
Das Beste für den Hund? Die meisten Besitzer schwören auf Trockenfutter. Zu Recht: Viele liefern einen ausgewogenen Nährstoffmix. Verlierer sind zwei getreidefreie Produkte.*
Ein Futter rasselt durch fast alle Prüfungen
Klarer Testverlierer. Vitamine A und D nicht nachweisbar, auffällig hoch mit Acrylamid belastet: Das sind Prüfergebnisse für „Bubeck Pferdefleisch Nr. 89 Exzellent Vollnahrung“. Sie stammt, so die Firmenangabe, aus „Deutschlands ältester Hundefuttermanufaktur“, R. Bubeck & Sohn, und wird „schonend nach Steinofenart“ gebacken. Das getreidefreie Trockenfutter rasselt durch nahezu alle Prüfpunkte. Bei ihm stimmt fast nichts: Viele Nährstoffe kommen zu kurz, als Folge können Hunde Mängel entwickeln. Die Futterbrocken enthalten viel Stärke, größtenteils aus Kartoffeln – und erstaunlich viel Acrylamid, das bei Erhitzungsprozessen entsteht. Es ist nicht auszuschließen, dass Acrylamid auch bei Hunden Krebs erregen und das Nervensystem schädigen kann.
Für Skelett, Herz, Muskeln und Fell
Im Unterschied zum Testverlierer liefern 20 der 23 geprüften Trockenfutter einen guten oder sogar sehr guten Nährstoffmix. Von Vitamin A bis Zink – wir haben jedes Produkt aufwendig untersucht und bewertet, ob die empfohlene Menge den Tagesbedarf abdeckt. Basis unserer Berechnungen ist ein deutscher Durchschnittshund wie der Beagle im Bild. Unser Modellhund wiegt 15 Kilogramm, ist nur mäßig aktiv und braucht am Tag rund 720 Kilokalorien. Bezogen auf die geprüften Produkte entspricht das nur etwa 200 Gramm Futter. Die Menge soll ihm alle Kalorien und Nährstoffe liefern, die er braucht. Sie soll ihn fit, gesund und gepflegt halten: etwa mit Kalzium fürs Skelett, Aminosäuren für Herz und Muskeln, Linolsäure fürs Fell.
Sieben Siegerfutter
Sieben Trockenfutter schneiden in der Gesamtnote sehr gut ab. Ganz vorne dabei sind Vitacomplete von Edeka und das nur noch in Restbeständen verfügbare Sancho von Netto Marken-Discount. Sie sind nicht nur ernährungsphysiologisch top, auch ihre Futterempfehlungen stimmen und ihre Packungen geben hilfreiche Informationen. Aber auch dm, Bosch, Chappi, Kaufland und Pedigree bieten prima Alleinfutter.
Insgesamt überzeugt Trockenfutter im Test mehr als Feuchtfutter. Wegen fehlender Nährstoffe oder hoher Schadstoffbelastung war jedes zweite der Feuchtfutter, die wir 2015 geprüft hatten, durchgefallen. Dennoch spricht einiges für diesen Futtertyp (Stärken und Schwächen siehe Trockenfutter vs. Feuchtfutter).
Verlierer – Futter ohne Getreide
Alle sieben Siegerfutter enthalten Getreide. Es liefert dem Hund wertvolle Kohlenhydrate und Ballaststoffe. Außerdem hilft die Stärke dabei, die Brocken und Kroketten herzustellen. Das zweite Schlusslicht neben Bubeck verzichtet ebenfalls auf Getreide: Es ist das Futter von Yarrah. Beide betonen, ihr Futter habe eine extra hohe Qualität. So wirbt Yarrah mit „100 Prozent Bio-Tierfutter“.
Das Produkt von Yarrah schneidet wie das von Bubeck mangelhaft ab. Es enthält ungewöhnlich viel Jod. Hunde können dadurch eine Schilddrüsenfehlfunktion entwickeln.
Hund verdaut Stärke anders als Wolf

Wasser. Bieten Sie Ihrem Hund beim Fressen immer auch genügend Wasser an.
Manche Hundehalter bevorzugen Futter, die als getreidefrei beworben werden. „Getreide fördert Allergien und macht krank“, schrieb eine Leserin auf test.de nach unserem letzten Test. Wer unbedingt getreidefreies Futter möchte, sollte eines der zwei guten wählen: Real Nature von Fressnapf oder Natur Plus Activa (Testergebnisse Hundetrockenfutter).
Schädlich sind Weizen, Gerste und Hafer für den Hund nicht. Getreidegegner vergleichen ihn gern mit seinem Urahnen, dem Wolf. „Der kurze Verdauungstrakt des Hundes ist nicht darauf ausgerichtet, Getreide zu verdauen“, kommentierte ein Leser auf unserer Webseite. Schwedische Forscher haben das 2013 widerlegt. In einer Studie verglichen sie die Gene von Hunden und Wölfen – und fanden Genveränderungen. Diese weisen darauf hin, dass der Hund während der Domestikation die Fähigkeit entwickelt hat, Stärke zu verdauen. Das sei ein entscheidender Schritt für den Übergang zum zahmen Haustier gewesen.
Getreidefreie Futter mit Gluten
Was viele Käufer wohl nicht erwarten: Auch Futter, die sich als getreidefrei bezeichnen, enthalten Stärke. Die Gehalte sind mit denen getreidehaltiger Futter vergleichbar. Die Stärke kommt vor allem aus Kartoffeln. Auch sind sie nicht absolut frei von Getreide. In den Pellets von Natur Plus Activa, Hill‘s und Yarrah fanden wir Spuren von Reis, einem Getreide – bei Natur Plus Activa stehen Reiskeime sogar in der Zutatenliste. Außerdem wiesen wir in allen Getreidefreien geringe Mengen des Getreide-Eiweißes Gluten nach. Getreidefreie Futter sind also nicht per se glutenfrei. Punktabzug gab es dafür nur bei Hill‘s. Es wirbt mit Glutenfreiheit. Wie Hunde mit Glutenunverträglichkeit auf geringe Mengen Gluten reagieren, ist schwer zu beurteilen (Häufige Fragen von Hundehaltern).
Bei vielen Futtern ist Getreide die wichtigste Zutat. Für den Hund entscheidend: dass die Stärke bei der Herstellung durch Hitze aufgeschlossen und so verdaulicher wird. Am sichersten gelingt das im Extruder, einer Maschine. Sie knetet und presst die gemahlenen Zutaten – Fleisch, Getreide, Vitamine, Mineralstoffe – unter hohem Druck und hoher Temperatur in Form. Trockenfutter wird meist so hergestellt. Alternativ kann es kaltgepresst werden. Dann ist es möglicherweise schwerer verdaubar. In jedem Fall ist Trockenfutter stark verarbeitet. Frische Zutaten, wie sie Dinner for Dogs auf der Verpackung zur Schau stellt, haben damit nur noch wenig zu tun.
Mit Borsten und Knorpel?

Tierabfälle? Unterm Mikroskop fahndeten wir nach Haaren, Borsten und Co. Fündig wurden wir nicht.
Hartnäckig hält sich das Gerücht, Hundefutter enthalte Schlachtabfälle wie Knorpel, Borsten und Haare. Wir fanden bisher dafür keine Beweise, auch dieses Mal nicht. „Woher stammt die Annahme, dass ... solche minderwertigen Nebenprodukte nicht verwendet werden? Liegen Ihnen dazu Analysen vor?“, fragte uns ein kritischer Leser. Wir fahnden per Mikroskop nach Teilchen. Kommen sie von gesunden, schlachttauglichen Tieren, sind sie nach EU-Recht sogar erlaubt. Einfach ist die Suche nicht. Doch Auffälligkeiten hätten wir bemerkt: Zellen mit anderen Strukturen als Fleisch, etwa Hornzellen. Wir prüften auch, ob die Futter Aroma-Lockstoffe enthalten, fanden aber nichts, was Hunde gezielt zum Fressen anregen soll: beispielsweise Süßstoffe wie Rebaudiosid A aus der Steviapflanze.
Geringe Schadstofffunde

Aroma-Lockstoffe? Wir fanden im Futter keine Zusatzstoffe, die fressfördernd wirken.
Anders sieht es bei Schadstoffen aus. Neun Futter sind gering mit Schwermetallen, Schimmelpilzgiften oder Mineralölen belastet (Häufige Fragen von Hundehaltern). Um die Gesundheit seines Tieres muss bei von uns gefundenen Gehalten niemand fürchten.
2015 verklagten Hundehalter in den USA die Firma Nestlé. Ihre Tiere seien wegen giftiger Substanzen im Futter gestorben: unter anderem wegen Blei, Arsen, Schimmelpilzgiften und Glykolen. Das verdächtigte Futter ist nicht im Test, aber Purina Beneful, ebenso von Nestlé. In der Schadstoffuntersuchung schnitt Purina sehr gut ab. Laut Zutatenliste enthält es Propylenglykol. Dieser Zusatzstoff ist bei uns in Lebensmitteln und Tierfutter als Feuchthaltemittel zugelassen und gilt als unbedenklich.
Mehr Bewegung, ab und zu ein Snack

Bewegung. Sie tut dem Tier gut und beugt Übergewicht vor. Viele Hunde sind zu dick.
Fazit des Tests: Mit Trockenfutter liegen Hundehalter fast immer richtig. Es befriedigt nur nicht so gut das Fressbedürfnis. Dafür eignen sich Kauspielzeuge – und viel Bewegung. Aktive Hunde dürfen auch mal einen Snack bekommen.
*Korrigierte Fassung
[09.06.2016] In der ursprünglich am 26.05.2016 veröffentlichten Fassung des Artikels hatten wir den Bedarf für die Aminosäure Valin falsch berechnet. Der Fehler wirkte sich bei neun Produkten auf die Bewertung aus: meist auf das Urteil der ernährungsphysiologischen Qualität, teils auf die Deklarationsnote. Durch die Korrektur verbesserte sich das Qualitätsurteil der Produkte um bis zu eine Note (Details siehe Tabelle).