Sicher, sanft und sauber soll es sein. Drei Spitzenpapiere und eine ganze Reihe von „Guten“, darunter auch ein Recyclingprodukt, können die hohen Erwartungen erfüllen.
Als die Germanen noch munter in die Wälder machten, ging der wohlhabende Römer schon zur öffentlichen Latrine. Und statt Laub, Moos und Stroh wie seine Nachbarn aus dem Norden nahm er nach Geschäftsschluss einen Schwamm zur Hand, der, an einen Stock gebunden, in einem Krug voll desinfizierendem Salzwasser steckte. Innovation am Allerwertesten.
Harte Zeiten
Was wurde nicht alles ausprobiert – und glücklicherweise wieder fallen gelassen: Schafswolle, Lumpen, Maiskolben. Die alten Griechen griffen anfangs gar zu Tonscherben und Steinen (siehe „Historie und Histörchen“). Harte Zeiten. Doch die sind lang vorbei.
Die Ansprüche sind gewachsen: Heute geben allein die Deutschen jedes Jahr mehr als eine Milliarde Euro für Toilettenpapier aus. Weich soll es sein, am besten flauschig. Und saugfähig. Aber auch griffig und fest, es darf nicht fusseln – und auf keinen Fall zerreißen. Toilettenpapier ist Vertrauenssache.
Wir wollten wissen, ob man mit dem Klopapier von heute tatsächlich durch dick und dünn gehen kann und haben unsere Tester auf 27 zwei- bis fünflagige Trockenvarianten dieses hart umkämpften Produkts angesetzt. In einem Praxistest probierten 400 Männer und Frauen verschiedene Rollen unter Realbedingungen aus. Außerdem sind wir mit jedem Papier ins Labor gegangen. Insgesamt kamen wir so zu einem Urteil, das Alltagserfahrungen und objektive Daten in sich vereint.
Beruhigendes Ergebnis
Das Ergebnis ist beruhigend: Die allermeisten Toilettenpapiere erwiesen sich als „gut“ (siehe Tabelle „Toilettenpapier“). Drei Produkte waren sogar so sauber, sanft und sicher, dass die Tester am Ende anerkennend „sehr gut“ sagen konnten. Nur fünf Papiere ließen in puncto Weichheit etwas zu wünschen übrig und kamen insgesamt nicht über ein „Befriedigend“ hinaus. Alles in allem aber fiel kein Papier so richtig aus der Rolle, weder bei der Reinigungsleistung noch in der Handhabung. Das liegt auch daran, dass einlagiges oder furchtbar raues Krepppapier heute kaum mehr im Handel ist. Solchen „Schleifpapieren“ begegnet man allenfalls noch auf öffentlichen Örtchen.
Neue Papiertechnologie
Lange war beim Toilettenpapier die Anzahl der Lagen das Maß aller Dinge. Mittlerweile ist fünflagiges Papier auf dem Markt, am meisten verkauft wird drei- und vierlagiges. In der Tendenz zeigt der Test, dass mehr Lagen auch mehr Komfort bedeuten. Es gibt aber auch eine Reihe von Dreilagern, die ganz vorn eine Rolle spielen. Doch die Spitzenplätze im Test belegen neben dem fünflagigen Papier von dm zwei Doppeldecker: die beiden Charmin-Toilettenpapiere. Die haben mit herkömmlichen zweilagigen Produkten nichts mehr gemein. Mit diesem Papier hielt vor wenigen Jahren eine neue Technologie Einzug ins deutsche WC.
Dreidimensionale Strukturen
Für Toilettenpapier wird größtenteils Zellstoff verwandt, der aus Holz gewonnen wird. Vereinfacht ausgedrückt, wird Holz zu einem Zellstoffbrei gekocht und chemisch aufbereitet. Für herkömmliche Toilettenpapiere wird dieser Brei dann ausgewalzt und trocken gepresst. Dadurch entsteht ein glattes Papier, von dem mehrere Lagen übereinander gelegt werden. Um daraus brauchbares Toilettenpapier zu machen, werden zum Schluss kleine Krater und Rillen eingeprägt, die den Schmutz aufnehmen sollen. Diese dreidimensionale Struktur fällt bei Feuchtigkeit und Druck aber recht schnell zusammen.
Bei der neuen Technologie hingegen wird der Zellstoffbrei nicht ausgewalzt, sondern auf eine Art Gitter aufgesprüht und mit heißer Luft getrocknet. Dadurch entsteht von vornherein ein dreidimensionales Gebilde, das im Unterschied zum nachträglich mechanisch geprägten Papier im nassen Zustand und unter Druck länger in Form bleibt. Gleichzeitig wird der Papieraufbau geschichtet: Eine innere Lage aus langen, kräftigen Zellstofffasern sorgt für die nötige Festigkeit, während außen kurze und feine Fasern das Papier weich machen. Für den deutschen Markt wird bislang nur das Charmin-Toilettenpapier in dieser Art und Weise gefertigt.
Der Abschied vom Diktat des Lagendenkens hat unsere Tester überzeugt: Die beiden Charmin-Produkte gehören zum Besten, was man sich und seinem Po antun kann. Mithalten konnte da nur das fünflagige Toilettenpapier von dm. Für das gleiche Ergebnis benötigt es aber deutlich mehr Papier, was nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel mehr belastet: Die Rolle fünflagiges dm / sanft+sicher kostet 44 Cent, während das Charmin-Papier im günstigsten Fall mit 33 Cent zu Buche schlägt. Allerdings ist auch dieser Preis vergleichsweise hoch. Unser Test zeigt: Ein „gutes“ Toilettenpapier gibt es schon für 23 Cent pro Rolle – darauf haben sich die meisten dreilagigen Papiere eingependelt. Die preiswertesten vierlagigen in unserer Auswahl sind schon für 27 Cent pro Rolle zu haben.
Sparsame Verwendung
Wer die Preise von Toilettenpapier vergleicht, muss allerdings beachten, dass er vom fünflagigen Papier in der Regel weniger Blatt pro Sitzung braucht als vom dreilagigen – und daher auch länger damit auskommt. Die beiden Charmin-Produkte mit ihren zwei Speziallagen erwiesen sich dabei als recht sparsam und kamen am Ende genauso gut weg wie die Fünf-Lagen-Papiere. Insgesamt waren die Unterschiede im Praxistest aber nicht sehr groß, sodass unsere Tester fast alle Papiere in der Ergiebigkeit als „gut“ beurteilten.
Papier kann bis zu sechsmal recycelt werden. Toilettenpapier ist nach dem Gebrauch für eine Wiederverwertung jedoch verloren. Daher ist der Einsatz von Recyclingfasern hier besonders sinnvoll. Laut Umweltbundesamt sind Produkte aus Altpapier den Papieren aus Frischholzfasern im ökologischen Vergleich deutlich überlegen. Wer beim Kauf von Toilettenpapier zu Recyclingprodukten greift, hilft Holz, Wasser und Energie zu sparen. Zudem entfällt bei der Verwendung von Altpapier der gesamte Produktionszweig der Zellstoffgewinnung – das schont Wälder, Gewässer und Landschaften rund um den Globus (siehe in „Blauer Engel“). Wird Papier dagegen aus hochwertigem Frischzellstoff produziert, um es nach einmaligem Gebrauch durchs Klo zu spülen, ist das schlichtweg Ressourcenverschwendung.
Recycling-Toilettenpapier im Laden zu finden, ist allerdings gar nicht so einfach. Zwar tragen manche Produkte einen Blauen Engel, was ein sicheres Zeichen ist. Doch der Trend geht eher in die andere Richtung: Manche Anbieter preisen ihr Produkt auf der Packung sogar mit dem Hinweis „ohne Recyclinganteil“ an. Altpapier hat in der Po-Ebene keinen guten Ruf: Nicht sauber und nicht weich genug, lautet das übliche Vorurteil. Wir können die Befürchtungen zerstreuen. Recyclingpapier ist heute oft kaum noch von Frischzellstoffpapier zu unterscheiden. Auch die Weichheit konnte im Test meist zufrieden stellen. Nur mit dem dreilagigen „Happy End“ von Penny waren unsere Tester am Ende wenig glücklich: Zwar machte es genauso gut sauber wie die anderen, war aber doch arg rau dabei.
Nachhaltige Forstwirtschaft
Wird kein Altpapier verwendet, sollte der Frischzellstoff zumindest aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen werden. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Noch immer werden für die Papierherstellung zum Teil Urwälder abgeholzt. Einen anderen Weg weist zum Beispiel das internationale Gütesiegel „Forest Stewardship Council“ (FSC): Es kennzeichnet sozial verantwortlich, legal und umweltverträglich bewirtschaftete Wälder – und garantiert damit eine Alternative zum Raubbau. Auf den Verpackungen von Toilettenpapier sind hierzu allerdings keine Angaben zu finden. Selbst auf unsere Nachfrage redeten die meisten Anbieter um den heißen Zellstoffbrei herum. Anstatt eindeutig über die Anschaffungsbedingungen des Holzes aufzuklären, antworteten sie oft schwammig. Schlecker und Edeka teilten mit, bei den getesteten Toilettenpapieren keine besonderen Anforderungen bezüglich Beschaffung und Einsatz des Holzes zu stellen.
Keine Schadstoffe
Zum Schluss haben wir alle Papiere einer Schadstoffprüfung unterzogen: Gesundheitsgefährdende Schwermetalle, Formaldehyd oder polychlorierte Biphenyle wurden in keinem Produkt gefunden, weder in Recycling- noch in Frischzellstoffpapieren. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Druckfarben heute gut aus Altpapier entfernt werden können. Eine chlorfreie Bleiche ist mittlerweile ebenfalls Standard. Um aus grauem Papier weißes zu machen, wird zum Beispiel mit Sauerstoff gebleicht statt mit giftigem Chlor.
Fazit: Beim Kauf von Toilettenpapier kann man heute nicht mehr viel falsch machen. Der Markt bietet eine große Auswahl an guten und günstigen drei- und vierlagigen Papieren, die sich in Weichheit und Reinigungsergebnis kaum unterscheiden. Darunter sind auch umweltschonende Recyclingprodukte.
Unterschiede zeigen sich allenfalls in der Handhabung: Manche Papiere fühlen sich etwas dicker oder fester an, andere wiederum zeigen leichte Vorteile beim Lösen der Blätter oder beim Zusammenhalt der Lagen. Alles in allem ist der Preis entscheidend. Wer etwas mehr Geld ausgibt, findet auch ein wenig Luxus für den Allerwertesten.
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Es wäre wirklich an der Zeit einen Test über Toilettenpapier neu aufzulegen!
Sogenannte Waschlets (Toiletten mit integrierter Intim-Waschmöglichkeit) sind auf dem Vormarsch. Hier muss das Toilettenpapier „rubbelfest“ sein.
Früher war dreilagiges Klopapier richtig dick, aber mit den Jahren wurden die Lagen immer dünner. Ich wusste gar nicht, dass es sooo dünne Papierlagen überhaupt gibt.Nun kaufe ich seit einiger Zeit vierlagiges Papier, aber auch das ist mittlerweile ziemlich dünn und zudem franst es bei Gebrauch leicht aus. Mehrere Papiere habe ich bereits probiert, aber keins stellt mich zufrieden. Es gibt zudem immer mehr Klopapier mit Duft oder Farbstoffen, welches ich wegen empfindlicher Haut (nach Tumor-Bestrahlung) schon gar nicht nutzen kann, so dass mein Einkauf immer schwieriger wird.
Vielleicht testen sie nach 14 Jahren auch mal wieder Klopapier, damit ich mich nicht allein weiter durch das Angebot quälen muss. Vielen Dank,
Ein neuer Test ist in der Tat notwendig. Und vor allen Dingen eine Änderung Ihres Preisvergleichs.
Die einzige Einheit, die zum Preisvergleich herangezogen werden kann ist Gewicht Zellstoff pro Euro ohne Verpackung und Papprolle, eine recht einfache Berechnung im Übrigen.
Ich bin ehrlich gesagt etwas erschüttert. Rollenanzahl, Blattgröße, Lagen...das sind alles die gleichen Schummelversuche wie z. B. die Milliliterangaben beim Eis, verkaufte Luft.
MfG
Susa5341
@Merrill: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)
1,245 Mio Tonnen Toilettenpapier (83 Mio x 15 kg/a nach Verbands-Info) fallen jährlich an. Genau so viel Recyclingpapier könnten genutzt werden. Seit 13 Jahren gibt es keinen Test-Update. Dabei müssten Recyclingpapier einen Bewertungsvorteil erhalten, weil sie erheblich die Umwelt schonen.