Thrombose Das Risiko im Ferien­flieger

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Thrombose - Das Risiko im Ferien­flieger

Flugreisen belasten Körper und Kreis­lauf. Staut sich das Blut beim Sitzen längere Zeitin den Beinen, droht eine Thrombose. Mit Bewegung lässt sich vorbeugen.

Endlich Urlaub. Vor der Erholung ist bei vielen Reisenden allerdings noch einmal Stress angesagt: Enge Flug­zeugsitze, trockene Kabinen­luft, nied­riger Luft­druck und lange Flug­zeiten belasten Körper und Kreis­lauf. Unter diesen Bedingungen steigt auf dem Weg in die Ferien neben der Vorfreude auch das Thromboserisiko. Doch vorbeugen kann ganz einfach sein: Leichte Fußgymnastik hält das Blut im Fluss und vermeidet Gerinnsel. Stützende Strümpfe helfen auch. Doch sie müssen optimal passen.

Was ist eine Thrombose?

Bei einer Thrombose verkleben Blutplätt­chen zu einem Gerinnsel (Thrombus), verstopfen eine Vene und behindern den Blutfluss. Das kann zu Schwel­lungen und Schmerzen führen. Am häufigsten sind die Becken- und Beinvenen betroffen. Gefähr­lich wird es, wenn sich das Gerinnsel von der Venenwand löst und mit dem Blut in die Lunge gelangt. Blockiert es dort ein wichtiges Blutgefäß, entsteht eine Lungen­embolie. Sie kann tödlich sein.

Warum steigt das Risiko auf Reisen?

Im Flugzeug herrscht Enge – Bewegung ist kaum möglich, die Knie bleiben die meiste Zeit angewinkelt. Ohne Unterstüt­zung der Muskeln muss der Kreis­lauf Schwerst­arbeit leisten, um das Blut aus den Beinen wieder zum Herz zu pumpen. Der nied­rige Luft­druck in tausenden Metern Flughöhe beein­trächtigt den Über­gang des Sauer­stoffs aus der Atem­luft ins Blut. Das belastet den Kreis­lauf zusätzlich. Klimaanlagen sorgen für nied­rige Luft­feuchtig­keit, die dem Körper Flüssig­keit entzieht. Das Blut verdickt und bildet schlimms­tenfalls Klümp­chen. Das kann auch auf langen Fahrten in Bus, Bahn und Auto passieren.

Wer ist gefährdet?

Ein gewisses Thromboserisiko besteht für alle Reisenden, die lange sitzen müssen. „Im Normalfall ist es extrem gering“, sagt aber Professor Sebastian Schellong, Chef­arzt am Gefäß­zentrum am Städtischen Klinikum Dresden-Friedrich­stadt. Genaue Zahlen, wie oft sogenannte Reise­thrombosen auftreten, gibt es nicht. Sicher ist: Zeit spielt eine Rolle. „Kurz­stre­ckenflüge sind unpro­blematisch. Erst auf Reisen mit Hin- und Rück­flug­zeiten von jeweils mindestens acht Stunden steigt das Thromboserisiko leicht an“, sagt Schellong.

Klar ist auch: Wer schon einmal eine Thrombose hatte oder von einer familiären Thromboseneigung weiß, wer frisch operiert oder krebs­krank ist, reist mit erhöhtem Thromboserisiko. Leicht erhöht ist die Gefahr auch bei Menschen, die unter Krampf­adern oder Veneninsuffizienz leiden, bei Überge­wichtigen und Patienten, die an Herz oder Lunge erkrankt sind, sowie bei Frauen, die die Pille zur Verhütung oder Hormon­ersatz­präparate nehmen.

Kann man mit Bewegung vorbeugen?

Bewegung ist das Mittel der Wahl. Das gilt für alle Reisenden. Wer im Flugzeug oder mit der Bahn reist, sollte regel­mäßig aufstehen und im Gang zwischen den Sitzreihen einige Schritte gehen. Im Sitzen regen leichte Gymnastik­übungen die Wadenmuskulatur und damit den Blutfluss an (siehe So bleiben Sie im Flugzeug in Bewegung). Für die Übungen können die Schuhe anbehalten werden, wer sie auszieht, ist aber beweglicher. Auto­fahrer sollten Pausen nutzen, um auszusteigen und sich zu bewegen. Ebenfalls gut für Blutfluss und Kreis­lauf: ausreichend Wasser oder verdünnten Frucht­saft trinken, auf Kaffee und Alkohol lieber verzichten.

Helfen spezielle Strümpfe?

Medizi­nische Kompressions­strümpfe zur Behand­lung von Venenleiden sind so gestrickt, dass sie auf den Unterschenkel einen graduierten Druck ausüben – an der Fessel ist er höher als am Knie. Sie unterstützen die Venen dabei, das Blut aus den Beinen zurück zum Herz zu pumpen und werden vom Arzt verschrieben. Weil jedes Bein anders ist, müssen die Strümpfe im Sanitäts­haus oder in der Apotheke individuell angepasst werden. Wer ein erhöhtes Thromboserisiko hat, also etwa Krebs­patienten oder frisch Operierte, sollte sie zur Sicherheit im Flieger tragen.

Nicht ausreichend wissenschaftlich belegt ist bisher, ob weniger druck­intensive Stütz­strümpfe, die es rezept­frei im Fach­handel gibt, vor Reise­thrombosen schützen. „Die Studien­lage dazu ist noch zu dünn“, sagt Professor Sebastian Schellong. Manche Reisende empfinden Stütz­strümpfe aber als angenehm, weil sie die Beine weniger anschwellen und schwer werden lassen. Übrigens: Kniestrümpfe sind besser geeignet als Strumpf­hosen. Sie sind auf Reisen bequemer und engen beim Sitzen nicht zusätzlich ein. Um auf den kritischen Bereich an Fessel und Wade Druck auszuüben, reichen kniehohe Strümpfe aus.

Können die Strümpfe auch schaden?

Ja, das können sie. „Kompressions- und Stütz­strümpfe, die zu eng sind oder falsch sitzen, können das Bein abschnüren, Schmerzen verursachen und eine Thrombose im schlimmsten Fall sogar befördern“, sagt Schellong. Außerdem sind die Strümpfe nur begrenzt halt­bar. Durch vielfaches Waschen und Tragen weiten sie sich. Dann sitzen sie nicht mehr optimal und sollten ausgetauscht werden.

Und was bringen Reisestrümpfe?

Für wenig Geld gibt es in Kauf­häusern und Drogeriemärkten auch sogenannte Reisestrümpfe. Der Druck, den sie auf die Unterschenkel ausüben, ist allerdings gering. Bei den fest gestrickten Kniestrümpfen handelt es sich um Wohl­fühl­produkte von geringem Nutzen. „Eine Thrombose vorbeugende Wirkung haben diese Strümpfe nicht“, sagt Sebastian Schellong.

Wie wirken Heparin-Spritzen?

Manche Menschen gehen mit Heparin-Spritzen auf Nummer sicher, um sich vor Reise­thrombosen zu schützen. Vor dem Abflug spritzen sie sich den Wirk­stoff, der die Blut­gerinnung hemmt, unter die Haut. Notwendig ist das selten. Ratsam sind Heparin-Spritzen nur für Reisende mit deutlich erhöhtem Thromboserisiko, beispiels­weise Krebs­patienten. In jedem Fall gilt: Heparin ist ein Medikament, das ein Arzt verschreiben muss. Im Voraus ist eine Unter­suchung und Beratung Pflicht.

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