Toilettenpapier

Historie und Histörchen: Zur Hygiene des Allerwertesten

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Der Weg zum Klopapier war lang – und mitunter steinig.

Ein wertloses Schriftstück nennt der Duden „Arschwisch“. Und das nicht ohne Grund. Es ist noch gar nicht so lange her, da landete die Zeitung von gestern auf dem Klo: In handliche Stücke geschnitten hing sie dort am Haken und wartete auf ihre letzte Bestimmung. Papier speziell für den Po kannten aber lange Zeit nur die Chinesen. Deren Kaiser orderte bereits 1393 Bögen von einem halben Quadratmeter Ausmaß auf sein stilles Örtchen.

Jahrtausende lang wurde nach allem gegriffen, was gerade da war und halbwegs geeignet erschien: Laub, Stroh, Moos, Schafswolle, Maiskolben, Kokosschalen – die Griechen der Antike hatten sogar vor Steinen und Tonscherben keine Berührungsängste. In der islamischen Welt gilt ausschließlich Wasser und die linke Hand als Mittel der Wahl. Und im alten Rom nahm man – stets bedacht auf kulturellen Fortschritt – schon sehr früh einen Schwamm zur Hand, der, an einen Stiel gebunden, in einem Krug mit desinfizierendem Salzwasser steckte. Doch auch das hat sich nicht durchgesetzt.

Am Ende war es das Papier, das auch jenseits der Chinesischen Mauer am meisten überzeugte – und die Welt in zwei ­Lager trennte: Während die einen ihr Klopapier zu einem Ball zerknüllen, bevor sie wischen, legen die anderen – darunter auch die Deutschen – ihr Blatt fein säu­berlich in Falten. Nachdem es vielerorts zunächst alte Zeitungen waren, die in den Orkus gingen, wurde ab 1857 auch für die – meist knüllenden – Amerikaner Papier zum Zwecke der Rektalhygiene produziert. 1879 wickelte der Engländer Walter Alcock das Ganze auf handliche Rollen.

In Deutschland brachte Hans Klenk den Stein ins Rollen, als er 1928 die erste Toilettenpapierfabrik in seiner Heimatstadt Ludwigsburg eröffnete. Während die Konkurrenz im Ausland noch verschämt „The­rapeutisches Papier“ verkaufte, nannte er die Dinge beim Namen und prägte mit seinen erweiterten Initialen einen Begriff: Hakle. 1977 kam mit „Hakle feucht“ das erste feuchte Toilettenpapier in die WCs. Spätestens seitdem wird auch hierzulande die Zeitung auf dem Klo nur noch gelesen.

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Kommentarliste

Nutzer­kommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.

  • moll57 am 30.03.2021 um 07:55 Uhr
    NEUER TEST ! Charmin gibts ja eh nicht mehr

    Es wäre wirklich an der Zeit einen Test über Toilettenpapier neu aufzulegen!
    Sogenannte Waschlets (Toiletten mit integrierter Intim-Waschmöglichkeit) sind auf dem Vormarsch. Hier muss das Toilettenpapier „rubbelfest“ sein.

  • Pillepann am 26.11.2020 um 17:55 Uhr
    Bitte wieder mal Toilettenpapier testen!

    Früher war dreilagiges Klopapier richtig dick, aber mit den Jahren wurden die Lagen immer dünner. Ich wusste gar nicht, dass es sooo dünne Papierlagen überhaupt gibt.Nun kaufe ich seit einiger Zeit vierlagiges Papier, aber auch das ist mittlerweile ziemlich dünn und zudem franst es bei Gebrauch leicht aus. Mehrere Papiere habe ich bereits probiert, aber keins stellt mich zufrieden. Es gibt zudem immer mehr Klopapier mit Duft oder Farbstoffen, welches ich wegen empfindlicher Haut (nach Tumor-Bestrahlung) schon gar nicht nutzen kann, so dass mein Einkauf immer schwieriger wird.
    Vielleicht testen sie nach 14 Jahren auch mal wieder Klopapier, damit ich mich nicht allein weiter durch das Angebot quälen muss. Vielen Dank,

  • Susa5341 am 25.04.2020 um 12:20 Uhr
    Neuer Test

    Ein neuer Test ist in der Tat notwendig. Und vor allen Dingen eine Änderung Ihres Preisvergleichs.
    Die einzige Einheit, die zum Preisvergleich herangezogen werden kann ist Gewicht Zellstoff pro Euro ohne Verpackung und Papprolle, eine recht einfache Berechnung im Übrigen.
    Ich bin ehrlich gesagt etwas erschüttert. Rollenanzahl, Blattgröße, Lagen...das sind alles die gleichen Schummelversuche wie z. B. die Milliliterangaben beim Eis, verkaufte Luft.
    MfG
    Susa5341

  • Profilbild Stiftung_Warentest am 18.11.2019 um 14:39 Uhr
    Neuer Test

    @Merrill: Ihren Kommentar nehmen wir gerne als Testanregung auf und leiten sie an das zuständige Untersuchungsteam weiter. (Se)

  • Merrill am 18.11.2019 um 13:30 Uhr
    1,245 Mio t Recyclingpapier & Neu-Test nötig!

    1,245 Mio Tonnen Toilettenpapier (83 Mio x 15 kg/a nach Verbands-Info) fallen jährlich an. Genau so viel Recyclingpapier könnten genutzt werden. Seit 13 Jahren gibt es keinen Test-Update. Dabei müssten Recyclingpapier einen Bewertungsvorteil erhalten, weil sie erheblich die Umwelt schonen.