Unterschied Preis­index, Performance­index Aktien­index: Preis, Net Return, Total Return – diese Varianten gibt es

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Unterschied Preis­index, Performance­index - Aktien­index: Preis, Net Return, Total Return – diese Varianten gibt es

Varianten. Einen Aktien­index gibt es meist in unterschiedlichen Varianten. © Getty Images / twomeows

Index­namen weisen häufig Zusätze wie „TR“, „Net“ oder „Preis­index“ auf. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Meist gibt es drei Index­varianten

Typischer­weise werden drei Index­varianten unterschieden. Dabei geht es jedoch immer um den gleichen Aktien- oder Anleihenkorb, also zum Beispiel immer um den Dax oder den MSCI World Index.

  • Beim Preis­index, auch Price Index, Kursindex oder kurz PI genannt, wird die Wert­entwick­lung anhand der Kurs­werte der Index­mitglieder berechnet. Wenn die Aktien im Index Dividenden ausschütten oder die Anleihen Zinsen zahlen, dann fallen sie bei der Indexbe­rechnung unter den Tisch. Ältere Indizes wurden zu Beginn meist nur als Preis­index berechnet.
  • Der Total Return Index (Gross Return, Performance­index oder kurz TR) berück­sichtigt dagegen auch die Dividenden oder Zinsen der Titel im Index. Bei diesen Ausschüttungen wird unterstellt, dass sie regel­mäßig in die Index­werte zurück­investiert werden. Zu welchen Zeit­punkten rechnerisch die Wieder­anlage erfolgt und wie genau das geschieht, legen die Index­regeln im Detail fest.
  • Beim Net Return Index (Net Total Return Index oder kurz NR) werden ebenfalls Ausschüttungen wie Dividenden oder Zinsen berück­sichtigt. Da jedoch Fonds auf die Titel im abge­bildeten Index oft Quellen­steuer zahlen müssen, wird bei der Berechnung der Net Return Indizes nur der Anteil der Zinsen und Dividenden rechnerisch reinvestiert, der nach Abzug einer vom Indexanbieter unterstellten Quellen­steuerpauschale übrig bleibt.

Beispiel MSCI World

Die folgenden Charts zeigen die Wert­entwick­lung der drei Index­varianten für den MSCI World seit Beginn der Rück­rechnung des Index im Jahr 1970. Der obere Chart zeigt die kumulierte Wert­entwick­lung, im Chart darunter lassen wir die Indizes alle zehn Jahre erneut bei 100 starten.

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Der untere der beiden Charts zeigt, dass die Unterschiede zwischen den Index­varianten im Zeit­verlauf variieren können. Beim Vergleich der Dekaden sollten Anleger Folgendes im Hinterkopf behalten:

  • Die Differenz zwischen dem Total Return Index und dem Preis­index scheint in den 80er Jahren am größten gewesen zu sein. Um fest­zustellen, ob dies wirk­lich der Fall war und nicht nur wegen der Skalierung so scheint, haben wir zusätzlich für alle drei Index­varianten die durch­schnitt­lichen 10-Jahres­renditen berechnet. Die Differenz vom Total Return zum Preis­index lag in den 70ern bei 3,9 Prozent­punkten, in den 80ern bei 4,1, den 90ern bei 2,4, in den 00ern bei 2,1 und in den 10er Jahren bei 2,9 Prozent­punkten pro Jahr.
  • Wie groß der Unterschied zwischen den Index­varianten ist, hängt zunächst von der Höhe der Dividendenzah­lungen ab. Da die Dividenden im Total Return Index jedoch regel­mäßig wieder angelegt werden, wirkt sich zudem auch die Preis­entwick­lung auf die Differenz zwischen den Index­varianten aus.

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Worauf Anleger achten müssen

  • Preisindizes sind kein guter Maßstab für die Wert­entwick­lung von Märkten, da sie Dividenden und Zinsen außen vor lassen. Zieht ein aktiver Fonds einen Preis­index zum Vergleich heran, zum Beispiel im KIID oder Facts­heet, um sich seiner relativ guten Wert­entwick­lung zu rühmen, dann hängt dieser Vergleich mehr als schief. Schließ­lich streicht der Fonds die Dividenden ein und hat somit einen Rendite­vorteil gegen­über dem Preis­index, der nichts mit der Manager­leistung zu tun hat.
  • Ebenso unfair ist es, wenn ein aktiv gemanagter Fonds die Höhe seiner Erfolgs­gebühr auf Basis der Outperformance gegen­über eines Preis­indexes berechnet. Zur Erläuterung: Ein Fonds mit solch einer Regelung könnte den Index nach­bauen und würde aufgrund der Dividenden regel­mäßig den Preis­index über­treffen – also auch regel­mäßig die Erfolgs­gebühr erheben können. Allerdings hätte der Fonds aus Anlegersicht gar keinen besonderen Erfolg, erst recht nicht wegen der Manager­leistung. Er würde vom Anleger höhere Kosten verlangen, nur weil die Titel im Fonds Dividenden zahlen. Nach unseren Informationen gibt es zwar nicht viele Fonds, die sich bei der Messung des Erfolges auf den Preis­index beziehen. Ein Negativ-Beispiel ist jedoch der SEB Europafonds (Isin DE 000 847 438 8), der 20 Prozent seiner Über­endite relativ zum Preis­index Dow Jones Stoxx 600 einbehält.
  • Zudem kann es Anlegern bei Indexzertifikaten passieren, dass jene nur den Preis­index abbilden. Es gibt beispiels­weise Indexzertifikate, die eine 1:1-Abbildung des Euro Stoxx 50 Index versprechen, sich dabei jedoch auf den Preis­index beziehen. Solch ein Zertifikat hatten wir bei unserer Zertifikatsanalyse entdeckt. Der Zertifikateanbieter streicht also in diesem Fall sämtliche Dividenden ein und behält sie für sich. Weiter oben haben wir gezeigt, dass die Renditedifferenz vom Total Return Index zum Preis­index bei entwickelten Märkten zwischen 2 und 4 Prozent­punkten liegt. Der Zertifikateanbieter nimmt dem Anleger also jedes Jahr 2 bis 4 Prozent­punkte Rendite weg. Aus Anlegersicht sind das unver­schämt hohe „Kosten“.

Tipp: Als ETF-Anleger müssen Sie keine Angst haben. Einem physisch replizierenden ETF, der also die Index­aktien tatsäch­lich hält, werden auch die Netto-Dividenden gutgeschrieben – bei Ihnen kommt dann das an, was Ihnen zusteht. Bei Swap-ETF könnte es zwar theoretisch vorkommen, dass nur der Preis­index abge­bildet wird und die Dividenden beim Swap-Partner verbleiben. Uns ist jedoch kein einziger solcher Fall bekannt.

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