Von der Krise in der Ukraine haben sich die westlichen Aktienmärkte wieder erholt. Anders sieht es an den Börsen in Osteuropa aus. Dort gab es erhebliche Verluste, aber auch bei österreichischen Titeln. test.de sagt, welche Aktienfonds betroffen sind – und welche nicht.
Russische Aktien sind im Keller
Den ersten Schock der aktuellen Krise in der Ukraine haben die westlichen Börsen schnell verdaut. Einer der wichtigsten Indizes, der US-amerikanische S&P 500, erreichte sogar einen neuen Höchststand. Stark bergab ging es dagegen mit russischen Aktien. Die Anteilsscheine von Gazprom haben zum Beispiel aus Sicht von Euro-Anlegern seit Mitte Februar rund 20 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
Deutsche Anleger trifft es kaum
Selbst wenn ein Großteil russischer Aktien in Händen ausländischer Investoren ist, dürften deutsche Privatanleger nur am Rande betroffen sein. Ein direkter Kauf russischer Aktien ist für sie ohnehin nicht möglich. An deutschen und anderen westlichen Börsen werden nur indirekte Anteilsscheine, sogenannte ADRs (American Depositary Receipts) oder GDRs (Global Depositary Receipts) auf russische Aktien gehandelt. Dass auch deren Kauf sehr spekulativ ist, war schon vor der Ukraine-Krise allgemein bekannt.
Verluste in Osteuropa und Österreich
Deutliche Verluste gab es auch für einige Aktien aus Polen, Tschechien oder Ungarn. Der österreichische Aktienmarkt litt ebenfalls überproportional unter der Krise, vor allem weil einige dort ansässige Banken intensive Geschäftsbeziehungen mit Osteuropa und Russland pflegen.
Welche Aktienfonds sind betroffen?
Hier liefert test.de Fondsanlegern eine Analyse, welche Aktienfonds betroffen sind und welche nicht. Umfassende Informationen zu fast 17 000 Fonds liefert der Produktfinder Investmentfonds.
- Aktienfonds Welt. Die Werte dieser Fondsgruppe sind so gut wie nicht betroffen. Die meisten global ausgerichteten Aktienfonds, auch die Top-Fonds aus dem Produktfinder Investmentfonds, orientieren sich am MSCI World. Dieser Index enthält rund 1 600 Aktien aus 23 Industrieländern. Russland ist nicht darunter, da es, wie alle osteuropäischen Länder, börsentechnisch zu den Schwellenländern (Emerging Markets) gezählt wird.
- Aktienfonds Europa. Auch die Werte dieser Fondsgruppe sind kaum betroffen. In europäisch ausgerichteten Aktienfonds ist Russland üblicherweise nicht oder allenfalls mit äußerst geringer Gewichtung vertreten. Die Manager dieser Fonds richten sich in der Regel nach dem MSCI Europe, der Osteuropa und Russland ausspart.
- Aktienfonds Schwellenländer. Selbst die Besitzer von Schwellenländer-Fonds spüren wenig von der Ukraine-Krise. Der maßgebliche Index für diese Fondsgruppe, der MSCI Emerging Markets, hat einen Russlandanteil von nur etwa fünf Prozent, andere osteuropäische Länder zusammengenommen wenig mehr als zwei Prozent. Dass der Index in den vergangenen Jahren schlecht gelaufen ist, liegt maßgeblich an der Durststrecke des chinesischen Aktienmarkts, der knapp ein Fünftel des Indexes ausmacht. Auch der brasilianische Index Bovespa hat erheblich eingebüßt. Die straffere Geldpolitik der US-amerikanischen Notenbank, die Drosselung des Aufkaufs von Staatsanleihen (sogenanntes „Tapering“) hat hier stärkere Spuren hinterlassen als das Szenario in der Ukraine. Tipp: Die besten Aktienfonds Schwellenländer Global finden Sie im Produktfinder Investmentfonds.
- Gemanagte Aktienfonds Schwellenländer. Russland und Osteuropa ist in den Fonds dieser Fondsgruppe kaum ein Thema. Gute gemanagte Schwellenländerfonds hatten oft eine deutlich bessere Wertentwicklung als Indexfonds auf den MSCI Emerging Markets. So setzte die australische Fondsgesellschaft First State den Schwerpunkt im asiatischen Raum und auf eher defensive Branchen wie Konsumgüter.
- Aktienfonds Brasilien, Russland, Indien, China. Deutlicher spüren allerdings Anleger sogenannter BRIC-Fonds (Brasilien, Russland, Indien, China) die aktuelle Krise. Der Index BRIC 50, für den es auch Indexfonds gibt, enthält zu rund einem Fünftel russische Aktien. Die zahlreichen gemanagten BRIC-Fonds, die auch Filialbankkunden vor einigen Jahren gern verkauft wurden, sind unterschiedlich stark betroffen. Der Index ist in diesem Fall für die Fondsmanager oft nicht die entscheidende Messlatte.
- Aktienfonds Osteuropa. Die Werte in dieser Fondsgruppe leiden unter der aktuellen Entwicklung. Durch den rund 65-prozentigen Anteil Russlands im wichtigsten Index, dem MSCI Eastern Europe, kamen auch die meisten gemanagten Aktienfonds in diesem Segment unter die Räder. Mit ihrer Qualität hat das meist nichts zu tun. Russische Konzerne aus dem Energie- und Bankensektor sind für Fondsmanager wegen ihrer überragenden wirtschaftlichen Bedeutung unverzichtbar. Ihr Anteil kann von Fonds zu Fonds variieren, aber eine grundsätzliche Abkehr von russischen Aktien ist bei Osteuropafonds kaum machbar. Anleger, die auf diesem Markt dabei sein wollen, müssen mit dem erhöhten Risiko leben.
Tipp: Wenn Sie als Anleger wissen wollen, in welche Unternehmen Sie bei einem breit angelegten Fonds-Engagement in Osteuropa investieren, schauen Sie in die Tabelle. Dort sehen die zehn Unternehmen, die den wichtigen Aktienindex Osteuropa iShares MSCI Eastern Europe Capped UCITS ETF prägen.