Heute ist Welt-Thrombose-Tag – zum allerersten Mal. Dadurch wollen internationale und nationale Fachgesellschaften insbesondere für Venenthrombosen sensibilisieren. Diese sind vielen Menschen unbekannt – können aber lebensbedrohliche Lungenembolien verursachen. Wichtig zum Schutz: bei Warnzeichen sofort handeln. test.de klärt auf.
Viele Opfer, wenig Bekanntheit
Allein in Deutschland sterben jährlich schätzungsweise 100 000 Menschen infolge von Venenthrombosen, berichteten die deutsche Gesellschaft für Angiologie und weitere Fachgesellschaften Anfang Oktober in Berlin bei einer Pressekonferenz. „Viele Menschen wissen jedoch nicht um die Gefahr und kennen die Warnzeichen nicht“, sagte einer der Redner, Dr. Robert Klamroth, Gefäßmediziner am Berliner Vivantes Klinikum im Friedrichshain. Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren, findet dieses Jahr am 13. Oktober zum ersten Mal der Welt-Thrombose-Tag statt. Ausgerichtet wird er von der „International Society on Thrombosis and Haemostasis“ sowie zahlreichen nationalen Fachgesellschaften, darunter auch deutschen.
Blutpfropf verstopft Gefäße
Thrombosen sind Blutgerinnsel, die im Kreislaufsystem entstehen – etwa durch erhöhte Gerinnungsneigung des Blutes, zu langsamen Blutfluss oder geschädigte Gefäßwände. Gerinnsel aus den Arterien oder dem Herzen können Herzinfarkte und Schlaganfälle verursachen. Thrombosen entwickeln sich aber auch in den Bein- und Beckenvenen. Das geschieht sogar besonders häufig, weil das Blut dort vergleichsweise langsam und gegen die Schwerkraft fließt. Besonders gefährdet: Menschen nach einer überstandenen Thrombose beziehungsweise mit vererbter Thromboseneigung, ausgeprägten Krampfadern oder verändertem Hormonhaushalt – etwa Schwangere, Wöchnerinnen und Frauen, die die Pille oder Hormonpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden nehmen. Auch Krebserkrankungen, starkes Übergewicht und erhöhtes Lebensalter steigern das Risiko, genau wie längeres Sitzen oder Liegen, Verletzungen und Operationen. „Daher bekommen viele Klinikpatienten eine Thromboseprophylaxe durch Medikamente und Kompressionsstrümpfe“, sagte Klamroth. Auch bei ambulanten OPs sei dies oft erforderlich.
Als Folge droht Lungenembolie
Thrombosen können die Durchblutung erheblich behindern – und sogar offene Beine verursachen. Noch bedrohlicher: wenn sich Gerinnsel oder Teile davon ablösen. Dann wandern sie mit dem Blutstrom durch die große Hohlvene und die rechte Herzhälfte in die Blutgefäße der Lunge. Diese sind eng, sodass Gerinnsel leicht steckenbleiben. Der entstehende Blutstau kann das Herz überlasten und die Sauerstoffversorgung des Körpers empfindlich stören. „Lungenembolien ohne richtige Behandlung können tödlich verlaufen – aber viele Deutsche haben noch nie davon gehört“, sagt Klamroth. Auch die zugrunde liegende Venenthrombose sei weitgehend unbekannt. Der neu eingeführte Welt-Thrombose-Tag soll das Problembewusstsein schärfen und somit Todesfälle verhindern. „Ärzte müssen wohl noch öfter als bisher daran denken, dass möglicherweise eine Venenthrombose oder Lungenembolie vorliegt“, so Klamroth: „Die Symptome sind leider nicht immer eindeutig.“ Für Patienten gilt: Bei erkennbaren Hinweisen sofort zum Arzt – im Zweifel sogar in die Notaufnahme.
Bei Warnzeichen sofort zum Arzt
Übliche Anlaufstelle bei Verdacht auf Venenthrombose ist der Hausarzt:
- Schwellungen am Fußknöchel, am Unterschenkel oder am ganzen Bein – oft auch Spannungsgefühl oder Schwere
- Schmerzen, etwa in der Wade oder im ganzen Bein
- Rötliche oder bläuliche Verfärbungen der Haut
- Haut- und Gewebeschäden – bis hin zu offenen Stellen, Geschwüren und Wunden
Zusätzlich oder allein kann eine lebensbedrohliche Lungenembolie auftreten – bei ernsten Anzeichen in die Rettungsstelle des nächstgelegenen Krankenhauses fahren oder Notruf 112 wählen. Wichtige Warnzeichen:
- Luftnot
- Schmerzen in der Brust, etwa beim Einatmen
- Möglicherweise Angstgefühle, Herzrasen, Kreislaufschwäche
- Eventuell recht allgemeine Symptome wie Husten
Drei wichtige Säulen der Therapie
Um eine Thrombose festzustellen, nutzen Ärzte oft Blut- sowie Ultraschalluntersuchungen beziehungsweise die Computertomografie. Mitunter müssen die Mediziner Blutgerinnsel chirurgisch entfernen oder per Thrombolyse, also mit Medikamenten, auflösen. Oft reichen aber Maßnahmen, wie sie auch bei der Thromboseprophylaxe zum Einsatz kommen: Patienten erhalten gerinnungshemmende Medikamente, etwa Heparine zum Spritzen oder Mittel zum Schlucken wie zum Beispiel das Präparat Marcumar. Genauere Infos zu diesem Thema bietet die Stiftung Warentest in ihrer Arzneimitteldatenbank. Zudem bekommen Betroffene in aller Regel Kompressionsverbände oder -strümpfe. „Die dritte wichtige Säule der Therapie ist Bewegung“, sagt Privatdozentin Dr. Stefanie Reich-Schupke, Venenspezialistin an der Artemed-Fachklinik in Bad Oeynhausen. „Früher dachte man, Thrombosepatienten gehören ins Bett. Aber diese Vorstellung ist wissenschaftlich überholt.“ Besonders wichtig sei die Betätigung der Beinmuskeln, sodass das Blut besser und schneller durch die Venen fließt. Auch zum Vorbeugen weiterer oder erstmaliger Thrombosen sei Bewegung Gold wert.