Ältere Männer, die sich antriebslos fühlen, unter Erektionsstörungen leiden und weniger Lust auf Sex haben, schieben das oft auf einen gesunkenen Testosteronspiegel. Die Pharmaindustrie verspricht Betroffenen neue Vitalität mit Hilfe von Testosteron-Präparaten. Dabei verdichten sich die Hinweise, dass eine Therapie mit Testosteron mehr schadet als nützt.
Pharmaindustrie entdeckt die Wechseljahre des Mannes
Ab dem 40. Lebensjahr beginnt bei Männern der Testosteronspiegel im Blut zu sinken. Doch im Unterschied zu Frauen geht der Hormonspiegel ganz allmählich zurück – jährlich um etwa 1 bis 2 Prozent. Dabei handelt es sich um einen normalen Prozess ohne Krankheitswert. Bisher ist nicht bekannt, dass der Hormonrückgang – analog zur Menopause der Frauen – einen Komplex aus Beschwerden und Symptomen verursacht. Die Pharmaindustrie hat die angeblichen Wechseljahre des Mannes dennoch längst entdeckt. Mit Versprechungen wie „wieder vital, aktiv und ausgeglichen“ versuchen die Hersteller Männer für Testosteronpräparate zu gewinnen. Das Hormon soll etwa dazu führen, dass alternde Männer körperlich wieder leistungsfähiger sind, mehr sexuelles Verlangen spüren und außerdem Muskelmasse aufbauen und Körperfett abbauen.
Nutzen ist bisher nicht nachgewiesen
Allerdings ist noch gar nicht erwiesen, dass eine Testosteronanwendung überhaupt nutzt, um Bauchansatz und Libidoverlust entgegenzuwirken. Zwar könnte es mit der sexuellen Funktion, der Muskelkraft und dem Antrieb kurzfristig bergauf gehen, es gibt jedoch keine Belege dafür, dass sich altersbedingte Körpervorgänge auch langfristig verbessern. Aussagekräftige Ergebnisse zu Testosteron in höherer Dosierung und mit einer ausreichenden Fallzahl liegen nicht vor.
Möglicherweise erhöhtes Herzinfarkt-Risiko
Dazu kommt: Die Hormonpräparate bergen Risiken. Mittelfristig kann sich die Prostata vergrößern, die Hoden können schrumpfen, und die Spermienzahl kann sich verringern. Außerdem kann die Einnahme von Testosteronpräparaten bei Männern zu Akne, Thrombosen und erhöhtem Blutdruck führen. Ob sich auch das Risiko für Prostatakrebs erhöht, ist noch nicht ausreichend erforscht. Es gibt jedoch immer mehr ernst zu nehmende Hinweise darauf, dass die dauerhafte Anwendung von Testosteron älteren Männern schaden, ja sogar zum Tod führen kann. So kam es bereits vor fünf Jahren zu einem Abbruch einer Studie in den USA, weil einige Studienteilnehmer, die ein Testosteron-Gel anwendeten, Herzinfarkte und andere schwere Herz-Kreislauf-Störungen erlitten. Im vergangenen Jahr ergab eine Studie mit US-Veteranen, dass unter Testosteron-Behandlung das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und vorzeitigen Tod erhöht ist. Nun zeigt auch eine aktuelle Kohortenstudie ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte bei über 65-jährigen Männern, die Testosteron einnahmen: Ihr Herzinfarktrisiko verdoppelte sich innerhalb von drei Monaten nach einer erstmaligen Verschreibung eines Testosteronpräparats. Bei jüngeren Männern stieg das Risiko nur bei vorher bestehender Herzerkrankung an – dann aber war es zwei- bis dreimal so hoch.
Nutzen-Risiko-Verhältnis wird derzeit überprüft
Da diese Beobachtungsstudien einen Zusammenhang zwischen Testosteroneinnahme und Herz-Kreislauf-Risiken aber nicht eindeutig belegen, fordern Experten nun große, randomisierte Langzeitstudien. Außerdem prüfen die europäische Arzneimittelbehörde (Ema) und die amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) derzeit Nutzen und Risiken von testosteronhaltigen Arzneimitteln. Das EU-Risikobewertungsverfahren soll nach aktueller Planung in diesem Sommer abgeschlossen sein.
Die Zahl der Verordnungen steigt
Trotz der bekannten und vermuteten Risiken steigt die Zahl der Verordnungen testosteronhaltiger Mittel langsam, aber kontinuierlich – auch in Deutschland. Männer nehmen das Hormon in Form von Gel, Pflastern, Spritzen, Tabletten oder einer Lösung, die mit einem Applikator in der Achselhöhle aufgetragen wird. Dabei ist nicht mal eindeutig geklärt, wann ein Testosteronwert als zu niedrig anzusehen ist; über altersspezifische Testosteron-Referenzwerte gibt es derzeit keinen Konsens. Bekannt ist, dass der Testosteronspiegel bei Männern mit bestimmten chronischen Erkrankungen wie Typ 2-Diabetes, erhöhten Cholesterinspiegeln, chronischen Lungenerkrankungen und Adipositas stärker zurückgeht. Außerdem kann ein niedriger Testosteronspiegel auch an Hormonstörungen, einer erblichen Veranlagung oder bestimmten Medikamenten liegen. Den Testosteronwert bestimmen zu lassen, um die Ursache für die mangelnde Vitalität herauszufinden, reicht nicht aus. Zwischen unspezifischen Altersbeschwerden und niedrigen Testosteronspiegeln muss kein kausaler Zusammenhang bestehen. Außerdem kommen viele andere Ursachen für die Beschwerden in Frage. So können etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie hoher Blutdruck und Durchblutungsstörungen oder Diabetes zu Erektionsproblemen führen.
Wann Testosteronmangel behandlungsbedürftig ist
Behandlungsbedürftig ist ein erniedrigter Testosteronspiegel – auch Hypogonadismus genannt – nur dann, wenn er durch mindestens zwei morgendliche Bluttests festgestellt wurde und mit eindeutigen klinischen Symptomen einhergeht: Dazu gehören nicht nur Erektionsstörungen, Kraftlosigkeit und weniger Lust auf Sex. Wichtige Kennzeichen sind etwa auch, dass die Hoden schrumpfen, der Bart nicht so stark wächst, die Muskelmasse trotz ausreichender Bewegung ab- und das Körperfett zunimmt und die männliche Brustdüse sich vergrößert. Die Ursache kann in den Hoden liegen, wo Testosteron produziert wird, oder im Steuerungssystem des Gehirns, wo bestimmte Drüsen die Bildung des Hormons regulieren. Ist die Versorgung tatsächlich krankheitsbedingt oder etwa nach einer Hodenoperation nicht ausreichend, kommt eine Therapie mit Testosteronpräparaten in Frage.
Was die Gesundheits-Experten der Stiftung Warentest raten
- Sie sollten Ihren Testosteronspiegel nur dann bestimmen lassen, wenn Sie schwerwiegende Beschwerden haben, die auf einen Testosteronmangel hinweisen. Eine Empfehlung für Männer, den Testosteronspiegel ab einem gewissen Alter generell zu überprüfen, gibt es nicht.
- Wenn Sie sich mit zunehmenden Alter müde und schlapp fühlen, Gewicht zunehmen oder weniger Lust auf Sex haben, sollten Sie sich nicht einer Testosteron-Behandlung unterziehen. Versuchen Sie es stattdessen mit einer guten Lebensführung: Viel Bewegung, gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und weniger Stress erhöhen Ihre Chancen, auch im Alter fit zu bleiben.
-
- Hand aufs Herz: Nehmen Sie Ihre Medizin regelmäßig ein? Viele Patienten beteuern, dass sie das tun – ohne dass es stimmt. Das stellte die Weltgesundheitsorganisation...
-
- Kleben statt schlucken – Wirkstoffpflaster gibt es beispielsweise gegen starke Schmerzen, zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden, Demenz oder rezeptfrei als...
-
- Bekommen Frauen in den Wechseljahren Probleme wie trockene Scheide, verordnen Gynäkologen oft Vaginalcremes mit hochdosiertem Estradiol (siehe auch unsere Meldung...
Diskutieren Sie mit
Nur registrierte Nutzer können Kommentare verfassen. Bitte melden Sie sich an. Individuelle Fragen richten Sie bitte an den Leserservice.
Nutzerkommentare können sich auf einen früheren Stand oder einen älteren Test beziehen.
Kann wie in meinem Fall auch zu Impotenz führen. Natürlich war ich beim Arzt, und der hat mir dann auch gleich Sildenafil verschrieben. Aber nach mehreren Versuchen, die alle mit schrecklichen Nebenwirkungen endeten, habe ich davon abesehen und mich mal selbst schlau gemacht. Gefunden habe ich potenztabs24, pflanzlich, und die Wirkung setzte schon nach nur einer Woche ein! Nicht nur bei meinem besten Freund, ich fühle mich auch insgesamt viel fitter. Also, liebe Leser: Nicht gleich zu Chemie greifen!!
zwischen Altersbeschwerden und Testosteronspiegel ist nicht immer vorhanden und daher ohne ausreichende Studien nicht be- noch wiederlegbar. Belgbar ist jedoch die positive Wirkung eines u.A. gesunden Hormonspiegels. Die automatische Besserung der Vitalität wie durch der Einnahme von #### (wegen Schleichwerbung vom Administrator gelöscht) wirkt sich aber positiv auf Begleitbeschwerden aus die nicht durch den Hormonmangel verursacht wurden. So wurde bekannt,dass eine ursprünglich nur zur Potenzsteigerung gedachte Entwicklung, wie so häufig, positive Nebenwirkungen erzeugt. Dass dieses Feld nun auch von der Pharma entdeckt wird ist unter Anbetracht auslaufender Patente nur klar.