
Der tut nichts. Er will nur umziehen. © plainpicture / DEEPOL
Warum ist der Dobermann nur in Brandenburg gefährlich? Wieso müssen in Nordrhein-Westfalen manchmal sogar Golden Retriever angemeldet werden? Jedes Bundesland hat ein anderes Hundegesetz. Beim Umzug kann das Probleme bereiten, vor allem, wenn der Hund am neuen Wohnort als gefährlich gilt. Die Rechtsexperten der Stiftung Warentest erklären, worauf Hundehalter grundsätzlich achten sollten und welche Regeln in welchen Ländern gelten.
Wenn Bello plötzlich zum „Kampfhund“ wird
In Rheinland-Pfalz darf ein Rottweiler ohne Leine herumlaufen. Nur wenn er zum Beispiel jemanden gebissen oder bedroht hat oder beim Wildern erwischt wurde, müssen seine Besitzer ihn zur Begutachtung seines Verhaltens dem Amtstierarzt vorstellen. So steht es im rheinland-pfälzischen Landesgesetz über gefährliche Hunde.
Jedes Bundesland hat sein eigenes Hundegesetz
Ziehen seine Besitzer mit ihm ins benachbarte Nordrhein-Westfalen, brauchen sie dagegen eine behördliche Erlaubnis, um ihn überhaupt halten zu dürfen. Dafür müssen sie eine Sachkundeprüfung beim Amtstierarzt ablegen, ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis vorweisen und den Hund ausbruchssicher unterbringen. Ihr Hund darf nur angeleint und mit Maulkorb spazieren gehen – es sei denn, er beweist bei einer amtlichen Verhaltensprüfung, dass er keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt. Jedes Bundesland hat ein anderes Hundegesetz, mit dem es verhindern will, dass aggressive Tiere Menschen attackieren. Was wo gilt, zeigt die Tabelle Hundegesetze der Länder.
Umzug kann Tierheim bedeuten
Allein durch den Umzug in ein anderes Bundesland können Halter jede Menge Stress bekommen. Steht ein Hund am neuen Wohnort auf der Liste verbotener Rassen, gibt es meist kein Pardon: „Auch wenn der Hund nie jemandem etwas getan hat, muss er ins Tierheim. Das ist hart“, sagt Rechtsanwältin Kristina Trahms aus Viersen, die sich auf Hunderecht spezialisiert hat. Das „berechtigte Interesse“, etwa einen Bullterrier zu halten, werde in den sechs Ländern, die die Rasse auf die Liste gesetzt haben, praktisch nie anerkannt. Sie empfiehlt betroffenen Familien manchmal sogar, sich lieber in benachbarten Bundesländern anzusiedeln.
In Bayern gibt es Beschränkungen für 19 Hunderassen
Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Thüringen haben keine Rasseliste, während zum Beispiel in Bayern für 19 Hunderassen Restriktionen bis hin zum Haltungsverbot gelten. Lediglich Arbeitshunde wie Blinden-, Polizei- oder Herdenschutzhunde sind davon ausgenommen.
Miniatur-Bullterrier: Mal gilt er als gefährlich, mal nicht
„Ich habe ja keinen Kampfhund“, werden sich einige denken. Doch unter Umständen reichen schon Anteile einer „verbotenen“ Hunderasse, um den Besitzer in Schwierigkeiten zu bringen. Bei neueren Züchtungen wie dem Miniatur-Bullterrier wird es verwirrend: So urteilte eine Kammer des Verwaltungsgerichts Halle an der Saale, die maximal 35,5 Zentimeter hohen Hunde seien als gefährlich einzustufen (Az. 4 A 144/18 HAL). Eine andere Kammer desselben Gerichts gab den Haltern Recht: Mini-Bullis seien nicht gefährlich (Az. 1 A 241/16 HAL).
NRW: 40 Zentimeter hoch? 20 Kilo schwer? Ordnungsamt!
In Nordrhein-Westfalen müssen die Halter jeden Hund unabhängig von der Rasse ab 40 Zentimetern Höhe oder 20 Kilo Gewicht beim Ordnungsamt anmelden und ihre Sachkunde nachweisen. Das gilt auch für beliebte Familienhunde wie Labrador oder Golden Retriever. „Da gibt es oft Probleme“, sagt Anwältin Trahms. „Wer weiß schon, dass er den Hund zweimal anmelden muss, bei der Steuer und beim Ordnungsamt.“
Haftpflicht ist für alle wichtig
In sechs Bundesländern müssen Halter für alle Hunde eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abschließen. Wir empfehlen eine solche Police auch allen Hundebesitzern in anderen Bundesländern. Selbst ein Chihuahua kann erschrecken, auf die Straße laufen und einen Unfall verursachen. Wir empfehlen eine Versicherungssumme von mindestens 5 Millionen Euro für Sach- und Personenschäden ohne Selbstbehalt. Eine solche Police erfüllt die Vorgaben aller Bundesländer. Im Hundehaftpflichtversicherung-Test gab es solche Angebote schon ab rund 60 Euro im Jahr.
Tipp: Wie Sie Umzugsstress bei Ihrem Hund vermeiden, zeigt unsere Checkliste.
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- Stellt ein Vierbeiner etwas an, haften Frauchen oder Herrchen. Eine separate Versicherung schützt – 105 Angebote im Test.
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- Halter müssen ihren Hund für die Hundesteuer anmelden. Je nach Wohnort und Hunderasse gelten verschiedene Steuersätze – und sind unterschiedliche Ämter zuständig.
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- Von Hundehaufen bis Leinenzwang: Viele Regeln für Hundehalter sind durch Gesetze und Verordnungen geregelt. Die Experten der Stiftung Warentest erklären, was wichtig ist.
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