
Fresenius macht gute Geschäfte – die Anleihekäufer nicht.
Mehr Rendite mit Unternehmensanleihen? Wenn Firmen ihre Anleihe vorzeitig zurückzahlen, geht die Rechnung nicht auf und Anleger schauen in die Röhre. Finanztest erklärt die Verlustrisiken von vermeintlich sicheren Anleihe-Geschäften.
Fresenius kündigt Anleihe
Finanztest-Leser Ulrich Begemann hatte im Mai 2012 eine Anleihe des Pharmakonzerns Fresenius zum Kurs von 106,4 gekauft. Die Anleihe sollte bis zum Jahr 2016 laufen und jährlich 5,5 Prozent Zinsen abwerfen. Doch im Januar 2013 kündigte Fresenius die Anleihe und zahlte sie zum Kurs von 100,916 zurück. Rechnet Begemann die Zinsgutschrift vom vergangenen Jahr ein, bleibt ihm ein Verlust von rund 3,4 Prozent auf sein eingesetztes Kapital.
So berechnet sich die Rendite
Die Rendite einer Anleihe ergibt sich aus dem Verhältnis von Kaufkurs, Verzinsung und Restlaufzeit. Die Emittenten können in die Anleihebedingungen das Recht auf vorzeitige Kündigung hineinschreiben. Wenn das allgemeine Zinsniveau in den Jahren nach Ausgabe einer Anleihe sinkt, wird es für die Firmen attraktiv, diese Option auszuüben. Fresenius rechnet damit, durch die Kündigung etwa 20 Millionen Euro Zinsen pro Jahr zu sparen. Auch andere Unternehmen nutzen die aktuellen Niedrigzinsen, um Anleihen vorzeitig zurückzuzahlen und sich Kredite zu günstigeren Konditionen zu beschaffen.
Anleger sollten Prospekt lesen
Anleger sollten sich vor dem Kauf einer Anleihe unbedingt den Verkaufsprospekt besorgen, zum Beispiel über ihre Bank. Die Lektüre kann im Einzelfall kompliziert sein, aber die Kurzangaben von Direktbanken oder auf speziellen Finanzseiten im Internet sind ohne Gewähr und kein Ersatz.
Tipp: Unter www.test.de/anleihen finden Sie eine kostenpflichtige, monatlich aktualisierte Übersicht zu Bundeswertpapieren, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen. Die 40 dort aufgeführten Anleihen aus dem Index Markit iBoxx Euro Liquid Corporates sind ohne Kündigungsmöglichkeit des Emittenten.