
Erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien: Valette ist eine der betroffenen Pillen. © Stiftung Warentest / Gabriele Meja
Das Arzneimittelunternehmen Jenapharm, Hersteller von hormonellen Verhütungsmitteln, informiert über neue Erkenntnisse zu Nebenwirkungen von Kombi-Pillen mit dem Gestagen Dienogest. Bekanntester Vertreter ist Valette. Im aktuellen Rote-Hand-Brief berichtet der Pharmakonzern von einem erhöhten Risiko für venöse Thromboembolien. test.de sagt, was das bedeutet und welche Pillen ein geringeres Thrombose-Risiko haben.
Thrombose-Risiko ließ sich bislang nicht abschließend beurteilen
Der Rote-Hand-Brief von Jenapharm betrifft bestimmte kombinierte hormonelle Verhütungsmittel wie etwa die Pillen Valette oder Maxim: Sie enthalten das Östrogen Ethinylestradiol und das Gestagen Dienogest. Aber es gibt auch Pillen anderer Hersteller mit derselben Wirkstoffkombination: Sie heißen zum Beispiel BonaDea, Dienovel, Finic, Mayra, Sibilla, Starletta Hexal und Velafee. Die Präparate sind nicht nur zugelassen zur Empfängnisverhütung, sondern auch als Mittel gegen Akne. Bisher ließ sich für Kombipillen mit Dienogest noch nicht abschließend beurteilen, welches Risiko sie für Thrombosen in den Beinvenen und für Lungenembolien haben.
Metaanalyse ist Anlass für Rote-Hand-Brief
Eine Analyse von vier großen Beobachtungsstudien mit Daten von rund 228 000 europäischen Anwenderinnen hat nun neue Erkenntnisse geliefert: Demnach haben Frauen, die Pillen mit dieser Wirkstoffkombination nehmen, ein leicht erhöhtes Risiko für venöse Thromboembolien. Davon sprechen Mediziner, wenn sich in den Beinvenen ein Blutgerinnsel bildet, das sich löst und im Venenkreislauf weiterwandert. Gerät es in die Lunge, kann es die Blutgefäße dort verstopfen. Eine sogenannte Lungenembolie kann schlimmstenfalls zum Tod führen.
Geringeres Risiko bei Pillen mit Levonorgestrel
Die Zusammenfassung der Untersuchungen ergab: Bei Einnahme von Kombipillen mit dem Gestagen Dienogest wie Valette müssen pro Jahr etwa 8 bis 11 von 10 000 Frauen mit einer venösen Thromboembolie rechnen. Bei Pillen mit anderen Gestagenen, etwa dem bewährten Levonorgestrel, sind es nur 5 bis 7 von 10 000 Anwenderinnen. Zum Vergleich: Bei Frauen, die nicht hormonell verhüten, bekommen lediglich 2 von 10 000 Frauen Blutgerinnsel in den Beinvenen und Lungenembolien.
Stiftung Warentest bewertet Verhütungsmittel
Im Rahmen ihrer Arzneimittelbewertung beurteilt die Stiftung Warentest seit vielen Jahren auch Verhütungsmittel. Die Bewertung der meistverordneten Kombinationspillen fällt unterschiedlich aus – je nachdem, ob das Thrombose-Risiko der Präparate beurteilt werden kann und wie hoch dieses eingeschätzt wird. Niedrig dosierte Kombinationspillen mit Levonorgestrel als Gestagen schätzen unsere Arzneimittelexperten als „geeignet“ ein: Das Thrombose-Risiko dieser Pillen lässt sich gut einschätzen und liegt gegenüber anderen Pillen niedriger.
Beurteilung für Dienogest-Pillen wird sich ändern
Das Risiko für die Kombipillen mit Dienogest ließ sich bis vor kurzem aufgrund fehlender Untersuchungen nicht ausreichend einschätzen. Deshalb waren sie laut unserer Experten nur „mit Einschränkung geeignet“. Da diese Untersuchungen nun vorliegen und ein erhöhtes Risiko gegenüber Pillen mit Levonorgestrel zeigen, werden unsere Arzneimittelexperten die Bewertung in Kürze in „wenig geeignet“ ändern. So lautet auch die Beurteilung anderer Pillen mit erhöhtem Risiko für Blutgerinnsel – etwa Yasmin, Desmin, Petibelle oder Femovan.
Besser risikoarme Alternativen wählen
Frauen und Mädchen, die sich für die Pille zur Verhütung entscheiden, sollten das Risiko für Thrombosen ernst nehmen – auch wenn es insgesamt eher niedrig ausfällt. Es ist vor allem im ersten Jahr der Einnahme erhöht oder wenn nach einer Pillenpause erneut mit der Einnahme begonnen wird. Als Verhütungsmittel bieten Kombipillen mit Dienogest keinen Vorteil gegenüber solchen mit Levonorgestrel.
Tipps
Pille nicht einfach absetzen. Wenn Sie eine Kombipille mit Diogenest nehmen, setzen Sie sie nicht einfach ab. Das würde das Risiko für eine ungewollte Schwangerschaft erhöhen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Alternativen mit geringerem Thrombose-Risiko es für Sie gibt.
Andere Risikofaktoren berücksichtigen. Bedenken Sie: Ihr Risiko für Blutgerinnsel ist auch erhöht, wenn Sie stark übergewichtig sind, rauchen oder älter als 35 Jahre sind. Raucherinnen, die älter als 35 Jahre sind, sollte entweder aufhören zu rauchen oder nicht-hormonelle Verhütungsmittel anwenden.
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