Wein in Maßen tut der Gesundheit gut. Das weiß man. Traubensaft kann da aber durchaus mithalten. Und er schmeckt auch, wie unser Test zeigt.
„Schade, dass man einen Wein nicht streicheln kann“, bedauerte einst Kurt Tucholsky. Über den Saft aus Trauben, Vorprodukt des Weins, sind solche Lobeshymnen kaum zu hören. Dabei machte er sich im Test gar nicht so schlecht: Mehr als jeden zweiten der 15 roten und 5 weißen Traubensäfte können wir empfehlen. Besonders den roten Traubensaft von Eckes. Er bekam für seine sensorische Fehlerfreiheit sogar „sehr gut“: Traumnote 1,0. Als besonders fruchtig und ausgewogen beschrieben ihn die Experten. Und weil er auch den Konsumenten schmeckte, ist er der Testsieger unter den roten Säften. Bei den weißen liegt Vitagarten vorn.
Die Deutschen kaufen mehr rote als weiße Traubensäfte. Egal welche Sorte: Die „guten“ Säfte im Test riechen fruchtig und nach Traube, sie schmecken sehr süß und auch sauer. Im Unterschied zu den roten Traubensäften sind die Aromen der weißen flacher, sie riechen und schmecken weniger intensiv. Das könnte ein Grund sein, warum sensorische Fehler bei ihnen stärker wahrgenommen wurden: Während alle roten Säfte in diesem Prüfpunkt in Ordnung waren, fielen zwei von fünf weißen Traubensäften negativ auf. Lindavia schaffte noch ein „Ausreichend“. Anders der Saft von Burkhardt: Dumpf, muffig und unsauber attestierten ihm die Experten. Fruchtigkeit und Traubennote fehlten. Damit entspricht er nicht der Fruchtsaftverordnung. Das Urteil: „mangelhaft“.
Auch für den roten Saft Belsina von Plus hieß es „mangelhaft“. Er enthielt nicht nur fruchteigenes, sondern auch Fremdwasser. Das aber hat in einem Direktsaft nichts zu suchen. Und um Direktsäfte handelt es sich schließlich laut Deklaration bei allen getesteten Produkten.
Reich an Mineralstoffen
Der Weg von der Rebe in die Flasche ist bei Direktsäften im Vergleich zu Konzentratsäften kürzer – eben direkt. Meist werden die Trauben in der Entrappungsmaschine von den Stielen getrennt, dann gemahlen und die Maische wird gepresst. Damit der Traubensaft nicht zu gären beginnt und zu Wein wird, pasteurisiert man ihn. Dabei wird er nur kurzzeitig erhitzt, um seine wertvollen Inhaltsstoffe zu erhalten. Sowohl die roten als auch die weißen Säfte enthalten etliche Mineralstoffe und Spurenelemente. Vor allem aber sind sie reich an gesundheitsfördernden bioaktiven Substanzen.
Flavonoide binden freie Radikale
Im roten Traubensaft sind es insbesondere die Flavonoide Anthocyane und Quercetin, die im menschlichen Körper ihre Wirkung entfalten. Sie kommen hauptsächlich in der Traubenschale vor und präsentieren sich als wahre Multitalente: Quercetin sagt man sowohl antiallergische als auch antientzündliche Wirkungen nach. Es hemmt die Zusammenballung von Blutplättchen und hilft so, Thrombosen vorzubeugen. Für die satte Farbe der roten Trauben sind die Anthocyane verantwortlich. Sie „bekämpfen“ auch Umweltgifte und Zigarettenrauch, indem sie freie Radikale einfangen und so schädliche Oxidationsreaktionen in den Zellen bremsen. Wer auf rote Trauben Wert legt, sollte aufpassen: Manchmal können auch weiße verwendet worden sein, obwohl „roter Traubensaft“ auf der Verpackung steht. Aufschluss geben die Abbildung und das Kleingedruckte.
Ob rot oder weiß: Als Durstlöscher ist Traubensaft pur eher ungeeignet. Er hat einen hohen fruchteigenen Zuckergehalt, etwa 160 Gramm pro Liter, und dadurch bis zu 760 Kilokalorien. Eine Traubensaftschorle – zur einen Hälfte Saft, zur anderen Mineralwasser – empfiehlt sich mehr.
Bei Schadstoffen besteht übrigens kein Grund zur Sorge: Schimmelpilzgift oder Pestizide fanden wir, wenn überhaupt, nur in unbedenklichen Mengen.
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- Im Test gibt es viel Mittelmaß. Nur wenige Apfelsäfte sind gut – alles naturtrübe Direktsäfte. Einer ist geschmacklich top. Konzentratsaft kann da nicht mithalten.
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