Der Hype um die Monsterjagd Pokémon Go hat mittlerweile auch die Versicherungsbranche erreicht. Gemeinsam mit dem Startup KASKO bietet Versicherer Barmenia eine „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ an. Er wirbt mit den potentiellen Gefahren für Pokémon-Spieler. Wir haben die Police unter die Lupe genommen.
Pokémon-Fieber fordert Verletzte
Monster jagen kann gefährlich sein. In Baltimore filmte ein Polizist, wie ein Fahrzeug ein am Straßenrand geparktes Polizeiauto rammte. Der Fahrer hielt beim Aussteigen sein Smartphone hoch und zeigte, dass er „Pokémon Go“ gespielt hatte. Noch schlimmer traf es zwei Gamer in Kalifornien. Sie stürzten bei der Monsterjagd von einer Klippe und verletzten sich schwer. Unfälle wie diese zeigen: Spieler sollten trotz Pokémon-Fieber die Gefahren der realen Welt nicht vergessen. Doch brauchen Pokémon-Spieler eine besondere Versicherung?
Tipp: Auf test.de finden Sie den Bericht vom Pokémon-Go-Selbstversuch unseres Redakteurs Martin Gobbin sowie den Datenschutz-Check der Pokémon-App.
Neue Unfallversicherung für die Monsterjagd
Der Versicherer Barmenia hat gemeinsam mit der Firma KASKO die „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ auf den Markt gebracht. Geworben wird unter anderem mit der Unfallgefahr beim Spiel „Pokémon-Go“. Versichert sind Unfälle weltweit und rund um die Uhr. Erleidet der Versicherungsnehmer durch einen Unfall eine dauerhafte Beeinträchtigung, zahlt der Versicherer je nach Verletzung einen einmaligen Betrag. Für die Zahlung spielt es meist keine Rolle, ob der Unfall selbstverschuldet ist oder nicht. Er darf jedoch nicht absichtlich herbeigeführt werden. Außerdem enthält der Schutz eine Leistung im Todesfall und die Erstattung für Such-, Bergungs- oder Rettungseinsätze. Soweit unterscheidet sich die sogenannte „Trainer-Unfallversicherung“ nicht von anderen Tarifen der Unfallversicherung.
Schutz gilt für ein Jahr und ist erschwinglich
„Wir sehen die Unfallversicherung Trainer-Schutz klar als Einstiegsprodukt“, sagt Frank Lamsfuß, Vertriebsvorstand der Barmenia Versicherungen. Daher ende der Schutz auch automatisch nach einem Jahr. Da auch das Pokémon-Fieber irgendwann einmal ein Ende haben wird, ist die Befristung der Vertragsdauer vernünftig. Zudem ist die Police vergleichsweise günstig. Für die 12 Monate kostet sie einmalig 35 Euro. „Nicht so viel“ mag der eine oder andere Spieler denken. Dennoch lohnt ein genauerer Blick auf die Police.
Tarif bietet keinen umfassenden Schutz
Nach einem schweren Unfall können auf den Betroffenen neben den gesundheitlichen auch schwere finanzielle Folgen zukommen. Möglicherweise ist der Vollzeitjob nicht mehr zu schaffen oder der Betroffene muss die Wohnung behindertengerecht umbauen. Für solche Fälle ist eine Unfallversicherung nützlich. Mit dem Geld aus der Police können Versicherte die nötigen Ausgaben stemmen. Die „Unfallversicherung Trainer-Schutz“ leistet bei Invalidität aber maximal 30 000 Euro. Diese Summe ist schnell verbraucht. Bei Vollinvalidität sollte dem Versicherten mindestens eine Leistung von 500 000 Euro zustehen. Die sogenannte Gliedertaxe regelt außerdem, wie viel Geld der Versicherte erhält, wenn nur ein Körperteil dauerhaft geschädigt ist. Das mag makaber anmuten, ist aber in jeder Unfallversicherung so geregelt. Beispiel: Ist nach einem Unfall ein Arm vollständig funktionsunfähig oder muss er gar amputiert werden, sieht die Police eine Leistung von 70 Prozent vor. Das wären dann 21 000 Euro.
Spieler brauchen den Extraschutz nicht
Fazit bis hierhin also: Ein Extraschutz für Pokémon-Go Spieler ist nicht nötig. Wer schon eine private Unfallversicherung hat, braucht keine zusätzliche Police für die Pokémon-Spielerei. Und wer noch keine Unfallversicherung hat und eine haben möchte, sollte gleich einen umfassenden Schutz wählen. Passiert dann wirklich ein Unfall mit dauerhafter Gesundheitsschädigung, kann die Auszahlung der Versicherung finanzielle Folgen abfedern. Dabei zu bedenken: Mehr leistet die Police nicht. Wer etwa sein Einkommen absichern will, liegt selbst bei der besten Unfallversicherung falsch. Denn nur etwa 1,8 Prozent aller Schwerbehinderungen in Deutschland sind durch einen Unfall entstanden. Weitaus mehr Menschen steigen krankheitsbedingt aus dem Berufsleben aus. In diesem Fall hilft eine Berufsunfähigkeitsversicherung (Vergleich Berufsunfähigkeitsversicherung).
Tipp: Alle Testergebnisse und hilfreiche Informationen zur Unfallversicherung bietet unser Test Unfallversicherung.
Welche Versicherungen sonst noch zahlen
Wer beim unachtsamen Spiel anderen einen Schaden zufügt, ist durch die Private Haftpflichtversicherung abgedeckt. Sie leistet, wenn der Versicherungsnehmer Schadenersatz zahlen muss und verteidigt ihn gegen unberechtigte Forderungen. Sie zahlt zum Beispiel, wenn ein Fußgänger durch Unaufmerksamkeit einen schweren Unfall verursacht. Eine private Haftpflichtversicherung ist daher für jeden ein Muss, egal ob Pokémon-Fan oder nicht. Ähnlich ist es mit der Kfz-Haftpflicht. Auch sie zahlt, wenn ein Autofahrer Schäden verursacht. Doch selbst mit dem besten Schutz gilt natürlich: Verkehrsteilnehmer sollten aufmerksam sein. Mit dem Blick aufs Smartphone über die Straße zu gehen oder gar am Steuer Pokémons zu jagen, ist gefährlich.
Tipp: Weitere Informationen zum Thema Unfallversicherung finden Sie in unseren FAQ Unfallversicherung.
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Sie schreiben, dass der "Tarif [...] keinen umfassenden Schutz [bietet]". Dies ist richtig. Allerdings wird der Tarif auch so als allumfänglicher Schutz verkauft, sondern "als Einstiegsprodukt. Daher ist die Laufzeit des Vertrages auf zwölf Monate begrenzt und endet automatisch", sagt Frank Lamsfuß, Vertriebsvorstand der Barmenia Versicherungen."
Es wird also nichts vorgegaukelt. Und wer denkt, er bekommt für 35 Euro, lebt eh auf einem anderem Stern.
Unfälle, die unmittelbar oder mittelbar durch Kriegs- oder Bürgerkriegsereignisse
verursacht sind, gehören zu den typischen Ausschlüssen einer Unfallversicherung. Ausschlussklauseln für Kriegs- oder Bürgerkriegsereignisse finden Sie auch in der Berufsunfähigkeitsversicherung. (maa)
Gibt es auch eine Kopfabversicherung wenn ich als Soldat in den Krieg gehe?