Trockene Scheide Helfen Hormonpräparate besser als Feuchtig­keits­gele?

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Trockene Scheide - Helfen Hormonpräparate besser als Feuchtig­keits­gele?

Körperliche Veränderungen in den Wechsel­jahren können eine Beziehung belasten. Daher sollten die Partner offen miteinander reden. © plainpicture / Kristiane Vey

In den Wechsel­jahren leiden viele Frauen nicht nur an Hitzewal­lungen und Schlafstörungen. Oft produziert die Scheide durch die Hormon­umstellung auch weniger Feuchtig­keit. Das kann Infektionen begüns­tigen und zu Schmerzen beim Sex führen. Linderung versprechen Hormonpräparate. Eine Alternative sind Feuchtig­keits­- oder Gleit­mittel. Eine Studie aus den USA hat ihre Wirk­samkeit untersucht. test.de fasst die Ergeb­nisse zusammen und ordnet die verschiedenen Mittel ein.

Scheidentrockenheit betrifft viele Frauen nach der Meno­pause

Im Laufe der Wechsel­jahre verändert sich die Schleimhaut der Scheide: Sie wird meist dünner und produziert nicht mehr so viel Feuchtig­keit wie vorher. Das kann Infektionen begüns­tigen und zu Beschwerden wie Juck­reiz, Trocken­heits­empfinden oder Schmerzen beim Geschlechts­verkehr führen. Man geht davon aus, dass etwa die Hälfte der Frauen nach der Meno­pause betroffen ist – viele sprechen nicht darüber. Für das Sexual­leben stellen diese körperlichen Veränderungen eine Heraus­forderung dar. Linderung versprechen Feuchtig­keits- und Gleit­mittel, aber auch hormonhaltige Cremes und Vaginal­tabletten.

Was wirkt besser: Feuchtig­keitsgel oder hormonhaltige Vaginal­tablette?

Um zu klären, wie gut die verschiedenen Behand­lungs­möglich­keiten gegen die Beschwerden helfen, und ob eine bestimmte Variante Vorteile bietet, hat eine Arbeits­gruppe um Caroline M. Mitchell vom Massachusetts General Hospital in Boston nun die erste größere Untersuchung durch­geführt. An der zwölf­wöchigen Studie – durch­geführt in den USA – nahmen 302 Frauen teil. Bei allen war die Meno­pause bereits einge­treten, und alle klagten über Scheidentrockenheit und Schmerzen beim Geschlechts­verkehr. Die Beschwerden waren mäßig bis stark ausgeprägt.

Studie mit drei Behand­lungs­gruppen

Die Studien­teilnehme­rinnen wurden zufäl­lig in drei Gruppen aufgeteilt. Weder sie noch die Forsche­rinnen und Forscher wussten, welcher Gruppe sie zugewiesen waren. Alle Frauen wendeten in den ersten zwei Wochen einmal täglich morgens eine Vaginal­tablette und jeden dritten Tag abends eine Gelzubereitung an. Ab der dritten Woche wendeten sie die Tabletten nur noch zweimal wöchentlich an und nicht am selben Tag wie die Gele. Diese Mittel bekamen die Studien­teilnehme­rinnen:

Gruppe 1:

  • Vaginal­tabletten mit nied­rig dosiertem Estradiol, einem weiblichen Sexualhormon aus der Gruppe der Östrogene.
  • Vaginal-Feuchtig­keitsgel ohne Wirk­stoff.

Gruppe 2:

  • Vaginal­tabletten ohne Hormon­zusatz (Scheinbe­hand­lung).
  • Vaginales Feuchtig­keitsgel Replens Sanol. Dieses rezept­frei erhältliche Mittel enthält Poly­carbophil, das die Verteilung des Gels auf der Vaginal­schleimhaut unterstützen soll.

Gruppe 3:

  • Vaginal­tabletten ohne Hormon­zusatz (Scheinbe­hand­lung).
  • Vaginal-Feuchtig­keitsgel ohne Wirk­stoff.

Fazit: Einfaches Feuchtig­keitsgel nicht schlechter als Hormonpräparate

Das Ergebnis der Studie ist erfreulich: Gegen trockene Scheide und Schmerzen beim Sex wirken Feuchtig­keits­mittel ohne Wirk­stoff nicht schlechter als hormonhaltige Vaginal­tabletten. Das Estradiol linderte die Beschwerden nicht stärker als eine Scheinbe­hand­lung. Auch das vaginale Feuchtig­keitsgel Replens Sanol schnitt nicht besser ab als ein wirk­stoff­freies Feuchtig­keitsgel. In allen Gruppen gab die Mehr­zahl der Frauen an, dass die Behand­lung ihre Beschwerden um die Hälfte reduziert hatte. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den drei Gruppen.

Tipps

Hormonfrei.
Versuchen Sie es bei Beschwerden erst mal mit hormonfreien Feuchtig­keits­mitteln: Infrage kommen vaginale Feuchtig­keitscremes und -gele, die regel­mäßig anzu­wenden sind, oder Gleitgele, die vor dem Sex aufgetragen werden.
Milchsäurehaltig.
Für eine gesunde Scheidenflora ist ein pH-Wert von etwa 4,5 günstig. Diesen erreichen Produkte, die beispiels­weise Milchsäure (Lactic Acid) und Natrium­laktat (Sodium Lactate) enthalten. Laut den Arznei­mittel­experten der Stiftung Warentest ist die Vagisan Feuchtcreme „geeignet“ bei trockener Scheide zum Befeuchten und Pflegen.
Wasser statt Silikon.
Wenn Sie Gleit­mittel benutzen möchten: Solche auf Wasser­basis waren in einer Studie der US-amerikanischen Indiana University mit fast 2 500 Frauen besser verträglich als sili­konbasierte Mittel. Im Unterschied zu fett- und ölhaltigen Produkten beein­trächtigen Gleit­mittel auf Wasser­basis außerdem die Reiß­festig­keit von Kondomen in der Regel nicht. Wenn Sie zu Allergien neigen, testen Sie die Verträglich­keit vor der erst­maligen Anwendung in der Scheide auf einem kleinen Hauta­real. Treten dabei Rötung, Juck­reiz und Brennen auf, reagieren Sie womöglich allergisch auf das Mittel.

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Thorsten.Maverick am 30.12.2018 um 21:40 Uhr
Alles nur Symptome tieferliegender Probleme

Den meisten Frauen in den Wechseljahren geht es sofort erheblich besser, wenn die Defizite an Vitaminen und Mineralstoffen behoben werden. Insbesondere der katastrophale Jodmangel verursacht sehr viele Probleme. Frauen brauchen durch das größere Brustgewebe viel mehr Jod als Männer, so daß sie der Mangel härter trifft. Viele Frauen berichten, daß sie durch die Therapie mit viel Jod viel weniger Menstruationsbeschwerden haben, einige wurden auch noch über 40 problemlos schwanger und die Wechseljahre verlaufen wohl weitgehend komplikationslos. Man lese dazu auch das Buch «Die Jodkrise».