
Popup-Fenster. So wies Google die Nutzer seines Browsers Chrome auf die neue Funktion hin. © Getty Images; Stiftung Warentest (M)
Eine Google-Initiative soll verdecktes Tracking im Web eindämmen. Die Analyse des Nutzerverhaltens findet stattdessen im Browser statt. Davon profitiert vor allem Google.
Google Chrome ist der meistgenutzte Webbrowser in Deutschland. Entsprechend viele Menschen haben kürzlich nach dem Start des Programms die Aufforderung erhalten, „eine Funktion zum Datenschutz bei Werbung“ zu aktivieren. Sie ist Teil einer Google-Initiative namens Privacy Sandbox. Was positiv klingt, ist in Wahrheit ein Versuch des Unternehmens, weiterhin möglichst gut mit Werbung Geld zu verdienen – das Kerngeschäft von Google.
Tracking findet im Browser statt
Ist die Funktion eingeschaltet, analysiert Chrome den Browserverlauf – also welche Webseiten man besucht hat. Aus diesen Daten leitet Chrome Interessen des Nutzers oder der Nutzerin ab und gibt sie an Werbetreibende weiter. Beispiel: Ein Nutzer interessiert sich für die Themen Comics, Wandern und Zelten und besucht entsprechende Webseiten. Navigiert er nun auf eine Webseite, die Werbung anzeigen möchte, erfährt diese im Hintergrund, für welche Themen er sich laut Chrome begeistert. Die Seite kann so entsprechende Anzeigen einblenden, in unserem Beispiel also Anzeigen zu den Themen Comics, Wandern und Zelten.
Chrome blockiert bislang keine Drittanbietercookies
Damit die Online-Werbeindustrie personalisierte Werbung anzeigen kann, greift sie bislang unter anderem auf sogenannte Drittanbietercookies zurück. Das sind kleine Dateien, die auf dem Rechner gespeichert werden und es ermöglichen, Nutzer über verschiedene Webseiten hinweg zu verfolgen.
Google argumentiert, mit der neuen Technik würde die Privatsphäre besser geschützt als bisher, weil das Surfverhalten jetzt auf den Geräten der Nutzer analysiert wird, statt auf den Servern der Werbeanbieter. Bis Google Drittanbietercookies in Chrome abschafft, was in der zweiten Jahreshälfte 2024 geschehen soll, ändert sich für die Nutzerinnen und Nutzer allerdings nichts. Andere Browser wie Firefox und Safari blockieren diese Cookies seit einigen Jahren standardmäßig.
Außerdem gibt es noch viele weitere Möglichkeiten für Google und andere Internetfirmen, das Verhalten von Menschen im Netz zu überwachen. Mehr dazu steht im Artikel Was ein einziger Tag am Handy über Surfer verrät.
Werbung ist Googles Kerngeschäft
Die US-amerikanische Electronic Frontier Foundation kritisiert, dass das Nutzerverhalten mit der neuen Chrome-Funktion weiterhin erfasst wird, um personalisierte Werbung anzuzeigen. „Anstatt die Tracking-Methode zu ändern, wenn auch mit kleinen Verbesserungen, sollten wir auf eine Welt ohne verhaltensbasierte Werbung hinarbeiten“, fordert die Organisation.
Google hat daran vermutlich kein Interesse. Der Mutterkonzern Alphabet erwirtschaftete 2022 rund 224 Milliarden Dollar – den Großteil seines Umsatzes – mit Werbung.
Funktion in Chrome deaktivieren
Chrome-Nutzer können die neue Tracking-Funktion abschalten, indem sie unter Einstellungen > Datenschutz und Sicherheit > Datenschutz bei Anzeigen alle drei Menüpunkte ausschalten. Dort zeigt sich auch ein positiver Aspekt von Googles neuem Ansatz: In dem Menü lässt sich einsehen, welche Interessen Google dem Nutzer oder der Nutzerin zuordnet, man kann sie löschen und für die Zukunft ganz blockieren.
Andere Formen digitaler Verhaltensanalyse werden dadurch nicht beschränkt. Dazu gibt es eine ganze Reihe von Techniken, mit denen Sie getrackt werden können. Sie möchten Google weniger Daten schenken? So wechseln Sie Ihre Standard-Suchmaschine.
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Interessanter Beitrag. Hatte davon noch nichts mitbekommen, aber habe schon seit Jahren Chrome den Rücken zugewandt.
@393e96908f0deb71645411445dd9bb0a: Ja, stimmt. Allerdings hat Firefox in den letzten Jahren auch etliche Funktionen eingebaut die zu Mozilla und Google nach Hause telefonieren. Daher würde ich eine spezielle FF Konfiguration (eine sog. user.js-Datei) wie die von Arkenfox auf Github benutzen. Einfach 'Arkenfox User.js' suchen, direkte links sind hier glaube ich nicht erlaubt.
Alternativ 'Ungoogled Chromium' mit benutzen, das ist Chrome ohne das ganze Google-Zeug.
...immer noch die erste Wahl. Dazu noch die folgenden AddOns: uBlock origin, Privacy Badger und NoScript. Bei den Einstellungen immer "streng für den Datenschutz" und beim "Beenden alle Daten löschen" bereinigt die meisten Datenspuren wie z.B. Cookies.