
Abgesagt. Wenn Konzert oder Fußballspiel ins Wasser fallen, wird Ihnen der Wert erstattet. © picture alliance / Michael Pasdzior
Konzerte und Events finden statt, trotzdem sind Ticketkäufe in der Corona-Pandemie noch immer risikoreich – besonders aus zweiter Hand. Diese Regeln gelten.
Wenn Konzert & Co wegen Corona ins Wasser fallen
Vor Corona konnten Ticketkäufer in Deutschland die Erstattung des Eintrittspreises und der Vorverkaufsgebühren vom Veranstalter verlangen, wenn Konzerte, Festivals, Messen und andere Veranstaltungen aufgrund von behördlichen Vorgaben ausfallen. Das Recht auf Kostenerstattung wurde aber durch eine Gesetzesänderung Mitte Mai 2020 ausgesetzt.
Wertgutscheine statt Geld zurück
Seitdem müssen Verbraucher Wertgutscheine akzeptieren, sofern der Veranstalter die Erstattung des Ticketpreises ablehnt. Nicht zulässig ist, dass Veranstalter Kunden auf einen späteren Termin verweisen statt den Ticketpreis zu erstatten oder einen Wertgutschein auszustellen. Die Regelung gilt auch rückwirkend für Eintrittskarten, die vor dem 8. März 2020 gekauft wurden, sowie für Konzert-Abos, Fußball-Dauerkarten und andere Serien-Tickets. In der Praxis läuft die Erstattung von Eintrittspreisen und Vorverkaufsgebühren aber nicht immer rund.
Auszahlung des Ticketpreises ab 2022
Kunden müssen die Wertgutscheine nicht in jedem Fall annehmen. Sie können eine Erstattung des Ticketpreises verlangen, wenn ein Gutschein wegen persönlicher Lebensverhältnisse unzumutbar ist. Das könnte etwa sein, wenn jemand nachweisen kann, dass er oder sie derzeit nicht in der Lage ist, Lebenshaltungskosten wie Miete oder Energierechnungen zu bezahlen.
Lösen Kunden ihre Gutscheine bis zum 31. Dezember 2021 nicht ein, können sie sich ab Januar 2022 den Wert vom Veranstalter erstatten lassen. Die Veranstalter haben nicht nur den Kaufpreis des Tickets, sondern auch Vorverkaufsgebühren zu erstatten. Leider bestreiten einige Veranstalter das. Wer Ärger bei der Erstattung hat, kann eine Schlichtungsstelle einschalten. Bei Veranstaltern, die dem Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft (BDKV) angehören, ist die entsprechende Stelle über die Website schlichtungsstelle.bdkv.de erreichbar. In allen anderen Fällen können Verbraucher die Universalschlichtungsstelle anrufen. Wer den Wertgutschein stattdessen noch nutzen möchte, kann sich davon zum Beispiel ein Ticket für ein anderes Konzert als das ursprünglich gebuchte kaufen.
Der nächste Festivalsommer kommt bestimmt
Konzerte und Sportveranstaltungen mit Publikum sind mit coronabedingten Vorsichtsmaßnahmen wieder möglich, im Sommer 2022 wollen dann endlich auch viele Festivals und Großveranstaltungen auf die Bühnen zurückkehren. Tickets dafür zu bekommen, ist nach wie vor nicht einfach. Wer Konzerte von beliebten Pop- und Rockstars besuchen will, muss nicht nur tief in die Tasche greifen, sondern auch schnell sein. Sehr schnell. Die Karten für begehrte Konzerte und Festivals sind mitunter Minuten nach Verkaufsstart ausverkauft. Auch Fußballfans, die bei Spitzenspielen dabei sein wollen, oder Klassikfreunde, die endlich einmal in die Elbphilharmonie möchten, gehen oft leer aus. Um dennoch dabei zu sein, kaufen viele für mehrere Hundert Euro Tickets auf dem Schwarzmarkt – eine Investition, von der man nur abraten kann, denn oft genug sind die Karten nicht gültig.
Wissen, was läuft: Information ist das A und O

Verschoben. Eigentlich wollten Seeed bereits 2020 in der Berliner Wuhlheide auftreten, nun soll es im August 2022 klappen. © Getty Images / Jan Hetfleisch
Ein beträchtlicher Teil der Tickets, die später zu horrenden Preisen schwarz gehandelt werden, war vorher wochen- oder sogar monatelang im Vorverkauf erhältlich. Wer weiß, welche Künstler auf Tournee gehen und welche Sportveranstaltungen und Festivals anstehen, ist deshalb klar im Vorteil.
Sinnvoll ist, sich regelmäßig auf Landesportalen wie berlin.de oder sachsen-anhalt.de zu informieren, welche Events bald anstehen. Konzerthäuser wie die Elbphilharmonie, Fußballvereine und Internethändler wie Eventim oder Ticketmaster versenden Newsletter, die über Konzerte, Spiele und andere Veranstaltungen sowie die Verkaufsstarts informieren. Oft wird zudem ein „Ticketalarm“ angeboten. Einfach auf der Website des Anbieters Lieblingsband oder Künstler eingeben und den Alarm aktivieren.
Tipp: Service-Angebote wie Newsletter und Ticketalarm sind kostenlos und unverbindlich. Die Tickets können Sie später auch bei anderen Vorverkaufsstellen erwerben.
Fanclubs und Freundeskreise: Treue Anhänger bevorzugt
Große Theater, Opernhäuser und Konzertstätten vertreiben Abonnements mit Karten zu ermäßigten Preisen. Auch die sind rar, doch die Chancen steigen, wenn man sich nicht auf ein bestimmtes Genre festlegt und Einzelplätze akzeptiert. Die Mitglieder von Freundeskreisen solcher Häuser werden bei der Kartenvergabe ebenfalls bevorzugt. Extrem schwer zu ergattern sind Karten für hochkarätige oder internationale Fußballspiele. Mitglieder von Fanclubs sind im Vorteil, wenn ihr Verein spielt.
Zur Orientierung: Freunde der Elbphilharmonie zahlen 80 Euro Jahresbeitrag, Bayern-München-Mitglieder 60 Euro pro Saison.
Tipp: Die Mitgliedschaft in Freundeskreisen und Fanclubs lohnt sich für Sie eher langfristig, sie ist aber ein guter Weg, zu heiß begehrten Tickets zu kommen.
Theaterkassen und Kauf vor Ort: Manchmal die bessere Wahl
Früher war die Jagd nach begehrten Tickets einfacher und demokratischer: Wer etwa Jimi Hendrix oder Bob Marley live erleben wollte, stand stundenlang an, bis die Konzertkasse öffnete. Je eher der Fan vor Ort war, umso höher waren die Chancen, dabei zu sein. Heute läuft ein Großteil des offiziellen Handels über das Internet ab. Die Mitarbeiter der Theaterkassen wissen mitunter erst Minuten vor dem Vorverkaufsstart, ob sie Zugriff auf begehrte Tickets haben.
Geht es darum, Karten zu besorgen, die vermutlich nicht sofort weg sind, sind Theater- und Konzertkassen ein guter Anlaufpunkt. Sinnvoll ist es auch, Tickets direkt im Theater oder im Konzerthaus zu kaufen. Die Mitarbeiter kennen sich gut aus und können Plätze empfehlen, von denen aus man besonders gut hört und sieht. Außerdem sind die Vorverkaufsgebühren geringer oder fallen sogar weg.
Tipp: Wer online Tickets kauft, ärgert sich mitunter über die Versandgebühren von knapp 5 Euro, denn nicht immer ist es möglich, die Tickets auszudrucken. Theaterkassen verlangen solche Versandgebühren nicht.
Onlinekauf: Flinke Finger und starke Nerven gefragt

Vergriffen. Konzerte internationaler Stars wie der Rolling Stones sind oft nach wenigen Minuten ausverkauft. © Verwendung weltweit
Wenn die Red Hot Chili Peppers oder tatsächlich noch einmal die Rolling Stones Konzerte geben oder die Elbphilharmonie ihren Vorverkauf startet, müssen auch gewiefte Fans um Karten bangen. Der Andrang ist so groß, dass Zehntausende Tickets mitunter innerhalb einer halben Stunde ausverkauft sind.
Erfahrene Ticketkäufer raten, bereits Tage vorher bei einem Onlinehändler wie Eventim oder Ticketmaster einen persönlichen Zugang anzulegen und sich mit den Internetseiten vertraut zu machen. Startet der Vorverkauf etwa an einem Mittwoch um 11 Uhr, sollte man schon eine Viertelstunde vorher an einem möglichst schnellen Rechner eingeloggt sein, ein Zahlungsmittel wie Kreditkarte oder Girocard bereithalten und die entsprechende Seite der Veranstaltung aufrufen. Manchmal gehen die Karten ein paar Minuten eher in den Vorverkauf, deshalb ist es wichtig, die Seite gleich nach dem Einloggen immer wieder zu aktualisieren. Das geht bei Windows mit der F5-Taste, beim Mac mit der Tastenkombination cmd+R. Das Aktualisieren schützt auch davor, plötzlich ausgeloggt zu werden.
Tipp: Wichtig ist, dass Sie die Bezahlschnittstellen der Onlineseiten gut kennen. Wenn Sie zum ersten Mal auf Online-Ticketjagd gehen, können Sie vorab probeweise Tickets kaufen und kurz vor dem Abschluss des Bezahlvorgangs abbrechen.
Last-Minute-Tickets: Kauf mit Risiken

Letzte Chance. Mit viel Glück kann man gebrauchte Tickets noch auf altmodische Art vor dem Stadion ergattern. © Lox Foto
Bei populären Veranstaltungen ist die Menge an regulär gehandelten Karten begrenzt. Beinahe grenzenlos erscheint das Angebot an Schwarzmarkttickets im Internet. Plattformen wie Viagogo und Fansale oder Händler bei Ebay bieten sie in großer Zahl zu happigen Preisen an. Viele Kunden merken erst, dass Tickets ursprünglich viel billiger gehandelt wurden, wenn sie diese in den Händen halten. Die Preise legen allein die privaten Anbieter fest – und die schlagen nach Lust und Laune drauf. Nach einer Studie der Verbraucherzentralen und des Projekts Marktwächter lagen die Preise bei Viagogo im Schnitt drei Mal so hoch wie die der Originalkarten. Zudem mussten Kunden allen Garantieversprechen zum Trotz um Einlass bangen.
Was Kunden oft nicht ahnen: Die Plattformen sind nur Vermittler. Die eigentlichen Verkäufer bleiben im Hintergrund. Es ist kaum möglich, sie zu kontaktieren. Läuft etwas schief, wird etwa das Konzert abgesagt, tragen die Käufer das Risiko. Rückgabe oder Umtausch sind ebenfalls kaum möglich. Das Unternehmen Viagogo wirbt mit einer „Viagogo-Garantie“. Sie soll den Ticketkauf über diesen Anbieter sicherer machen. Inwieweit dieses Garantieversprechen greift, lässt sich jedoch während der veranstaltungsarmen Corona-Zeit kaum beurteilen.
Private Händler agieren in einer rechtlichen Grauzone. Wucherpreise festzulegen ist zwar strafbar, allerdings nur, wenn eine Zwangslage oder die Unerfahrenheit einer Person ausgenutzt wird. Das nachzuweisen, ist schwierig.
Gültigkeit nicht garantiert

Oktoberfest. Tische im Festzelt „Ochsenbraterei“ sind heiß begehrt, sofern die „Wiesn“ wieder einmal stattfinden. © Shutterstock / FooTToo
Im schlimmsten Fall sind die für teure Preise erstandenen Karten nicht einmal gültig: Eine Eventagentur bot 2020 Tischreservierungen für das Festzelt „Ochsenbraterei“ auf dem Münchener Oktoberfest an – für bis zu 3 299 Euro. Das Oktoberfest wurde zwar coronabedingt abgesagt, 2021 ebenfalls, aber die Betreiberin der Ochsenbraterei, die maximal 400 Euro (Mindestverzehr) für einen Tisch mit zehn Personen verlangte, hatte gegen den Verkauf geklagt. Sie bekam Recht vom Landgericht München I. Das Angebot sei irreführend, da beim Kauf über die Agentur kein Rechtsanspruch auf eine Reservierung bestehe. Die Betreiberin der „Ochsenbraterei“ stelle bei einer Reservierung personalisierte, nicht übertragbare Bestätigungen aus. Der Agentur wurde der Verkauf untersagt. Sie muss die Betreiberin zudem über ihre Bezugsquellen und die Menge der von ihr verkauften Karten informieren (Az. 3 HK O 5593/20).
Tipp: Kaufen Sie keine Karten auf dem Zweitmarkt. Gewerbliche Schwarzhändler treten bei den Ticketbörsen unter Fantasienamen auf. Sie können sich jederzeit einen neuen Namen und Account zulegen – und ihre Geschäfte weiterbetreiben. Deshalb ist es kaum möglich, sie dingfest zu machen.
Wenn man nicht dabei sein kann: Karten weiterverkaufen
Es passiert immer wieder: Die Tickets für ein Konzert oder Sport-Event wurden bereits vor Monaten besorgt. Doch kurz vor der Veranstaltung kommt etwas dazwischen, eine Krankheit etwa oder ein beruflicher Termin. Die Karten verfallen zu lassen und damit auf den Kosten sitzen bleiben, braucht man nicht. Die meisten Tickets können ganz einfach im Bekanntenkreis, über ein Schwarzes Brett oder eine Kleinanzeige verkauft werden. Allerdings sind Sport- und Konzertveranstalter dazu übergegangen, bei besonders begehrten Events die Karten nur personalisiert herauszugeben. Die Karten sind dann auf einen bestimmten Namen zugelassen, am Einlass muss zusätzlich auch der zu der personalisierten Karte passende Ausweis vorgezeigt werden.
Tipp: Sie dürfen Eintrittskarten grundsätzlich weiterverkaufen, auch wenn der Veranstalter das in seinen allgemeinen Geschäftsbedingungen verbietet. Sie dürfen auch geringfügige Summen wie 10 Euro draufschlagen. Anders läuft es mit personalisierten Karten. Diese müssen vor dem Weiterverkauf auf einen neuen Namen umgeschrieben werden. Dafür müssen Sie sich beim Veranstalter eine Extra-Erlaubnis einholen, ansonsten erhält Ihr Käufer keinen Einlass. Käufern einfach zusätzlich zu den Karten eine Vollmacht in die Hand zu drücken, reicht in der Regel nicht aus.
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Ich kann nur zustimmen. Lieber nicht auf den letzten Drücker irgendwelche Tickets zu kaufen. Da kann man echt enttäuscht werden. Und wenn man eine Fälschung erwüscht, so ist einfach nur Geld sinnlos verbrannt.
Mit dem Kartenverkauf kann es schon eine chter Irsinn sein. Mir wurde einmal berichtet, dass ein Rammsteinkonzert innerhalb von ein paar Stunden ausverkauft war. Das sind schon echt beeindruckende Größenordnungen, in denen sich einige Bands bewegen.
Im Artikel vermisse ich den Eventim fanSale mit Ticketcheck und Preisfairness: https://www.fansale.de/fansale/