
© Manuel Krug
Mehr als jedes zweite Vanilleeis ist gut, darunter auch viele günstige. Nicht cool: Manche enthalten kaum Vanille oder zu viel Fremdaroma.
Testergebnisse für 19 Vanilleeis 08/2019
Mehr als hundert Kugeln Eis verputzt jeder im Land pro Jahr im Durchschnitt. 2018 mit seinem Supersommer waren es sogar 124 Kugeln – elf mehr als im Jahr davor. Wie auch immer es diesmal sein wird, die beliebteste Eissorte dürfte wieder der Klassiker sein: Vanille.
Zartschmelzend, cremig, sahnig, süß, vanillig – der Versuchung erliegen viele. Auch das Testergebnis spricht für sich: 11 von 19 Produkten sind gut. Wir haben Vanilleeis aus Haushaltspackungen im Labor untersucht und verkostet, darunter laktosefreie und vegane Varianten.
Unser Rat
Testsieger ist Häagen-Dazs Vanilla. Die gehaltvolle Eiscreme ohne Zusatzstoffe schmeckt deutlich nach Vanille und kräftig nach frischer Sahne. Sie schneidet in der Verkostung am besten ab, kostet aber 15 Euro je Kilogramm. Fünf der guten Produkte kosten nur 1,91 Euro pro Kilo – darunter der Preis-Leistungs-Sieger Grandessa von Aldi Süd. Unter den Besten sind auch Mövenpick (7,00 Euro) und Landliebe (6,85 Euro) sowie die Bioeiscremes von Alnatura (9,35 Euro) und Dennree (9,60 Euro).
Mehr Vanille als früher
Vor zehn Jahren deckte unser Test auf, dass viele Hersteller mit Vanille geizten. Einige halfen mit synthetischem Vanillin nach. Diesmal stießen wir nicht darauf.
Die meisten Anbieter sparen auch nicht mehr an Vanille. Im Schnitt verdoppelte sich der Gehalt fast gegenüber dem Vortest – obwohl der Preis seitdem von rund 30 US-Dollar pro Kilogramm auf aktuell bis zu 500 Dollar gestiegen ist (siehe PDF S. 20 „Riskantes Geschäft“).
Zwei mit zu viel Fremdaroma
Fünf Produkte enthalten aber kaum Vanille, darunter auch Cremissimo, die beliebteste Marke von Speiseeis in Haushaltspackungen in Deutschland.
Im Vanille-Bourbon-Eis vom Lieferdienst Eismann und im veganen Lupineneis Made with Luve wiesen wir außerdem zu viel Fremdaroma nach. Die beiden bewerten wir deshalb mit Mangelhaft.
Häagen-Dazs zum dritten Mal Sieger
Nur eins ist top im Geschmack: Häagen-Dazs. Als einziges erhält es in der Verkostung die Note Sehr gut. Zum dritten Mal bei unseren Eistests siegt Häagen-Dazs. Die Eiscreme mit dem Fantasienamen schmeckt nicht nur süß und deutlich nach Vanille. Was sie auszeichnet, ist ihr vollmundiger, kräftiger Geschmack nach frischer Sahne. Kein Wunder, sie enthält 39 Prozent davon. Auf 100 Gramm Eiscreme kommen so rund 17 Gramm Fett. Aber jedes Gramm ist Geschmacksträger – eine Sünde, die jeden Löffel wert ist. Wermutstropfen ist der hohe Preis von 15 Euro pro Kilogramm. So teuer ist kaum ein anderes.
Zabaione und Karamell neben Vanille
Manches Vanilleeis schmeckt nicht nach reiner Vanille: Das klassische und das laktosefreie Cremissimo-Eis bringen eine auffällige Note nach Zabaione mit, dem Dessert mit Eischaum und Likörwein. Bei Eismann und dem laktosefreien Minus L macht eine ausgeprägte Karamellnote der Vanille Konkurrenz. Und Made with Luve schmeckt kräftig nach Vanillepuddingpulver.
Auffällig: Die fünf Produkte enthalten nur 0,01 bis 0,04 Prozent Vanille – deutlich weniger als der Testdurchschnitt von 0,18 Prozent. Außerdem wiesen wir in ihnen Aromastoffe nach, die nicht aus der Vanille stammen, teilweise aber Vanillegeschmack nachahmen oder verstärken können – bei Eismann und Made with Luve deutlich mehr als zulässig. Die EU-Aromenverordnung erlaubt in „natürlichem Vanillearoma“ nur bis zu fünf Prozent vanillefremde Aromastoffe (kleine Warenkunde Vanille).
Minus L hält zwar die Fünf-Prozent-Regel ein, Cremissimo in beiden Varianten auch knapp. Da die drei aber sehr wenig Vanille enthalten, bewerten wir sie im Punkt Aromatisierung nur mit Ausreichend. Aus unserer Sicht dürfen Verbraucher in Vanilleeis mehr als einen Krümel Vanille erwarten – erst recht, wenn Schoten und Blüte auf der Packung abgebildet sind.
Ein Mindestgehalt an Vanille ist nirgendwo definiert. Die Leitsätze für Speiseeis geben nur vor, dass der Vanillegeschmack deutlich wahrnehmbar sein soll. Auch im Fachbeirat, in dem Experten uns zu einem Test beraten, nannte keiner eine Zahl, wie viel Vanille mindestens in Vanilleeis gehört. Für uns ist es mehr als ein Krümel.
Veganes Vanilleeis überzeugt nicht
Neben dem mangelhaften Lupineneis haben wir zwei weitere vegane Eisspezialitäten getestet: K-Take it veggie und Carlotta. K-Take it veggie von Kaufland ist gut im Geschmack, insgesamt aber nur ausreichend. Es enthält eine deutliche Menge Fremdaroma und mehr als viermal so viel Zucker, als auf der Verpackung steht. Außerdem ist es als einziges stark mit Mineralölkohlenwasserstoffen belastet. Dieses Sojaeis wird laut Kaufland nicht mehr produziert.
Veganer versüßen sich den Sommer noch am besten mit Carlotta. Es schmeckt aber vor allem nach Kokos und kaum nach Vanille – obwohl es mit Abstand am meisten enthält: 0,6 Prozent. Die Hauptzutat Kokosmilch ist offenbar selbst für einen überdurchschnittlichen Vanillegehalt zu dominant im Geschmack.
Oft Kokosfett enthalten
Veganes Eis muss ohne Milch und Sahne auskommen. Es enthält Kokosfett – so wie viele nicht-vegane Produkte. Ökologisch bedenkliches Palmfett verarbeitet kein Anbieter im Test. Übrigens: Steht „Eis“ auf der Packung, ist meist Pflanzenfett drin. „Eiscreme“ hat ausschließlich Milchfett – mindestens 10 Prozent. Für die Figur ist es egal, ob das Eis Milch- oder Pflanzenfett enthält.
Meist mehr Luft als Eismasse

Viel oder wenig Luft? Viel Luft macht Eis cremig und erhöht das Volumen. In den Schalen sind je 100 Gramm Eis. Häagen-Dazs (rechts) enthält kaum Luft, Cremissimo laktosefrei (links) deutlich mehr Luft als Eismasse. © Manuel Krug
Neben Fett, Vanille und Zucker beeinflusst auch Luft den Genuss. Sie wird in die Eismasse gerührt und mit Zusatzstoffen stabilisiert. Je mehr Luft, desto cremiger das Eis. Viele Packungen enthalten mehr Luft als Eismasse – das laktosefreie Cremissimo am meisten, Häagen-Dazs am wenigsten. Es ist dadurch so fest, dass es sich erst nach etwa 10 bis 15 Minuten portionieren lässt. Doch das Warten lohnt sich.
Mehr zu Aromastoffen. Im FAQ Aroma steht, wie sie hergestellt werden und wie wir sie bewerten.
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@knorkes: Schade, dass Ihnen unser Test-Sieger nicht gefällt.
Viele Eispackungen enthalten mehr Luft als Eismasse, aber auch Zusatzstoffe zum Stabilisieren der Eismasse. Häagen Dazs enthält kaum Luft (und keine Zusatzstoffe) und ist dadurch sehr fest. Nach etwa 10 bis 15 Minuten lässt es sich aber portionieren. Unsere geschulten Prüfpersonen attestierten der Eiscreme eine deutliche Vanillenote und einen kräftigen Geschmack nach frischer Sahne. Wie wir den Geschmack testen, lesen Sie hier: www.test.de/Sensorische-Tests-Wie-testet-man-Geschmack-5401508-0/
Häagen-Dasz enthält laut Zutatenverzeichnis 39 Prozent frische Sahne und kommt so auf den höchsten Fett- und Kilokaloriengehalt von allen Produkten im Test. Der Zuckergehalt pro 100 Gramm liegt dagegen unter dem der meisten anderen Produkte im Test. Noch ein Hinweis zu den schwarzen Pünktchen: Sie sind kein Qualitätszeichen. Nur aus optischen Gründen landen sie im Eis und tragen nicht zum Geschmack bei. (sw/cr)
Aufgrund der tollen Bewertung haben wir uns probeweise dieses (über-) teuere Eis geleistet
Wir sind nach der Probe ganz und garnicht davon angetan.
Es kommt schon derart hart aus dem Gefrierschrank, dass man Mühe hat, es überhaupt auf den Teller zu bekommen. Es scheint überhaupt nur 2 Aggregats-Zustände zu geben: hartgefroren oder flüssig.
Schwarze Vanille-Punkte waren im Eis nicht zu finden, daher fehlte sicher auch der erwartete, ausgeprägte Vanille-Geschmack.
Es schmeckte vordergründig eher nach Milchpulver und enthält wahrscheinlich auch viel Zucker.
Das war für uns dann auch ein einmaliger Versuch, der uns fragen lässt, wofür wir einen solch, vergleichsweise hohen Preis dafür bezahlten und ob eine derartige Spitzen-Bewertung überhaupt gerechtfertigt ist?
@ Blackforester: Vielen Dank für Ihr ergänzendes Rechenexemplar. (bp)
Bei den Preisen für z.B. 1.kg Eis bzw. Eiscreme sollte man auch genau das Verhältnis zum Volumen betrachten. Ist das Gewicht nur die Hälfte des Volumens, verdoppelt sich im Prinzip auch der Kilopreis. Berücksichtigt man diese Tatsache, dann bleibt Häagen-Dasz bei grob 15€/kg, Mövenpick kostet dann ungefähr 14€/kg und Bofrost kommt dann auf 18€/kg etc. Damit ist Häagen-Dasz nicht mehr so viel teurer bzw. wesentlich günstiger als z.B. das Eis von Carlotta ca 32€/kg.
Schade, dass Sie nicht das Vanille-Eis von Rewe Feine Welt getestet haben. Dieses ist vergleichbar mit dem Testsieger von Häagen-Dazs. Es hat nur 6 Zutaten, einen Sahneanteil von 33% und ist ähnlich fest - kostet jedoch weniger als die Hälfte. Für mich daher ein echter Geheimtipp!