
Negros: Auf der philippinischen Insel befinden sich Solar- und Biomassekraftwerke von ThomasLloyd. © picture alliance / Pacific Press
Schlechte Nachricht für alle, die geschlossene Fonds von ThomasLloyd gekauft haben: Die haben 2020 deutlich an Wert verloren. Abschreibungen sorgten für ein dickes Minus.
Die Unternehmensgruppe ThomasLloyd ist auf nachhaltige Infrastrukturprojekte spezialisiert, sie ist unter anderem an drei Biomassekraftwerken auf den Philippinen und Solarkraftwerken auf den Philippinen und in Indien beteiligt. Doch Anteile von Anlegern geschlossener Fonds haben 2020 deutlich an Wert verloren, wie aus Jahresabschlüssen und Anschreiben an Anleger hervorgeht. Thomas Lloyd steht seit 2019 auf unserer Warnliste Geldanlage.
Millionenverluste bei Fondsgesellschaften
Die Fondsgesellschaften der Anleger, ThomasLloyd-Töchter mit dem Namensbestandteil Cleantech, machten 2020 mit einer Ausnahme ein dickes Minus. Es handelt sich jeweils um GmbH & Co KGs, Anleger beteiligten sich als Kommanditisten und steuerten Kommanditkapital bei. Beispiele:
- Fünfte Cleantech Infrastrukturgesellschaft (Fondsname CTI 9 D). Sie weist zum Jahresende 2020 ein Minus von 80,5 Millionen Euro aus. Auf Basis der Gewinn- und Verlustrechnung kommt ThomasLloyd in einem Schreiben an Anleger auf Minus 35 Prozent Netto-Rendite auf das durchschnittlich eingezahlte Kapital.
- Zweite Cleantech Infrastrukturgesellschaft (CTI Vario D). Hier betrug die entsprechende Netto-Rendite Minus 27 Prozent, der Verlust lag bei 12,4 Millionen Euro. Er fraß damit rechnerisch die Rateneinzahlungen der Anleger von 14,3 Millionen Euro für das Jahr 2020 zum Großteil auf. Die Beteiligungssumme lässt sich bei diesem Fonds nach und nach einbringen.
Wert der Anteile drastisch geschrumpft
Das Kommanditkapital betrug bei der Fünften Cleantech 439,0 Millionen Euro. Verluste der Gesellschaft gehen voll zu Lasten des Kommanditkapitals (siehe Kasten). Kumuliert ergibt das ein Minus von 149,9 Millionen Euro. Außerdem flossen 129,9 Millionen Euro an Ausschüttungen ab. Wenn Fondsgesellschaften Anlegern Ausschüttungen auszahlen, aber die Jahresüberschüsse dafür nicht ausreichen, werden die Auszahlungen bei der Einlage abgezogen. Anlegern stehen über die schon erhaltenen Ausschüttungen hinaus also nur noch 159,2 Millionen Euro zu – insgesamt sind das nur noch etwa 36 Prozent von dem eingezahlten Geld.
Bei der Zweiten Cleantech drücken Verlustanteile die nach Entnahmen verbleibenden 67,6 Millionen Euro eingezahltes Kommanditkapital sogar auf nur 22,5 Millionen Euro. Im theoretischen Fall einer Kündigung der Beteiligung zum Bilanzstichtag stünde nur ein niedriger Wert als Basis für die Berechnung der Rückzahlung zur Verfügung.
Noch krasser ist die Lage der Anleger bei der Cleantech Infrastrukturgesellschaft: Ihre Gesellschaft wies zwar für 2020 einen Jahresüberschuss aus, Verluste belasten die Anteile der Anleger also in dem Jahr nicht. Aber ihr Kommanditkapital hat ohnehin keinen positiven Wert mehr.
Kommanditgesellschaft
Will man wissen, wie viel die Kommanditanteile zum Bilanzstichtag bilanziell wert sind, muss man vom nominalen Kommanditkapital (im Beispiel: 439,0 Millionen Euro) sowohl den kumulierten Verlustbetrag (149,9 Millionen Euro) abziehen als auch den Betrag, den Anleger durch Entnahmen bereits erhalten haben (129,9 Millionen Euro).
Riesige außerplanmäßige Abschreibung
Die Fondsgesellschaften haben sich still an der ThomasLloyd Cleantech Infrastructure Holding GmbH (TLCIH) beteiligt, die mittelbar die Infrastrukturprojekte der Gruppe hielt. Ihr Ergebnis ist ein Hauptgrund für die desaströsen Zahlen bei den meisten Fondsgesellschaften.
Negatives Eigenkapital in dreistelliger Millionenhöhe. TLCIH landete 2020 laut Jahresabschluss bei einem Jahresfehlbetrag von enormen 132,1 Millionen Euro. Wesentliche Gründe: Allein der Wert der Beteiligung an der ThomasLloyd CTI Asia Holdings Pte Ltd., der Investmentholdinggesellschaft der philippinischen Solar- und Biomassekraftwerke, verminderte sich um 60 Prozent auf 83,0 Millionen Euro. Ihr gegenüber verzichtete TLCIH außerdem auf Zinsen auf Darlehensforderungen in zweistelliger Millionenhöhe. Weitere 16,6 Millionen Euro waren für die Beteiligung am indischen Solarunternehmen SolarArise abzuschreiben.
TLCIHs Eigenkapital rutschte mit 132,1 Millionen Euro in den negativen Bereich. In einem solchen Fall stellt sich die Frage der Überschuldung. TLCIH erläutert, dass bei ihr keine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne vorliege. Der Grund ist unerfreulich für die Fondsanleger: Ihre Fondsgesellschaften haben erklärt, dass sie im Rang hinter anderen Gläubigern zurücktreten, also in eine ungünstigere Position fallen.
Das sagt ThomasLloyd
Auf eine test.de-Anfrage antwortete die ThomasLloyd Global Asset Management (Schweiz) AG mit Sitz in Zürich. Die hohe Wertberichtigung bei der ThomasLloyd CTI Asia Pte. Ltd. geht aus ihrer Sicht „in erster Linie auf einen temporären Zeitwert- und Wechselkursverlust“ zurück.
Prinzip Hoffnung. Es handle sich „größtenteils um nicht zahlungswirksame Wertminderungen der Beteiligungen, die insbesondere der Covid-19-Pandemie und deren Folgen geschuldet sind“, teilte ThomasLloyd mit und verwies auf den Einfluss stark schwankender Wechselkurse und niedrigere Buchwerte infolge der Pandemie. ThomasLloyd rechnete Renditen für die drei Fondsgesellschaften Zweite, Dritte und Fünfte Cleantech inklusive „Aufwertungspotenzial“ und ohne Kosten für die Eigenkapitalbeschaffung und das Agio aus und kam selbst dann nur auf negative Renditen zwischen 0,92 und 1,77 Prozent.
Wertverlust möglich. Mit anderen Worten: ThomasLloyd geht bei der Berechnung mit „Aufwertungspotenzial“ davon aus, dass der Wert in Wirklichkeit höher ist (oder werden wird), als er bilanziell ausgewiesen werden muss. Ob sich das aber jemals realisiert, ist unsicher. Die bisherigen Zahlen hinken weit hinter den Prospektplanungen her. Es kann auch ein weiterer Wertverlust eintreten.
Ein Kraftwerk erzeugte keinen Strom
Bei den drei Biomassekraftwerken auf den Philippinen lief jedenfalls nicht alles wie erhofft. Eines produzierte weit über das Geschäftsjahresende hinaus noch keinen Strom. Auch in den Genuss der philippinischen Einspeisevergütung kommen die Kraftwerke offenbar nicht. Denn dazu heißt es: „Jedes Biomassekraftwerk wird sich weiterhin um einen langfristigen Stromabnahmevertrag bemühen und den Strom derzeit zum örtlichen Marktpreis abnehmen.“
Die „temporär ungünstige und unerfreuliche Marktentwicklung“ verschiebe die Realisierung der Erträge und die Höhe der Gesamterträge lediglich geringfügig, „was auf die Bewertung im Rahmen einer 25- bis 30-jährigen Laufzeit nahezu unerheblich“ sei, argumentiert ThomasLloyd – und erwartet, den 2020 verbuchten hohen Wertverlust vollständig aufzuholen.
Solarkraftwerke in neuen Händen
Auch beim Thema Sonnenenergie gibt es Vorgänge, die Fragen aufwerfen. Mittlerweile hat die britische ThomasLloyd Energy Impact Trust Plc. 40 Prozent der Anteile an der Gesellschaft übernommen, die die philippinischen Solarkraftwerke hält, und 100 Prozent an der indischen SolarArise. Mindestens 70 Prozent der Aktien vom ThomasLloyd Energy Impact Trust halten laut Stimmrechtsmeldungen Investoren, die nicht zur ThomasLloyd-Gruppe gehören.
Was haben Fondsanleger davon? Die Vermögenswerte seien gegen entsprechende Anteile am ThomasLloyd Energy Impact Trust Plc. eingebracht worden, erklärt ThomasLloyd. Somit partizipiere die ThomasLloyd CIeantech Infrastructure Holding von der Wertentwicklung. Darüber hinaus sei vertraglich vorgesehen, dass der Gesamtverkaufspreis zu ihren Gunsten in den kommenden Jahren noch steigen könne. Große Erwartungen setzt die Gruppe zudem auf Investments in Vietnam. Ob es gelingen wird, die Verluste der Anleger auszugleichen, ist aus Sicht von Finanztest sehr unsicher.
Finanztest-Kommentar: Kosten genau hinterfragen
Die Zahlen sind desaströs. Für die Anleger ist es kein gutes Zeichen, dass die Gesellschaft, an der ihre Fondsgesellschaften still beteiligt sind, so hohe Abschreibungen verbuchen musste und ein negatives Eigenkapital in einem derart hohen Umfang ausweisen muss. Bei unserer Recherche 2019 ließen sich aus Veröffentlichungen der Gruppe irritierend wenige aktuelle Vermögenswerte aus dem Bereich Infrastruktur in Asien entnehmen – angesichts von eingesammeltem Anlegerkapital in dreistelliger Millionenhöhe.
Wichtig: Bis 30. September 2022 können Anlegerinnen und Anleger von Fondsgesellschaften über Beschlussvorlagen abstimmen. Kosten, die ihren Fondsgesellschaften in Rechnung gestellt werden, sollten sie angesichts der Entwicklung ihrer Gesellschaften genau hinterfragen. Wer unzufrieden ist, der kann die Entlastung der Geschäftsführung verweigern. Bei dem Ratensparfonds CTI Vario D wäre es eine Überlegung, sich rechtlichen Rat bezüglich der weiteren Ratenzahlungen einzuholen.
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- Anbieter riskanter Geldanlagen publizieren ihren Jahresabschluss oft verspätet. Wir erklären, warum das ein Problem sein kann – und bieten Ihnen einen Online-Check.
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- Anleger der geschlossenen Fonds CTI 20, CTI Vario D, CTI 5D und CTI 9D von ThomasLloyd sollten bis 5. Februar 2021 kundtun, ob sie weiter Ausschüttungen haben wollen....
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