Langweiliger Unterricht muss nicht sein: In Kursen lernen Trainer, wie sie Wissen unterhaltsam vermitteln. Wir haben sieben getestet. Erfreulich: Alle waren von solider Qualität.
Alle Testergebnisse für Train the Trainer Lehrgänge 10/2014
Stephanie Dawid weiß, wie sie ein Seminar geschickt aufbaut, wann Rollenspiele im Seminar Sinn machen und was sie tun muss, damit Langeweile unter den Teilnehmern gar nicht erst aufkommt. Die 30-Jährige ist freiberufliche Trainerin und schult Erwachsene zu verschiedensten Themen. Ihr Anspruch: Wissen auf unterhaltsame Art vermitteln. „Für Kinder ist Lernen ein leidenschaftliches Spiel“, sagt sie. „Als Trainerin helfe ich Erwachsenen, diese Leidenschaft wiederzuentdecken.“ Das Trainer-Handwerk hat Stephanie Dawid während einer einjährigen Qualifizierung gelernt. „Train the Trainer“ nennen die Anbieter solcher Seminare ihre Angebote häufig, zu Deutsch also: Training für den Trainer. „Ohne diese Ausbildung würde ich in meinem Unterricht oft an meine Grenzen stoßen“, sagt sie. „Ich will meinen Job gut machen und damit auf Dauer mein Geld verdienen.“ Trainerin Stephanie Dawid im Porträt.
Solide Qualität hat ihren Preis
Doch was lernen Trainer in solchen Qualifizierungen? Seit Jahren kritisiert die Stiftung Warentest die oftmals schwache didaktische Qualität beruflicher Weiterbildungen. Gibt es empfehlenwerte Kurse für Lehrkräfte, die ihren Unterricht verbessern wollen? Das wollte die Stiftung Warentest wissen und hat sieben Train-the-Trainer-Lehrgänge getestet. Das Ergebnis: Die Kurse sind mit Kosten von bis zu 9 000 Euro zwar teuer, aber ihr Geld wert.
Jeder kann sich Trainer nennen
Die Konkurrenz im Trainergeschäft ist groß. Bundesweit gibt es hunderttausende Trainer, auch Dozenten, Kurs-, Seminar- oder Schulungsleiter genannt. Sie lehren zum Beispiel an Volkshochschulen, unterrichten in Weiterbildungsinstituten oder werden von Unternehmen eingekauft, um deren Mitarbeiter intern zu schulen. Viele Trainer in Deutschland sind selbstständig, arbeiten also auf eigene Rechnung. Der Zutritt zum Beruf ist nicht geregelt. Es gibt weder eine vorgeschriebene Ausbildung noch ein allgemein verbindliches Berufsbild. Kein Wunder also, dass viele Quereinsteiger in den Beruf „hineinrutschen“, weil sie Experten auf einem bestimmten Gebiet sind und ihr Wissen an andere weitergeben wollen. Doch wie man ein Seminar pädagogisch sinnvoll konzipiert und gestaltet, haben sie – anders als Stephanie Dawid – selten gelernt.
Oft fehlt didaktisches Know-how
„Trainer sind fachlich meist einschlägig qualifiziert“, sagt Dr. Michael Cordes, wissenschaftlicher Leiter vom Team Weiterbildung der Stiftung Warentest. „Didaktisches Know-how hingegen fehlt ihnen oft.“ Das spiegeln auch die Tests von beruflichen Weiterbildungen wider, die die Stiftung Warentest seit 2002 durchführt. Ob es um IT- oder Sprachkurse geht – immer wieder stoßen die Weiterbildungstester bei verdeckten Tests auf Dozenten, die Frontalunterricht praktizieren oder ihre Teilnehmer kaum je etwas üben lassen. „In einem Fall hat ein Dozent im Unterricht sogar mal stundenlang aus einem Lehrbuch vorgelesen“, erinnert sich Cordes. „Das ist erschreckend. Ein Dozent muss sein Fachwissen anschaulich und abwechslungsreich rüberbringen, sonst ist eine Weiterbildung nutzlos.“
Lehrgänge von bis zu einem Jahr
Bereits 2006 hat die Stiftung Warentest kurze Train-the-Trainer-Kurse von maximal fünf Tagen Dauer geprüft. Das Ergebnis damals: Die Kurse vermittelten einen Überblick über die Möglichkeiten der Seminargestaltung und erste Routine für die Praxis. Jetzt hat die Stiftung Warentest längere Train-the-Trainer-Kurse getestet. Sie richten sich an Personen, die selbstständig als Trainer arbeiten möchten oder in ihrem Unternehmen Mitarbeiter schulen wollen. Im Test waren sieben Lehrgänge von kommerziellen Bildungsinstituten sowie Industrie- und Handelskammern, die über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr in mehreren Modulen, also in thematischen Blöcken von zwei bis vier Tagen stattfanden So haben wir getestet. Ein hoher Aufwand, denn jeder Train-the-Trainer-Lehrgang wurde inkognito von einer Testperson über den gesamten Zeitraum besucht und dokumentiert.
Für jeden Bedarf ist etwas dabei
Erfreuliches Fazit: Alle Lehrgänge waren von solider Qualität. Sie waren thematisch breit aufgestellt und boten Teilnehmern viel Zeit zum Üben. Beim wichtigsten Prüfpunkt Kursdurchführung – dort wurden die Inhalte und ihre Vermittlung sowie das Lehrmaterial bewertet – bescheinigte die Stiftung Warentest vier der sieben geprüften Lehrgänge eine hohe oder sogar sehr hohe Qualität. Die gute Nachricht lautet außerdem: Für jeden Bedarf ist ein empfehlenswerter Kurs dabei – für Freiberufler, die sich selbst vermarkten müssen, für Trainer, die sich auf bestimmte Methoden spezialisieren möchten und für Teilnehmer, die entweder besonders zügig oder besonders gründlich lernen wollen. Für wen ist welcher Kurs geeignet?
Kurse konzipieren lernen
Alle Kurse im Test behandelten die für Trainer wichtigen Themen – und zwar in Theorie und Praxis. Inhaltliche Schwerpunkte waren überall: der „Werkzeugkoffer“ des Trainers, also Methoden und Techniken des Unterrichts, Situationen im Trainingsalltag und – ganz oben auf der Themenliste – die Konzeption von Kursen. Was einige Lehrgänge nur am Rande thematisierten, waren Fragen, die vor allem freiberufliche Trainer interessieren dürften. Zum Beispiel: Wie positioniere ich mich auf dem Trainermarkt? Wie akquiriere ich Auftraggeber? Wie baue ich mir ein Netzwerk auf? Nur vier Lehrgänge gaben auf diese Fragen ausführlich Antwort. Für wen ist welcher Kurs geeignet?/Freiberufler.
Üben, üben, üben
Durchweg positiv fiel auf: Alle Lehrgänge boten ihren Teilnehmern reichlich Gelegenheit, sich in der Trainerrolle auszuprobieren. Überall hielten die Dozenten in spe Unterrichtssequenzen vor ihren Mitstreitern ab. Sie moderierten Gruppenarbeiten an, trainierten den Einsatz von Flipchart und Pinnwand, übten, wie sie Anfangs- und Endphasen, Pausen und Wiederholungen wirkungsvoll gestalten und wie sie mit Querulanten und Nörglern umgehen.
Gelerntes in die Praxis umsetzen
Viele Kurse hätten im Prüfpunkt Kursdurchführung sogar noch besser abschneiden können, wenn sie die berufliche Realität der Teilnehmer konsequent in den Unterricht integriert hätten. Wie das aussehen könnte, zeigte zum Beispiel der Lehrgang der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP): Dort erarbeitete unsere Testperson zum einen ein Kurskonzept für ihren eigenen Bedarf, das sie von Modul zu Modul verfeinerte. „Die Trainer gaben immer wieder individuelle Hinweise, um es zu optimieren“, sagte unsere Testperson. „Am Ende des Lehrgangs hatte ich ein fertiges Konzept in der Hand, dass ich nun in der Praxis einsetzen kann.“ Zum anderen schloss der Lehrgang nach dem vierten und letzten Modul mit einem zweitägigen Erfahrungsaustausch ab. „Es ging darum zu reflektieren, wie gut oder schlecht wir das Gelernte in die Praxis umsetzen konnten“, sagte unsere Testperson.
Drei sind mittelmäßig
In drei Fällen bewerteten wir die Qualität der Kursdurchführung mit Mittel. Die Gründe dafür zum Beispiel: Bei Integrata und bei der Prokomm Akademie kam so manches Thema zu kurz. Bei der IHK Köln stand leider im Verlauf des Lehrgangs immer mehr die Vorbereitung auf die Abschlussprüfung im Vordergrund und nicht die Vorbereitung auf den beruflichen Alltag als Trainer.
Schlechtes Lehrmaterial bei den IHK
Im Prüfpunkt Kursdurchführung haben wir auch das Lehrmaterial begutachtet, das in den Kursen ausgehändigt wurde. Begleitende Unterlagen sind wichtig, weil die Teilnehmer dann nicht nur die Unterrichtsmodule vor- und nachbereiten können, sondern auch ein Nachschlagewerk für die Zeit nach dem Lehrgang haben. Im Vergleich waren die Lehrmaterialien überwiegend ordentlich bis höchst professionell Tabelle: Train the Trainer Lehrgänge 10/2014. Ausnahmen: die beiden Industrie- und Handelskammern. Bei der IHK Berlin erhielt unsere Testperson eine Loseblatt-Sammlung ohne Seitenzahlen und zum Teil ohne Angaben von Quellen. Das passte so gar nicht zum sonst guten Kurs. Bei der IHK Köln schwankte die Qualität je nach Modul zwischen gut und schlecht.
Aufbau der Kurse verschieden
Die Train-the-Trainer-Lehrgänge im Test fanden allesamt in Modulen statt, und zwar in zwei Varianten:
Variante 1: Die Module konnten als Paket gebucht werden. Dann war die Abfolge samt Terminen vom Anbieter vorgegeben.
Variante 2: Die Module ließen sich einzeln buchen. Das heißt: Unsere Testpersonen konnten aus mehreren vorgegebenen Terminen flexibel wählen und die Unterrichtsblöcke sogar an unterschiedlichen Standorten des Anbieters absolvieren. Die Folge: In jedem Modul trafen sie auf andere Mitstreiter. Außerdem: Bezüge zwischen den einzelnen Modulen waren so nur schwer zu realisieren. Wer feste Teilnehmergruppen bevorzugt und an modulübergreifenden Aufgaben interessiert ist, wählt deshalb besser einen Lehrgang, der als Paket angeboten wird.
Bruttopreise nicht angegeben
Gut und sehr gut klappte überall die Kursorganisation. Da gab es nichts zu meckern. Was hingegen nicht in Ordnung war: Competence on Top und die Prokomm Akademie gaben die Preise auf ihren Webseiten ohne Mehrwertsteuer an. Verbraucher müssen die zusätzlichen 19 Prozent also noch selbst dazu rechnen. Auch wenn die Mehrwertsteuer für viele Selbstständige nur ein durchlaufender Posten sein mag, ist aus Sicht der Stiftung Warentest bei Preisangaben Transparenz gefragt. Beide Anbieter bekamen aus diesem Grund Minuspunkte. Competence on Top erreichte dadurch im Prüfpunkt Kundeninformationen nur eine niedrige Qualität.
Mängel in den Vertragsbedingungen
Für den Test haben wir außerdem die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) in den Verträgen geprüft, die unsere Testpersonen mit den Anbietern geschlossen haben. Bei der IHK Berlin und bei Integrata entdeckten wir deutliche Mängel im „Kleingedruckten“. Beide Anbieter behalten sich zum Beispiel zu pauschal vor, ihre Lehrgänge abzusagen. Eine Absage ist aber nur erlaubt, wenn die AGB gerechtfertigte Absagegründe konkret benennen. Klare Angaben fehlten jedoch in den Klauseln der beiden Anbieter. Bei allen Lehrgängen im Test können Teilnehmer zum Abschluss ein Zertifikat erhalten. Dafür ist mal mehr, mal weniger Aufwand notwendig. Bei einigen Anbietern genügte der Besuch der Module. Bei anderen musste eine Prüfung absolviert werden – mit wiederum sehr unterschiedlichen Anforderungen. Bei der IHK Berlin waren zum Beispiel eine Lehrprobe und ein schriftlicher Test vorgesehen. Bei DGFP mussten die Prüflinge das Kurskonzept, das sie während des Lehrgangs erarbeitet hatten, präsentieren und ein 20-minütiges Lehrgespräch absolvieren.
Zertifikat vom Berufsverband
Wer darüber hinaus auf das Zertifikat eines Berufsverbandes für Trainer aus ist, sollte bei der Auswahl eines Lehrgangs auf entsprechende Kooperationen von Verbänden und Bildungsinstituten achten. In unserem Test gestaltete zum Beispiel die Haufe Akademie die Abschlussprüfung gemeinsam mit dem Berufsverband für Trainer, Berater und Coaches (BDVT). Erfolgreiche Absolventen erhielten damit automatisch ein Zertifikat dieses Verbandes. Zwei Lehrgänge bereiteten zumindest auf Prüfungen bei Verbänden vor: Competence on Top auf die Prüfung beim Deutschen Verband für Coaching und Training (dvct) und die Prokomm Akademie auf die beim BDVT.
Netzwerk aufbauen und Erfahrungen austauschen
Allerdings scheinen diese Zertifikate für Personaler, die ja zu den Auftraggebern von Trainern gehören, eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Eine Umfrage der Stiftung Warentest unter 500 Personalverantwortlichen zeigte, dass knapp die Hälfte der Befragten die Zertifikate der Berufsverbände für Trainer gar nicht kennen. Trotzdem kann für Trainer die Mitgliedschaft in einem Berufsverband sinnvoll sein. Dort können sie zum Beispiel ihr Netzwerk auf- und ausbauen, Erfahrungen austauschen oder auch Unterstützung bei der Vermarktung erhalten Tipps.
Kurse schaffen solides Fundament
Unter dem Strich zeigt der Test eines: Der große Nutzwert der geprüften Lehrgänge liegt in dem Handwerkszeug, das sie Trainern vermitteln. Allerdings: Auch längere Lehrgänge produzieren nicht automatisch gute Dozenten. Dafür sind die Aufgaben und Anforderungen in dem Beruf zu komplex. Die Qualifizierungen im Test schaffen aber ein solides Fundament, auf dem Trainer in spe aufbauen können, und sorgen so dafür, dass mehr Spaß und weniger Langeweile in Seminarräumen regiert.
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Sehr geehrte Damen und Herren, ich habe den Betrag von 0,75 Euro per paypal überwiesen, danach registriert dann eingeloggt und nun werde ich wieder aufgefordert, für den Test 0,75 € zu überweisen.
Bitte um Freischaltung
MfG
Karl Schäfer