
Ungern getrennt. Wenn schon Betreuung durch Fremde, dann soll sie gut sein. © Thinkstock
Die Nachbarn sind im Urlaub. Die Schwester hat eine Hundehaarallergie. Mit in die Ferien fahren kann das Haustier aber auch nicht. Weil ihm die Reise nicht zuzumuten ist, weil das Hotel Haustiere verbietet oder weil ihm der abrupte Klimawechsel nicht bekommt. Wohin also mit Hund oder Katze, wenn der Halter sich einmal nicht selbst kümmern kann? Die Qualität von Tiersittern oder Tierpensionen zu beurteilen, ist für Haustierbesitzer nicht einfach. test.de bietet eine Orientierungshilfe.
Liebevolle Laien und professionelle Tierpfleger
Recherchen im Internet verwirren oft mehr, als sie helfen. Mehr als 500 000 Treffer liefert Google zum Suchbegriff „Tierpensionen“, fast 400 000 sind es für „Tiersitter“. Die Angebote unterscheiden sich so stark wie die Bedürfnisse und Wünsche der Halter und ihrer Vierbeiner. Die Preisspanne bei Tierpensionen reicht von ein paar Euro bis hin zu mehr als 100 Euro pro Tag. Unter den Einzelbetreuern konkurrieren wenige professionelle Tierpfleger mit sehr vielen Laien. Wie filtern Tierhalter aus dieser Vielfalt gute und verlässliche Angebote heraus? Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Betreuungsformen? Und welche Preise sind angemessen? Die wichtigsten Antworten.
Tierheime: Günstig, aber wenig Plätze

Katzen im Tierheim. Viele Notasyle bieten auch Pflegeplätze auf Zeit. © imago/Lars Berg
Viele Menschen kennen Tierheime nur als Notasyl für herrenlose Vierbeiner. Etliche bieten aber auch Urlaubsbetreuung für Haustiere an. Gute Gründe sprechen dafür: Meist kümmern sich dort qualifizierte Pfleger um die Tiere. Viele Häuser nehmen nicht nur Hunde und Katzen auf, sondern auch Hasen, Hamster und andere Kleintiere. Außerdem ist die Dienstleistung recht günstig. Das Tierheim Würzburg beispielsweise berechnet, je nach Größe, 13 oder 15 pro Tag für Hunde, 12 Euro für Katzen und 7 Euro für Kleintiere. Im Tierheim Luckenwalde Jüterbog (Brandenburg) fallen pro Tag 10 Euro für Hunde, 5 Euro für Katzen und 2 Euro für Kleintiere an. Die Kapazitäten sind allerdings begrenzt. Vorrang haben Tiere in Not. Während der Sommermonate werden laut Deutschem Tierschutzbund etwa 70 000 ausgesetzte Tiere abgegeben. Der Verein rät deshalb, sich möglichst früh um einen Platz für die Ferienbetreuung zu kümmern.
Tipp: Eine Übersicht, welche Heime diesen Service bieten, gibt es leider nicht. Weil Tierheime aber auf Notsituationen eingestellt sind, können sie oft weiterhelfen, wenn dringend eine Tierpension oder ein Tiersitter benötigt wird – etwa weil ein Halter plötzlich ins Krankenhaus muss.
Tiergasthäuser: Enorme Unterschiede
In nahezu jeder Klein- und Großstadt nehmen Tierpensionen und -hotels Tiere auf Zeit bei sich auf. Die Suche erleichtern Onlineplattformen wie zum Beispiel www.tierpension.net oder www.snautz.de. Das Spektrum der Angebote reicht von simplen Gemeinschaftszwingern mit täglich Trockenfutter bis zu schnieken Einzelbungalows nebst Straußenfleisch-Menü und Magnetfeldtherapie. Der Deutsche Tierschutzbund hält für kleine Hunde Tagespreise von bis zu 20 Euro für vertretbar, für große maximal 25 Euro und für Katzen höchstens 15 Euro.
Checkliste für Tierpensionen

Sicher mit Pass. Gute Häuser verlangen ihn als Impfnachweis. © imago/CHROMORANGE
Verlässliche Siegel für Qualität gibt es nicht, aber Erkennungszeichen, die jeder Interessent leicht prüfen kann:
- Wer eine Tierpension professionell betreibt, muss einen Sachkundenachweis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes zeigen können.
- Halter und Haustier sollten die Örtlichkeiten vorab besuchen, um zu sehen, ob das Tier sich dort wohlfühlt. Verlangen Pensionen für solche Termine Geld oder bieten sie sie gar nicht an, ist das keine Empfehlung.
- Hunde und Katzen sollten nicht ausschließlich in Boxen, Käfigen oder Zwingern untergebracht sein, sondern regelmäßig Auslauf bekommen.
- Empfehlenswert sind nur Häuser, die ausschließlich geimpfte Gäste aufnehmen. Sonst wird die Pension zum Gesundheitsrisiko für das Tier. Auch ein Veterinär sollte regelmäßig vorbeikommen.
Tiersitter: Eine Frage des Vertrauens

Hundesitterin beim Spaziergang. Der Service muss nicht teurer sein als eine Tierpension. © Thinkstock
Die Tagessätze privater Betreuer können günstiger sein als die von Tierpensionen. Viele bieten ihre Dienste an Pinnwänden in Supermärkten oder Tierarztpraxen an. Eine größere Auswahl findet sich auf Vermittlungsplattformen im Internet; zu den bekanntesten zählen Holidog, Pawshake, Dogbuddy und Betreut.de. Hier können Tierhalter mithilfe einer Postleitzahlen-Suche nach Tiersittern in ihrer Nähe fahnden. Deren Profile zeigen üblicherweise Fotos, Kurzbeschreibungen, Preise, die Entfernung vom Wohnort und das Leistungsspektrum des Betreuers.
Für die Vermittlung kassieren einige Portale Provisionen von bis zu 22 Prozent der Rechnungssumme. Andere verlangen eine Mitgliedsgebühr, Betreut.de etwa 35 Euro im Monat oder 140 Euro im Jahr. Dogbuddy verlangt beides: 9 Euro Jahresgebühr vom Suchenden plus vom Hundesitter 15 Prozent der Rechnung. Nicht immer herrscht von Anfang an Transparenz über die Kosten: Holidog lässt Nutzer bis kurz vor Buchungsabschluss über das Finanzielle im Unklaren.
Onlineportale: Gewährlos
Über die Vermittlung hinaus leisten die meisten Portale wenig für ihr Geld. Pawshake verspricht auf seiner Website zwar „verifizierte Profile“, schließt aber im – nur auf Englisch abrufbaren – Kleingedruckten jede Prüfung der Betreuer und ihrer Angebote aus. Holidog verheißt „qualifizierte Tiersitter“. Ob das stimmt, soll aber nach den Geschäftsbedingungen der Kunde prüfen: „Es ist Verantwortung der Nutzer sicherzustellen, dass ihre Haustiere von verantwortlichen Personen betreut werden.“ Dogbuddy versucht gar, sich von „allen Ansprüchen, Forderungen, Beschwerden, Anklagen, gerichtlichen Klagen, Verfahren, Verpflichtungen, Haftungen, Honoraren von Rechtsvertretern, Kosten und Zahlungen jeder Natur und Art“ freizustellen. Solch unzulässige Klauseln sollten Geschädigte nicht davon abhalten, ihre Ansprüche geltend zu machen.
Wenig Service, keine Transparenz
Das Portal Leinentausch.de, von Suchmaschinen prominent gelistet, hat Insolvenz angemeldet. Neue Verträge lassen sich seither nicht abschließen. Leider erfahren Besucher das nur auf einer versteckten Seite oder im Laufe der Registrierung. Da die Betreiber der Portale ganz offenbar die Verantwortung scheuen, sollten Nutzer von ihnen vermittelten Betreuern nicht mehr vertrauen als jenen, die ihre Dienste an einer Supermarkt-Pinnwand anbieten. Ein Lichtblick in Sachen Offenheit ist das Angebot von Betreut.de: Der Vermittler macht keine reißerischen Versprechen, sondern liefert praktische Tipps für die Suche nach einem geeigneten Tiersitter.
Gute Tiersitter erkennen
Jeder kann seinen Dienst als Tierbetreuer anbieten, vom unerfahrenen Laien bis hin zum Profi. Die folgenden Hinweise können helfen, geeignete Pfleger zu finden:
- Bei Tiersittern ist es mitunter noch wichtiger als bei Tierpensionen, dass nicht nur der Halter, sondern auch Hund oder Katze den Kandidaten kennenlernen, bevor eine längere Pflege vereinbart wird. Stimmt die Chemie? Ist der Anbieter sicher im Umgang mit dem Tier?
- Tierliebe ist gut, Erfahrung und Fachwissen sind besser. Der Auftraggeber sollte Bewerber nach ihren Qualifikationen fragen. Profibetreuer brauchen, wie Betreiber von Tierpensionen, einen Sachkundenachweis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes.
- Viele Tierheime führen Verzeichnisse von Tiersittern, die sich bewährt haben.
- Die meisten Kleintiere, Vögel, aber auch Katzen schätzen ihre gewohnte Umgebung. Wer dem Tier einen Umzug auf Zeit ersparen will, setzt auf die Betreuung daheim. Soll ein bisher unbekannter Tiersitter in die Wohnung kommen, reicht Vertrauen auch dann nicht aus, wenn ein Onlinevermittler den Kontakt angebahnt hat. Zumindest den Ausweis sollte sich der Auftraggeber zeigen lassen und gegebenenfalls die Daten notieren, bevor er einem nicht näher bekannten Menschen Wohnungsschlüssel anvertraut; besser sind zusätzliche Referenzen von Dritten.
- Ein schriftlicher Betreuungsvertrag sollte die Bedingungen regeln: Umfang der Leistung, Dauer, Bezahlung, Fütterungszeiten, Spaziergänge oder Tierarztbesuche.
- Halter haften für Schäden, die ihr Tier anrichtet. Sie sollten deshalb haftpflichtversichert sein. Normale Haftpflichtversicherungen decken Schäden ab, die von Katzen und Kleintieren wie Hasen oder Hamstern verursacht werden. Hundehalter brauchen spezielle Tierhalter-Haftpflichtpolicen (Test Hundehaftpflichtversicherung, Finanztest 4/2016).
Vorsicht, Schwarzarbeit
Juristisch heikel ist die Frage, unter welchen Umständen Tiersitter als (Schein-) selbstständige gelten – auch, wenn eine Onlineplattform sie vermittelt hat. Wer sichergehen will, dass er nicht rückwirkend Sozialabgaben abführen, Bußgelder zahlen oder sich gar mit einer Strafanzeige befassen muss, sollte sich offiziell bestätigen lassen, dass sein Tierbetreuer selbstständig arbeitet. Die Clearing-Stelle der Deutschen Rentenversicherung prüft das im „Statusfeststellungsverfahren“ kostenlos. Bis das Ergebnis vorliegt, kann es allerdings drei Monate oder länger dauern. Ergibt die Prüfung, dass der Tiersitter nicht frei arbeitet, lässt er sich, wenn er weniger als 450 Euro in einem Monat verdient, recht unkompliziert bei der Minijobzentrale anmelden.
Urlaubspaten auf Gegenseitigkeit
Viele Tierheime unterstützen die Aktion „Nimmst du mein Tier, nehme ich dein Tier“. Das Ziel: Halter sollen Urlaubspaten für ihr jeweiliges Haustier finden – und zwar ausdrücklich kostenlos. Die Suche sollte so früh wie möglich beginnen. So können sich Tier und Betreuer kennenlernen. Stimmt die Chemie nicht, bleibt noch Zeit, eine Alternative zu finden.
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- Ob Hund, Katze oder Hamster – fast jeder zweite Haushalt in Deutschland hat ein Haustier. Nicht selten wird es zum Freund. Wer einsam ist, findet in Bello oder Mieze...
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- Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt keine Kosten für die Haltung eines Haustiers. Selbst wenn jemand Hunde oder Katzen auf ärztliche Empfehlung hält, bleiben...
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- Viele Kinder wünschen sich nichts sehnlicher als ein Haustier. Damit der Traum dauerhaft in Erfüllung gehen kann, sind vier Dinge nötig: Geld, Liebe, Zeit und Platz....
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aber doch etwas alt. Ein 6 Jahre alter Testbericht für digitalen Service ist nicht mehr sehr glaubwürdig. Viele der Service existieren schon seid Jahren nicht mehr. Anzahl an Haustierbesitzern hat während Covid stark zugenommen. Wäre gut ihn zu aktualisieren...und auch mal die Katzen etwas mehr ins Gewicht nehmen....Miaow-too =^.^=
@Katzensitter: Vielen Dank für Ihr Interesse an unseren Reports. Wir haben Ihren Wunsch nach Aktualisierung des Berichtes an die zuständige Redaktion gerne weitergeleitet. (spl)
Werden Sie den Artikel irgendwann aktualisieren? er ist ja doch schon wieder 2 Jahre alt.
Mittlerweile hat sich schon wieder viel getan, so zum Bespiel gibt es seid neustem UK's größte Katzensitter Community, Cat in a Flat, nun auch in ganz Deutschland.
Sie verknüpft Katzenbesitzer mit bewährten und versicherten Katzensitter aus der Nachbarschaft. Damit die Katze gemütlich daheim bleiben kann, wo sie es am liebsten hat, bietet der Betreuer entweder Kurzbesuche oder Übernachtungen an.
Mit über 20.000 5-star Bewertungen, einer sehr transparenten und benutzerfreundlichen Bedienung gewinnt CatinaFlat.com zunehmend an Popularität.
Toller Artikel!
Ich bin auf www.petcloob.com registriert. PetCloob ist ein soziales Netzwerk für die Nachbarschaft... man kann die Tierbetreuung als Nachbarschaftshilfe organisieren. Komplett kostenlos, - keine Vermittlungsgebühr. Kann ich nur weiterempfehlen. Gegenseitiges Catsitting, Hundesitting auch möglich!
Der Freundeskreis Katze und Mensch e. V. ist ein gemeinnütziger Verein,
der seit 1995 ein gegenseitiges Catsitting organisiert. Er ermöglicht die Betreuung der Katzen seiner Mitglieder nach dem Motto: "Betreust Du meine Katze, betreue ich Deine Katze!". Heute zählen über 7.200 Katzenfreundinnen und -freunde in 146 regionalen Gruppen verteilt über das gesamte Bundesgebiet zu diesem Verein. Website: http://www.katzenfreunde.de/