Testergebnisse für 20 Fleischersatzprodukte 10/2016
Im Test: 20 Fleischersatzprodukte: je 6 Schnitzel und Frikadellen sowie 8 Bratwürste – darunter insgesamt 9 Bioprodukte.
Wir haben die Produkte im April und Mai 2016 eingekauft.
Die Preise ermittelten wir durch Befragung der Anbieter im August 2016.
Sensorische Beurteilung: 45 %
Alle Produkte wurden in der Pfanne nach Packungsempfehlung zubereitet. Anschließend verkosteten fünf geschulte Prüfpersonen die anonymisierten Produkte auf neutralem Geschirr unter gleichen Bedingungen – auffällige oder fehlerhafte Produkte mehrmals. Die Prüfer dokumentierten Details zu Aussehen, Geruch, Geschmack und Mundgefühl/Konsistenz. Kamen sie zu unterschiedlichen Beschreibungen, erarbeiteten sie einen Konsens. Dieser war Basis für unsere Bewertung.
Die sensorischen Prüfungen wurden in Anlehnung an Methode L 00.90–11/1 (konventionelles Profil) und L 00.90–11/2 (Konsensprofil) der ASU durchgeführt. Die Abkürzung ASU steht für Amtliche Sammlung von Untersuchungsverfahren nach § 64 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB).
Das Ergebnis beinhaltete keine Bewertungen, sondern lediglich abgestimmte Produktprofile, bei denen ggf. unterschiedliche Beschreibungen aus den Einzelprüfungen zuvor in der Gruppe verifiziert wurden.
Schadstoffe: 15 %
Im Labor wurden die Produkte auf gesundheitlich bedenkliche Stoffe untersucht: auf Metalle wie Blei, Kadmium und Aluminium, auf Pestizide – darunter Glyphosat, auf bestimmte Fettumwandlungsprodukte, die bei der Verarbeitung von Fetten entstehen können (3-MCPD- und Glycidyl-Ester), sowie auf gesättigte und aromatische Mineralöl-Kohlenwasserstoffe (Mosh und Moah). Miterfasst wurden auch die gesättigten Kohlenwasserstoffverbindungen Posh. Moah wurden nicht nachgewiesen.
Folgende Methoden wurden eingesetzt:
- Blei und Kadmium: Mikrowellenaufschluss gemäß Methode DIN EN 13805:2014 und Analyse nach Methode DIN EN 15763:2010 mittels ICP-MS.
- Aluminium: Mikrowellenaufschluss gemäß Methode DIN EN 13805:2014 und Analyse in Anlehnung an Methode DIN EN 15763:2010 mittels ICP-MS.
- Pestizide: Analyse gemäß Methode L 00.00–34 der ASU mittels GC-MS und LC-MS/MS.
- Glyphosat, AMPA, Glufosinat: Analyse mittels LC-MS/MS. 3-Monochlorpropandiol-Ester (3-MCPD-Ester) und Glycidyl-Ester: Analyse nach Methode der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft DGF CVI 18 (10) mittels GC-MS.
- Mineralölbestandteile (Mosh/Posh und Moah): Analyse mittels LC-GC/FID
Ernährungsphysiologische Qualität: 10 %
Wir begutachteten pro Produkt eine 100-Gramm-Portion als Teil einer Hauptmahlzeit für drei Altersgruppen: für Jugendliche (15 bis unter 19 Jahre) und für Erwachsene (25 bis unter 51 Jahre und 51 bis unter 65 Jahre). Wir bewerteten die im Labor ermittelten Energie-, Eiweiß- und Fettgehalte sowie die analysierte Ballaststoff- und Kochsalzmengen. Bewertungsgrundlage waren die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für die jeweiligen Altersgruppen. Wir setzten eine durchschnittliche Energiezufuhr und eine geringe körperliche Aktivität voraus.
Folgende Methoden wurden eingesetzt:
- Trockenmasse bzw. Wassergehalt: Analyse in Anlehnung an Methode L 06.00–3 der ASU.
- Gesamtfett: Analyse in Anlehnung an Methode L 06.00–6 der ASU.
- Eiweiß: Analyse in Anlehnung an Methode L 06.00–7 der ASU.
- Asche: Analyse in Anlehnung an Methode L 06.00–4 der ASU.
- Ballaststoffe: Analyse gemäß Methode L 00.00–18 der ASU.
- Kohlenhydrate: Berechnung als Differenz der Prozentsumme von Wasser, Asche, Gesamtfett, Eiweiß und Ballaststoffe zu Hundert.
- Inulin (fakultativ): Analyse in Anlehnung an Methode L 00.00–94 ASU.
- Physiologischer Brennwert: Berechnung aus den vorliegenden Ergebnissen auf der Grundlage der VO (EU) Nr. 1169/2011 (LMIV).
- Kochsalz: Natrium mittels Mikrowellenaufschluss gemäß Methode DIN EN 13805:2014 und Analyse nach L 00.00–144:2013 der ASU mittels ICP-MS. Aus den bestimmten Natriumgehalten wurden die Salzäquivalente berechnet.
- Fettsäurespektrum: Analyse gemäß Methoden der Deutschen Gesellschaft für Fettwissenschaft DGF C-VI 10 und C-VI 11d (89) t mittels GC-FID.
Mikrobiologische Qualität: 10 %
Wir analysierten im Labor an je drei Packungen pro Produkt die Anzahl an Keimen in den Fleischersatzprodukten, insbesondere an krankmachenden Keimen – wir konnten diese in keinem Produkt nachweisen. Zusätzlich analysierten wir die Anzahl an Verderbniskeimen.
Folgende Methoden wurden eingesetzt:
- Aerobe mesophile Koloniezahl (Gesamtkeimzahl): Analyse gemäß Methode ISO 4833–2:2014.
- Escherichia coli: Analyse gemäß Methode DIN ISO 16649–1:2009.
- Enterobacteriaceae: Analyse gemäß Methode DIN ISO 21528–2:2004.
- Koagulase-positive Staphylokokken: Analyse gemäß Methode L 00.0055 der ASU.
- Salmonellen: Analyse gemäß Methode L 00.00–20 der ASU.
- Listeria monocytogenes: Analyse gemäß Methode L 00.00–22 der ASU.
- Präsumtiver Bacillus cereus: Analyse gemäß Methode L 00.00–33 der ASU.
- Hefen und Schimmelpilze: Analyse in Anlehnung an Methode ISO 21527–1:2008.
- Clostridium perfringens: Analyse gemäß Methode L 00.00–57 der ASU.
- Milchsäurebakterien (fakultativ): Analyse in Anlehnung an Methode ISO 15124:1998.
Verpackung: 5 %
Drei Experten prüften, wie sich die Packungen öffnen, wiederverschließen und die Produkte entnehmen ließen. Zudem kontrollierten wir, ob etwa eine Versiegelung garantiert, dass das Produkt noch nicht geöffnet wurde (Originalitätssicherung). Wir prüften außerdem auf Recyclinghinweise und Angaben zu Verpackungsmaterialen.
Deklaration: 15 %
Wir beurteilten, ob die Angaben auf der Verpackung – wie im Lebensmittelrecht vorgeschrieben – vollständig und richtig waren. Außerdem kontrollierten wir, ob die Produkte deutlich als vegetarisch/vegan gekennzeichnet waren und ob Werbe- und insbesondere nährwertbezogene Aussagen wie beispielsweise „reich an Eiweiß“ oder „reich an Ballaststoffen“ zutrafen. Produkte, die als laktose- oder eifrei bezeichnet waren, untersuchten wir auf Spuren der jeweiligen Bestandteile. Wir prüften zudem Zubereitungs- und Lagerungshinweise sowie Portions- und Stückzahlangaben. Drei Experten bewerteten die Lesbarkeit und Übersichtlichkeit der Angaben.
Folgende Methoden wurden eingesetzt:
- Ei (fakultativ): Prüfung mittels Eiklar-ELISA bei allen Erzeugnissen, die beispielsweise „eifrei“ deklarierten.
- Laktose (fakultativ): Prüfung mittels LC-MS/MS bei Produkten, die als „laktosefrei“ ausgelobt wurden.
Weitere Untersuchungen
Wir prüften die Produkte auf Bestandteile von Tierarten wie Schwein, Rind, Huhn, Pute, Schaf, Ziege und Pferd – und stellten keine Abweichungen von den deklarierten Angaben fest. Wir wiesen keine gentechnisch veränderten Bestandteile nach. Bei den Schnitzeln bestimmten wir den Anteil der Panade nach Abtrennung und Auswiegen. Die Prüfungen auf Konservierungsstoffe, Glutaminsäure und synthetische Farbstoffe ergaben keine Auffälligkeiten.
Folgende Methoden wurden eingesetzt:
- Tierartenbestimmung: Qualitativer Nachweis mittels tierartspezifischer PCR auf Tierarten wie beispielsweise Rind, Schwein, Huhn, Pute, Gans, Ente, Schaf, Ziege, Pferd, Esel, Kaninchen oder Hase.
- Gentechnisch veränderte Bestandteile: Prüfung auf verschiedene Sequenzen, die in gentechnisch verändertem Soja relevant sind in Anlehnung an die Methoden L 00.00–122:2008, L 00.00–154:2014 und L 00.00–148:2014 der ASU.
- Konservierungsstoffe: Analyse gemäß Methode L 00.00–10 der ASU.
- Glutaminsäure: Analyse gemäß Methode L 07.00–17 der ASU.
- Farbstoffe (fakultativ): Analyse mittels HPLC und DAD.
Abwertungen
Abwertungen bewirken, dass sich Produktmängel verstärkt auf das test-Qualitätsurteil auswirken. Sie sind in der Tabelle mit einem Sternchen *) gekennzeichnet.
Folgende Abwertungen haben wir eingesetzt: Lautete das Urteil für die sensorische Beurteilung ausreichend, konnte das test-Qualitätsurteil maximal eine halbe Note besser sein. Lautete das Urteil für Schadstoffe mangelhaft, konnte das test-Qualitätsurteil nicht besser, bei ausreichend maximal eine halbe Note besser sein. War die mikrobiologische Qualität ausreichend, werteten wir das test-Qualitätsurteil um eine halbe Note ab.
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@ioLe: Vielen Dank für Ihr Interesse an den Veröffentlichungen der Stiftung Warentest. Es freut uns sehr, dass Ihnen unsere Untersuchung gefällt. Gerne nehmen wir das Thema als erneuten Testwunsch auf, auch wenn wir nicht versprechen können, dass wir ihn in absehbarer Zeit realisieren können.
Der Rückseite jedes test-Heftes: www.test.de/shop/test-hefte/vorschau/ können Sie entnehmen, welche Untersuchungen im folgenden Monat erscheinen werden. Einen längeren Blick in die Zukunft können wir Ihnen leider nicht bieten. (cr)
Hallo Liebes Testteam,
danke für die interessante Untersuchung.
Im Artikel wird auf die wachsende Bedeutung von Fleischalternativen am Markt hingewiesen. Ist vor diesem Hintergrund ein erneuter Test geplant? Insbesondere da einige große Hersteller Ihre Produkte bereits verändert/überarbeitet haben. Mich würde sehr interessieren, wie z.B. das "Valess Schnitzel Gouda" abschneidet.
@CarinaBrach: Sie können unsere Testergebnisse gerne in Ihrer Bachelorarbeit verwenden. Zitieren Sie in der üblichen Weise (Institution, Titel des Tests, Datum der Veröffentlichung). (bp)
Hallo, ich würde gerne im Rahmen meiner Bachelorthesis Ihre Ergebnisse nutzen und wollte daher fragen, wie diese zu zititieren sind (außer als Internetseite) ?
MfG B.
@RainbowRicarda: Von den 20 getesteten Fleischersatzprodukten im aktuellen Testbericht sind sieben Produkte vegan, das haben unsere Laboranalysen bestätigt. Leider bieten wir keine Such- bzw. Filterfunktion an, um nur die Ergebnisse der veganen Schnitzel und Bratwürste darzustellen. Ihre Nachfrage leiten wir jedoch gerne als Anregung an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (spl)