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Mit speziellen Programmen können Surfer ihre Verfolger abschütteln. Im Test mussten zehn Blocker beweisen, wie gut sie die Privatsphäre schützen.
Was gibts Neues vom 27-jährigen Bayern-Fan mit dem Fußfetischismus? Diese Frage stellen Tracker regelmäßig. Solche auf Internetseiten versteckten Schnüffelprogramme verfolgen sein Surfverhalten. Der Bayern-Fan hat jedoch an einem fußballfreien Abend einen Tracking-Blocker installiert. Nicht mal eine Minute hat das gedauert. Geringer Aufwand, hoher Ertrag: Der Blocker schränkt die Fähigkeit von Firmen ein, ihn auszuspionieren. Aus dem Datenstrom wird ein Rinnsal. Zudem freut dem jungen Mann, dass sich seine Lieblingsportale nun etwas schneller aufrufen lassen, da sie viele Tracking-Elemente im Hintergrund nicht mehr laden müssen.
Gekostet hat ihn das Ganze nichts. Die Basisversionen aller zehn Programme im Test sind gratis. Die meisten sind auch für Nutzer mit durchschnittlichen Computerkenntnissen leicht zu handhaben. Rund die Hälfte bietet detaillierte Einstellungsmöglichkeiten und Zusatzfunktionen.
Wie effektiv die Werkzeuge das Ausspähen des Nutzers verhindern, war das wichtigste Prüfkriterium. Die Resultate unterscheiden sich deutlich. Für alle Blocker gilt aber: Ihr Einsatz lohnt sich auf jeden Fall. Egal für welches Programm sich der Anwender entscheidet – allein durch die ruckzuck erledigte Installation dieses Schutzschilds stärkt er seine Privatsphäre schon.
Tipp: Wichtig ist, dass Sie jeden Rechner und jeden Internetbrowser, auf dem Sie Tracking verhindern wollen, mit einem Blocker ausstatten. Sie können auch mehrere Blocker parallel verwenden.
PCs leichter zu schützen als Handys
Im Test haben wir uns aufs Surfen per Computer konzentriert. Smartphones und Tablets haben wir ausgeklammert, da sich Tracking dort deutlich schwerer unterbinden lässt. Mobil kommen anstelle des Browsers oft Apps zum Einsatz – in Apps können Nutzer aber keine Tracking-Blocker einbinden. Auf Computern werden die Blocker als Erweiterungen – auch Add-ons genannt – direkt in den Internetbrowser integriert.
Wir haben sechs Erweiterungen mit dem Browser Chrome und drei mit Firefox auf einem Windows-PC geprüft. Der Grund: Diese Software-Kombinationen sind unter deutschen Internetnutzern am stärksten verbreitet. Es gibt die Blocker aber oft auch für andere Browser sowie für Mac-Rechner.
Tipp: Wie Sie die Erweiterungen in Ihren Internetbrowser einbinden können, zeigen Ihnen unsere Anleitungen.
Sonderfall Cliqz-Browser
Zusätzlich zu den neun Erweiterungen haben wir den Internetbrowser Cliqz getestet. Dessen Anbieter wirbt für die voreingestellten Funktionen, mit denen Cliqz das Tracking behindert. Bei anderen Browsern lassen sich solche Schutzmethoden zwar teilweise auch aktivieren, der Nutzer muss sich aber selbst darum kümmern – und das kann kompliziert sein.
Unser Rat
Installieren Sie einen oder mehrere Tracking-Blocker! Am besten auf jedem Rechner und in jedem Browser. Egal welchen Blocker Sie wählen: Ihre Privatsphäre ist damit auf jeden Fall besser geschützt als ohne. Die besten Erfahrungen machten wir in unserem Test mit uBlock Origin. Das Programm bietet eine gute Balance aus Schutzfunktionen und geringen Surf-Einschränkungen.
Zu viel blockieren kann schaden
Um die Effektivität der Tracking-Blocker zu beurteilen, untersuchten wir zunächst auf zwölf beliebten Internetportalen, wie viele Tracker die Seiten einsetzen. Anschließend prüften wir, wie viele Schnüffler sie noch mit Daten versorgen, nachdem wir den jeweiligen Blocker aktiviert hatten.
Mit den Grundeinstellungen senkte das Programm Scriptsafe die Anzahl der Tracker um 85 Prozent – der höchste Wert im Test. Ghostery und das Cliqz-Add-on kamen nur auf 3 Prozent. Der Nutzer kann die Einstellungen aber nach Belieben verändern, sodass anfangs zaghafte Programme schärfer blockieren und aggressive Erweiterungen sich etwas zurückhalten. Viel blockieren ist zwar grundsätzlich sinnvoll, doch es gibt auch Grenzen: Zu harsches Vorgehen wie bei Scriptsafe oder NoScript kann zu massiven Funktionsverlusten führen: Bilder oder Videos verschwinden von der Oberfläche, Texte zerbröckeln, Seiten werden unbenutzbar. In solchen Fällen ist es ratsam, die Intensität des Blockens in den Programmeinstellungen abzumildern.
Tipp: Tritt auf einer Seite ein Defekt auf, können Sie in einem zweiten Browser ohne integrierten Blocker ausprobieren, ob Ihr Blocker den Defekt verursacht hat.
Sanft anfangen, dann hochschalten
Vorsichtiges Blockieren, wie es etwa Ghostery in den Grundeinstellungen praktiziert, verfolgt einen anderen Ansatz: Sobald der Surfer eine Internetseite aufruft, zeigt ihm das Programm eine Liste der Firmen an, die im Hintergrund seine Daten abgreifen. Durch diesen „Bildungseffekt“ kann er dann selbst entscheiden, wie scharf er die Blockierfunktion ausrichten möchte.
Wie so oft geht es um den goldenen Mittelweg: Je stärker die Programme blockieren, desto mehr Einschränkungen treten auf. Schwache Einstellungen ermöglichen bequemes Surfen, verbessern den Schutz der Privatsphäre aber nur geringfügig.
Was Tracking-Blocker zeigen
Die Blocker erscheinen meist als Symbol rechts oben im Browser, direkt neben der Adresszeile. Surft der Nutzer eine Seite an, zeigt das Symbol, wie viele Tracking-Elemente der Blocker entdeckt hat. Klickt der Nutzer auf das Symbol, folgen weitere Infos – zum Beispiel die Namen der Tracker, ihr Einsatzzweck oder Links, die Erläuterungen zum jeweiligen Spion liefern.
Die geprüften Programme arbeiten mit unterschiedlichen Methoden: Adblock Plus und uBlock Origin etwa verwenden „schwarze Listen“ mit bekannten Trackern. Erkennen sie einen solchen auf einer Seite, blocken sie dessen Anfragen. Scriptsafe und No-Script stoppen die Ausführung sogenannter Skripte – das sind Programme auf Internetseiten, die Aktionen auf dem Rechner des Nutzers ausführen und so Daten auslesen wollen.
Der Cliqz-Browser unterbindet nicht generell Anfragen von Trackern, sondern beschränkt deren Datenerfassung auf nicht-individuelle Infos, um die Anonymität des Nutzers zu wahren.
Ohne Vertrauen geht es nicht
Tracking-Blocker schützen die Privatsphäre und kosten nichts – das klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Tatsächlich gibt es einen Pferdefuß: Theoretisch könnten die Anbieter der Blocker all jene Daten, die sie vor Trackern abschirmen, selbst abgreifen und im schlimmsten Fall verkaufen. Es ist nicht möglich, das von außen zu prüfen. Deshalb ist letztlich Vertrauen gefragt.
Arbeiten die Anbieter sauber, profitiert der Nutzer auf jeden Fall von den Programmen. Aber selbst wenn sie die Daten verkaufen sollten: Schlimmer als ohne Blocker ist der Nutzer auch dann nicht dran. Hat er keinen Blocker installiert, bekommen definitiv zahlreiche Firmen seine Daten.
Wie die Macher Geld verdienen
Da die Blocker kostenlos sind, stellt sich die Frage, wie die Programmierer ihre Arbeit refinanzieren. Ein typisches Beispiel ist Adblock Plus. Der Anbieter führt „weiße Listen“, mit denen er definiert, welche Arten von nichtinvasiver Werbung durchgelassen werden. Für diese Türöffnerfunktion verlangt er Geld von werbenden Firmen.
Manche Blocker brauchen keine Einnahmen zu generieren. Privacy Badger etwa stammt von der US-Datenschutzorganisation „Electronic Frontier Foundation“. Sie verfolgt ein rein politisches Ziel: den Schutz der Privatsphäre im Internet.
Wenn Blocker blockiert werden
Immer mehr Internetseiten gelingt es, den Einsatz von Tracking-Blockern zu erkennen. Einige Portale blenden dann ihre eigentlichen Inhalte aus und verlangen, dass der Nutzer den Blocker abschaltet. Oft reicht es aber schon, in den Einstellungen des Blockers eine Ausnahme für die jeweilige Seite festzulegen. Oder der Surfer probiert es mal mit einem anderen Blocker.
Gute Werbung, schlechte Werbung
Tracking-Blocker stoppen oft nicht nur die Datensammelei von Schnüffelfirmen, sie blenden auch Werbeanzeigen aus. Während der Kampf gegen die Spione sinnvoll ist, sollten Nutzer sich überlegen, wie viel Werbung sie blockieren. Viele Gratisdienste könnten ohne Werbung ihre Kosten nicht decken. Sie müssten Nutzungsgebühren erheben – oder den Betrieb einstellen.
Wer gern kostenlose Onlineangebote nutzt, sollte gegen Tracking vorgehen, Werbung aber in Maßen zulassen. Besonders leicht klappt das bei uBlock Origin, mit dem Nutzer gezielt einzelne Seitenelemente abschalten können. Bei anderen Blockern lassen sich in den Einstellungen Ausnahmen für die eigenen Lieblingsseiten definieren. Die Programme merken sie sich für jeden weiteren Besuch.
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bitte einen Blick auf FairEmail (sehr beeindruckender, voll konfigurierbarer Schutz!) und NetGuard desselben Entwicklers nicht vergessen. Mit letzterem kann ich endlich kostenfreie Spiele ohne Werbung spielen ...
Wer sein gesamtes Netzwerk auf einen Schlag von Werbung und Trackern befreien möchte, dem empfehle ich Pi-hole. Es werden keine Plugins benötigt. Daher funktioniert die Filterung neben PCs/Notebooks auch auf Smartphones, Tabletts, Smart TVs, Gäste-Geräte, Smarthome devices, usw. Werbefinanzierte Apps sind damit tatsächlich verwendbar. Es ist auch ganz interessant zu sehen, wer da noch so alles nach Hause funkt. (Dabei blicke ich dich scharf an, Logitech Harmony Hub!).
Kommentar vom Autor gelöscht.
@13Frank: Das ist in der Tat erschreckend. In einer Hinsicht können wir Sie aber zumindest beruhigen: Die Tracker erfassen nicht die Inhalte Ihrer Mails. Sie erfassen "nur", dass Sie gerade die Seite von GMX verwenden. (SG)
Ich nutze seit einiger Zeit uBlock Origin.
Es ist erschreckend: wenn ich in meinem Email-Konto von GMX eingeloggt bin und Mails durchgehe kommen schnell 100 blockierte Anfragen zusammen. Heißt das, selbst im persönlichen Account können Fremde zugreifen?