Trinken, trinken, trinken – viele Athleten wollen mit dieser Strategie ihren Körper im Training oder Wettkampf vor dem Austrocknen schützen. Das Problem der Dehydrierung ist wohlbekannt. Weniger bekannt ist: Wer enorme Mengen Flüssigkeit zu sich nimmt, kann sich in Lebensgefahr begeben. Bei Ausdauersportlern und Footballspielern kam es bereits zu Todesfällen. test.de erklärt den Hintergrund.
Footballspieler trank 16 Liter
Das Phänomen der Überwässerung trat früher vorzugsweise bei Ausdauersportlern wie Marathonläufern und Triathleten auf. Seit einiger Zeit werden auch in anderen Sportarten Fälle exzessiver Flüssigkeitsaufnahme gemeldet. So starben im Sommer 2014 in den USA gleich zwei 17-jährige Footballspieler, weil sie schlicht zu viel getrunken hatten. Einer soll beim Training 16 Liter Wasser und Sportgetränke konsumiert haben und anschließend kollabiert sein. Sein Gehirn war stark geschwollen, er konnte nicht mehr gerettet werden. Wie viele Tote es aufgrund von Überwässerung gibt, lässt sich nicht genau sagen. Dokumentiert sind seit 1981 jedoch mindestens 14 Fälle.
Risiko gering, Konsequenzen fatal
Überwässerung – in der Fachsprache Hyperhydratation genannt – kommt sehr selten vor. Mitchell Rosner, Professor für Medizin an der University of Virginia Health System, schätzt das Risiko für Ausdauersportler auf weniger als 1 Prozent ein. Im Fachjournal Clinical Journal of Sports Medicine warnt Nierenspezialist Rosner dennoch vor den katastrophalen Konsequenzen einer zu hohen Flüssigkeitsaufnahme und fordert mehr Aufklärung in der Sportszene. Als Ursache sieht er den „(...) verbreiteten Irrglaube[n], dass Überwässerung die Leistung steigern und einer Austrocknung sogar vorbeugen kann“. Mit Kollegen hat er neue Richtlinien erarbeitet, die Sportler sowohl vor zu wenig als auch vor zu viel Flüssigkeit schützen sollen. Allgemeingültige Leitsätze sind alles andere als einfach: Das Risiko für eine Überwässerung hängt auch davon ab, wie stark jemand schwitzt und ob die Nieren viel Wasser ausscheiden können.
Bei Krämpfen den Arzt rufen
Wie kann jemand durch Wasser zu Tode kommen? Wird der Körper mit Wasser überschwemmt, sinkt die Salzkonzentration im Blut – es kommt zu einer Hyponatriämie: Wasser strömt in die Zellen und lässt sie anschwellen. Die Schwellung des Gehirns kann zum Tod führen. Erste leichte Symptome einer Hyponatriämie sind etwa Übelkeit und Kopfschmerzen. Betroffene sollten dann den Wasserkonsum stoppen. Die meisten erholen sich in wenigen Stunden. Zu den schwerwiegenden Symptomen zählen starke Verwirrung, Krämpfe und Koma – hier ist sofort ärztliche Hilfe notwendig. Für viele Sportler ist das Thema Überwässerung neu. Bisher wurden eher Risiken wie Herzstillstand nach starker körperlicher Anstrengung diskutiert (siehe auch unsere Meldung Marathon: Keine Angst vorm Ausdauerlauf). Eine Befragung von Teilnehmern des London Marathons ergab, dass 12 Prozent der Läufer einen Trinkplan hatten, mit dem sie eine Hyponatriämie riskierten.
Beim Training mehrmals wiegen
Für Sportler hat Medizinprofessor Mitchell Rosner gleich mehrere Ratschläge parat. Der einfachste davon lautet: Auf das eigene Durstgefühl hören. Das würde reichen, um dem Austrocknen des Körpers vorzubeugen. Zur Kontrolle des Flüssigkeitsverlusts könnten sich Unsichere während und nach dem Training mehrmals wiegen. Laut Rosner steckt der Körper leichte Verluste von 2 bis 3 Prozent des Körpergewichts weg. Vorsicht sei auch bei Sportgetränken geboten. Sie enthielten zwar nur kleine Mengen Salz, was das Risiko für eine Hyponatriämie geringfügig senke, bestünden aber immer noch hauptsächlich aus Wasser.
-
- Was löscht den Durst am besten? Wie hoch ist der tägliche Flüssigkeitsbedarf? Und wie kommt Abwechslung ins Glas? Wir geben erfrischende Antworten.
-
- Wasser ist der beste Durstlöscher. Der Mineralwasser-Test der Stiftung Warentest bietet Testergebnisse für die Sorten Classic, Medium und Still.
-
- Ist Trinkwasser aus dem Hahn belastet? Bringt Mineralwasser mehr Mineralstoffe? Wir geben Antworten auf Fragen rund ums Wasser.
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.