
Mehr als 90 Sprachen bieten manche Apps – sogar gratis. Doch der Test zeigt: Die meisten tragen wenig zur Völkerverständigung bei.
Testergebnisse für 15 Übersetzungs-Apps 05/2020
All I understand is train station. So übersetzt die App SayHi den Satz: „Ich versteh nur Bahnhof“. Andere Apps machen es besser und schreiben etwa: „I do not understand a word“, also „Ich versteh kein Wort.“
Zugegeben: Sprichwörter sind eine echte Herausforderung. Daher haben wir es den 15 Übersetzungs-Apps im Test leichter gemacht und sie vor allem mit alltagsnahen Urlaubssätzen gefüttert – ohne ahnen zu können, wie sehr das Coronavirus Urlaubsreisen einschränken würde. Schon bei solchen einfachen Sätzen haperte es im Test oft: iTranslate etwa machte aus „Ich wurde bestohlen“ den englischen Satz „I was stolen“ – also „Ich wurde gestohlen“.
Sinnentstellende oder grammatikalisch schwache Übersetzungen waren nicht das einzige Problem: Sechs der acht Anbieter zogen wir wegen Mängeln in der Datenschutzerklärung Punkte ab (Viele Mängel im Datenschutz). Gut ist keine App. Pons und Google kommen auf Befriedigend – Pons übersetzt am besten und liegt insgesamt vorn, Google ist aber einfacher zu bedienen.
Die meisten anderen Apps schneiden ausreichend ab. Promt landet bei Mangelhaft, da das Programm selbst mit einfachen Texten nicht zurechtkommt. Den Shooting-Star – auf Deutsch: die Sternschnuppe – unter den Übersetzern, DeepL, haben wir geprüft, aber nicht bewertet, da es ihn nicht als mobile App gibt und er keine Spracheingabe bietet.
Unser Rat
Keine App schneidet gut ab. Noch am besten ist die kostenpflichtige Variante von Pons. Der gratis nutzbare Google Übersetzer kann bei der Übersetzungsqualität nicht ganz mithalten,lässt sich aber bequemer bedienen als Pons. Speziell für Text-Übersetzungen empfehlen wir DeepL: Die Nutzung ist gratis – es gibt aber keine mobile App, zudem fehlen Spracheingabe und Offline-Funktionen.
Nur schreiben, nicht ansprechen
Die Apps mussten sich nicht nur in Englisch beweisen. Wir prüften sie auch mit Französisch, Italienisch, Spanisch und Türkisch. Englisch klappte am besten – die qualitativen Unterschiede zwischen den Sprachen waren aber gering.
Trotz enttäuschender Leistungen sind die Apps grundsätzlich nützlich – eine mittelmäßige Übersetzung ist schließlich oft besser als gar keine. Gerade einfache Sätze in Schriftform übersetzen bis auf Promt und iTranslate alle geprüften Apps passabel – Pons ist in diesem Punkt sogar gut.
Ganz anders sah es aus, wenn die Tester ins Handy sprachen: Bei der Spracheingabe hagelte es Fehler, obwohl wir mit Muttersprachlern und in sehr ruhiger Umgebung arbeiteten. Im realen Leben könnten die Ergebnisse noch schlechter ausfallen, zum Beispiel wenn Dialekte, Genuschel und laute Umgebungsgeräusche hinzukommen.

Testergebnisse für 15 Übersetzungs-Apps 05/2020
Die Speisekarte per Foto übersetzen
Eine weitere hilfreiche Option ist die Texterkennung per Kamera: Mit ihr lassen sich etwa Speisekarten übersetzen. Bei Reisen nach Asien ist diese Funktion oft essenziell (Tipps für Reisen außerhalb der EU). Im Testfeld bieten Google, iTranslate, Microsoft und Promt eine solche Bild-Übersetzung an – einigermaßen vernünftig bekam das aber nur Google hin.

Nur Pons kann richtig teuer werden
Alle Apps im Test lassen sich gratis verwenden – jene von Google, Microsoft, NyxCore und SayHi sind sogar komplett kostenlos. iTranslate, Pons, Promt und Talkao bieten ihren vollen Funktionsumfang hingegen nur in der Bezahlvariante. Für einen Monat fallen meist zwischen 2,49 Euro und 4,99 Euro an. Nur Pons kann teurer werden: Da kostet jede einzelne Sprache für einen Monat 2,99 Euro. Es gibt aber längerfristige Abos mit niedrigeren monatlichen Kosten.
Ein zentraler Unterschied zwischen beiden Modellen besteht darin, dass sich mit den Gratis-Varianten der Bezahl-Apps keine Offline-Funktionen nutzen lassen.


Offline in Bangkok oder Brandenburg
Große Datenmengen verschlingen Online-Übersetzungen im Normalfall nicht. Doch manchmal ist es sehr vorteilhaft, die Apps auch offline verwenden zu können: etwa, wenn gerade keine Internetverbindung verfügbar ist – sei es in der Bahn, im Flugzeug oder im ländlichen Brandenburg.
In Bangkok, Baku und anderswo außerhalb der EU lassen sich durch Offline-Nutzung hohe Roamingkosten vermeiden. Und wer nach China, Iran oder in andere Länder reist, die Google-Dienste blockieren, kann den Google-Übersetzer oft gar nicht online verwenden.
Am besten kommen Google, iTranslate, Microsoft, die Android-Apps von Pons und Promt sowie die iOS-Version von Talkao offline zurecht. Hat der Nutzer den Wortschatz für die gewünschten Sprachen heruntergeladen, kann er jeden beliebigen Text übersetzen. Spracheingaben sind offline allerdings nicht möglich.
NyxCore und SayHi haben keine Offline-Funktionen. Bei der Android-App von Talkao und den iOS-Versionen von Pons und Promt sind zwar welche vorhanden, sie funktionierten im Test aber nicht.
Talkao muss noch Englisch lernen
Google punktet mit besonders guter Handhabung. SayHi, Talkao und NyxCore hinken hierbei hingegen hinterher: Bei NyxCore und SayHi liegt das einerseits an den fehlenden Offline-Funktionen – bei SayHi kommt der spärliche Komfort hinzu, bei NyxCore die fehlende Hilfe in der App. Bei Talkao wirkt das Design unübersichtlich, zudem ist das Menü fast ausschließlich in Englisch gehalten – damit scheidet die App für viele Menschen aus. Die Ironie dabei: Talkao verwendet im Menü selbst holpriges Englisch: „Translate after speak“ steht dort unter anderem, was in etwa bedeutet „Übersetze nach sprech“.

Hausmannschaftszentralverteidiger
Redewendungen, bildliche Sprache, Witze, Dialekte und Dialoge sind noch große Herausforderungen für Übersetzungs-Apps. Das merkten wir etwa, als wir sie mit ein paar anspruchsvolleren Aufgaben konfrontierten: Da wurde bei einem Satz im Fußballjargon aus einer „offensichtlichen Schwalbe“ (Englisch: „blatant dive“) mal die gleichnamige Vogelart und mal ein „eklatanter Tauchgang“. Das englische „brutal foul“ mutierte zum „brutalen Stinkenden“ und der Innenverteidiger der Hausherren („the home team‘s centre-back“) zum „Hausmannschaftszentralverteidiger“.
Doch selbst scheinbar einfache Sätze können zur Falle werden, etwa weil den Apps der soziale Kontext fehlt oder manche Begriffe doppeldeutig sind: So könnte ein Straßenschild mit der Aufschrift „Fine for Parking“ etwa „Gut zum Parken“ bedeuten – oder „Geldstrafe fürs Parken“.
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Nach meiner Erfahrung ist die Qualität der Übersetzungen im Allgemeinen mit Google Translate vergleichbar, bei Deutsch - Russisch noch etwas besser. Bei dieser Sprachkombination ist Yandex ohnehin unschlagbar, denn wenn man einzelne Wörter eingibt spuckt die App auch noch zahlreiche Textbeispiele aus - und ist damit besser als jedes Wörterbuch!
Dass die Apps tragen wenig zur Völkerverständigung beitragen kann ich übrigens gar nicht bestätigen. Gerade hierfür nutze ich sie regelmäßig. Allerdings braucht es etwas Übung bis man weiß, wie man App-verständlich formuliert.
Übrigens: Die Überlegenheit von DeepL, auch bezüglich Korrektur- und Gestaltungsmöglichkeiten kann ich ebenfalls bestätigen.
@m.pietrowski: Die App haben wir nicht untersucht und können leider keine Einschätzung geben. (DB)
Hallo liebe TesterInnen,
ich interessiere mich für die kostenlose grammarly App. Können Sie mir bitte mitteilen, ob es hier evtl. "Fallgruben" gibt? Werbung wird es sicher geben, aber das würde ich in Kauf nehmen, wenn es ansonsten keine bösen Überraschungen für meinen PC oder ähnliches gibt. Wie sehen Sie das?
Vielen Dank für Ihre Mühe und
freundliche Grüße
Marlis Pietrowski
Wir haben Übersetzungs-Apps und nicht Wörterbuch-Apps getestet. Dabei ging es um ein Urlaubszenario, bei dem ganze Sätze übersetzt werden sollten. Das ist das Kriterium, weshalb Apps, die wie ein Wörterbuch aufgebaut sind, nicht einbezogen wurden. Sie wären nicht vergleichbar gewesen mit den Apps, die als „Übersetzer“ entwickelt wurden. (DB)
Wir können leider nicht alles testen, die Prüfung eines einzigen Tools kann mehrere Tausend Euro kosten. Wir müssen deshalb den Markt mit relativ wenigen Produkten möglichst gut abbilden. Bei der Produktauswahl sind Downloadzahlen und Marktbedeutung ein wichtiges Auswahlkriterium. Produkte mit vergleichsweise geringer Marktgängigkeit fallen meist durchs Raster. Wenn ein Produkt nicht im Testfeld berücksichtigt wird, ist dies jedoch nicht mit einer Negativwertung verbunden. Uns sind schlicht und einfach Grenzen gesetzt. (DB)