Der Navigations-Anbieter Tomtom hat seine Android-App verändert – und das dazu gehörende Geschäftsmodell gleich mit. Ein Kauf der Navigations-App ist jetzt nicht mehr möglich. Wer sie ohne Einschränkungen nutzen möchte, muss sie abonnieren. Im Schnelltest überzeugt Tomtom Go Mobile. Doch einige Kunden der alten App sind verärgert: Sie werden erneut zur Kasse gebeten.
Gute Fahrt mit der neuen App

Tomtom Go Mobile führt Autofahrer noch etwas besser ans Ziel als die alte App Tomtom Europa. Diese hatte sich im letzten Test von Navi-Apps (test 5/2015) das beste Navigationsurteil unter den Android-Apps mit Google Maps und Here geteilt. Vor allem die Sichtweite der Kartendarstellung hat sich nun deutlich verbessert. Der Fahrer kann wesentlich weiter vorausblicken als bei der alten App. Zudem belastet die neue App den Handyakku weniger. Beim Samsung Galaxy S5 etwa hält der Akku nun rund 215 Minuten durch – 35 Minuten länger als zuvor.
Live-Daten jetzt als Grundausstattung
Neu ist auch, dass Live-Verkehrsdaten nicht mehr extra kosten, sondern zur Grundausstattung gehören. Eine weitere Ergänzung ist die Freitextsuche: Der Nutzer muss nicht mehr umständlich Ort, Straße und Hausnummer separat eintippen, sondern kann die gesamte Adresse auf einmal angeben. Auch bei der Verfügbarkeit des Kartenmaterials hat sich einiges getan: Musste sich der Kunde vorher für bestimmte Kartenpakete wie etwa Gesamt-Europa entscheiden und für zusätzliche Karten draufzahlen, stehen ihm nun sämtliche Tomtom-Karten ohne Aufpreis zur Verfügung.
Navigation geht auch weiterhin offline
Geblieben ist der Vorteil, dass Tomtom komplett offline navigieren kann. In diesem Fall bleibt das monatliche Mobilfunk-Datenvolumen des Nutzers unangetastet. Nur wer Live-Infos beziehen möchte, etwa über Staus und Gefahrenstellen, muss der App den Zugriff auf Onlinedaten gestatten. Unverändert positiv ist auch das zurückhaltende Datensendeverhalten der App – sie verrät relativ wenig Infos über ihre Nutzer.
Schwächen beim Menü
Ein paar Nachteile hat Tomtom Go Mobile aber: Die Menüs sind unübersichtlicher als bei der alten App, die Darstellung des Spurenassistenten wirkt weniger realistisch. Zudem werden sehr lange Adressangaben im dafür vorgesehenen Textfeld einfach abgeschnitten. Das Kartenmaterial kann sehr viel Speicherplatz auf dem Smartphone belegen: Für Gesamt-Europa sind es rund 6 Gigabyte. Leider lässt sich auch nicht jedes Land separat herunterladen. Belgien-Reisende etwa müssen zwangsweise das zusammenhängende Kartenmaterial für Belgien, Luxemburg und die Niederlande speichern.
Altkunden sind aufgebracht
Zwar navigiert die neue App gut – dennoch sind einige Käufer der alten App sauer: Tomtom Europa hatte inklusive des Kartenmaterials für ganz Europa 69 Euro gekostet – dafür versprach sie den Kunden „Lifetime Maps“: lebenslange Kartenupdates. Nun aber endet der Support der alten App am 1. Oktober 2015. Manche Käufer fühlen sich verschaukelt: Die vermeintlich „lebenslangen“ Updates hat der Anbieter auf die Lebensdauer der App bezogen, nicht auf die des Kunden. Käufer der alten App werden also erneut zur Kasse gebeten, falls sie weiterhin Tomtom verwenden möchten. Zwar können sie die neue App drei Jahre lang nutzen und brauchen für das Upgrade nur 50 Cent zahlen. Die 50 Cent bekommen sie zudem auf Wunsch erstattet. Wie das funktioniert, steht in den recht gut versteckten Hinweisen auf der Tomtom-Seite. Nach den ersten drei Jahren fallen aber auch für Käufer der alten App die vollen Abo-Kosten an. Das sind 20 Euro – pro Jahr. Anders als bei der alten App ist kein Kauf mehr möglich: Tomtom Go Mobile gibt es nur im Abo. Neukunden, die sich gleich für ein dreijähriges Abo entscheiden, zahlen 45 Euro. Nutzer, die monatlich weniger als 75 Kilometer mit der App fahren, können sie gratis verwenden. Bisher hat Tomtom nur die Android-App ausgetauscht. Kunden der iOS-App könnte in Zukunft aber dasselbe drohen.
Fazit: Mit Tomtom fahren heißt Daten sparen
Ein entscheidender Vorteil von Tomtom ist weiterhin die Möglichkeit der vollständigen Offlinenutzung. Das schont das Mobilfunk-Datenvolumen des Nutzers. Die neue App führt Autofahrer noch etwas besser ans Ziel als die alte. Die Kartendarstellung wurde verbessert und Live-Verkehrsinfos kosten nicht mehr extra, sondern sind Bestandteil der App. Für Käufer der alten App ist der Umstieg auf ein Abo-Modell aber ärgerlich: Sie müssen erneut zahlen, wenn sie Tomtom langfristig treu bleiben wollen.