
Er ist etwas groß, aber nach vielen Bahnfahrten lässt Lilu sich den Maulkorb gefallen. © Pablo Castagnola
Mit Hund und Katze verreisen? Je nach Transportmittel und Stadt gelten für vierbeinige Mitreisende unterschiedliche Regeln. Hier die wichtigsten Punkte.
Mit dem Hund in der Bahn
Mit dem Hund in die Bahn, das ist für Herbert Noll purer Stress. Schon am Bahnsteig spricht der 62-Jährige aus Biesenthal bei Berlin seinem Border-Collie Lilu Mut zu. Die vielen Menschen im Zug verunsichern die Hundedame, die fremden Gerüche, das Ruckeln. Mit eingekniffenem Schwanz zittert sie nervös und will sich partout nicht hinsetzen. Lieber bleibt sie stehen, immer auf dem Sprung, sich in Sicherheit zu bringen. „Das dauert etwa fünf Minuten“, berichtet Noll. „Dann beruhigt sie sich.“ Was den Collie zusätzlich stört, ist der Maulkorb. Den würde sie gern abschütteln. Aber die Vorschriften der Bahn sind unerbittlich: Hunde müssen einen Maulkorb tragen. Zusätzlich müssen sie angeleint sein.
Manche Verkehrsbetriebe bieten Trainings an
So wie dem Border-Collie geht es vielen Haustieren. Für ihre Besitzer empfiehlt es sich, rechtzeitig mit ihnen zu üben, in Bus und Bahn mitzufahren. Das ist besonders vor längeren Reisen sinnvoll. Einige Verkehrsbetriebe bieten ein kostenloses Training an, etwa die Stadtwerke Münster.
Meist herrscht Leinenzwang
Außerdem sollten Herrchen und Frauchen die Beförderungsbedingungen kennen – nicht nur der Bahn, sondern auch der Verkehrsbetriebe am Zielort. Je nach Stadt gelten unterschiedliche Regelungen. Meist herrscht Leinenzwang, teils sind Hunde sogar ausdrücklich an der kurzen Leine zu führen. Das gilt oft schon im Bahnhof.
Nicht ohne Maulkorb oder Box
In manchen Stadtbussen ist ein Maulkorb vorgeschrieben. Für gefährliche Hunde trifft das fast überall zu. Viele Verkehrsbetriebe listen die Rassen auf. Auf den Fahrkartenautomaten stehen die Regeln meist nicht. Wer am Zielort nicht erleben will, dass der Busfahrer die Tür verschlossen lässt, sollte sich vor der Abreise auf den Internetseiten der Verkehrsbetriebe informieren. Meist unterscheiden sie zwischen größeren und kleinen Tieren. Zu den größeren zählen Vierbeiner, die eine Katze überragen. Für andere Haustiere – kleine Hunde, aber auch Hamster oder Meerschweinchen – gilt: Sie gehören in ein geschlossenes Behältnis. Das muss nicht unbedingt eine spezielle Tierbox sein. Die Bahn zum Beispiel nennt keine konkreten Vorschriften, außer dass die Box unter den Sitz oder auf die Ablage darüber passt.
Im Fernbus dürfen nur Blinden- oder Begleithunde mitfahren
Immerhin dürfen Tiere im Zug mitfahren, anders als in manchem Fernbus. Flixbus lehnt sie grundsätzlich ab. Lediglich Blindenhunde oder Begleithunde von Behinderten dürfen an Bord. Allerdings müssen sie spätestens 36 Stunden vor Fahrtantritt angemeldet werden. Auch die Firma DeinBus.de nimmt keine Haustiere mit. Die Gründe erklärt sie so: Tiere im Fahrgastraum könnten allergische Reaktionen bei anderen Fahrgästen auslösen. Blinden- und Führhunde für Behinderte dürfen aber mit – kostenlos.
Kostenlose Sitzreservierung für Begleithunde
Auch in der Bahn fahren Blindenhunde und Begleithunde von Behinderten gratis mit. Sie dürfen ohne Maulkorb im Fußbereich des benachbarten Sitzes Platz nehmen. Die Halter können diesen Nachbarplatz kostenlos bei der Bahn reservieren.
Wenn der Hund schwarzfährt
Tierfreunde, die es gewohnt sind, ihren Liebling zu Hause in öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos mitzunehmen, sollten aufpassen. In einigen Städten brauchen Hund und Katze eine Fahrkarte. Sonst werden sie zu Schwarzfahrern. Meist reicht ein Kinderticket, beim Dresdner Verkehrsverbund Oberelbe ist es ein Fahrradticket.
Halber Fahrpreis bei der Bahn
Kleinere Haustiere in einem Behältnis fahren bei der Deutschen Bahn gratis mit, nicht aber größere. Passt zum Beispiel der Hund nicht in eine Transportbox, ist im Regelfall der halbe Fahrpreis fällig. Der Hundehalter sollte für ihn ein Ticket kaufen, das auch für ein Kind im Alter von 6 bis 14 Jahre ohne Begleitung gilt.
Achtung. Bei Ländertickets sowie dem Schönes-Wochenende-Ticket zählen größere Hunde wie eine erwachsene Person. Wer zum Beispiel mit vier Mitfahrern und einem Hund in den Zug steigt, braucht Fahrkarten für fünf Personen. Einen Sitzplatz für den Hund zu reservieren, ist nicht möglich. Tiere dürfen nicht auf den Sitz.
Vor dem Einsteigen spazieren gehen
Wann immer möglich macht Herbert Noll mit seinem Border-Collie vor dem Einsteigen einen kleinen Spaziergang. So kann Lilu sich entleeren. Für den Notfall hält er Papiertücher und Tüten bereit. Das ist besonders vor längeren Fahrten notwendig. Dann sollte der Hund auch einige Stunden vorher kein Futter mehr bekommen, um Übelkeit und Brechreiz zu vermeiden. Ein Leckerli dabeizuhaben, kann von Vorteil sein, wenn etwas Ungewöhnliches passiert, etwa ein anderer Hundehalter mit seinem Tier ins Abteil kommt. Es hilft, zusätzlich den Hund zwischen die Beine zu nehmen. Dort fühlt er sich sicherer.
Frühzeitig mit dem Tier üben
Am besten ist es, Hunde frühzeitig ans Ein- und Aussteigen und die vielen Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln zu gewöhnen, möglichst schon im Welpenalter. Ältere Hunde brauchen deutlich länger, sich auf Bus und Bahn einzustellen.
Schritt 1. Nur zum Bahnhof gehen, nicht einsteigen. Setzen Sie sich einfach auf eine Bank und lesen Zeitung. Der Hund liegt neben Ihnen und kann die neuen Geräusche und Gerüche kennenlernen.
Schritt 2. Wenn Sie das einige Male wiederholt haben, stehen Sie als Nächstes auf, wenn ein Zug kommt und gehen zur Tür. Sie steigen aber nicht ein, sondern setzen sich anschließend wieder auf die Bank. Auch das üben Sie mehrfach, bis der Hund die Situation kennt.
Schritt 3. Jetzt einsteigen. Sie gehen voran, der Hund folgt. Beim Aussteigen läuft es ebenso. Wählen Sie eine kurze Strecke. Der Hund sollte sich hinlegen, nicht auf den Schoß kommen. Bleiben Sie möglichst gelassen. Der Hund würde Ihre Nervosität spüren. Vermeiden Sie es deshalb auch, ihm ständig gut zuzusprechen. Das signalisiert ihm, dass die Situation ungewöhnlich und seine Angst berechtigt ist.
So ein Training bieten viele Hundeschulen an. Es hilft nicht nur dem Tier, sondern auch dem Halter. „Es kommt immer wieder vor, dass andere Fahrgäste Angst vor Hunden haben“, sagt Herbert Noll. Dann ist es gut, wenn er den Border-Collie und die Situation im Griff hat. „Der Spruch ‚Der tut nichts‘ hilft dann nicht weiter.“
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@Uni-Profi: Unseres Wissens gibt es keine spezielle Bahncard für Hunde und auch die Jugendbahncard ist kein zulässiger Ersatz. In den Beförderungsbedingungen findet man unter der Ziffer A.7.3 (Mitnahme von Tieren) zudem den Satz "Ein BahnCard-Rabatt ist ausgeschlossen". Sie könnten eine solche Hunde-Bahncard ja einmal bei der Bahn anregen. Das Ergebnis würde uns interessieren, vielleicht posten Sie es ja hier. (PH)
Ein Reisender mit Hund (über Körbchengröße) berichtete mir einst von seinen vergeblichen Versuchen, dem häufig mitfahrenden Haustier die passende Bahncard zu spendieren - kein gleiches Recht für alle?
https://www.bahn.de/p/view/bahncard/ueberblick/jugendbahncard25.shtml
>> Der Hundehalter sollte für ihn ein Ticket kaufen, das auch für ein Kind im Alter von 6 bis 14 Jahre ohne Begleitung gilt.
Ist dies inzwischen möglich?
Kommentar vom Autor gelöscht.
Tiere kosten bei uns im VVS STUTTGART einen Kinderfahrausweis. Mit
einem Schwerbehindertenausweis allerdings fahren diese kostenlos mit.-
auch wenn sie nicht als Blinden-oder Begleithund im Ausweis eingetragen
sind.