Anla­gebetrug Wie Anleger sich vor Reinfällen schützen können

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Anla­gebetrug - Wie Anleger sich vor Reinfällen schützen können

Nicht nur die Prokon-Anleger bangen um ihr Geld. Bei einigen anderen Firmen haben zehn­tausende gutgläubige Menschen bereits viel verloren. Die Finanztest-Experten erklären die Hintergründe einiger aktueller Finanz­skandale und nennen Faust­regeln, mit denen Anleger sich vor Rein­fällen schützen können.

Grauer Kapitalmarkt bislang kaum reguliert

Am 22. Januar 2014 hat Prokon Regenerative Energien Insolvenz angemeldet. 75 000 Anleger bangen um ihr Geld. Gemein­sam haben sie die gigantische Summe von 1,4 Milliarden bei der Ökofirma investiert. Die Prokon-Pleite ist nur einer von mehreren Fällen, die den staatlich immer noch wenig kontrollierten grauen Kapitalmarkt in den vergangenen 15 Monaten erschüttert haben. Zuvor sorgten im Jahr 2013 vor allem die Skandale um die Frank­furter Immobilienfirma S & K, das Hamburger Emissions­haus Wölbern Invest und die Dresdener Infinus-Gruppe für Schlagzeilen. „Jedes Finanz­produkt, jeder Finanz­ort und jeder Finanzmarkt­akteur muss reguliert werden“, betonte Bundes­kanz­lerin Angela Merkel im Juni 2013. In Deutsch­land sei das „weitest­gehend geschafft“.

Neue Gesetze mit Lücken

Tatsäch­lich hat der Gesetz­geber Bank­beratern, freien Anla­geberatern und Anbietern geschlossener Fonds, bei denen Anleger Mitunternehmer werden, strengere Regeln auferlegt. Die neuen Gesetze haben aber Lücken, wie nicht nur der Fall Prokon zeigt. Immer wieder werden Anleger auch schlicht Opfer von ­kriminellen Machenschaften. Oder sie bekommen von Finanzberatern Produkte aufgeschwatzt, die nicht zu ihnen passen. Die Ökofirma Prokon fällt erst gar nicht unter das Kapital­anlagegesetz­buch, weil sie nicht der Finanz­branche zuge­rechnet wird. Ihre Genuss­rechte hat sie über massive ­Werbung direkt an den Mann und die Frau gebracht. Deshalb gab es auch keine Anla­geberater, die Anleger über die Risiken des ­Genuss­rechts hätten aufklären müssen.

Carpediem, Cis, S & K und Co

Auch in anderen Fällen bekamen Tausende Anleger Geld­anlagen aufgeschwatzt, die viel zu riskant für sie waren. Die Vertriebs­firma Carpediem zum Beispiel pries die riskanten Unter­nehmens­beteiligungen an der Cis Deutsch­land AG als einzige wahre Chance für den Vermögens­aufbau an. Den Carpediem-Vertrieb gibt es nicht mehr, die Anlagen der Cis AG verfehlten die Prognosen, und tausende Anleger bereuen, dass sie ihre Spar­verträge aufgelöst und das Geld daraus in dubiose Beteiligungen gesteckt haben. Bei S & K verprassten die Firmenchefs Stephan Schäfer und Jonas Köller viel Anlegergeld für private Zwecke. Als das heraus­kam, wanderten die Firmenchefs in Unter­suchungs­haft und ihr Reich brach zusammen. Die Finanztest-Experten erklären, woran Sie riskante Geld­anlagen erkennen und schildern mehrere Fälle, auch von Prominenten, die Opfer von Betrügern geworden sind und zum Teil sehr viel Geld verloren haben.

Manche Tipps sind vor allem für den Berater gut

Selbst bei Mitarbeitern von Banken oder Finanzver­trieben oder bei freien Beratern können Kunden sich häufig nicht sicher sein, dass die empfohlenen Geld­anlagen in erster Linie ihre Bedürf­nisse erfüllen. Mancher Tipp ist vor allem für den Berater gut, weil er ihm eine hohe Provision bringt. Bei Produkten wie riskanten Unter­nehmens­beteiligungen ist die Provision besonders hoch.

Wenn das Geschäfts­modell nicht aufgeht

Manchmal können sich Anleger aber kaum schützen. Äußerst smart traten etwa die Chefs der Infinus-Gruppe aus Dresden auf. Nun gehen Staats­anwälte dem Verdacht des Betrugs zum Nachteil vieler Anleger nach. Mehrere Firmen der Gruppe meldeten Insolvenz an. Den Schaden von geschätzten 400 Millionen ­Euro haben mehr als 25 000 Anleger. Im Special „Unseriöse Geld­anlage“ erklärt Finanztest Hintergründe, nennt weitere Betrugs­fälle und erklärt, wo Miss­trauen angebracht ist.

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anon am 07.03.2014 um 20:15 Uhr
@Havda

Nochmal: Staatsschulden mitnichten nicht nur durch Inflation abbaubar, sondern auch durch höhere Steuern, Abgaben o.ä. Im Moment wird sie durch Inflation etwas abgebaut, das ist richtig und auch (anders als Sie staatsskeptisch behaupten) legitim. Ich habe aber darauf hingewiesen, dass bei den anderen Anlagen noch sehr viel höhere Verluste drohen. Ein kleiner Verlust durch Inflation bei mündelsicheren Anlagen ist fraglos schmerzhaft, aber wie schmerzhaft muss dann erst 20, 30, 40%, Totalverlust sein (bei Gold, Sachwerten, Beteiligungen)? Eine solche differenzierte Betrachtung fehlt bei Ihnen genauso wie bei Remember_Carthage. Mit Ihrer Argumentation bringen Sie Anleger, die sich vor Reifällen schützen wollen, vom Regen eines momentanen Inflationsverlusts von vielleicht 0,5% im Jahr (nach Zinsen) in die Traufe eines Risikos für einen 20%-, 30%-, 40%- oder auch Totalverlust im gleichen Zeitraum -- also genau der Reinfälle, die die Anleger vermeiden wollten!

Gelöschter Nutzer am 07.03.2014 um 18:46 Uhr
@anon

Ich für meinen Teil beende mit einem Abschlussstatement die Diskussion: Wie Remember_Carthage richtig ausführte, können Zentralbanken Geld drucklen wie es ihnen beliebt - und genau das tun sie auch. Es waren in den vergangenen Jahren etliche Billionen. Sie und ich kommen ins Gefängnis, wenn wir im Keller Geld drucken. Aber manche sind eben gleicher. Dazu kommt das Zinsmonopol, denn Zentralbanken können die Zinsen unabhängig vom markt festlegen. Und drittens die Staatsfinanzierung durch den Aufkauf von Staatsanleihen durch die Notenbanken. Nur dadurch können Staatsschulden wirksam abgebaut werden. Und genau das passiert. Wenn ich Staatsanleihen kaufe, bewege ich mich nicht auf dem freien Markt. Ich lasse mich vom Staat betrügen, der sich Geld druckt, wie er es braucht und mich als Gläubiger dadurch enteignet. Täte er es, inklusive Zinsen, nicht, könnte er die Staatsschulden niemals abbauen. Wenn sie sich betrügen lassen wollen - Politiker brauchen Menschen wie sie. Glückwunsch!

anon am 07.03.2014 um 11:56 Uhr
@Remember_Carthage

Zahlen wie 50% bzw. 99% sind vor Zinsen. Haben also in dieser Diskussion nichts zu suchen. Das ist nur Angstpropaganda, um Anleger, die sich vor Reinfällen schützen wollen, von der richtigen Entscheidung abzuhalten: Mündelsichere Anlagen. Natürlich sind die Staatsschulden nicht nur durch Inflation abbaubar, sondern auch durch höhere Steuern o.ä. Im Moment wird sie durch Inflation etwas abgebaut, das ist richtig, und es ist auch sittlich das richtige. Die Vermögen haben durch die staatlichen Rettungsmaßnahmen profitiert und dürfen daher nun auch etwas zur Kasse gebeten werden. All das habe ich nicht bestritten. Ich habe aber darauf hingewiesen, dass bei den anderen Anlagen noch sehr viel höhere Verluste drohen als dieser kleine Obulus. Ein kleiner Verlust durch Inflation bei mündelsicheren Anlagen ist fraglos schmerzhaft, aber wie schmerzhaft muss dann erst 20, 30, 40%, Totalverlust sein (bei Gold, Sachwerten, Beteiligungen)? Eine solche differenzierte Betrachtung fehlt bei Ihnen.

Gelöschter Nutzer am 07.03.2014 um 11:45 Uhr
@anon

Ich habe die Zinsen nicht vergessen, wie sie meinem Beitrag entnehmen können. Fast mein ganzer vorletzter Beitrag drehte sich darum.

anon am 07.03.2014 um 11:37 Uhr
@Remember_Carthage

Sie wiederholen sich wie immer, und wie immer lassen Sie dabei die Zinsen unter den Tisch fallen. Billigste Propaganda, wie bei allen Ideologien. Sie schauen eben nicht hin, sondern ziehen nur blind Schlüsse aus dieser Ideologie. Aktuell erzielen Sie mit Zinsen nach Inflation einen geringen Verlust. Das ist besser als das große Risiko eines sehr viel größeren Verlusts am den grauen Kapitalmarkt (Gold, Beteiligungen, Sachwerte). Mündelsichere Anlagen sind und bleiben daher die beste Wahl für Anleger, die sich vor Reinfällen schützen wollen.