieten sich globale Dividendenfonds mit kontinuierlicher Ausschüttung an (DWS Top Dividende: Reduziertes Risiko und Dividendenfonds im Porträt.
Information. In unserem Fondstest bewerten wir alle mindestens fünf Jahre alten Dividendenfonds. Neben ETF für globale, regionale und länderspezifische Dividendenindizes enthält der Produktfinder Fonds und ETF im Test auch zahlreiche aktiv gemanagte Dividendenfonds.
Löwenanteil aus Kursgewinnen

Ob Weichspüler, Zahncreme oder Windeln: Produkte von Procter & Gamble sind weltbekannt. Der Aktienkurs stieg zuletzt mäßig, aber die Dividende wird seit mehr als 60 Jahren regelmäßig erhöht. © picture alliance/dpa
Langfristige Untersuchungen zeigen, dass etwa ein Viertel bis ein Drittel des durchschnittlichen Aktienertrags aus Dividenden stammt. Das ist mehr als viele Anleger vermuten, bedeutet aber auch, dass der Löwenanteil den Kursgewinnen zu verdanken ist. Anleger tun gut daran, bei ihrer Aktien- und Fondsauswahl beides zu berücksichtigen.
Wer auf Dividendenjagd geht, prüft zunächst einmal die Dividendenrendite. Sie ergibt sich, indem man die zuletzt gezahlte oder vom Unternehmen angekündigte Dividende durch den aktuellen Aktienkurs teilt.
Es scheint naheliegend, einfach die Aktien mit der höchsten Dividendenrendite herauszupicken. Doch das ist aus verschiedenen Gründen keine gute Idee.
Anleger würden damit zum Beispiel alle Aktien aussparen, die gar keine Dividende zahlen. Das sind keineswegs nur unwichtige, sondern teilweise weltbekannte und äußerst erfolgreiche Unternehmen.
Nehmen wir zum Beispiel Alphabet, wie der Mutterkonzern von Google inzwischen heißt. Obwohl der kalifornische Internetkonzern seit Jahren Geld wie Heu verdient, erhielten seine Aktionäre noch nie eine Dividende.
Alphabet steckt seine milliardenschweren Erträge lieber in die Forschung, die Übernahme anderer Firmen oder in den Rückkauf eigener Aktien. Letztere Methode ist auch bei vielen anderen Aktiengesellschaften ein beliebtes Instrument der „Kurspflege“. Durch den Rückkauf verringert sich die Zahl der handelbaren Aktien, und das führt zumindest tendenziell zu steigenden Kursen.
Auch der Internetgigant Amazon zählt bisher zu den Dividendenverächtern. Seinen Aktionären dürfte das ziemlich egal sein, denn sie wurden durch die traumhaften Kursgewinne fürstlich entlohnt.
Welchen Anleger juckt schon der Verzicht auf eine regelmäßige Ausschüttung von 2 bis 3 Prozent pro Jahr, wenn doch der Aktienkurs in den vergangenen zehn Jahren um das 25-Fache gestiegen ist?
Wer seine Aktien und Fonds nur nach der Dividende auswählt, klammert Erfolgsmodelle wie Amazon und Alphabet aus und schneidet sich ins eigene Fleisch.

Die Deutsche Telekom hat eine Dividendenrendite von mehr als 5 Prozent. In den vergangenen Jahren war auch die Kursentwicklung besser als die des deutschen Aktienmarkts. © Getty Images / Kirsten Neumann
Das Beste aus beiden Welten
Für Anleger, die sowohl an den Kursgewinnen wachstumsstarker Aktien als auch an hohen Dividenden teilhaben wollen, ist ein breit streuender Weltaktienfonds immer noch die beste Wahl. Wir empfehlen vor allem ETF (Exchange Traded Funds), also börsengehandelte Indexfonds, die zum Beispiel den Index MSCI World abbilden. Er enthält mehr als 1 600 Unternehmen, darunter viele großzügige Dividendenzahler ebenso wie all die bekannten Internet-, Software- und Biotechkonzerne, die mit Ausschüttungen knausern.
Unterm Strich ergibt sich für den Index eine durchschnittliche Dividendenrendite von etwa 2,6 Prozent.
Global auf Dividendenaktien setzen
Mit ETF, die spezielle Dividendenindizes nachzeichnen, können Anleger höhere Ausschüttungen einsammeln – aber mit Abstrichen bei der Länder- und Branchenstreuung.
In den Diagrammen stellen wir die drei globalen Dividendenindizes vor, für die es ETF mit einer Finanztest-Bewertung gibt. Interessant sind aber auch einige aktiv gemanagte Fonds. Aktuell haben drei global ausgerichtete Dividendenfonds in unserem Fondstest eine überdurchschnittliche Bewertung (vier Punkte): DWS Top Dividende (DE 000 984 811 9), Fidelity Global Dividend A Acc (LU 077 296 999 3) und JPM Global Dividend A (LU 032 920 225 2).
Defensive Aktien dominieren
In den vergangenen fünf Jahren liefen globale Dividenden-ETF deutlich schlechter als der MSCI World. Das ist eine typische Entwicklung in Zeiten boomender Aktienmärkte. Wenn die Kurse von konjunkturabhängigen Unternehmen nach oben schießen, hinken sogenannte defensive Aktien, die in Dividendenfonds stark vertreten sind, oft hinterher.
Als defensiv gelten Firmen mit bodenständigen Geschäftsmodellen und verlässlichen Einnahmen wie Pharma-, Versorger- oder Ernährungsaktien. Wenn es mit der Wirtschaft bergab geht, verzichten viele Kunden auf größere Anschaffungen, aber Medikamente, Strom und Lebensmittel brauchen sie auch in schwierigen Zeiten.
Mit Dividendenfonds setzen Anleger auf eine Strategie, die in unterschiedlichen Marktphasen eine ordentliche, aber nicht unbedingt die beste Rendite verheißt. Dafür können sie hoffen, in einer Börsenkrise nicht so stark abzurutschen wie der Gesamtmarkt. So überzeugten die Indizes Stoxx Global Select Dividend 100 und S&P Global Dividend Aristocrats sowie der gemanagte Fonds DWS Top Dividende in den vergangenen fünf Jahren durch beste Risikobewertungen.
Deutsche Indizes sind sehr speziell
In der aktuellen Dividendensaison dürften Anleger vor allem auf ETF mit deutschen Aktien schielen. Zwei Dividendenindizes kommen dafür infrage: DivDax und DaxPlus Maximum Dividend.
Der DivDax (ETF von Comstage mit der Isin LU 060 393 389 5 und von iShares mit der Isin DE 000 263 527 3) verfolgt ein simples Konzept und pickt aus den 30 Dax-Aktien die 15 Titel mit der höchsten Dividendenrendite heraus.
Der DaxPlus Maximum Dividend, ETF von Deka (Isin DE 000 ETF L23 5) geht einen Schritt weiter. Er bezieht Nebenwerte ein und wechselt die Mitglieder halbjährlich aus, um möglichst viele Ausschüttungen mitzunehmen. Für Anleger ergaben sich dadurch in den vergangenen Jahren außergewöhnlich hohe Ausschüttungsrenditen von meist 5 bis 8 Prozent.
Beide Indizes sind sehr speziell und ziemlich unberechenbar. In den vergangenen fünf Jahren liefen die DivDax-ETF etwas besser als der deutsche Leitindex. Der Deka-ETF auf den DaxPlus Maximum Dividend gehört dagegen im Moment zu den schwächsten Aktienfonds Deutschland.
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@Ltdeta: Der Fonds ist aus der Gruppe Aktien Welt. Wenn Sie diese aufrufen, können sie nach 5-Jahresperformance (nicht empfohlen) oder zum Beispiel auch nach Chance-Risiko-Zahl oder nach FT-Bewertung sortieren.
Einerseits ist der DWS Top Dividende LD mit seinem einen Punkt leicht zu toppen. Andererseits hatten es alle Dividendenstrategien sehr schwer in den letzten Jahren und die Corona-Krise hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Wir wissen nicht, ob sich Dividendenstrategien nun gen Ende der Krise überproportional erholen werden. Im Zweifel sind Anleger mit einem "1. Wahl" ETF der Gruppe Aktien Welt gut bedient.
Hallo,
wie finde ich eine alternative (Fond/Etf), der besser performt als der
DWS TOP DIVID -LD- / 984811 / DE0009848119 ?
Ich habe das Flat-Abo finde aber nicht die richtigen Filtereinstellungen um mir eine Übersicht zu verschaffen.
Vielen Dank
@sabsi99: Es gibt 3 Gründe für die aktuell so schlechte Entwicklung der Dividendenstrategien. (1) Seit Erscheinen des Artikels Anfang 2019 haben wir die Fondsbewertung etwas strenger gemacht, aus 4 Punkten wurden teilweise 3 Punkte. (2) Insbesondere die Tech-Werte waren absolute Corona-Krisengewinner – die sind in Dividendenstrategien allerdings kaum vertreten – aktuell ein echter Nachteil für die Strategien. (3) In der Krise wurden Dividenden massiv zusammengestrichen, das ist offensichtlich schlecht für Dividendenstrategien, auch wenn dies nicht alle Branchen gleichermaßen betrifft. Wenigstens manche klassische Dividendenwerte aus dem Bereich Gesundheit oder Konsum konnten profitieren. In der Summe also sehr harte Zeiten für Dividendenstrategien. Man liest in den letzten Tagen immerhin, dass Investoren statt auf Tech wieder auf klassische zyklische Werte setzen – das würde Dividendenstrategien helfen. Aber wie weit das trägt – falls überhaupt – können wir nicht sagen.(PH)
Ich bin irritiert, dass vor einem Jahr noch alle Fonds 4 Punkte haben, aktuell haben alle nur noch einen. Was ist passiert? Woran liegt dieser enorme Unterschied?
@dr_vergleich: Sie finden die Informationen zu den Ausschüttungen auch auf den Internetseiten der Fondsgesellschaften, den Factsheets oder auch unter www.bundesanzeiger.de. Bitte beachten Sie, dass Ausschüttungen in unseren Renditeberechnungen immer schon berücksichtigt sind. (maa)